Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Название Leopold von Ranke: Historiografische Werke
Автор произведения Leopold von Ranke
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9788027206056



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href="#ulink_a443bbfa-07be-5f2c-8011-a426ced86c9e">11 1836 näher nachgewiesen hat.

      Die dreibändige Geschichte der römischen Päpste schildert auf Grund des in Italien gesammelten Materials hauptsächlich die Päpste des 16. und 17. Jahrhunderts in ihrer Doppelstellung als Häupter der katholischen Christenheit und zugleich italienische Landesfürsten. Der reiche tatsächliche Inhalt, die anschaulichen Bilder der Persönlichkeiten, die Würdigung des in der katholischen Kirche seit dem Tridentiner Konzil neuerwachten Lebens verschafften dem Buche Anerkennung auch in katholischen Kreisen, zumal da um 1836 die Schärfe der konfessionellen Gegensätze im gebildeten Europa sehr gemildert war; es wurde bald auch ins Französische und Englische übersetzt. Der Geist des Buches ist aber gut protestantisch, und in diesem Sinne hat es auch gewirkt, um so mehr, da es den Ton leidenschaftlicher Erregung durchaus vermeidet und sich auf der Höhe geschichtlicher Betrachtung hält.

      Die Einleitung legt das Emporkommen des Papsttums in früheren Jahrhunderten dar. Es ist, wie die Vorrede von vornherein ausspricht, eine »kirchlich-weltliche Macht«, gehört also nicht zum Wesen des Christentums, welches in die Welt eintrat als »Befreiung der Religion von den politischen Elementen«. Allerdings bedurfte die Kirche zu ihrer geschichtlichen Entwicklung einer festen Organisation; eine solche bildete sich unter dem Schutze des römischen Kaisertums nach dem Vorbilde der Staatsordnung des römischen Reiches. Sie hatte daher auch ein monarchisches Oberhaupt, aber mit dem Eintritt der Teilung des ost- und weströmischen Reiches war dann auch eine Teilung der Kirche verbunden. Nur im weströmischen Reiche galt das Papsttum, es gewann aber Kraft und Ausdehnung über ganz Westeuropa unter dem Schutze des fränkischen, dann des deutschen Reiches. Damals wurde »dem geistlichen Stande ein großer Teil der politischen Gewalt übertragen; er hatte fürstliche Macht.« Nun kam die Zeit, wo das Papsttum sich von der kaiserlichen Schutzherrschaft frei machte, als Führer des durch die Mönchsorden ungemein verstärkten geistlichen Standes an die Spitze der »abendländischen Nationen« trat, die griechische Kirche zu unterwerfen und den Islam von den heiligen Stätten zu verdrängen unternahm. Aber seine Erfolge waren nicht dauernd; die selbständige Entwicklung der europäischen Nationen setzte sich der allgemeinen Kirchenherrschaft entgegen; diese selbst geriet in Schwäche und Verwirrung. Es kam zur Kirchenspaltung, da mehrere Päpste gegeneinander auftraten. Man stellte die Einheit wieder her, aber schon hatten die Staaten »einen nicht geringen Anteil an den geistlichen Rechten und Befugnissen an sich gebracht«, den sie auch weiterhin behaupteten. Nun folgte die Opposition auf geistigem Gebiete, zuerst durch Wiederaufleben der Kenntnis des Altertums, dann aus der Tiefe des religiösen Lebens selbst. Mit der in Italien aufblühenden Renaissance konnten die Päpste sich befreunden, mit der deutschen Religiosität nicht. »Unser Vaterland«, sagt Ranke am Schlusse des ersten Buches, »hat das unsterbliche Verdienst, das Christentum in reinerer Gestalt, als es seit den ersten Jahrhunderten bestanden, wiederhergestellt, die wahre Religion wiederentdeckt zu haben. Mit dieser Waffe war es unüberwindlich gerüstet, seine Überzeugungen brachen sich bei allen Nachbarn Bahn.«