Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

Читать онлайн.
Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



Скачать книгу

      „Ohne auf den Schutzgeist zu treffen“, wies Peter hin.

      „Ja, das wäre besser“, pflichtete ich ihm bei, „wie ist es dir damals gelungen?“

      „Ich habe abgewartet bis der Schutzgeist ruht“, verriet Hanna.

      „Wie, der ruht?“ wunderte ich mich, „wann?“

      „Ich weiß kein genaues Muster, aber manchmal ist er etwa eine Minute weg“, antwortete Hanna.

      „Woher weißt du das?“ fragte Peter nach.

      „Mein erster Fluchtversuch scheiterte, also habe ich meine Umgebung besser beobachtet, um dann fliehen zu können“, teilte sie mit.

      „Du bist schon mal geflüchtet?“ war meine Frage.

      „Ja, aber das ist schon einige Jahre her“, antwortete Hanna, „um keinen Verdacht zu schöpfen, habe ich es nicht gleich nochmal versucht.“

      Es dauerte die gesamte Nacht, ehe uns Hanna erklären konnte, wie wir bis ins Innere gelangten. Kurz zusammengefasst: Wenn wir in der Ruine waren, mussten wir durch ein Tor und dann kam ein Höhlensystem, das wie ein Irrgarten war. Dann erst gelangte man in eine riesige Höhle, wo sich auch die Geister befanden.

      „Und was machen wir, wenn wir deine Geistergeschwister erreicht haben?“ wollte ich anschließend von Hanna wissen.

      „…denn immerhin wird uns Malit nicht einfach so gehen lassen“, fügte Peter hinzu.

      „Ich werde ihn ablenken“, schlug Hanna vor, „denn er wird wütend sein und seine ganze Wut auf mich konzentrieren. Dann könnt ihr schnell fliehen. Außerdem bist du ein Lacin und kannst dich wehren.“

      „Er ist aber nicht ausgebildet“, wies Peter nochmals hin.

      „Dann legen morgen Nacht wir los“, sagte ich.

      „Und wir können das nicht tagsüber machen?“ fragte Peter, „dann ist es sicherer und der Schutzgeist ist nicht so aktiv. Ich meine, wenn es hell ist, dann sind da auch Menschen in der Ruine.“

      „Ich kann nicht“, entgegnete ich, „wegen Maria. Die wird über Tag mehr auf mich aufpassen als nachts, wo sie selbst irgendwann schlafen geht.“

      „Stimmt auch wieder“, musste Peter zugeben.

      „Aber für heute muss ich mich erstmal auf’s Ohr hauen“, sagte ich und gähnte, „und morgen werde ich den Tag nutzen, um vorzuschlafen.“

      Wir verabschiedeten uns und die beiden verschwanden. Durch die lange Nacht, war der Tag schneller da, als ich gewollt hatte und mit ihm kam auch Marie. Ich musste eine Taktik entwickeln, um weiter im Bett bleiben zu dürfen, damit ich zum einen den Schlaf nachholen konnte und um zum anderen meinen Schlaftank zu füllen.

      „Guten Morgen“, begrüßte sie mich fröhlich, wie es meine Mutter täglich tut.

      „Guten Morgen“, entgegnete ich und rieb mir die Augen.

      Ich schaute, als ob es mir schlecht ging, denn wenn ich krank war, gehörte ich ins Bett. Mein Plan sollte aufgehen, denn Marie wollte nicht riskieren, dass meine Eltern zu hören bekommen, dass der kranke Tjalf habe aufstehen müssen, als es ihm nicht gut ging. Das würde einen Riesenärger geben.

      „Ruh‘ dich aus“, sprach sie und brachte allerlei Medikamente gegen Übelkeit, Fiebersaft und eine Schüssel, falls ich mich übergeben müsste.

      Nach dem Fiebermessen war klar, dass ich keines hatte, dennoch ließ sie mich liegen und ich musste nur eine eklige Medizin nehmen, sie meinen Magen beruhigen sollte. Ich bedankte mich und schloss meine Augen, denn ich war ja tatsächlich hundemüde.

      Meine Augen schlossen sich bis ich ein Rascheln hörte, dann öffneten sie sich wieder. Ich hob meinen Kopf, um nachzuschauen, ob am Fenster etwas war, denn von dort aus kam das Geräusch. Nachdem die Ruhe nun zurück war, schloss ich meine Augen erneut. Es dauerte nicht lange, ehe die Geräusche abermals zu hören waren.

      Es reichte! Ich beschloss, aufzustehen und zum Fenster zu gehen, um nachzugucken, was mich dort nervte. Bestimmt ein Vogel oder ein anderes Tier. Als ich endlich hinausschauen konnte, erschrak ich! Direkt vor dem Fenster stand Larvaster! Sofort sprang ich intuitiv einen Schritt zurück.

      „Ich kriege dich!“ rief er und zerschmetterte mit einem Schlag die Scheibe.

      Ich wollte weiter zurück, konnte es aber nicht. Es war als würde ein Zauber verhindern, dass ich fliehen konnte. Larvaster stieg durch das zerstörte Fenster und kam immer näher.

      „Hilfe!“ schrie ich, „Hilfe… Peter…Hanna…!“

      Nichts. Keiner konnte mir helfen. Ich war dem Poltergeist hilflos ausgeliefert. Larvaster stand direkt vor mir. Ich konnte tief in seine Höllenaugen sehen, auch wenn ich es gar nicht gewollte hätte.

      „Deine Zeit ist vorbei, Junge“, sprach er und etwas stach in mich, „Tjalf… wach doch auf…“

      Ich schrie.

      Dann machte ich die Augen auf. Schweißgebadet lag ich in meinem Bett, Maria saß an der Bettkante und hatte einen kalten Lappen auf meine Stirn gelegt.

      „Alles wird gut“, sprach sie mit ruhiger Stimme.

      Es war nur ein Albtraum. Oder nicht? Was ist, wenn das eines der Spielereien von Larvaster war? Und er bereits aus der Geisterwelt entkommen war, um mich zu finden und mir dann mein Leben zu nehmen? Er würde eher aus mir einen Geist machen wollen- einen Sklaven und mich Höllenqualen leiden lassen.

      „Geht’s wieder?“ wollte Maria wissen, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.

      „Es war ein Albtraum“, verriet ich.

      „Erzähle ihn“, schlug sie vor, „dann geht er nicht in Erfüllung.“

      Ich konnte ihr doch nicht von Larvaster berichten. Maria würde einen Schock bekommen oder mich für verrückt erklären. Beides wäre nicht hilfreich in meiner jetzigen Situation.

      „Ich vermisse meine Eltern“, sagte ich, denn es stimmte, „ich habe Angst, dass ihnen etwas geschieht.“

      Und auch das stimmte. Von dem Poltergeist musste sie nicht erfahren, das war mal klar.

      „So und damit passiert ihnen nichts, weil du deine Angst ausgesprochen hast“, sprach Maria, „jetzt kannst du dich weiter ausruhen.“

      Dann verließ sie mein Zimmer. Ich konnte doch jetzt meine Augen nicht zu kriegen. Nicht nach so einem Traum! Dennoch gewann am Ende die Müdigkeit gegen meinen Kampf, unbedingt wach bleiben zu wollen und ich schlief abermals ein.

      „Tjalf“, flüsterte eine Stimme in mein Ohr und ich schreckte hoch.

      „Lass‘ mich in Ruhe!“ brüllte ich.

      „Hey, beruhige dich, ich bin es, Peter“, sagte mein Geisterfreund und war sehr verwundert über mein Verhalten.

      Ich kam wieder runter und setzte mich auf mein Bett. Ich merkte, dass nun alles in Ordnung war und es sich um keinen Albtraum handeln konnte, sonst wäre nach kürzester Zeit schon etwas Verrücktes passiert.

      „Ich hatte gestern Abend einen Albtraum“, erzählte ich, „von Larvaster.“

      Peter zuckte zusammen, als ich den Namen des Poltergeistes erwähnte. Es war nachvollziehbar, denn immerhin hatte er seine eigene Geschichte mit ihm.

      „Kommt er zurück?“ fragte er sofort und die Panik keimte in ihm auf.

      „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht“, antwortet ich ehrlich, denn es brachte nichts, so zu tun, als sei alles in Ordnung, wenn es um den Poltergeist geht.

      Hanna erschien vor dem Fenster.

      „Komm‘ ruhig rein, du brauchst nicht jedes Mal fragen“, sagte ich und Hanna schwebst hinein.

      „Ist alles gut bei euch?“ fragte sie, denn sie nahm wahr,