Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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nicht still verhielten …

      Was ganz überflüssig war, denn ich hatte nicht die geringste Lust, mich auf einen Kampf mit diesen gelben Knirpsen einzulassen, die nun einmal hier in diesem Grenzgebiet die gesetzliche Macht darstellten.

      Ich setzte mich wieder, legte die Büchse auf den schönen Teppich und blinzelte geblendet in den Lichtkegel, während Steenpool verzweifelte Anstrengungen verschwendete, sich aus seinem Sessel zu erheben.

      Im ganzen waren es acht Japaner, die nun erst vorsichtig eintraten und den Salon vollends ableuchteten.

      Chedee und die Fürstin waren nicht mehr da. Gowin lächelte unmerklich, und Steenpool, den die Kleinen losschnitten, schnellte wie ein Blitz hoch und brüllte wie ein Nußknacker, dem er auch auffallend glich.

      Er schien die Japs sehr gut zu kennen, und der zappelige Polizeimeister fuhr wie ein Flederwisch in alle Ecken …

      Aber Wera, Chedee, die anderen fünf Giljaken und die Hunde hatten sich derweil gänzlich verdrückt.

      Steenpool tobte. Seine lächerliche Wut entlud sich über mein Haupt, und erst Gowins derber Zwischenruf, der den Oberinspektor so etwa mit einem Hammel auf gleiche Stufe stellte, brachte den Vertreter Oldenglands zur Vernunft.

      Es zeigte sich, daß unter dem Diwan dicht an der Wand zwischen den Fenstern in den rohen Bretterdielen sich ein viereckiger Ausschnitt nebst Deckel befand, – daß unter dem Salon ein Kellerraum lag, der sich bis zum Stall hinzog, und daß die Flüchtlinge samt den Hunden auf einem Boot in die Sumpfwildnis westlich der Lichtung eingedrungen waren.

      Eine Verfolgung dorthin war ausgeschlossen.

      Als Howard Steenpool schweißtriefend und atemlos wieder eintrat und uns dies Ergebnis mitteilte, hatte ich Gowin schon losgebunden, wir saßen auf dem Diwan nebeneinander, und die beiden uns bewachenden Japs hatten nichts dagegen einzuwenden gehabt, daß wir uns jeder eine Zigarette ansteckten.

      Steenpool schämte sich seiner sinnlosen Unbeherrschtheit wegen, rückte den Sessel näher und nahm umständlich Platz.

      »Entschuldigen Sie,« sagte er kleinlaut … »Wenn einem aber ein so lange gehetztes Wild abermals durch die Lappen geht, verliert man …«

      Gowin unterbrach ihn.

      »Sie sind uns noch den Rest Ihrer Geschichte schuldig … Ich möchte alles wissen. Mir scheint, ich habe Wera Zubanoff bitter unrecht getan …«

      »Und mir scheint,« sagte Steenpool schadenfroh, »daß Sie vielleicht sehr unrecht taten, als Sie Bix und Fattmoore beseitigten, Sie … ostasiatischer Oberschacherer, Sie!« Er regte sich dabei nicht weiter auf, denn er und die Japs waren in der Übermacht. Seine Höflichkeit mir gegenüber hatte dem Europäer gegolten, in Gowin sah er nur den Farbigen.

      Dann schüttelte er leicht den Kopf und sprach zu dem in der offenen Tür lehnenden Polizeimeister drei Worte – nur drei Worte, – es konnte Japanisch sein, ich verstand sie nicht.

      Nur drei Worte …

      Der Japaner stutzte …

      Ich sah, daß Gowin nun die linke Hand mit dem Ballen an das Herz drückte und den kleinen und den Mittelfinger stark krümmte.

      Der Polizeimeister von Sadagito sagte da zu Steenpool:

      »Ich werde sofort wieder aufbrechen, Mr. Steenpool. Diese Lichtung liegt bereits auf russischem Gebiet, und ich würde mir nur schwere Unannehmlichkeiten zuziehen, wollte ich hier Ihnen weiter zu Diensten sein.«

      Steenpools Gesicht wurde erheblich lang.

      »Ich komme mit,« sagte er schnell.

      »Sie bleiben!« – und Wassili Gowin drückte ihn in den Sessel zurück.

      Die Japaner verschwanden ohne Abschied …

      6. Kapitel

       Das Haus des Dreizehnten

       Inhaltsverzeichnis

      … Die Vorliebe der Chinesen und Japaner für Geheimgesellschaften ist bekannt. Im allgemeinen wußte ich bisher nicht viel über diese asiatischen »Logen« und »Brüderschaften«. Nur Chi Api hatte mir in einsamen Stunden in unserer Urwaldhütte im borneanischen Tropenwald einiges darüber mitgeteilt, hatte mir dann auch hier auf Sachalin bei besonderer Gelegenheit erklärt, er hielte Gowin für eines der unbekannten Häupter des sogenannten Wang-Bundes, der als Endziel seiner Bestrebungen die Errichtung eines gemeinsamen ungeheuren Reiches, Japan, China, Mandschurei und Mongolei umfassend, planen soll … soll, betonte Chi Api, genaues wüßte er nicht, denn gerade der Wang-Bund sei außerordentlich vorsichtig und nur die zwölf Oberhäupter seien in die Pläne jenes Doktor Wang Ho eingeweiht, den die Machthaber in Peking letztens hatten erschießen lassen, weil er ihnen unbequem wurde. – Wang war Arzt gewesen, hatte in Paris, Berlin und Genf studiert und galt für einen Mann von außerordentlichen Fähigkeiten. Nach seiner Hinrichtung hatte man seine Leiche, damit keinerlei besonderer Kult mit ihr getrieben würde, verbrannt, und die Asche ins Wasser gestreut.

      Gowin trug nun – und das war Chi Api aufgefallen – am linken Unterarm einen schmalen, mit Muscheln benähten Schnallriemen, – ein Armband, könnte man sagen. Zwischen diesen Muscheln befand sich, umgeben von ganz kleinen Muscheln, der braun verfärbte Backenzahn eines Menschen. Chi hatte mir geraten, Gowin nie nach der Bedeutung dieses Zahnes zu fragen. »… Freund Olaf, es geht das Gerücht, daß Wangs Zähne, sogar sein Kopf, dem Scheiterhaufen entgingen und daß jeder der zwölf Ober-Wangs einen Zahn bei sich trüge.«

      Dinge, die die Vergangenheit längst ausgelöscht hatte, wurden so in mir wieder lebendig.

      Ich zweifelte jetzt nicht mehr daran, daß Gowins Bemerkung, ihm stände die Hilfe tausender von Mongolen zur Verfügung, sich nur auf den Wang-Bund beziehen könnte. Der Polizeimeister war auch ein »Wang« gewesen, Gowin hatte dies irgendwie erkannt, und die Folge war, daß Howard Steenpool notgedrungen bei uns bleiben mußte.

      »Abelsen,« sagte Gowin zu mir, »ich möchte jetzt erst einmal feststellen, ob die Japaner wirklich abgezogen sind. Leisten Sie Steenpool Gesellschaft und legen Sie Ihre Büchse über Ihre Knie … Steenpool hat hier zwar keine Robbenschlägerkeulen zur Verfügung, aber … «

      Und dann ging er rasch hinaus.

      Natürlich wollte er den Polizeimeister noch sprechen.

      Steenpools Laune spiegelte sich auf seinem Kürbisgesicht wieder. Er gab sich gar keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen, und ich gab mir erst recht keine Mühe, ihm zu seiner Niederlage nicht zu kondolieren.

      »Sie haben Pech …!« meinte ich gemütlich. »Howard Steenpool scheint doch nicht immer zu siegen … Jeder Feldherr muß mal eine Schlappe hinnehmen. Ihrer Miene nach wünschen Sie jetzt wieder ein Flugzeug herbei …«

      Sein eigentümlich ernster Blick ruhte still auf meinen Händen, die die Büchse bereithielten.

      »Ich fürchte, Mr. Abelsen, wir alle werden noch an diese Nacht denken – noch nach Jahren,« sagte er gedämpft. »Ich hätte nie vermutet, daß Gowin ein Tschu-Wang ist.« Dabei bekam sein Blick etwas Fragendes. »Wissen Sie, was Wang ist?« fügte er nach einigen Sekunden hinzu, da ich es doch für richtiger hielt, mit meiner Antwort vorsichtig zu sein. Es ist ein Geheimbund, Mr. Abelsen, und die hier im fernen Osten interessierten Großmächte haben bei Gott alle Ursache, diese panasiatischen Bestrebungen scharf zu überwachen. Würde die Idee eines Gesamtreiches dieser ungeheuren Volksmassen Wirklichkeit, dann hätten wir Engländer selbst in Honkong ausgespielt, dann würde Amerika die Philippinen verlieren, Frankreich seine hinterindischen Besitzungen, – ein neuer Weltkrieg würde entbrennen, die weiße Rasse stände der gelben gegenüber, und Asien würde bis zum Ural eine geschlossene Macht, die Zeiten der Hunnenzüge kehrten zurück, und die europäische Kultur ginge in Scherben …«

      »… Was nicht schade wäre,« sagte ich schroff. »Diese »Kultur« ist bis ins innerste