Название | Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch |
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Автор произведения | Walther Kabel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788075835246 |
Wir hatten unser Feuer schon gelöscht. Der Busch ringsum, der wohl seit Jahren keinen Regen gesehen hatte, war so trocken wie Zunder. Nur die frischen Triebe unten mühten sich, ein wenig grün auszusehen. Die Lichtung, an deren Rand wir ruhten, war klein und bildete eine Mulde, in deren Tiefe gelbbraune Lehmstreifen den dürren Sand durchzogen. In dieser Mulde weideten die Pferde. Nur dort wuchsen einige Grasbüschel.
Achi sagte gleichgültig: „Ich schon lange riechen. Busch brennen da …“ Er wies nach Norden. „Wind treiben Rauch, aber Wind sehr klein, Mussu Dobber. Keine Gefahr …“
Ich hatte von Buschbränden schon übergenug gehört, und Achis Wurstigkeit begriff ich nicht.
Percy warf seinen Kaninchenschenkel in die Sträucher. „Der Boy hat recht, Abelsen. Bei dem geringen Lufthauch breitet sich das Feuer nur langsam aus. Es ist auch die Frage, ob dieser meilenweite Busch ein geschlossenes Ganzes bildet. Wahrscheinlich sind Sandstrecken dazwischen, und die Geschichte erlischt von selbst. – Schlafen wir …“ – Er streckte sich lang, schob sich den Sattel unter den Kopf und knöpfte seine Lederjacke auf. Ich sah darunter ein verwaschenes Wollhemd und an einem Kettchen ein goldenes Glücksschweinchen mit Augen aus grünen Steinen.
Achi trug seine Wolldecke abseits. Er hatte, schien’s, mit einem Male Anwandlungen von Respekt vor den weißen Mussus. Percy schnarchte schon, ich sollte eine halbe Stunde wachen und ihn dann wecken. Mir war das nur lieb. Ich traute der Gefahrlosigkeit dieses Buschbrandes nicht, dessen beißende Dünste mir die Nase reizten. Ich nahm den Karabiner und wanderte gen Norden. Wandern?! Nein, – schleichen, denn die Mittagsglut war erschlaffend. Sie lastete zwischen diesen fahlen dürren Stengeln der Eukalyptusschößlinge noch drückender, sie erstickte alles, sie tötete jeden Laut …
Es war das grausige Schweigen des australischen Buschwaldes um mich her, jener eintönigen, farblosen, freudlosen Wildnis, die heimtückischer ist, als alles, was je den Menschen in die Irre lockte und dort verschmachten ließ. Hunderte haben diese unermeßlichen Scrubs und Brigalows schon langsam gemordet, – nie mehr fand man auch nur ihre Knochen wieder. Vögel und anderes Getier verschleppten sie, oder der Sandsturm bedeckte sie. In der Ruxa-Farm hatte ich Bücher gelesen über die ersten Forscher, die Australien zu durchqueren suchten. All diese Wagemutigen klagten über die niederdrückende Natur des Landschaftsbildes und über … den Mangel an Trinkwasser.
Uns fehlte Wasser. Der Inhalt unsere Flaschen und Schläuche war laue fade Jauche. Sie stammte aus dem Tümpel, und ich hätte nicht unter dem Mikroskop prüfen mögen, wieviel Bazillen darin umherwimmelten. Aber Walhallow-Station war nicht mehr fern … Die vier Reitstunden überstanden wir schon noch.
Eine Waldblöße tat sich auf, schmal und gewunden. Ich erkannte einige Riesenfarnkräuter, deren ungeheure palmenähnliche Blätter schwer, stark gekrümmt herabhingen und mit den Spitzen in den Salzgräsern ruhten. Dort mußte Wasser sein. Diese Riesenspielarten unserer europäischen Waldfarne, diese Farnbäume verlangen Fruchtbarkeit.
Ein Tümpel – vier Meter Durchmesser, braungrün der Inhalt, wimmelnd von scheußlichen Blutegeln, gelben Würmern, – und Wohnung jener aalähnlichen Barramunda-Fische, die noch durch Lungen atmen und nachts über Land wandern und mit ihren vier Flossen erstaunlich schnell vorwärtskommen. „Wasserfinder“ nennen die Eingeborenen sie, denn wo ein Barramunda dahinkriecht, muß Wasser in der Nähe sein, sie haben einen untrüglichen Instinkt für feuchten Boden.
Ich stand und beobachtete dieses Gewimmel von armseligen Geschöpfen, die der Schöpfer hierher verpflanzt hatte. Die Farnblätter bewegten sich, und ein Schnabeltier erschien, schob sich bis zu einer sonnigen Sandmulde, wühlte eilfertig den Sand weg und bewies, daß sein Organismus den Übergang vom Säugetier zum Vogel darstellt: Es legte die Eier frei, die die Sonne ausbrütete. Eier mit lederartiger Schale, und zwei Junge waren bereits ausgekrochen, fast handlange Tierchen …
Seltsame Welt … –
Ich stand ganz still, um all diese Sonderlinge nicht zu stören. Da waren schwarzgrüne Brückeneidechsen mit Rückenstacheln wie kleine Krokodile, – ein Ameisenigel schob seinen hornigen Vogelschnabel in die unappetitliche und stinkende Flut und sorgte für die Verminderung der Blutegel.
Aber anderes stach mir noch in die Nase als nur der Dunst dieser glutheißen Pfütze: Brandgeruch!
Die Hitze war unheimlich. Ich blickte empor, ich sah keinen Rauch … Das beruhigte mich. Der Wind schien eingeschlafen zu sein. Percy und Achi wußten hier besser Bescheid als ich. Ich kehrte um.
Ich fand die Pferde im dürftigen Schatten der Büsche liegend. Ihre Flanken waren naß, und ihre Augen spielten … Ich kenne Pferde. Mein Fuchs schnob, als er mich erblickte, sprang empor, schüttelte sich und sog laut die Luft ein.
Percy Dobber wurde munter.
„Hallo, Abelsen, – das stinkt bedenklich!“
Er beäugte seine Gäule.
„Gefällt mir nicht, Abelsen …!“
„Mir auch nicht … Da – die Tiere drängen nach Süden …“
„Stimmt … Brechen wir auf.“
Er lehnte wieder jede Hilfe ab, genau wie beim Absatteln. Er hatte uns noch immer nicht verraten, was der riesige Ballen enthielt, den sein Packtier schleppen mußte, aber schwer konnte das Ding nicht sein.
Wir trabten davon. Achi ganz vorn … – Achi hatte ein Gesicht wie Gewitterwolken.
Zehn Minuten, und dünne Rauchschwaden quollen uns entgegen und ein blanker feuriger Strich trieb uns zurück.
Noch zehn Minuten, und der Brigalow war die Hölle.
Der Busch brannte nicht nur im Norden und Westen, sondern rundum …
Feuermauern rückten näher – unaufhaltsam, unbarmherzig, – glühende Hitze versengte uns die rauchgeschwärzten Gesichter, drei Durchbruchsversuche hatten wir gewagt …
Nun standen wir wieder neben der Lehmmulde.
Der Schweiß zog Rillen durch Schwärze und Aschenteilchen, – ein Orkan brauste jetzt über den Busch hin …
Die aufsteigende Glut hatte ihn entfesselt.
Percy Dobber sagte zu uns, und er sprach hart und drohend: „Versprecht mir zu schweigen!“ Er deutete auf die Lehmschichten der Mulde … „Ich habe hier in der Wildnis meine Verstecke. Helft mir.“
Er nahm sein Messer …
Verzweifelte Arbeit war es, den Lehm zu lockern … Bretter kamen zum Vorschein, ein riesiges Loch wurde freigelegt, dessen eine Wand sanft abfiel. Wir führten die Tiere in die Höhle: Es war eine jener Grotten, in fast steinharten Lehmschichten, die ihre Entstehung unterirdischen Wasserläufen vorsintflutlicher Zeiten verdanken.
Die Bretter wurden wieder abgestützt und nur ein kleines Loch gelassen. Achi bewarf sie mit Lehmstücken, Zweigen und Sand und kroch dann wieder zu uns herein. Ein letztes Brett verschloß auch diesen Durchschlupf.
Dobber hatte eine Laterne angezündet. Ich sah mich um, und was ich sah, war enttäuschend. Es war eine Lehmhöhle, sehr lang, nach hinten empor werdend, aber leer. Nur die Laterne und eine große Blechkanne Petroleum bewiesen, daß Percy zuweilen hier Zuflucht suchte.
Er wurde mir immer geheimnisvoller.
Wortlos breitete er seine Decke aus und setzte sich.
„Abelsen, man hat uns drei schmoren wollen,“ sagte er, nachdem ich ihm eine Zigarette angeboten hatte. „Es gibt da Leute, Abelsen, die mich seit langem vernichten möchten.“
„Mallingrott?“
Er tat diese Vermutung mit einer heftigen Geste ab. „Der Kolonel ist kein Mörder, aber andere Leute sind’s …“
„Wer?“
Sein Gesicht verzerrte sich. Die Laterne warf nur trüben