Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten. Andreas Dietrich

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Название Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748536840



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im Kino.

      Fünfzehnter Februar

      Es war einmal ein Mädchen, welches noch sehr jung war. Dieses Mädchen wurde von allen Wanda genannt. Wanda ging noch nicht in die Schule. Noch ging sie in den Kindergarten. Noch lernte Wanda nicht das ABC. Dies sollte sich erst in einem halben Jahr ändern.

      Wanda war von morgens bis spät nachmittags im Kindergarten. Manchmal spielte sie alleine, manchmal mit den anderen Kindern. Manchmal spielte Wanda auch gar nicht. Manchmal machte ihre Kindergartengruppe einen Ausflug. Manchmal war es nur ein kleiner Spaziergang in den nächsten Wald. Manchmal ging es auch in die Innenstadt. Dort, wo es ein Kino gab.

      Jetzt im Februar, wo es draußen kalt war, ging Wanda und ihre Kindergartengruppe relativ selten spazieren. Dafür ging es am heutigen Tag ins Kino. Wanda konnte sich den Film Robby angucken.

      Robby war ein kleiner Junge, der vor vielen Jahren einmal lebte. Robby lebte einige Kilometer von der nächsten Stadt entfernt und konnte gut mit Pfeil und Bogen umgehen. In dieser Stadt war auch das Königsschloss. Dort lebte und herrschte der König. An seiner Seite war niemand. Es gab keine Königin. Nur seine Schwester nahm manchmal Platz neben ihm.

      Robby lebte nicht alleine. Er lebte mit zwei Freunden in einem Baumhaus. Wo dieses genau lag, wusste kaum einer. Robby wusste es. Seine Freunde wussten es. Die Schwester des Prinzen wusste es. Sonst wusste es keiner. Weder der König wusste es, noch der Sheriff aus der nächsten Stadt.

      Der König und der Sheriff hätten es gerne gewusst. Robby ärgerte sie oft. Nicht das Robby böse war. Das war nicht der Fall. Wenn der König mal wieder Steuern eintreiben ließ, holte sich Robby nur das Gold zurück. Er nahm nichts davon. Na gut, er nahm fast nichts. Er selbst nahm sich meist einen Goldtaler weg. Dafür kaufte er Essen oder Kleidung. Manchmal für sich. Manchmal für seine Freunde. Den Rest der Steuern gab Robby aber den Bewohnern zurück, denen das Gold gehörte. Der König ärgerte sich darüber jedes Mal. Er kochte vor Wut.

      Doch zum Glück für den König war Robby nicht immer zur Stelle. Nicht immer holte er sich das Gold zurück. Der König musste Steuern eintreiben. Er wollte etwas zu essen haben. Die Wachen mussten bezahlt werden. Das sah auch Robby ein. Wenn der König aber die Steuern erhöhte, war Robby zur Stelle. Mit seinen zwei Freunden überfiel er den Steuereintreiber. Meist war dies der Sheriff. Der Sheriff versuchte sich zu wehren, doch es gelang ihm nicht. Robby brachte das Gold zurück zu den Menschen, denen es gehörte.

      Der König wollte Robby fangen. Er stellte viele Fallen auf. Doch Robby war schlau. Er trat in fast keine. Wenn Robby mal in eine Falle tappte, waren seine Freunde zur Stelle. Manchmal half ihm auch die Prinzessin. Sie mochte Robby.

      Eines Tages aber waren seine Freunde nicht zur Stelle. Eines Tages gelang es dem König Robby gefangen zu nehmen. Während seine Freunde im Baumhaus waren, zog Robby alleine los. Er wollte gucken, was der König machte. Dabei geriet er in eine Falle. Robby versuchte erst, sich selbst zu befreien. Doch es gelang ihm nicht. Dann rief er um Hilfe. Seine Freunde hörten ihn nicht. Die Prinzessin hörte ihn auch nicht. Nur einer hörte Robby. Es war der König.

      Es kam also wie es kommen musste. Robby wurde gefangen genommen. Der König sperrte Robby in den Kerker. Dort gab es für Robby nur Wasser und Brot. Ja und wenn seine Freunde oder die Prinzessin ihn nicht befreiten, so sitzt Robby noch immer im Kerker. Er isst immer noch trockenes Brot und trinkt Wasser, während der König vom Leckersten speist und Wein trinkt.

      Sechzehnter Februar

      Es war einmal ein König und eine Königin. Sie lebten vor vielen Jahren und regierten über ein großes Land. Es war so groß, dass es das große Land genannt wurde. König und Königin regierten weise. Sie beuteten ihre Untertanen nicht aus. Sie regierten mit Bedacht. In anderen Ländern waren die Abgaben enorm hoch. Fast jeder Untertane hatte Schulden.

      Doch im großen Land war dies anders. Der König und die Königin lebten nicht in Saus und Braus. Sie verbrauchten nicht so viel Gold wie anderswo. Dadurch waren im großen Land die Steuern nicht so hoch. Auch als der König und die Königin ihr erstes Kind erwarteten, stiegen die Steuern kaum. Trotz der Mehrbelastung für den König, erhöhten sich die Steuern nur um einen Taler. Von den Steuern konnte der König die zusätzlichen Wachen bezahlen. Das Kindermädchen für das Kind bekam auch einen gerechten Lohn.

      König und Königin erwarteten ihr erstes Kind. Bis zur Geburt wussten sie nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge wurde. So konnten sie sich auch nicht auf einen Namen vor der Geburt festlegen. Sie hatten einen Namen für ein Mädchen und einen Namen für einen Jungen. Der König und die Königin erfuhren nach der Geburt, dass sie einen Sohn bekommen hatten. Nun war für beide klar, dass ihr Sohn den Namen Xavier tragen sollte.

      Xavier wurde schnell groß. Immer wieder ärgerte er sein Kindermädchen, in dem er wegrannte. Ab und zu versteckte er sich. Sein Kindermädchen suchte ihn. Leicht war es nicht. Doch das Kindermädchen fand Xavier meist nach einer Stunde. Manchmal auch schon früher. Nicht immer hatte Xavier die Geduld, lange in seinem Versteck auszuharren. Xavier änderte sein Versteck. Dabei wurde er oft gesehen. Das Kindermädchen wusste nun, wo sie suchen musste.

      Xavier blieb aber nicht immer im Schloss. Manchmal war er im königlichen Garten und erfreute sich an den Blumen. Im königlichen Garten gab es viele Blumen. Veilchen, Tulpen, Rosen, Krokusse und mehr. Da Xavier Blumen liebte, hatte das Kindermädchen jede Woche einen Auftrag. Sie musste neue Blumen besorgen und diese in Xaviers Zimmer stellen. Im Winter gelang dies natürlich nicht. Im Winter wuchsen keine Blumen im königlichen Garten.

      Xavier wusste dies. Im Winter gab es keine Blumen. Sein Kindermädchen bekam trotzdem eine Wochenaufgabe. Jede Woche musste sie mit Xavier einen Spaziergang machen. Anfangs waren es nur kurze Spaziergänge. Doch je älter Xavier wurde, desto länger wurden die Spaziergänge. Xavier wollte nicht jedes Mal den gleichen Weg gehen. Er wollte nicht jedes Mal das selbe sehen. So wurden die Spaziergänge länger und länger.

      Eines Tages war es dem Kindermädchen zu weit. Sie war nicht mehr die Jüngste. Viele Kilometer am Stück laufen konnte sie nicht. Vor allem im Winter nicht. Sie hatte eine dicke Jacke an und trug Mütze und Handschuhe. Das Kindermädchen musste einiges tragen. Das war ihr zu viel. Zum Glück hatte das Kindermädchen eine Idee.

      Ab sofort ging es nicht mehr zu Fuß vom Schloss los. Es wurde die Kutsche fertig gemacht. Mit ihr ging es mal in den Osten, mal in den Westen. Manchmal ging es auch in den Norden oder den Süden. Das Kindermädchen und Xavier fuhren mit der Kutsche mindestens eine halbe Stunde. Dann stoppte die Kutsche und die beiden machten zu Fuß einen Spaziergang. Dieser dauerte meist eine Stunde. Dann ging es mit der Kutsche wieder zurück zum Schloss.

      Ja und wenn Xavier noch nicht genug gesehen hat, so ist er noch heute unterwegs. Er erkundet zusammen mit seinem Kindermädchen mit Kutsche und zu Fuß die Gegend. Vielleicht wirst du ihnen auch begegnen. Vielleicht.

      Siebzehnter Februar

      Es war einmal ein junges Paar. Dieses Paar lebte in einem Königreich, welches das große Land genannt wurde. So wie es der Name verriet, dieses Königreich war riesengroß. Es war so groß, dass es einen Tag dauerte, um von der einen Seite zur anderen Seite zu gelangen. Dies galt aber nur im Sommer, wenn das Wetter mitspielte.

      Wenn es regnete, waren die Wege schlecht passierbar. Überall gab es Pfützen und die Wege waren teilweise matschig. Eine Kutsche kam nur schwer voran. Zu Fuß war aber auch keine Option. Zu Fuß hätte die Reise mehr als einen Tag gedauert. Es wären sicherlich mehr als drei Tage gewesen. Doch keinem kam es in den Sinn, dieses Königreich zu Fuß zu durchqueren.

      Auch dem jungen Paar nicht. Es lebte am Rande des Königreichs. Auf der anderen Seite des Königreichs wuchsen viele Pflanzen. Dort war das Wetter so gut, dass dort vieles angebaut wurde. Dort wuchs Getreide prächtig. Dort wuchs auch Grünkohl. In anderen Teilen des Königreichs lohnte sich der Anbau von Grünkohl nicht. Er wuchs nur sehr schlecht.

      Dies war ein Problem für das junge Paar. Als es ihr erstes Kind erwartete, verlangte die Frau nach Grünkohl.