Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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Für Hanna war klar, dass dieses „Es“ zwar wie Ludwig aussah, aber mit ihm nichts mehr zu tun hatte. Ludwig rannte auf die beiden zu und brüllte abermals. Mittlerweile müsste es auf dem Marktplatz zu hören sein, dachte sich Hanna, aber noch immer waren nur die beiden Priester hier. Vielleicht traute sich auch keiner.

      „Bartholomäus, ich kümmere mich um den Untoten“, sagte der eine und zog einen Dolch. Dieser war ebenfalls mit kirchlichen Symbole gekennzeichnet.

      Untoter? Hanna wurde bei dem Gedanken ganz übel. Wie kann ein Toter wieder lebendig werden? Der Fremde, der ihm dazu gemacht hatte, musste mit dem Teufel im Bunde sein. Wäre sonst die Inquisition hier?

      Bartholomäus stand einfach da und wartete ab bis der untote Ludwig nah genug war. Er machte einen Ausfallschritt. Ludwig lief ins Leere. In diesem Moment stach der Priester zu und Ludwig schrie einmal laut auf, ehe er zu Boden knallte. Dann war er regungslos.

      „Ein geweihter Silberdolch“, sagte der fremde Mann, „ich hätte es wissen müssen.“

      „Gib auf, Malit“, sprach der andere Priester und schloss zu seinem Partner auf, „du hast keine Chance.“

      „Da lachen ja die Hühner“, entgegnete Malit, „wenn ihr wisst, wer ich bin, dann wisst ihr auch wie mächtig ich bin.“

      „Daher sind wir zu zweit“, sprach Bartholomäus, „mein Name ist Bartholomäus und das hier ist Johannes.“

      „Was ist das hier? Eine Kennenlernrunde?“ fragte Malit mit latent drohender Stimme.

      Dann zog er einen Stab. Hanna versteckte sich. Sie konnte nicht weglaufen, da sie zur einen Seite Malit hatte und auf der anderen die beiden Priester. Bartholomäus und Johannes zogen ihre Dolche.

      „Die helfen nicht bei mir“, verriet Malit, „ich bin ja kein Untoter.“

      „Das wissen wir“, entgegnete Johannes, „daher haben wir auch das hier.“

      Er hielt einen Stein in die Luft, den Malit sofort erkannte. Jetzt sah man eine Art Furcht in seinem Gesicht, aber er versuchte es zu verbergen.

      „Es reicht mir mit dem Gerede“, sagte er mit Entschlossenheit, „ihr werdet, nachdem ich mit euch fertig bin, mich anflehen, euch besser getötet zu haben.“

      Dann sprintete er los in Richtung der Priester, mit dem Stab voran. Bartholomäus wartete, während Johannes dem Hexer entgegenkam. Der Stab traf schmetternd den Dolch und es kam zu einem Schlagabtausch. Bartholomäus entschied sich nun doch dazuzustoßen.

      „Dein Artefakt verliert seine Energie“, sagte Johannes, während er den Stab abwehrte.

      „Das macht mir gar nichts“, entgegnete Malit.

      Er brach den Stab entzwei und rammte den überraschten Johannes die beiden Hälften unterhalb der Rippen in den Bauch. Johannes ließ den Dolch fallen, da er nun seine Lebenskraft verlor. Bartholomäus sah dies, konnte aber nicht schneller bei seinem Partner sein, da er schon alles gegeben hatte.

      Trotz seiner Emotion, die eine große Trauer in ihm auslöste, blieb Bartholomäus im Kampfmodus und schnappte sich den am Boden liegenden Dolch, um dann mit beiden Malit ebenfalls einen Stich in den Bauch zu verpassen. Dieser konnte so rasch nicht reagieren.

      Malit fiel nach hinten auf die Erde und bewegte sich nicht. Bartholomäus sprang auf ihn. Zuerst wollte er ihn gleich töten, aber er musste, weil er bei der Inquisition war, sich an die Regeln halten und die besagten, dass ein Hexer nach einem Schauprozess verbrannt werden musste, um keinen Aufstand der Bevölkerung zu riskieren. Das Amulett mit dem Artefakt entriss er ihm dennoch und steckte es in seine Tasche, die sich am Gewand befand.

      Dann blickte er zu Hanna rüber. Sie erschrak kurz, da sie nicht einschätzen konnte, ob er gut oder böse war, wenngleich Bartholomäus von der Kirche zu sein schien und den Teufel gerade zur Strecke gebracht hatte.

      „Ich tue dir nichts“, sprach Bartholomäus, „aber was ich dir jetzt sagen werde, wirst dich verwirren und sicher nicht schön.“

      Hanna wollte nichts hören, was nicht schön war, denn sie hatte heute einen wichtigen Menschen verloren. Ihr fiel ein, dass ihr Vater sie sicher vermissen wird und sie Ärger bekäme, wenn sie so spät nach Hause komme. Sie musste jetzt los! Und sie sprang auf, ohne darüber nachzudenken, und sprintete los, als wäre der Teufel hinter ihr her. Ein Stück weit, war es ja auch so.

      Der Weg bis zum Bäcker dauerte nicht lang, aber es kam ihr vor als wäre es eine halbe Ewigkeit. Als sie vor dem Laden stand, war die Tür weit auf. Sie stürmte hinein. Es ertönte keine Klingel, so wie sonst. Kein Mensch war dort.

      „Vater!“ rief sie, aber niemand antwortete.

      Sie war gerade im Begriff, nach hinten ins Lager zu gehen, als ihr Vater in diesem Moment von dort kam.

      „Vater!“ rief sie abermals mit voller Erleichterung, aber der Vater zeigte keine Reaktion.

      Er legte ein paar Laibe Brot ab und schaute sich um.

      „Vater, ich bin’s Hanna“, sagte sie und dachte er ignoriere sie, da sie zu spät war, „es tut mir leid.“

      Der Vater aber ging wieder ins Lager, ohne Hanna auch nur einmal anzugucken. Er musste mächtig sauer sein! Aber es war sonst auch nicht seine Art, wenn er wütend war, auf diese abweisende Art mit ihr umzugehen.

      Was war los?

      „Vater! Vater! So höre mich doch!“ schrie sie vor lauter Verzweiflung, denn Hanna wollte nicht, dass er sie mit Abkehr bestraft.

      Die Klingel läutete und eine Frau kam herein. Es war Frau Schmidt, die Dame des Dorfschmieds. Hanna kannte sie und wandte sich ihr zu.

      „Guten Tag“, begrüßte Hanna sie.

      Aber es kam ebenfalls keine Reaktion. Was hatte denn Frau Schmidt für einen Grund, sie überhaupt nicht zu beachten? Es war fast so, als Hanna nichts als Luft, unsichtbar für alle. Als würde Gott sie bestrafen wollen für den Pakt mit dem Satan.

      „Guten Tag, Frau Schmidt, was kann ich für Sie tun?“ fragte Karl die Dame.

      „Ach, geben Sie mir zwei Laib Brot, ein Weizen- und ein Roggenbrot, bitte“, orderte Frau Schmidt.

      In diesem Augenblick hörte Hanna eine Stimme, als sei sie inmitten ihres Kopfes.

      „Denk an dein Wort“, sagte sie.

      Ihr Vater und Frau Schmidt redeten weiter miteinander, um den Kauf abzuschließen, daher nahm Hanna an, dass weder ihr Vater, noch Frau Schmidt etwas hören konnten von dem.

      „Sagen Sie“, fragte die Dame, nachdem sie die Brote entgegennahem und bezahlt hatte, „haben Sie schon etwas von ihrer Tochter gehört?“

      Karls Blick wurde traurig. Er versuchte, eine Träne zu unterdrücken, die sich gerade an seinem linken Auge bildete.

      „Leider nein“, antwortete er und schluchzte.

      „Aber Vater, ich bin hier!“ schrie Hanna, „ich stehe direkt vor dir!“

      Sie fuchtelte mit ihren Armen herum, aber ihr Vater würdigte sie keines Blickes. Hanna sank zusammen und weinte. Was war geschehen? War es das, was der Priester ihr erzählen wollte?

      „Denke an dein Versprechen“, rief die Stimme in ihrem Kopf erneut, „gehe nach draußen.“

      „Warum sollte ich das tun?“ fragte sie, „ich bin hier auf mich gestellt und befinde mich in der Hölle.“

      „Weil ich dir helfen kann“, antwortete die Stimme, „und weil du dein Wort gegeben hast. Ist dein Wort nichts wert?“

      Hannas Gedanken gingen hin und her. Zum einen wollte sie einfach nicht verstehen, weshalb ihr Vater sie nicht sehen und hören konnte und zum anderen konnte sie diese Situation nicht ändern. Dennoch raffte sie sich auf.

      „Ich werde tun, was du sagst, aber du hilfst mir“, sagte sie.

      „Erst