Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Stelle.

      „Mussu,“ grinste der kleine Prophet und betrachtete unsere drei Abendbraten, „Mussu, ich das alles wußten von Mord und anderem … Ich nicht reden gern viel. Ich nur sagen: Wir sein werden vier gegen zwölf, Mussu, vier …!“

      „Du denkst, daß Daisy uns folgt und helfen wird?“ Mir erschien dies etwas unwahrscheinlich. Das Turnbull-Feld verlangte einen Ritt von mindestens noch einer Woche …

      „Ich wissen, Mussu.“

      Sein Ton überraschte mich.

      „Woher nimmst du das mit solcher Bestimmtheit an?“

      Er sog an seiner Zigarette und schielte zur Seite.

      „Mussu, du schon sehen …“ wich er aus.

      Ich kannte ihn, alle Fragen würden von ihm abprallen. Er hatte seine eigene Note.

      Sein langer Affenarm deutete seitwärts. „Dort Tal sein …Gut zum Lagern …“

      Als ich zurückschaute, stand Percy Dobber neben dem Packpferd und hatte den linken Arm auf den Hals des Tieres gestützt und den Kopf auf diesen Arm gelegt …

      Ich konnte mir Percy weinend nicht vorstellen.

      8. Kapitel

       Austin ist wieder da

       Inhaltsverzeichnis

      In dieser Nacht und in allen folgenden, auch bei kürzerer Rast am Tage hielt sich Dobber stets mit seinen Pferden abseits von uns. Nur die Mahlzeiten nahmen wir gemeinsam ein. Dann kehrte er zu seinen Tieren zurück. Er war stiller als bisher, aber nicht bedrückt. Seine Schweigsamkeit und sein Wunsch nach Alleinsein waren verständlich. Er sah sich dem Ziele nahe, er durfte auf die große Abrechnung hoffen, und gerade er, an Einsamkeit gewöhnt, wurde so leichter mit der Erregung des Harrens auf die wichtige Stunde fertig.

      Achi und ich, aufeinander angewiesen, traten uns immer näher, und dieser junge kluge Bursche schlich sich in mein Herz ein und ward mir teuer und wert. Seine Wißbegier, sein Lerneifer verhalfen uns zu anregenden Stunden.

      Wir hatten den Woods-See mit seinen Farmen und dem großen Goldfeld von Ashburton im Süden umgangen. Von Verfolgern spürten wir nichts. Wir waren nun im Turnbull-Feld, und an dessen noch fruchtbarem Rande stießen wir auf eine unzweideutige Fährte des Doppeldeckers: In einem Lehmtale fanden wir ein geheimes Benzindepot und daneben eine jener unterirdischen Wasserstellen, die man erst aufgraben muß. Hier hatte das Flugzeug längere Zeit gehalten, die Insassen hatten Kaninchen gejagt und getankt und waren dann weitergeflogen.

      Achis untrüglicher Ortssinn versagte nicht. Am Abend des 1. September sichtete Dobber mit seinem Glase in dieser trostlosesten aller Sandwüsten einen hohen Gebirgszug.

      Stumm gab er mir das Glas. Sein Gesicht war wie versteinert.

      Ich schaute – – schaute …

      Ich begriff ihn.

      Dort leuchtete Schnee auf spitzen Kuppen, dort zogen weiße Striche die dunklen Hänge entlang: Es konnten nur Gießbäche sein …!

      Schnee hier in diesem Backofen?!

      Unmöglich!

      „Salzablagerungen!“ sagte Dobber mit schwankender Stimme.

      Achis Photographien hatten nur die Burg wiedergegeben, nicht die Kuppen der Randberge des Tales, nicht diese weißen Streifen …

      „Und die … Gießbäche?“ fragte ich kopfschüttelnd.

      „Vielleicht auch Salz … Natronsalz, Abelsen …“

      Achi zog die Wulstlippen hoch. „Ja, das große Wunder sein …“ meinte er nur. Aber er war stolz auf sein Anrecht als Entdecker dieser Wunder. „Kanarra mich prügeln damals mit Riemen, als heimkehren, – Burg sein wert Prügel, ich denken.“

      Percy drückte ihm die Hand …

      „Mein Boy, wenn das Schicksal mich reich macht, ich werde dich nicht vergessen …!“

      Wir hielten hier zwischen einer Kette jener lehmigen Kegel, die, vom wehenden Sand an den Unterteilen abgenagt, wie Pilzfelsen aussehen.

      „Warten wir die Dunkelheit ab,“ meinte Dobber leise. „Und dann … dann werden wir nach Mitternacht an Ort und Stelle sein und uns verbergen und … beobachten. In der Nacht vom dritten zum vierten sahst du den Zug der Zwölf über den Felsendamm zur Burg wandern, Achi … Auch ich will das sehen, denn es muß irgendeine Bedeutung haben. Armand ist kein Phantast, der hier in die Sandwüste vielleicht seltsame Logengebräuche oder Ähnliches verpflanzt. Armand ist ein eisig kühler Kopf und ein Kerl ohne Herz und Seele. Gespensterszenen liegen ihm nicht, es sei denn, daß er Vorteil davon hat. Und wo wäre hier etwas dadurch zu ergaunern?!“

      Die Nacht nahte. Die Finsternis schlich über die Ebene, und die Mondsichel warf wunderliche Schatten der Lehmpilze auf den gelben Streusand. Wir lagerten unter einem der größeren Pilze, und wir merkten die Nähe von fruchtbarem Boden und Wasser an der Menge der Tiere, die nun aus ihrem Schlupfwinkel dorthin zogen, wohin uns das Geheimnis eines phantastischen Bauwerks lockte. Erdschwalben hatten in den Lehmwänden der Pilze ihre Löcher und Nester, und ihre Gleichgültigkeit gegenüber unserer Anwesenheit bewies, daß das Raubtier Mensch ihnen fremd war. Sie flogen ab und zu, ihr helles Pfeifen wurde nur übertönt von dem häßlichen Schrei der Strauße und dem dumpfen Dröhnen der Sprungfüße der Känguruhs, die bis zu zwanzig Stück vorüberhüpften …

      Dobber lagerte fünfzig Meter abseits wie immer. Soeben hatten wir gegessen, das Feuer brannte noch, und Dobber erhob sich und wollte zu seinen Pferden hinüber.

      Wie immer ein Handschlag als Gute Nachtgruß, – wie immer bat er sich fünf Zigaretten aus … –

      „Mussu,“ sagte der Prophet zu mir und scheuerte den Kessel mit Sand, „Percy sein großer Blinder …“

      „Blinder?“ Ich lag auf dem Bauche, und ich war satt und faul und glücklich und zufrieden wie selten.

      „Du auch Blinder, Mussu,“ meinte der freche Achi eindeutig, unterbrach das Scheuerfest und blinzelte mir zu. „Percy denken, ich blind … Er irren sich. Ich das schon wissen seit Walhallow.“

      Ich gähnte. „Du würdest mich zu Dank verpflichten, wenn du mit dem Unsinn aufhören würdest …“

      Wir hatten Percys Verlangen nach Einsamkeit stets respektiert und ihn nie besucht.

      Glaubte ich …

      „Mussu,“ griente Achi noch unverschämter, „wenn du mal wollen nachher kriechen zu Dobber und kriechen im Bogen von andere Seite, du Mund aufreißen.“

      „Du bist verrückt, mein Sohn …“ – und ich sog liebevoll an meiner Zigarre.

      Achi zog die Nase erheblich kraus. „Ich nur klug sein und Augen haben … Du nicht Augen haben.“

      Ich blickte einem Trupp Känguruhs nach. Es waren vier Jungtiere dabei, und diese kleinen Kerle wirkten so belustigend in ihren unbeholfenen Sprüngen, daß ich laut lachte.

      Prophetchen nahm das krumm.

      „Gut … ich bitten also, du mitkommen nachher, Mussu,“ sagte er schwer gereizt. „Ich schon immer nachts kriechen zu Percy, wenn du schlafen.“

      „Was ich ziemlich gemein finde, mein Sohn!“

      Er blitzte mich wütend an. „He, und Packpferd?! He, nicht blind sein du?!“

      „Was soll das alles?“ fragte ich einlenkend, denn jetzt tauchte ein Gedanke in mir auf, der schon längst bei geringen Anlässen wach geworden war.

      Aber Achi packte den Kessel weg und gab den Pferden zu saufen und hielt mich keiner Antwort für wert. Nachher setzte er sich oben auf einen der Nachbarpilze und starrte den Mond an. So konnte