Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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hatte mich verstoßen, ich war heimatlos …

      Weshalb mischte ich mich hier abermals in Dinge, die mich nichts, nichts angingen?! Hatte ich noch nicht genügend Lehrgeld gezahlt?! Ich verlangte vom Leben nichts mehr als inneren Frieden.

      Wirklich nichts mehr?!

      Und mein Blick begegnete dem der Fürstin, und wir beide erröteten flüchtig … –

      Steenpool begann …

      5. Kapitel

       Hand aufs Herz!

       Inhaltsverzeichnis

      … Wie war das doch damals, als Howard Steenpool sein Wissen preisgab?!

      … Ich habe die Feder weggelegt, und ich schaue über den Klostergarten mit seinen Palmen, Büschen, grünen Feldern, ich sehe die jüngeren Mönche in der dunklen Tracht mit den eigenartigen Turbanen mit Spaten und Hacken hantieren und die farbigen Laienbrüder große Körbe davonschleppen.

      Ich sehe die hohe Mauer, auf deren Krone man bequem entlangschreiten kann, – ich sehe die innere, ältere Mauer, die auf Jahrtausende zurückblickt, und mir kommt der Gedanke, daß auch wir Menschen in unseren Herzen zwei solche Mauern haben, die uns von der Außenwelt trennen, – die eine, die ältere, ererbte ist die schamlose Selbstsucht, Erbgut der Väter, – die zweite unsere eigene Unzulänglichkeit, Unausgeglichenheit, das Sich-Selbst-Belügen.

      Es gab eine Zeit, in der die wilde Kraft wilder Reiter, Jäger und Fischer diese Mauern niederriß. Ich höre das Grollen der Brandung, das Heulen des Sturmes, – und damals war er bei mir, Quelle urwüchsigen Mannestums …

      Heute?!

      Eine Klosterzelle … Ein Glöckchen bimmelt, und eilig legen die frommen Pater ihre nie erlöschenden Tschibuks weg und hasten zur Kirche mit den drei Kuppeln, die man neben St. Antonius’ erster Kapelle errichtet hat.

      Das Leben ist bunt, – bunter noch das Erleben dessen, der diesem Leben den Rücken zugekehrt hatte und den der blinde Zufall immer wieder hineinriß in die Strudel quellenden Geschehens.

      Wie war das doch mit Steenpool damals?!

      … Sein rundes Gesicht, man mußte immer an einen holländischen Käsehändler denken, war der Fürstin zugewandt. Dieser Detektiv, der so geziert tat, der so gern mit seinem Brillantring kokettierte und seine Zigarette wie ein Backfisch rauchte, mochte ein ganz gescheiter Kerl sein, aber daneben war er zweifellos ein ebenso eitler Fant und Pousseur.

      Er schaute Wera Zubanoff mitleidig an, legte seine Zigarette auf die Aschenschale und drückte die glimmende Spitze mit dem angefeuchteten Zeigefinger aus …

      »… Es war drei Monate nach meiner Flucht aus dem Zuchthaus Battersea …« sagte er einleitend, und er war sich sehr wohl bewußt, daß dieser Satz wirksam sein dürfte. »Die Sache ist nun ja auf diplomatischem Wege erledigt. Wir vom Auswärtigen Amt geraten zuweilen in eigentümliche Lagen. Ich hatte in den Staaten in aller Stille einen Mann festzunehmen, der auf keinen Fall der dortigen Polizei in die Hände geraten durfte. Ich war ein schlichter Privatmann, und als ich meinen raren Vogel in einer dunklen Gasse in die Enge trieb, schoß er zuerst. Ich schieße nie – oder doch höchst selten. Damals genügte ein Ziegelstein. Daß der Ärmste eine Schädeldecke so dünn wie eine Eierschale besaß, bedauerte ich aufrichtig. Er war tot … Und ich kam als Wilson nach Battersea … Eines Tages, als wir Sträflinge eine neue Autostraße glatt walzten, tauchte ein Eindecker ohne jede Nummer oder Zeichen auf, flog sehr niedrig, ein Tau hing vom Fahrgestell herab, und das Tau schlang sich mir um die Brust, – andere behaupten, ich hätte mich daran festgehalten. Was auch möglich ist. Das Endergebnis blieb dasselbe, ich war frei, auf dem Meere hatte mich ein Dampfer aufgenommen, und nach zweijähriger Abwesenheit schlief ich dann wieder mal im eigenen Bett in London. Nicht lange, da meine Vorgesetzten mir eine Aufgabe zuwiesen, die nur Howard Steenpool erledigen könnte, sagte mein Chef. Folgendes war geschehen: Zwei Landsleute, von denen Sie, Fürstin, eine wenig gute Meinung haben, hatten von Angora aus gewisse Rechte auf ein Gebiet am Amur geltend gemacht und waren in aller Stille dorthin gereist. Wieviel Schmiergelder sie bezahlt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Da Rußland damals allen Grund hatte, sich mit England gutzustellen, war der Kaufvertrag anerkannt worden, obwohl ein gewisser Wassili Gowin sich bereits als Herrn besagter Ländereien betrachtete. Eines Tages fand man dann Mr. Edward Bix, auf den ich als Engländer durchaus nicht stolz bin, mit einem Loch im Schädel unweit des Uferdorfes Zubanowo am Amur mausetot auf, und leider war auch Lord Fattmoore so tot, wie ein Mensch es nur sein konnte, seine Leiche lag im Schlamm einer kleinen Flußinsel, und der Kopf zeigte Spuren einer wenig sachgemäßen chirurgischen Behandlung. – Fattmoore war auch keine Zierde Oldenglands, aber sein Onkel war Staatssekretär, und ich war nur Oberinspektor und sollte nun die beiden Morde so in aller Stille – vergleiche Amerika – aufklären. – Man reist im Expreß recht bequem, aber von Charbin bis zum Dorfe Zubanowo bekam ich von Ostasien so ziemlich genug zu kosten. In diesem jämmerlichen Nest begann ich mit meinen Nachforschungen. Howard Steenpool hat noch immer ermittelt, was er herausbringen wollte. Ich erfuhr, daß eine als Mongolin verkleidete Händlerin zur Zeit der beiden Morde in Zubanowo geweilt hatte. Ich wußte, daß die Fürstin Zubanoff seit Monaten aus Angora verschwunden war, ich konnte einen alten Chinesen auftreiben, der die Mongolin mit Mr. Bix an jenem Abend am Flusse beobachtet hatte, und …«

      Wera fragte scharf: »Sah der Chinese, daß ich geschossen habe?«

      Steenpool verneinte. »Das nicht, aber Sie hatten eine Pistole, und Ihr Begleiter, der sich ebenfalls als Mongole ausgab, besaß auch so ein überflüssiges Schießeisen …«

      »Sind das Ihre ganzen Beweise?!« – und ich hatte meine Gleichgültigkeit längst wieder über die äußere Mauer in meinem Herzen geworfen und war hinterdrein gesprungen und stand – bildlich – Wera recht dicht zur Seite.

      Steenpool erwiderte und legte die Fingerspitzen aneinander: »Mr. Abelsen, ich blicke auf eine fünfzehnjährige Erfahrung als Detektiv zurück, und die einfache Tatsache, daß die Leichen nicht beraubt waren, genügt mir.«

      »Dann sind Sie sehr bescheiden …?!« – und meine Ironie war bösartiger Hohn. »Ich denke, es gibt noch jemand, der ein Interesse daran hatte, Bix und Fattmoore auszutilgen …! Dort sitzt er!«

      Gowins düsteres Golemgesicht hatte sich unter dieser Anklage nicht die Spur verändert. Er hielt den Kopf etwas schief und schien nach draußen zu horchen. Er hatte Ohren wie ein Luchs, und als Steenpool nun ohne jede Veranlassung überlaut ihm zurief:

      »So verteidigen Sie sich doch, zum Teufel! Sie werden doch eine solche Verdächtigung …«

      … Da fuhr Gowin ihn heiser an: »Schweigen Sie!! – Chedee, binde ihn, knebele ihn, oder wir erleben hier eine Überraschung, die uns warmes Blut kostet!«

      Auch der alte Giljake mußte irgend etwas gehört haben …

      Wie ein Blitz war er neben Steenpool, – nie hätte ich ihm diese Fixigkeit zugetraut, und er bohrte dem Detektiv den Lauf der Pistole grob in die Rippen …

      Seine Linke – sauber war sie nicht – preßte sich auf Steenpools Mund …

      »Den Knebel her, Mr. Abelsen …! Die Hunde im Stall sind so unruhig, und meine Giljaken liegen sicherlich betrunken im Heu …!!«

      Ich zauderte …

      Wera Zubanoff war flinker … Im Nu hatte sie Steenpool jede Möglichkeit genommen, nach draußen ein Signal zu geben …

      Dann knallte ein Schuß … Chedee hatte die Deckenlampe tadellos getroffen, – Chedee flog zu den Wandleuchtern, – es wurde dunkel … dann hörte auch ich in der Ferne ein merkwürdiges Geräusch … Ich konnte es nicht deuten … Ich hörte eine Tür zufallen, ich verspürte einen kalten Luftzug, dann drückte mir jemand meine Büchse in die Hand … Wrangel begann zu knurren, und plötzlich blitzte eine Karbidlaterne auf …

      In der offenen Tür standen mehrere