Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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Energie nahm zu und ich konnte wahrnehmen, wie sich ein Tor öffnete. Was ich ebenfalls bemerkte war der Umstand, dass sich das Tor wieder schloss, sobald ich meine Kraft senken ließ.

      „Ihr müsst euch beeilen“, rief ich ohne darüber nachzudenken, dass uns eventuell der Schutzgeist hören und verraten könnte.

      Ich hatte die Aufmerksamkeit der beiden. Ob ich die des Schutzgeistes hatte, wusste ich natürlich nicht.

      Ich fügte hinzu: „Lauft gerade aus, bis ihr etwas wie ein Tor seht und geht hinein. Gebt mir ein Zeichen, kurz bevor ihr drin seid.“

      Ich hatte keine Ahnung wie es aussah, da ich es nur durch die Energie auf meiner Hand fühlte. Es war ein gleichermaßen beängstigendes, aber auch faszinierendes Erlebnis. Gleichzeitig merkte ich, wie meine Kraft nachließ, denn es war wie ein Muskeltraining und irgendwann konnte man einfach nicht mehr.

      „Wir sind gleich durch“, rief Hanna, ebenfalls mit dem Risiko behaftet, dass der Schutzgeist uns dadurch hätte wahrnehmen können.

      Jetzt musste ich schnell sein. Zum einen, weil einfach meine Hand zu zittern begann, aber auch weil ich sonst selbst nicht in die Höhle gelangen konnte. Also ließ ich los und sprintete.

      „Das Tor schließt sich“, hörte ich von weitem.

      Es war Peters Stimme. Es klang, als handelt es sich nicht um eine sehr große Entfernung, nur war ich bereits sehr schlapp durch die Aktion zuvor und ich war ja bekanntermaßen kein Sportler.

      „Tjalf, beeil dich“, hörte ich Peter, ehe ich das sich schließende Tor überhaupt erst zu Gesicht bekam.

      Jetzt gab es einen letzten Rest an Energie, der mich bis zum Tor brachte und ich passte mit einem Sprung gerade noch so hinein, bevor es sich vollständig schloss.

      „Geschafft“, sagte ich und war völlig aus der Puste.

      „Das wurde aber auch Zeit“, scherzte Peter, „trainiert wärst du zügiger an dein Ziel gekommen.“

      „Sehr witzig“, entgegnete ich.

      „Kannst du aufstehen?“ fragte Hanna.

      „Ich brauche einen Moment“, antwortete ich immer noch hastig atmend.

      „Meinst du der Schutzgeist hat unser Geschrei gehört?“ wollte Peter wissen und Besorgnis war zu hören.

      „Ich weiß es nicht“, konnte meine knappe Antwort sein.

      Ich schaute ihn nur an, denn ich brauchte eine Pause.

      „Ist gut“, sagte er, „ich lass‘ dich kurz in Ruhe.“

      Sollte der Schutzgeist uns entdeckt haben, dann war das Unterfangen eh für die Katz‘. Dann würde uns Malit wahrscheinlich erwarten und uns gefangen nehmen, so wie die anderen Geister. Aber solange ich es nicht wusste, ob dies der Fall war, mussten wir weitermachen.

      „Ich glaube nicht, dass der Schutzgeist es gehört hat“, vermutete Hanna, „sonst wären wir schon lange umzingelt.“

      „Umzingelt?“ fragte Peter etwas ängstlich.

      „Ja, er alarmiert dann Malit, der wiederum seine Geister aus und hetzt“, verriet Hanna.

      „Wann wolltest du uns das erzählen?“ fragte ich genervt, denn es wiederholte sich immer wieder.

      „Tut mir leid“, sagte sie, „ich kann mich nicht an alles erinnern, da ich schon so alt bin.“

      Dazu konnte ich nichts erwidern, denn ich hatte einfach keine Ahnung, ob es die Wahrheit war, die uns Hanna erzählte. Ein Blick zu Peter verriet, dass auch er keine weiteren Erkenntnisse hiervon hatte, obwohl er ein Geist war.

      „Gut, dann versuche dich, daran zu erinnern“, sprach ich mit deutlichem Ton, „sonst landen wir am Ende nach als Gefangene bei Malit.“

      „Ja, das werde ich“, versprach sie und es tat mir jetzt schon leid, dass ich sie so angegangen bin.

      Peter sagte nichts und schaute etwas verlegen weg. Möglicherweise war er nun nicht mehr so stinkig auf Hanna und nun war ich für diesen Augenblick der Buhmann. Es war in Ordnung, da Peter und Hanna sich nicht mehr stritten.

      Malit

      Nun galt es, sich durch das Höhlensystem zu begeben. Die Schwierigkeit bestand darin, dass Hanna uns nicht genau erklären konnte, wie der Weg durch das Labyrinth war. Wie auch, sie hatte sich keinerlei Notizen gemacht und im Dunkeln kann man sich auch keine Auffälligkeiten merken.

      Nachdem ich mich erholt hatte- es dauerte etwa eine halbe Stunde- stand ich auf und konnte drei Gänge erkennen. Es lag daran, dass sich in diesem Raum zwei Fackeln befanden, die ein wenig Licht gaben.

      „Weißt du denn, aus welchem Tunnel du herausgekommen bist?“ fragte Peter.

      Ich fand es eine gute Frage für den Anfang. Hanna dachte nach und antwortete:

      „Aus dem rechten.“

      „Dann sollten wir da rein“, schlug ich vor und ging zur Fackel.

      Ich nahm sie von der Wand in meine Hand. Dann schritt ich voran. Die anderen beiden folgten mir. Der Gang war zunächst breiter, wurde aber zunehmend schmaler, aber immer noch mit genügend Platz, damit wir drei nebeneinander herlaufen konnten.

      „Sind wir nicht auffällig mit der Fackel?“ fragte Hanna nach einer Weile, „denn immerhin weiß jeder im Tunnel sofort, dass wir kommen.“

      „Das stimmt“, pflichtete ich ihr bei, „aber was ist die Alternative? Ich kann in der Dunkelheit nichts sehen.“

      „Wir schon“, gab Peter an, „für uns ist das kein Problem.“

      „Dann kann einer von uns dich führen“, schlug Hanna vor.

      „Wie einen blinden?“ fragte ich mit ängstlicher Stimme.

      Ich hatte etwas Angst im Dunkeln. Dabei war dies meist der Fall, wenn die Dunkelheit zwar da war, aber noch etwas Restlicht, beispielsweise durch die Straßenlaterne, die in das Fenster schien oder Elektrogeräte, die durch ihre LED Lampen ein wenig Licht erzeugten. Wenn ich aber auch noch blind war, gab es keinen Rest an Helligkeit mehr. Davor fürchtete ich mich mehr.

      „Ja“, antwortete Peter, „vertraust du mir etwa nicht?“

      „Doch… klar“, stammelte ich, „aber ich habe eben etwas Angst. Ich war noch nie im absoluten Dunkel.“

      „Ich werde auch dich aufpassen“, versprach Peter und wollte mir mit Sicherheit ein bisschen von meinem Unwohlsein nehmen, aber es funktionierte nicht.

      „Dann machen wir es“, sagte ich dennoch, denn welche Alternative hatte ich schon?

      Am Ende ging es bei unserer Mission um die Rettung der Geister und die retteten sich nicht von alleine und schon gar nicht, wenn ich nicht half. Ich machte das Feuer der Fackel aus, indem ich sie auf den Boden warf und etwas Erde draufschüttete.

      Jetzt war alles duster!

      Ich spürte einen Hauch, als wenn einem von jemand in den Nacken pustete. Ich bekam Gänsehaut. Zum einen, weil ich meine Angst bemerkte. Sie wurde immer größer! Zum anderen war das wohl Peter.

      „Hier bin ich“, sagte er und ich konnte ihn sehen, wie auch mit Licht.

      Er war hellblau und trotz seines Lichts, erhellte sich die Umgebung nicht. Hanna erschien ebenfalls. Sie hatte eine leichte Grüneinfärbung und war dadurch türkis. Die beiden verhalfen mir als diese Erscheinungen zu mehr Sicherheit, denn so konnte ich sehen, dass ich nicht alleine war. Wie ein Nachtlicht.

      „Da vorne scheint eine Weitung zu sein“, sprach Peter, „und dort scheint eine Gabelung zu sein. Ein Weg links und ein Weg rechts.“

      „Weißt du, wo du dann lang bist?“ wollte ich wissen.

      Hanna überlegte kurz: „Ich habe keine Ahnung. Ich denke rechts, aber es könnte auch links sein.“