Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten. Andreas Dietrich

Читать онлайн.
Название Erzählen-AG: 366 Kindergeschichten
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748536840



Скачать книгу

      Es war kein Wunder, dass jeder in der Nähe der Prinzessin sein wollte. Alle Untertanen wollten ihr nah sein. Jeder Prinz, der diese Prinzessin sah, wollte nie wieder gehen. Alle Prinzen sollten nett und höflich sein. Die meisten waren es auch. Doch es gab auch einige, die nicht nett waren. Sie konnten es nicht ertragen, dass sie nicht bei der Prinzessin bleiben durften. Sie wollten die Prinzessin haben. Sie besitzen. Um jeden Preis.

      So kam es, dass die Prinzessin eines Tages entführt wurde. In der Nacht kam der böse Prinz und nahm die Prinzessin mit. Am nächsten Morgen wunderten sich alle, wo die Prinzessin blieb. Normalerweise war sie doch die erste, die am Frühstückstisch Platz nahm. Sie war die Erste, die Brötchen mit Schokoladenaufstrich aß. Sie war es, die morgens eine Banane mit Schokoladenaufstrich aß. Doch heute Morgen war die Prinzessin nicht anwesend.

      Der König und die Königin ließen ihr noch etwas Zeit. Vielleicht hatte sie verschlafen. Dies passierte ab und an mal. Nachdem aber fünfzehn Minuten vergangen waren, schickte der König eine Dienerin zu der Prinzessin. Sie solle nachgucken, wo die Prinzessin blieb.

      Die Dienerin führte den Befehl aus. Sie ging zum Zimmer der Prinzessin und klopfte dreimal an. Keiner sagte herein. So ging die Dienerin ohne Erlaubnis hinein. Sie sah, dass die Prinzessin nicht im Bett lag. Sie war nirgendwo im Zimmer. Ihre Kleider waren nicht mehr da. Weder die für den Tag, noch die, die sie in der Nacht getragen haben musste.

      Die Dienerin lief zum König und berichtete ihm, was sie gesehen hatte. Der König ahnte Böses und so begann eine Suche nach der Prinzessin. Irgendwo musste sie ja sein. Sicherheitshalber ließ der König die Grenzübergänge schließen. So konnte keiner aus dem Königreich fliehen. Sofern es nicht zu spät war.

      Es wurde überall gesucht. Im Schloss und außerhalb. In jeder Stadt und auf dem Land. Jeder Misthaufen wurde umgedreht. Jedes Strohlager durchsucht. Die Prinzessin war nicht auffindbar. So rief der König die Diener und Dienerinnen in den Thronsaal. Zusammen sollte nachgedacht werden, wer gestern noch da war und heute nicht mehr.

      Alle überlegten. Jeder, der gestern im Schloss war, war auch heute noch da - bis auf Einen. Ein Prinz fehlte. Gestern war er noch beim Abendessen. Heute fehlte er. Der König schickte sofort einige Soldaten los. Sie sollten zum Prinzen gehen und eine Erklärung verlangen.

      Der Prinz lebte einige Kilometer entfernt. Die Soldaten waren mit Pferden unterwegs. Das Schloss des Prinzen erreichten sie aber nicht. So weit mussten sie nicht reiten. Auf dem Weg dorthin sahen sie den Prinzen. Er lief mit der Prinzessin zu seinem Schloss.

      Als die Prinzessin die Soldaten sah, schrie sie um Hilfe. Die Soldaten halfen ihr. Sie befreiten sie und nahmen den Prinzen gefangen. Gemeinsam ging es zurück, wobei der böse Prinz laufen musste. Die Prinzessin nahm auf einem Pferd Platz, welches ein Soldat ritt.

      Am Schloss angekommen, nahmen der König und die Königin ihre Tochter in den Arm. Dann wurde der böse Prinz in den Kerker gesperrt. Dort war er nicht alleine. Sechs andere Prinzen hatten schon versucht, die Prinzessin zu entführen. Keinem gelang es. Stattdessen kamen sie in den Kerker.

      Ja und wenn die Prinzessin noch immer nicht geheiratet hat, dann ist sie noch immer nicht vergeben. Dann kann noch jeder gute Prinz sie heiraten und ein böser Prinz, wird es wieder versuchen. Vielleicht geschieht dies schon am nächsten Morgen. Wer weiß?

      Vierter Februar

      Irgendwann muss jedes Kind in Deutschland einmal in die Schule. Das ABC lernen. Lernen, zu Schreiben und zu Rechnen. Auch Ralf ging in die Schule. Er war mittlerweile in der zweiten Klasse.

      Ralfs Unterricht begann um sieben Uhr fünfundvierzig. Nach einer Schulstunde gab es eine zehnminütige Pause. Um acht Uhr vierzig begann die zweite Stunde. Nach dieser gab es die erste große Pause. Um neun Uhr fünfzig war diese zu Ende und die dritte Stunde begann. Diese lief bis zehn Uhr fünfunddreißig. Nach einer weiteren zehnminütigen Pause folgte die vierte Stunde. Diese endete gegen elf Uhr dreißig. Es folgte wiederum eine zehnminütige Pause. Spätestens um zwölf Uhr fünfundzwanzig hatte Ralf Schulschluss. Manchmal auch schon nach der vierten Stunde, die halb zwölf endete.

      In der großen Hofpause waren die Schulkinder in der Regel draußen. Nur wenn es regnete oder heftig schneite, durften sie im Schulgebäude bleiben. Draußen spielten die Kinder oft Fußball. Manchmal standen sie auch nur in Gruppen zusammen und redeten über dies und das. Diejenigen, die Hunger hatten, aßen etwas. Meist war es etwas von Zuhause. Seltener wurde unter den Schülern das Essen getauscht.

      In den verschiedenen zehnminütigen Pausen blieben die Kinder in der Regel im Klassenraum. Wer einmal auf Toilette musste, der ging. Ralf musste selten zur Toilette. Meist spielte er in diesen Pausen mit seinem Banknachbarn XXO. Sein Banknachbar nannte das Spiel Kreis und Kreuz. Andere kannten dieses Spiel unter dem Namen Tic Tac Toe.

      Das Spiel XXO bestand aus neun Feldern, die in einem Raster von drei mal drei angelegt waren. Ziel war es, waagerecht, diagonal oder senkrecht eine Linie zu bilden. Die Linie bestand aus drei gleichen Zeichen. Entweder war dieses Zeichen ein X oder ein O. Hatte ein Spieler drei Richtige in einer Linie, so gewann er. Schaffte keiner, drei Zeichen in einer Linie zu bringen, so gab es ein Unentschieden.

      Ralf spielte mit seinem Banknachbarn jeden Tag. Sie hatten dafür extra einen Zettel, der in den Pausen rausgeholt wurde. In zehn Minuten schafften sie ein paar Spiele. Manchmal durfte Ralf anfangen, manchmal sein Banknachbar. Manchmal wählte Ralf das O oder den Kreis. Manchmal entschied er sich für das X oder das Kreuz. Manchmal gewann Ralf. Manchmal siegte sein Banknachbar. In vielen Fällen kam es aber zu einem Unentschieden.

      Ralf setzte sein erstes Zeichen an unterschiedlichen Stellen. Oft wählte er aber die obere linke Ecke. Dann die rechte untere. Damit hatte sein Banknachbar es schwer, zu gewinnen. An den Außenseiten konnte nur noch Ralf einen Dreier schaffen. Doch sein Banknachbar war nicht dumm. Wenn Ralf sein Zeichen oben links setzte, schrieb sein Banknachbar unten rechts sein Zeichen hin. Damit vereitelte er die Strategie von Ralf. Ralf hatte so nur noch drei Siegmöglichkeiten. Entweder er füllte die oberste Zeile oder die linke Spalte mit seinem Zeichen aus. Als drittes hätte er auch die Diagonale von unten links nach oben rechts belegen können.

      In vielen Fällen kam es zu einem Unentschieden. So änderten die beiden die Spielregeln. Nun gab es nicht mehr nur ein Spielfeld mit einem Drei-mal-drei-Raster. Nun gab es gleich drei. Jeder konnte sich entscheiden, auf welchem Feld er sein Zeichen schrieb. Derjenige, der zuerst einen Dreier auf einem Spielfeld schaffte, der gewann. Bei dieser Spielvariante kam es viel seltener zu einem Unentschieden. Meist siegte einer von beiden. Manchmal konnten Ralf und sein Banknachbar nicht zu Ende spielen, denn es klingelte. Eine neue Schulstunde begann und der Spielzettel wurde bis zur nächsten Pause weggepackt. Ja und so lange die Beiden noch in die Schule gehen, solange es noch die zehnminütigen Pausen gibt, solange werden die beiden noch XXO spielen. Ganz bestimmt, meinst Du nicht auch?

      Fünfter Februar

      Es war einmal ein Mädchen, das in die vierte Klasse einer Grundschule ging. Dieses Mädchen wurde von seinen Eltern ursprünglich Ramona genannt. Doch diesen Namen hörte sie nur, wenn sie etwas angestellt hatte. Wenn Ramona mal böse war. Sonst wurde sie nur Mona genannt - von ihren Eltern und von ihren Freunden.

      Mona spielte gerne. Manchmal spielte Sie mit ihren Eltern und manchmal mit ihren Freunden. Manchmal spielte Mona zu Hause und manchmal in der Schule. In der Schule spielte Mona natürlich nur, wenn es erlaubt war. Mona spielte in den Pausen und manchmal im Sportunterricht.

      Mona spielte gerne Schiffe versenken. Mona konnte von dem Spiel nicht genug bekommen. Selbst wenn sie hundert Mal hintereinander verlor, sie mochte das Spiel trotzdem. Sie spielte es in fast jeder Freizeit.

      Wenn Mona in der Schule war, spielte sie Schiffe versenken nur in den Pausen. Allerdings spielte Mona nicht in jeder Pause. Wenn eine große Hofpause war, spielte sie nicht. In der großen Hofpause waren die Schüler und Schülerinnen auf dem Schulhof. Drinnen durften sie nur sein, wenn es draußen regnete oder wenn es heftig schneite. Draußen spielte sich Schiffe versenken aber schlecht. Drinnen war es besser. So spielte Mona mit