Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Ohren spielten, – wenn es sich auf den muskelstrotzenden Hinterbeinen aufrichtete, war es weit über mannshoch.

      „Nehmt es als Symbol!“ wiederholte Daisy nochmals. „Viele haben es zu erlegen versucht, noch keinem gelang es … Unsere Schwarzen droben in unserem Bezirk verbinden mit dem Tiere allerlei abergläubische Vorstellungen. Wir, Austin, wollen diese Stunde nicht vergessen, uns erschien das weiße Känguruh als Zeichen des Friedens! Nie würde ich die Büchse auf dieses Geschöpf richten, nie würde ich dulden, daß ein Mensch es hetzte! – Da, nun hat es uns erspäht … es äugt herüber …“

      Sie winkte, und ihre helle Stimme rief dem Tiere übermütigen Gruß zu.

      Das Känguruh wandte sich und tauchte in eine Buschkulisse ein.

      Gleich darauf schritt Daisy Mallingrott, die Büchse über der Schulter, in derselben Richtung davon, während Austin und die Seinen sich lagerten und ein mächtiges Feuer anzündeten.

      Ich verließ den Lehmpilz, bevor noch die Flammen ein allzu grelles Licht über die Umgebung streuten. Ich traf zehn Minuten darauf an der vereinbarten Stelle mit Achi zusammen. Der Boy saß in aller Seelenruhe in dem kleinen Sandkessel hinter der einzelnen, dürftigen Buche. Die Pferde weideten ein Stück nach Norden in einem lehmigen Bachbett, das nur nach starken Regengüssen Wasser führte.

      „Mussu,“ begrüßte der kleine Prophet mich mit einem vergnügten Grinsen, „– Pferde sein da, – bald noch anderes kommen, Mussu … Daisy und Percy finden jede Fährte, und Austin Gorrand sein nun gut Freund … Das am besten so …“

      Er hatte vor sich eine Konservenbüchse stehen, die nicht aus unseren Vorräten stammte. Sie war geöffnet und enthielt Huhn in gedünstetem Reis. Den Hühnerschenkel hatte der diebische Achi noch in der Linken.

      „Mein Sohn, diese Anleihe da hättest du dir sparen können,“ meinte ich vorwurfsvoll.

      „Kriegsbeute,“ nickte er erstaunlich gleichgültig. „Ich auch soeben erst fangen an zu essen … Ich hören mit zu, was Missu Daisy reden zu Austin. War schönere Predigt als in Missionsschule in Borraloola … Daisy sehr klug und sehr schön.“

      Der Hühnerschenkel nahm ihn aufs neue in Anspruch. Den Gebrauch eines Löffels, den Reis zu vertilgen, verschmähte er. Er besaß die Fertigkeit der Chinesen, den Reis zu Kugeln zu rollen, und obwohl seine Hand kaum in die Büchse hineinging, brachte er es doch zuwege, in kurzem den Inhalt restlos zu vertilgen.

      Ich hatte mich ihm gegenüber gesetzt. Er war ein erstaunlicher Bursche, alles in allem, dieser Maleachi. Die oft so kriecherische Art halb zivilisierter Farbiger fehlte ihm gänzlich. In seinem Charakter zeigten sich weitaus sympathischere Züge als sein Äußeres vermuten ließ.

      Er wischte sich die Hände im Sande sauber, warf die leere Büchse in das Gestrüpp und schabte mit seinem Jagdmesser den Hühnerknochen flink und gewandt so vollkommen rein, daß meine Frage, was er damit beginnen wolle, eigentlich überflüssig war.

      „Pfeife,“ sagte er nur und sägte die Enden ab, glättete die Schnittflächen, bohrte Löcher in die Knochenröhre und hatte so in wenigen Minuten eine kleine Flöte hergestellt, die er dann vergnügt ausprobierte. Sie hatte einen weichen Klang, und noch verblüffender war die Fingergeläufigkeit, mit der mein Achi mir jetzt in zartestem Moll ein uraltes Matrosenlied vorspielte.

      Als er damit fertig, blinzelte er mich pfiffig an und meinte: „Ich nicht stehlen Hühnerbüchse wegen Huhn und Reis … Ich nur Knochen haben wollen, und aus Knochen Flöte …“

      „Du könntest einen Advokaten durch deine Spitzfindigkeiten beschämen …“ – und ich lauschte einem zweiten Konzert, diesmal war es der Walzer aus der Operette „Die Geisha“. – Auf der Ruxa-Farm hatte es auch ein Grammophon gegeben, und unter den Schallplatten war die Geisha am stärksten abgespielt.

      Ich blickte zum Monde empor. – Wie wundervoll war doch diese Nacht … Wie gern verzichtete ich auf die Segnungen der Kultur … Konnte es Schöneres geben als diese köstliche, reine, kühle Wüstenluft, als diesen Sternenhimmel und diese berauschende Einsamkeit?!

      Achis fehlerfreie Wiedergabe des populären Walzers erinnerte mich an Zeiten, die mir bereits in fernste Vergangenheit versunken zu sein schienen. Wann – wo mochte ich Sydney Jones’ Meisterwerk zuletzt gehört haben?! War’s daheim in Schweden gewesen, – war’s damals, als ich den Traum eines baldigen Eheglücks träumte … und vor den Schranken des Gerichts erwachte?! War’s damals, – – oder …

      Achi brach mitten in „O tanz’ du kleine Geisha, du …“ plötzlich ab.

      „Kommen andere Geisha, Mussu …“ sagte er und erhob sich eilfertig. „Sein Daisy und Percy.“

      Aus der Lehmrinne tauchten zwei Gestalten Arm in Arm auf. Daisy hatte ihren Kopf an Nr. 112’s Schulter gelehnt, und sie gingen sehr langsam und wie ein Liebespaar, das gemeinsam soeben den Mond angedichtet hat und keinen passenden Reim auf Kuß fand und es mit dem Kuß daher immer wieder versucht hatte.

      Dobber nickte mir zu, als sie beide vor mir standen. „Freund Abelsen,“ meinte er herzlich, „ich bin eine höchst praktische Natur und stets rücksichtsvoll. Wenn du gewußt hättest, daß Daisy in dem Lederhäuschen steckte, würdest du zweifellos …“

      Daisys Hand verdeckte ihm den Mund. „Mr. Olaf, es war stets sein Fehler, allzu viel Rücksicht zu nehmen …“ Sie lächelte ein wenig verschämt. Aber ihr freier Blick begegnete dem meinen ohne Scheu. „Percy und ich sind seit zwei Jahren etwa Mann und Weib. Es gibt da eine deutsche Operette …“

      „Es ist eine englische, die Geisha,“ verbesserte Percy sanft und entfernte ihr Händchen von seinem Munde.

      „Es ist eine deutsche, – Percy ist kein angenehmer Gatte … – eine deutsche, Mr. Olaf, – ich finde Ihren Vornamen wunderhübsch.“

      „Du hast nur Percy hübsch zu finden,“ drohte die Robbe aus 112 gekränkt.

      Es war das alles sehr spaßig, und selbst Achi grinste bis zu den Löffelohren.

      Und Nr. 112 fügte noch hinzu: „Frage doch Achi, ob er nicht den Geisha-Walzer flötete …“

      Daisy faltete verzweifelt die Hände.

      „Ist er nicht schrecklich, Olaf?! Er läßt mich nie ausreden. Ich wollte sagen, daß es eine deutsche Operette „Der Zigeunerbaron“ gibt und …“

      „Herr im Himmel,“ seufzte Dobber kläglich. „Sie ist entsetzlich unmusikalisch, Abelsen. Wenn sie die Lustige Witwe singen will, wird es stets der Trauermarsch aus …“

      Prophet Maleachi wagte Partei zu ergreifen. „Auf mein Programm standen der Matrosensang und die Geisha, wie dies waren …“ – er mußte die Einmischung schwer büßen, denn Daisys Temperament schäumte über.

      „Du bist auch ein Narr, Achi …!! – Im Zigeunerbaron kommt ein Duett vor, das …“

      „Sie meint Duell,“ flüsterte Percy noch ärger seufzend.

      „… Duett vor: Wer uns getraut … – und so weiter … – Aber wir werden sehr bald, hoffe ich, die amtliche Erlaubnis erhalten, vor aller Welt als Ehepaar Dobber auftreten zu dürfen …!“ Eine gewisse Drohung war in diesem letzten Satz deutlich spürbar, und ihre Rechte pochte leicht gegen den Kolben ihrer an der Hüfte hängenden Pistole. „Vielleicht wird vorher noch irgend jemand Bekanntschaft mit einem Strick, einer Schlinge und einem Baumast machen …“ Ihr Zeigefingerknöchel klopfte den Takt dazu … „Vielleicht werden es auch mehrere sein … Vielleicht schieße ich nicht nur nach armseligen Kaninchen … Vielleicht …“ Die Falten auf ihrer Stirn standen wie Wülste, und über dieser Stirn lag die Fülle des seidigen rotbraunen Haares und noch weiter zurück erhob sich die Krempe ihres flotten Hutes und bildete den Rahmen um diesen prächtigen Mädchenkopf.

      Percy Dobber streifte sie mit schnellem Blick. „Darling, ich will nicht drängen, aber wenn Austin mit den Seinen recht bald abzöge, – ich denke, es wäre ganz wünschenswert …“

      Maleachi