Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

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Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Alexander Dumas, dramatischer Schriftsteller, sieben und zwanzig Jahre alt, wohnhaft in Paris, Straße der Universität Nr. 21; – sind wir, wie folgt, zu dem Verhöre des Angeklagten geschritten.«

      – Ist es so recht, meine Herren? fragte der Polizeicommissär, indem er sich mit augenscheinlich zufriedener Miene nach uns umwandte.

      – Vollkommen! mein Herr, antworteten wir alle einstimmig.

      – Wohlan! verhören wir den Angeklagten.

      Indem er sich hierauf nach dem Gefangenen umwandte, der, so lange das Vorlesen währte, geräuschvoll und wie ein beklommener Mensch geathmet hatte, sagte er:

      – Angeklagter, Ihren Namen, Vornamen, Alter, Wohnung und Gewerbe?

      – Wird Alles das sehr lange dauern? fragte der Gefangene wie ein Mann, dessen Kräfte erschöpft sind.

      – Antworten Sie: Ihren Namen und Vornamen? – Peter Jacquemin.

      – Ihr Alter?

      – Ein und vierzig Jahre.

      – Ihre Wohnung?

      – Sie kennen sie wohl, da Sie Sich darin befinden.

      – Gleichviel, das Gesetz will, daß Sie auf diese Frage antworten.

      – Sackgasse des Sergens.

      – Ihr Gewerbe?

      – Steinbrecher.

      – Sie bekennen sich als den Urheber des Verbrechens?

      – Ja.

      – Sagen Sie uns die Ursache, welche Sie dasselbe hat begehen lassen und die Umstände. unter denen es begangen worden ist.

      – Die Ursache, welche es hat begehen lassen. . . – das ist unnöthig, sagte Jacquemin; das ist ein Geheimniß, das zwischen mir und der bleiben wird, welche da liegt.

      – Es gibt indessen keine Wirkung ohne Ursache. – Die Ursache. Ich sage Ihnen, daß Sie dieselbe nicht erfahren werden. Was die Umstände anbelangt, – wie Sie sagen, – Sie wollen sie kennen lernen?

      – Ja.

      – Nun denn! ich will sie Ihnen sagen. Wenn man unter der Erde arbeitet, wie wir so in der Dunkelheit arbeiten, und wenn man dann einen Grund zu Kummer zu haben glaubt, dann quält man sich die Seele, und dann steigen böse Gedanken in uns auf.

      – O! o! unterbrach ihn der Polizeicommissär, Sie gestehen also den Vorbedacht.

      – Ei! da ich Ihnen sage, daß ich Alles gestehe, ist das noch nicht genug?

      – Doch, reden Sie.

      – Nun denn, dieser böse Gedanke, der in mir aufgestiegen war, war Johanna zu tödten. – Das quälte mir länger als einen Monat den Kopf: – das Herz verhinderte den Kopf; – endlich bestimmte mich ein Wort, das ein Kamerad zu mir sagte.

      – Welches Wort?

      – O! das gehört zu den Dingen, welche Sie nichts angehen. Heute Morgen sagte ich zu Johanna: Ich werde heute nicht auf die Arbeit gehen; ich will mich belustigen, als ob es ein Festtag wäre; ich werde mit Kameraden zum Kugelspiel gehen. Sorge dafür, daß das Mittagessen um ein Uhr bereit ist. – Aber. . . – Es ist gut, keine Einwendungen; das Mittagessen für ein Uhr, Du verstehst? – Es ist gut! sagte Johanna.

      Und sie ging aus, um das Mittagessen einzukaufen.

      Statt zum Kugelspiele zu gehen, nahm ich während dieser Zeit das Schwert, das Sie da haben. – Ich hatte es selbst auf einem Sandsteine geschliffen. – Ich ging in den Keller hinab und versteckte mich hinter den Fässern, indem ich mir sagte: – Sie muß wohl in den Keller gehen, um Wein abzuziehen; dann werden wir sehen.

      Von der Zeit, welche ich hinter dem Fasse blieb, das aufrecht steht. . . weiß ich nichts, ich hatte das Fieber, mein Herz klopfte, und ich sah Alles roth in der Nacht.

      Und dann gab es eine Stimme, welche in mir und um mich herum jenes Wort wiederholte, das der Kamerad mir gestern gesagt hatte.

      – Aber was ist das am Ende für ein Wort? fragte der Polizeicommissär von Neuem.

      – Unnöthig. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Sie es niemals erfahren werden. Endlich hörte ich das Rauschen eines Kleides, einen Schritt, der näher kam. Ich sah Licht zittern. Den unteren Theil ihres Körpers, der herabkam, dann ihren Kopf. . . Man sah ihren Kopf wohl. . . Sie hielt ihren Leuchter in der Hand. – Ah! sagte ich, es ist gut!. . . und ich wiederholte leise das Wort, das mir der Kamerad gesagt hatte.

      Während dieser Zeit näherte sie sich. Auf Ehre! Man hätte sagen können, daß sie eine Ahnung hätte, daß das eine schlechte Wendung für sie nehmen würde. Sie hatte Furcht, sie blickte nach allen Seiten; aber ich war gut versteckt, ich rührte mich nicht.

      Nun warf sie sich vor dem Fasse auf die Kniee, hielt die Flasche daran und drehte den Hahn.

      Ich stand auf. – Sie werden verstehen, sie lag auf den Knieen. – Das Geräusch des Weines, der in die Flasche lief, verhinderte sie, das Geräusch zu hören, das ich vielleicht machte. Außerdem machte ich keines; sie lag wie eine Schuldige, wie eine Verurtheilte auf den Knieen. Ich erhob das Schwert, und. . . hau!!. . . A Ich weiß nicht ein Mal, ob sie einen Schrei ausstieß, – der Kopf rollte auf den Boden.

      In diesem Augenblicke wollte ich nicht sterben. Ich wollte mich retten. – Ich gedachte ein Loch in dem Keller zu machen und sie zu begraben. – Ich sprang auf den Kopf zu, der auf dem Boden rollte, während der Körper seiner Seite sprang. – Ich hatte einen Sack Gyps bereit, um das Blut zu verbergen. – Ich packte daher den Kopf, oder vielmehr der Kopf packte mich. – Sehen Sie.

      Und er zeigte seine rechte Hand, an welcher ein tiefer Biß den Daumen verstümmelt hatte.

      – Wie! Der Kopf hat Sie gepackt? sagte der Doctor. Was der Teufel sagen Sie denn da?

      – Ich sage, daß er mich tüchtig biß, wie sie sehen. Ich sage, daß er mich nicht loslassen wollte. Ich stellte ihn auf den Sack Gyps, ich drückte ihn mit meiner linken Hand gegen die Wand und versuchte ihm die rechte zu entreißen; aber nach Verlauf eines Augenblickes ließen die Zähne von selbst los. Ich zog meine Hand zurück, nun, sehen Sie, es war vielleicht Wahnsinn, aber es schien mir, als ob der Kopf lebendig wäre; die Augen standen weit offen. Ich sah sie wohl, da das Licht auf dem Fasse stand, und dann die Lippen, die Lippen bewegten sich, und indem die Lippen sich bewegten, haben die Lippen gesagt: – Elender! Ich war unschuldig!

      Ich weiß nicht, welche Wirkung diese Aussage auf die Andern hervorbrachte; aber was mich anbetrifft, so weiß ich, daß der Schweiß mir von der Stirn floß.

      – Ah! Das ist zu stark, rief der Doctor aus, die Augen haben Dich angeblickt, die Lippen haben gesprochen?

      – Hören Sie, Herr Doctor, da Sie ein Arzt sind, so glauben Sie an Nichts, das ist natürlich; aber ich sage Ihnen, daß der Kopf, den Sie da sehen, da, verstehen Sie? ich sage Ihnen, daß der Kopf mich gebissen hat, ich sage Ihnen, daß dieser Kopf da zu mir gesagt hat: Elender, ich war unschuldig! und der Beweis, daß er mir es gesagt hat, nun denn! ist daß ich mich retten wollte, nachdem ich Johanne getödtet hatte, nicht wahr? Und daß ich, statt mich zu retten, geraden Weges zu dem Herrn Maire gelaufen bin, um mich selbst anzugeben. Ist das wahr, Herr Maire, ist das wahr? antworten Sie.

      – Ja, Jacquemin, antwortete Herr Ledru in einem Tone vollkommener Güte, – ja. es ist wahr.

      – Untersuchen Sie den Kopf, Doctor, sagte der Polizeicommissär.

      – Wenn ich nicht mehr da bin, Herr Robert, wenn ich nicht mehr da bin! rief Jacquemin aus.

      – Fürchtest Du Dich etwa, daß sie Dich nochmals anredet, Einfaltspinsel? sagte der Doctor, indem er das Licht nahm und sich dem Gypssacke näherte.

      – Herr Ledru, um Gottes Willen, sagte Jacquemin, sagen Sie ihnen mich gehen zu lassen, ich bitte Sie – ich bitte Sie inständigst.

      – Mein Herr, sagte der Maire, indem er eine Geberde machte, welche den Doctor zurückhielt, – Sie haben Nichts mehr aus dem Unglücklichen herauszubringen;