Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

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Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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      – Es ist so ziemlich beendigt.

      – Der Angeklagte muß es unterzeichnen.

      – Er wird es in seinem Gefängnisse unterschreiben.

      – Ja, ja! rief Jacquemin aus, in dem Gefängnisse werde ich Alles unterschreiben, was Sie wollen.

      – Es ist gut! äußerte der Polizeicommissär.

      – Gendarmen! Führen Sie diesen Mann fort, sagte Herr Ledru.

      – Ach! Ich, danke Ihnen. Herr Ledru, ich danke Ihnen, sagte Jacquemin mit dem Ausdrucke unendlicher Dankbarkeit.

      Und indem er selbst die beiden Gendarmen bei den Armen ergriff, zog er sie mit übermenschlicher Kraft nach der Höhe der Treppe fort.

      Als dieser Mann sich entfernt, hatte sich das Drama mit ihm entfernt. – Es blieben nur noch zwei gräßlich anzusehende Dinge in dem Keller: eine Leiche ohne Kopf und ein Kopf ohne Körper.

      Ich neigte mich nun auch zu Herrn Ledru.

      – Mein Herr, sagte ich zu ihm. ist es mir erlaubt mich zu entfernen, indem ich dabei für die Unterzeichnung des Protokolles zu Ihrer Verfügung bleibe?

      – Ja, mein Herr, aber unter einer Bedingung.

      – Welche?

      – Daß Sie zu mir kommen, um das Protokoll zu unterzeichnen.

      – Mit dem größten Vergnügen, mein Herr; aber wann das?

      – Ungefähr in einer Stunde. Ich werde Ihnen mein Haus zeigen; es hat Scarron angehört, das wird Sie interessiren.

      – Ich werde in einer Stunde bei Ihnen sein, mein Herr.

      Ich grüßte und ging nun auch die Treppe wieder hinauf; auf der höchsten Stuft angelangt, warf ich einen letzten Blick in den Keller.

      Sein Licht in der Hand, schlug der Doctor Robert die Haare des Kopfes zurück: – Es war der einer noch schönen Frau, – so viel als ich darüber urtheilen konnte, denn die Augen waren geschlossen, die Lippen zusammengezogen und blau.

      – Dieser Einfaltspinsel von Jacquemin, sagte er, zu behaupten, daß ein abgeschlagener Kopf sprechen kann; – es sei denn, daß er das erfunden hat, um glauben zu lassen, daß er wahnsinnig wäre; – das wäre nicht so übel gespielt. Es wären dann mildernde Umstände vorhanden.

      IV.

      Das Haus Scarrons

      Eine Stunde nachher war ich bei Herrn Ledru.

      Der Zufall wollte, daß ich ihn auf dem Hofe antraf.

      – Ah! sagte er, als er mich erblickte, da sind Sie; um so besser, es ist mir nicht unlieb mich ein wenig mit Ihnen zu unterhalten, bevor ich Sie unseren Tischgenossen vorstelle, denn Sie essen mit uns zu Mittag, nicht wahr?

      – Aber, mein Herr, Sie werden mich entschuldigen.

      – Ich nehme keine Entschuldigungen an; Sie fallen auf einen Donnerstag, um so schlimmer für Sie; der Donnerstag ist mein Tag; jeder, der am Donnerstage zu mir eintritt, gehört mir als volles Eigenthum an. Nach dem Mittagessen wird es Ihnen freistehen zu bleiben oder zu gehen. Ohne das Ereigniß von heute hätten Sie mich bei Tische gefunden, da ich unveränderlicher Weise um zwei Uhr zu Mittag esse. Ausnahmsweise werden wir heute um halb vier oder um vier Uhr essen. Pyrrhus, den Sie da sehen, – und Herr Ledru zeigte mir einen stattlichen Bullenbeißer, – Pyrrhus hat die Gemüthserschütrerung der Mutter Antoine benutzt, um sich der Hammelkeule zu bemächtigen; das war sein Recht; so daß man genöthigt gewesen ist eine andere von dem Fleischer zu holen. Ich sagte, daß mir das nicht allein Zeit gewähren würde, Sie meinen Gästen vorzustellen, sondern auch noch die, Ihnen einige Auskünfte über sie zu geben.

      – Einige Auskünfte?

      – Ja, es sind Personen, welche wie die des Barbier von Sevilla und Figaros nöthig haben, daß ihnen eine gewisse Erklärung über das Kostüm und den Charakter vorausgeht; – aber fangen wir zuerst mit dem Hause an.

      – Wie ich glaube, mein Herr, haben Sie mir gesagt, daß es Scarron angehört hätte.

      – Ja, hier verpflegte die zukünftige Gattin des Königs Ludwig des XIV. einstweilen, bis sie den nicht zu unterhaltenden Mann unterhielt, den armen Gelähmten, ihren ersten Gatten; – Sie werden ihr Zimmer sehen.

      – Der Frau von Maintenon?

      – Nein, der Madame Scarron; – verwechseln wir nicht; das Zimmer der Frau von Maintenon ist in Versailles oder in Saint- Cyr. – Kommen Sie.

      Wir gingen eine große Treppe hinauf, und befanden uns in einem Corridor, der auf den Hof ging.

      – Setzen Sie, sagte Herr Ledru zu mir, das geht Sie an, Herr Dichter; das ist der reinste Bombast, der im Jahre 1650 gesprochen wurde.

      – Ah, ah! Die Karte der Zärtlichkeit.

      – Die Zu- und Abnahme, von Scarron gezeichnet, und von der Hand seiner Frau mit Anmerkungen versehen; Nichts als das.

      In der That, zwei Karten nahmen die Zwischenwände der Fenster ein.

      Sie waren mit der Feder auf einen großen, auf eine Pappe geklebten Bogen Papier gezeichnet.

      – Sie sehen, fuhr Herr Ledru fort, diese große blaue Schlange, das ist der Fluß der Zärtlichkeit; diese kleinen Taubenschläge, das sind die Weiler der kleinen Aufmerksamkeiten, Liebesbriefe, Geheimniß. Da ist das Wirthshaus der Sehnsucht, das Thal der Süßigkeiten, die Brücke der Seufzer, der ganz mit Ungeheuern, wie der der Armida bevölkerte Wald der Eifersucht. Endlich ist hier in Mitte des Sees, in welchem der Fluß entspringt, der Palast der vollkommenen Befriedigung, das ist das Ziel der Reise, der Zweck seines Laufes.

      – Den Teufel, was sehe ich da, einen Vulkan?

      – Ja; er verheert zuweilen die Gegend. Es ist der Vulkan der Leidenschaften.

      – Er befindet sich nicht auf der Karte der Fräulein von Scudéry.

      – Nein. Er ist eine Erfindung der Madame Paul Scarron. —

      – Die Andere?

      – Die Andere, ist die Abnahme. Wie Sie sehen, fließt der Fluß über; er ist durch die Thränen derer angeschwollen, welche seinen Ufern folgen. Hier sind die Weiler der Langenweile, das Wirthshaus des Mißvergnügens, die Insel der Reue. Das ist höchst sinnreich.

      – Würden Sie die Güte haben, mich das abschreiben zu lassen?

      – Ah! So viel als Sie wollen. Wollen Sie jetzt das Zimmer der Madame Scarron sehen?

      – Ich glaube es wohl!

      – Hier ist es.

      Herr Ledru machte eine Thüre auf; er ließ mich vorausgehen.

      – Es ist jetzt das meinige;– aber mit Ausnahme der Bücher, mit denen es überfüllt ist, – ist es so, wie es zu der Zeit seiner berühmten Besitzerin war; – es ist derselbe Alkoven, dasselbe Bett, dieselben Möbeln; diese Toiletten-Kabinette waren die ihrigen.

      – Und das Zimmer Scarrons?

      – O! Das Zimmer Scarrons befand sich auf dem andern Ende des Corridors; aber, was dieses betrifft, so müssen Sie darauf verzichten; – man betritt es nicht, – es ist das geheime Zimmer, – das Kabinet Blaubarts.

      – Den Teufel!

      – Dem ist so. – Auch ich habe meine Geheimnisse, obschon ich Maire bin; – aber kommen Sie, – ich will Ihnen etwas Anderes zeigen.

      Herr Ledru ging mir voraus; – wir gingen die Treppe hinab und traten in den Salon.

      Wie das ganze übrige Haus, hatte dieser Salon einen eigenthümlichen Charakter. Seine Tapete war von einem Papier, dessen ursprüngliche Farbe zu bestimmen schwer gewesen wäre; längs der ganzen Wand befand sich eine doppelte Reihe von Sesseln, vor denen eine Reihe von Stühlen stand, das Ganze von alter Stickerei; von Stelle zu Stelle standen Spieltische und Guéridons; dann in Mute von alle dem, wie der