Название | ALICE IM TOTENLAND |
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Автор произведения | Mainak Dhar |
Жанр | Языкознание |
Серия | Alice im Totenland |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958351516 |
Jemand packte ihren Arm. Hasenohr zerrte sie mit sich. Sie versuchte, sich zu wehren, aber sein Griff war so stark, dass sie ihn nicht abschütteln konnte. Als sie nach ihm trat, stolperte er nach hinten und verpasste ihr eine lässige Ohrfeige. Der Schlag war so hart, dass sie zu Boden ging. Alles drehte sich um sie herum. Hasenohr hob sie auf und warf sie sich über die Schulter. Er stieß ein lautes Kreischen aus, und sofort schoben sich mehrere Biter zwischen sie und die herannahenden Soldaten.
Das Verhalten der Biter hatte Methode. Sie verschafften Hasenohr etwas Zeit, damit er sie wegbringen konnte. Sie verstand nicht, was sie von ihr wollten oder was diese Zeichnung zu bedeuten hatte, aber damit schwand ihre Hoffnung auf Rettung. Die ZEUS-Truppen kamen ins Stocken und traten angesichts der schieren Übermacht von Bitern den Rückzug an. Hasenohr schlüpfte zwischen einigen Ruinen hindurch, und das Letzte, was Alice sah, war, wie sich die Biter kratzend und beißend über den ersten Soldaten her machten.
Der Ort, an dem sie sich befanden, war dunkel, und Hasenohr rannte durch Gänge, die zu einem ehemaligen Amtsgebäude gehörten. Von den Korridoren gingen immer wieder Türen ab, hinter denen sich Biter versteckt hielten. Selbst wenn es die Soldaten bis hierher geschafft hätten, wären sie in der Enge und der Dunkelheit eine leichte Beute für die versteckten Biter geworden. Alice versuchte erneut, sich anhand dessen, was sie erlebt hatte, ein Bild von den Bitern zu machen. Okay, sie waren nicht so schlau wie Menschen, aber sie besaßen die Fähigkeit zur Planung und vorausschauendes Denken – was aber immer noch nicht erklärte, was zur Hölle sie von ihr wollten!
Hasenohr duckte sich unter einem eingestürzten Stützbalken hindurch und hielt schließlich an. Er ließ Alice achtlos auf den Boden plumpsen. Alice überzog ihn mit den wüstesten Beschimpfungen, die sie in der Gesellschaft von Soldaten über die Jahre aufgeschnappt hatte, aber er sah sie nur ausdruckslos aus seinen leeren, geblichenen Augen an. Er wies auf ein Loch in einer Wand und bedeutete ihr, dort hindurchzugehen. Als sie zögerte, schlug er nach ihr, und sie landete wieder auf dem Boden.
»Was ist verdammt noch mal los mit dir? Hör auf, mich zu schlagen, dann überlege ich es mir vielleicht!«
Doch wieder schienen ihre Worte an Hasenohr abzuprallen. Alice sah ein, dass sie kaum eine Wahl hatte und sich auch ihr keine Fluchtmöglichkeit bot, also stieg sie durch das Loch und begann mit dem Abstieg in den Untergrund. Noch vor wenigen Minuten, als sie seit ihrer unüberlegten Verfolgung von Hasenohr das erste Mal wieder Menschen zu Gesicht bekam, hatte sie sich ausgemalt, wie ihre Flucht aussehen könnte. Nun aber war sie wieder fest in den Händen der Biter und wurde tiefer in deren Festung verschleppt.
Sie liefen wenigstens eine Stunde durch totale Dunkelheit, bis Hasenohr in einem größeren Durchgang anhielt, der von einer einzelnen Fackel beleuchtet wurde. Alice hielt sich die Seite. Sie hatte kaum noch genug Kraft, aufrecht zu stehen, geschweige denn, ihm weiter zu folgen.
»Ich brauche Wasser, okay? Ich bin nicht wie ihr. Ich muss essen und trinken.«
Er sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an, und sie deutete Trinkbewegungen mit ihrer Hand an, in der Hoffnung, dass er verstand, was sie von ihm wollte. Als er den rechten Arm bewegte, zuckte Alice zusammen. Sie rechnete damit, wieder geschlagen zu werden. Aber stattdessen hielt er ihr ihren Rucksack hin, den er ihr nach dem Kampf in der Botschaft abgenommen hatte. Sie öffnete ihn, nahm die Wasserflasche heraus und leerte sie bis auf den letzten Tropfen. Als sie die Flasche wieder zurücksteckte, tastete sie kurz in dem Rucksack herum. Sie hatte noch ein Erste-Hilfe-Set und eine Leuchtrakete dabei. Keine Waffen, aber die Leuchtrakete könnte sich nützlich erweisen.
Hasenohr knurrte, und sie gab ihm den Rucksack zurück. Sie war froh, dass er klug genug war, um zu verstehen, was sie wollte, aber auch dumm genug, nicht den Inhalt des Rucksacks zu überprüfen.
Sie folgte ihm tiefer in den Untergrund. Nach mehreren sich immer tiefer abwärts windenden Biegungen erreichten sie eine Tür. Hasenohr stieß diese auf, und Alice erkannte, dass sie eine Art Bunker betraten, der ursprünglich zum Schutz von Menschen gedacht war. Metallene Stockbetten säumten den Raum, in dem es vor Bitern nur so wimmelte. Einige von ihnen zischten sie an und kamen näher, aber Hasenohr stieß ein paar knurrende Warnungen aus, und die Meute zog sich zurück. Er griff ihr Handgelenk und zog sie dicht hinter sich her, wahrscheinlich um sie vor den anderen Bitern zu beschützen. Viele der Biter musterten sie feindselig oder spuckten nach ihr, und Alice zweifelte keine Sekunde daran, dass die Biter sie im Nu in Stücke zerfetzt hätten, wenn es ihren ungewöhnlichen Beschützer in Gestalt eines Bitern mit Hasenohren nicht gegeben hätte.
Vor einer offenen Tür hielten sie an, und Alice erstarrte, als sie aus dem Raum dahinter eine menschliche Stimme hörte. Eine weibliche Stimme, tief, ernsthaft und bedächtig, aber zweifellos menschlich. Das, oder Alice war kurz davor, ihrem ersten Biter zu begegnen, der sprechen konnte.
»Was hast du mir heute gebracht? Lass mal sehen.«
Stöhnen und Kreischen waren als Antwort zu hören, dann fuhr die Stimme fort: »Zwei ZEUS-Soldaten? Was soll ich denn mit denen anfangen? Den Papieren nach zu urteilen sind es junge Rekruten, also ohne jeden Nutzen für mich. Aber wie solltest du etwas davon verstehen, nicht wahr?«
Wieder ein Kreischen als Antwort. Alice lauschte der unwirklichen Unterhaltung und fragte sich, ob überhaupt eine der Parteien verstand, was die andere sagte.
»Nun ja, du hast sie hergebracht, und ich habe eine kleine Unterhaltung mit ihnen geführt. Unglücklicherweise hat man ihnen eine Gehirnwäsche verpasst. Sie wollen sich uns nicht anschließen, und nach allem, was sie hier gesehen haben, kann ich sie auch nicht mehr gehen lassen. Ich hatte gehofft, sie wären etwas aufgeschlossener. Aber wahrscheinlich ist es besser so – denn die beiden gehörten zu der Einheit, die vor zwei Wochen die Kleinen umgebracht hat.«
Anstelle des Kreischens ertönte nun ein markerschütterndes Brüllen, und schlagartig begriff Alice, dass der Biter tatsächlich verstand, was man ihm sagte. Bei den folgenden Worten der weiblichen Stimme weiteten sich Alices Augen vor Angst.
»Schafft sie weg, und aaaaab mit dem Kopf!«
Alice hörte, wie die beiden flehten und bettelten, als man sie davon zerrte, dann schob Hasenohr sie in den Raum. In Panik stieß sie ihn zurück. Was, wenn ihr das gleiche Schicksal wie den beiden ZEUS-Soldaten drohte?
»Lass mich los, verdammt noch mal. Lass meine Hand los!«
Da erscholl aus dem Raum beschwichtigend die weibliche Stimme.
»Ist schon gut, meine Liebe. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Komm herein.«
»Wer zur Hölle bist du?«
»Tss tss tss«, mokierte die Stimme missbilligend wie eine Lehrerin. »Junge Dame, von jemand aus den Siedlungen hätte ich ein etwas besseres Benehmen erwartet. Schließlich bist du keine dieser Wilden, die plündernd durch das Totenland streifen. Komm herein, und lass uns wie zivilisierte Leute miteinander reden. Aber um deine Frage zu beantworten: Die armen Geschöpfe hier unten halten mich für ihre Königin.«
Und so wurde Alice, vor Angst zitternd, in den Raum geführt, zu ihrer Audienz bei der Königin der Biter.
DREI
Als Alice den Raum betrat, fand sie sich in einer Art Büro wieder, mit einem großen Sofa an dem einen und einem Schreibtisch mit einem Stuhl mit langer Lehne am anderen Ende. Die Königin saß auf dem Stuhl, hatte aber den Kopf abgewandt, sodass Alice kaum mehr als ihre behandschuhten Hände auf der Stuhllehne sehen konnte. Hasenohr stand hinter ihr und stieß undeutliche drohende Geräusche hervor. Alice hatte keine Ahnung, wie die Biter sich verständigten, aber so wie sie die Laute deutete, ließ er sie wissen, dass sie keine Dummheiten versuchen sollte, so