Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

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Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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er sich sträubte.

      – Nein, nein, sagte er, Sie mögen mich in Stücken zerhauen, wenn Sie wollen, aber ich werde nicht hingehen.

      – Kommen Sie, mein Freund, sagte Herr Ledru. Wenn es wahr ist, daß Sie das schreckliche Verbrechen begangen haben, dessen Sie Sich anklagen, so wird das schon eine Buße sein. Außerdem, fügte er hinzu, indem er leise sprach, ist der Widerstand nutzlos; wenn Sie nicht gutwillig hingehen wollen, – so führen sie Sie mit Gewalt dorthin.

      – Nun denn! dann, sagte Jacquemin, – ich will es thun, aber versprechen Sie mir eines, Herr Ledru.

      – Was?

      – Während der ganzen Zeit, daß wir in dem Keller sein werden, – werden Sie mich nicht verlassen.

      – Nein.

      – Sie werden mich Ihre Hand halten lassen?

      – Ja.

      – Wohlan, sagte er, lassen Sie uns gehen.

      Und indem er ein carrirtes Schnupftuch aus seiner Tasche zog, trocknete er sich seine mit Schweiß bedeckte Stirn ab.

      Man ging nach der Sackgasse des Sergens.

      Der Polizeicommissär und der Doctor gingen voraus, dann Jacquemin und die beiden Gendarmen.

      Hinter ihnen kam Herr Ledru und die beiden Männer, welche zu gleicher Zeit, als er, an seiner Thüre erschienen waren.

      Dann folgte wie ein Strom voller Wogen und Getöse die ganze Bevölkerung, unter welche ich gemischt war.

      Nach Verlauf von ungefähr einer Minute des Weges kamen wir in der Sackgasse des Sergens an. – Es war eine kleine, zur Linken der Großen Straße gelegene Gasse, welche Berg unter bis an ein großes verfallenes hölzernes Thor führte, das sich zugleich durch zwei Flügel und eine kleine, in einem der großen Flügel angebrachte Pforte öffnete.

      Diese kleine Pforte hielt nur noch an einer Angel.

      Auf den ersten Blick schien Alles ruhig in diesem Hause; ein Rosenstock blühte an der Thüre, und neben dem Rosenstocke wärmte sich voll Behaglichkeit auf einer steinernen Bank eine große rothgelbe Katze in der Sonne.

      Indem sie alle diese Leute erblickte, indem sie allen diesen Lärm hörte, bekam sie Furcht, entfloh und verschwand durch ein Kellerloch.

      An der Thüre angelangt, welche wir beschrieben haben, blieb Jacquemin stehen.

      Die Gendarmen wollten ihn mit Gewalt eintreten lassen.

      – Herr Ledru, sagte er, indem er sich umwandte, Herr Ledru, Sie haben versprochen, mich nicht zu verlassen.

      – Nun denn! hier bin ich, antwortete der Maire.

      – Ihren Arm, Ihren Arm.

      Und er wankte, wie als ob er dem Fallen nahe gewesen wäre.

      Herr Ledru näherte sich, gab den beiden Gendarmen einen Wink, den Gefangenen loszulassen und reichte ihm den Arm.

      – Ich stehe für ihn sagte er.

      Es war augenscheinlich, daß Herr Ledru in diesem Augenblicke nicht mehr der Maire der Gemeinde war, der die Bestrafung eines Verbrechens verfolgte, sondern ein Philosoph, der das Gebiet des Unbekannten erforschte.

      Nur war sein Führer bei dieser seltsamen Erforschung, ein Mörder.

      Der Doctor und der Polizeicommissär traten zuerst ein, dann Herr Ledru und Jacquemin; hierauf die beiden Gendarmen, dann einige Bevorrechtigte, unter deren Zahl ich mich Dank der Berührung befand, die ich mit den Herren Gendarmen gehabt hatte, für welche ich bereits kein Fremder mehr war, da ich die Ehre gehabt hatte, ihnen in der Ebene zu begegnen und ihnen meinen Waffenpaß zu zeigen.

      Die Thüre wurde vor der übrigen Bevölkerung wieder geschlossen, welche murrend außerhalb blieb.

      Man ging nach der Thüre des kleinen Hauses.

      Nichts deutete das schreckliche Ereigniß an, das sich in ihm zugetragen hatte; Alles war an seinem Platze: das Bett von grüner Sarsche in seinem Alkoven; an dem Kopfende des Bettes das Crucifix von schwarzem Holze mit einem vertrockneten Zweige von Buchsbaum von dem letzten Osterfeste. – Auf dem Kamin ein Jesuskind von Wachs, das unter Blumen zwischen zwei ehedem versilberten Leuchtern aus der Zeit Ludwig XVI. lag; an der Wand vier illuminirte Kupferstiche in Rahmen von schwarzem Holz, welche die vier Welttheile vorstellten.

      Ein Tisch war gedeckt, in dem Kamine kochte ein Fleischtopf, und neben ein Kuckuck, an welchem es halb schlug, stand ein Brodschrank offen.

      – Nun denn! sagte der Doctor in seinem lustigen Tone, bis jetzt sehe ich Nichts.

      – Schlagen Sie die Thüre zur Rechten ein, murmelte Jacquemin mit dumpfer Stimme.

      Man folgte der Andeutung des Gefangenen und befand sich in einer Art von Vorratskammer, in deren Ecke sich eine Fallthüre öffnete, an deren Mündung ein Lichtschein zitterte, der von unten kam.

      – Dort, dort, murmelte Jacquemin, indem er sich mit der einen Hand an den Arm des Herrn Ledru klammerte, und mit der andern die Oeffnung des Kellers zeigte.

      – Ah! ah! sagte der Doctor mit dem schrecklichen Lächeln von Leuten, auf die Nichts Eindruck macht, weil sie an Nichts glauben, leise zu dem Polizeicommissär, es scheint, daß Madame Jacquemin die Vorschrift des Meister Adams befolgt hat. und er summte:

      Im Keller sollst Du mich begraben, wo ich so. . .

      – Still, unterbrach ihn Jacquemin mit todtenbleichem Gesichte, gesträubten Haaren und Schweiß bedeckter Stirn, singen Sie hier nicht.

      Durch den Ausdruck dieser Stimme überrascht, schwieg der Doctor.

      Aber indem er fast sogleich die ersten Stufen der Treppe hinabging, fragte er:

      – Was ist das?

      Und indem er sich bückte, raffte es ein Schwerdt mit breiter Klinge auf.

      Das war das zweihändige Schwerdt, das Jacquemin, wie er es gesagt hatte, am 29. Juli 1830 aus dem Artilleriemuseum genommen hatte; die Klinge war mit Blut gefärbt.

      Der Polizeicommissär nahm es aus den Händen des Doctors.

      – Erkennen Sie dieses Schwerdt? sagte er zu dem Gefangenen.

      – Ja, antwortete Jacquemin. Gehen Sie! gehen Sie! machen Sie ein Ende.

      Das war die erste Spur des Mordes, welche man angetroffen hatte.

      Man trat in den Keller, indem jeder die Stelle einnahm, welche wir bereits genannt haben.

      Der Doctor und der Polizeicommissär voran, dann Herr Ledru und Jacquemin, dann die beiden Personen, welche sich bei ihm befanden, dann die Gendarmen, dann die Bevorrechtigten, unter deren Zahl ich mich befand.

      Nachdem ich die siebente Stufe hinabgeschritten war, senkte sich mein Auge in den Keller und übersah das schreckliche Ganze, das ich zu schildern versuchen will.

      Der erste Gegenstand, auf welchem die Augen verweilten, war eine Leiche ohne Kopf, die neben einem Fasse lag, dessen halb offener Hahn fortwährend einen dünnen Strahl von Wein fließen ließ, der im Fließen eine Rinne bildete, die sich unter den Lagerbalken verlor.

      Die Leiche war halb zusammengezogen, wie als ob der nach den Rücken zu gezogene Rumpf eine Bewegung des Todeskampfes begonnen hätte, welche die Beine nicht hatten folgen können. – Das Kleid war auf der einen Seite bis zum Strumpfband hin aufgeschlagen.

      Man sah, daß das Opfer in dem Augenblicke getroffen worden war, wo es vor dem Fasse knieend anfing eine Flasche zu füllen, welche den Händen entfallen war und an ihrer Seite auf dem Boden lag.

      Der ganze obere Körper schwamm in einer Pfütze von Blut.

      Auf einem Sacke voll Gyps, der an die Mauer gelehnt war, erblickte oder errieth man vielmehr einen Kopf, der in seinen Haaren verborgen war; ein Blutstreif färbte den Sack von der Höhe bis zur Hälfte roth.

      Der Doctor und der Polizeicommissär hatten bereits die Runde der Leiche gemacht, und befanden sich der Treppe gegenüber.

      Ungefähr