anstehen wollten. Und so taten sie es aus. In aller früh standen sie bei der Jobbörse auf der Matte und versuchten einen lukrativen Job zu ergattern. Und die drei hatten tatsächlich Glück. Ein Gartenbauunternehmen suchte noch mehrere Mitarbeiter, die halfen, Pflaster aus einer großen Einfahrt zu entfernen. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß dass dies kein Zuckerlecken ist. Die alten Steinplatten herausnehmen, die Schubkarre füllen und auf einen LKW zu verladen. Nach acht Stunden waren sie fertig und der Chef bezahlte sie gleich. Der Lohn dafür war 56.- Euro, Netto pro Nase, bar auf die Kralle. Der Gartenbauunternehmer nahm sie noch mit nach Berlin zurück. Unterwegs meinte er: „Ihr habt einen guten Job gemacht. Ich habe einen Bekannten, der sucht laufend Leute die Baureinigung machen. Habt ihr Lust dazu?“ Franke: „Für Kohle tun wir alles. Und was zahlt er?“ Der Landschaftsbauer: „50.- Euro pro Tag. Sieben Stunden, dreimal die Woche. Abends gibt es immer bares.“ Frank: „Also schwarz?“ Landschaftsbauer: „Wenn du keine Kohle brauchst, dein Problem. Na, was ist?“ Und so kamen die Drei für einen Monat, zu einem Job. Wenn auch illegal, aber wen juckt das schon. Wo kein Kläger, da gibt es auch keinen Richter. Das verdiente Geld investierten die drei in neue Klamotten, Schuhe und regenfestem Equipment. Gut angelegtes Geld, da sie vermutlich auch noch in absehbarer Zeit, keine feste Bleibe bekommen würden. Für sie ist Schwarzarbeit reine Notwehr und Rache am System. Um sie kümmert sich ja eh keiner, sie sind nur lästig und unbequem. Einer der Obdachlosen hat einmal zu mir gesagt: „Wenn es so richtig kalt wird, sollte man die Heizung im Bundestag abstellen, um den Politikern zu zeigen, wie wir frieren müssen. Und das für so lange, bis wir eine vernünftige Bleibe hätten. Wetten, dass wir schon nach zwei Tagen untergebracht wären?“ Ich stimmte ihm sofort zu. Nach vier Wochen fuhren sie wieder in die Jobbörse. Dort trafen sie einen alten Bekannten aus Dresden. Heinz war schon seid sechs Jahren obdachlos, mit der Tendenz bald eine 1,5 Zimmerwohnung zu bekommen. Heinz war sichtlich erfreut über diesen Umstand. Er musste am Nachmittag aufs Sozialamt kommen um den Mietvertrag und den Antrag auf Hartz IV zu unterschreiben. Heinz: „Ich habe schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass ich eine richtige Wohnung bekomme. Ihr glaubt gar nicht, wie glücklich ich bin endlich von der Strasse zu kommen. Lange hätte ich das gesundheitlich nicht mehr gepackt.“ Zecke: „Du bist ja ein wahrer Glückspilz. Jetzt fehlt dir nur noch eine Arbeit und dann eine Frau.“ Heinz: „Zuerst muss ich wieder gesund und fit werden. Und was die Arbeit betrifft, mache ich mir keine Hoffnung, einen Job zu bekommen. Wer nimmt schon einen 56 - jährigen, der sieben Jahre arbeitslos war.“ Dazu muss man wissen, dass er in den 70er Jahren Kunststoffschlosser gelernt hatte. Einen Beruf der nicht so häufig vorkam. Aber er dachte sich, Fenster und Türen werden immer gebraucht. Doch es kam anders. Die heutige Produktion von Kunststoff Fenstern und Türen, übernehmen riesige Firmen, die am Tag einmal locker 500 und mehr Fenster produzieren. Alles vollautomatisch und meist im Ausland. Heinz: „Habt ihr das schon vom Professor gehört? Schrecklich.“ Da die Drei von nichts wussten, fragten sie natürlich nach, was er meinte. Heinz: „Sag Mal, lest ihr denn keine Zeitung? Das ging doch durch alle Medien. Der Professor hat sich vor die S-Bahn geworfen. Er hat zwar noch einen Tag gelebt, aber ist dann an seinen schweren Verletzungen gestorben.“ Frank: „Das gibt es doch nicht. Erst vor ein paar Tagen noch, haben wir uns gefragt, was er so macht, weil wir ihn schon lange nicht mehr gesehen hatten. Und du bist sicher, dass er es war?“ Heinz nickte nur und meinte: „So leid es mir tut, aber es stimmt. Er war ein feiner Mann, ehrlich, gebildet und immer freundlich. Wenn du ihn was gefragt hast, wusste er immer einen Rat. Ich denke, der hatte einfach die Schnauze voll, von der Obdachlosigkeit.“ Zecke: „Wieder einer, der sich das Leben genommen hat. Das ist jetzt schon der vierte, den wir gekannt haben.“ Und mit diesen Erfahrungen stehen sie nicht alleine da. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns jemanden kennt, der sich das Leben genommen hat. In meinem Leben habe ich fünf Bekannte die diesen Weg genommen haben. Und wenn ich noch die dazu zähle, die sich vor meinem Zug geworfen haben, kommen in 15 Jahren Bahnfahrt, noch einmal zehn Menschen dazu. Auch ein dunkles Kapitel, über das die Politik nicht gerne redet. Warum auch, denn letztendlich ist das eine rein persönliche Entscheidung, die jeder für sich getroffen hat. Aber man muss sich doch fragen, warum treibt es einen Menschen in den Selbstmord. Laut Statistik wählen jedes Jahr über 10.000 Menschen den Freitod und 2000 davon, das sind immerhin 20%, sind arbeits- oder obdachlos. Zufall? Bestimmt nicht. Es ist pure Verzweiflung, der diese Menschen in den Tod treibt. Jetzt werden viele sagen, die sind doch selbst an ihrem Schicksal Schuld, aber so einfach ist das nicht. Wenn man Menschen die z.B. arbeits- oder obdachlos sind, aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließt, dann werden viele depressiv. Die Zahl der Depressionen in Deutschland nimmt jedes Jahr zu, Besserung ist nicht in Sicht. Und das hängt auch damit zusammen, dass die Politik solche Gesetze, wie Hartz IV beschließt. Schröder und die Grünen haben dieses Gesetz geschaffen und haben somit viel Schuld auf sich geladen. Sie haben dafür gesorgt, dass Menschen stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Dieses Gesetz ist das unmenschlichste und unwürdigste, das je im Bundestag verabschiedet wurde. Alle Politiker wissen das, aber ändern nichts daran, weil es ja Milliarden kosten würde. Und wiedergeht es um das liebe Geld, das nicht vorhanden ist. Soll ich ihnen einmal aufzählen, für was kein Geld in der Haushaltskasse ist? Ich nenne ihnen nur einige Beispiele. Erhöhung der Hartz IV Leistungen. Kita Plätze für 120.000 Erzieherinnen und Erzieher. Rentenerhöhungen auf mindestens 55% oder eine Mindest Rente von 900.- Euro monatlich. Geld für den sozialen Wohnungsbau von 5,5 Millionen Wohnungen. 10.000 Polizeibeamte für mehr Sicherheit. Rund 35 Milliarden für die Sanierung aller Schulen in Deutschland. Etwa 5000 Altenpflegerinnen und Pfleger, sowie etwa 1000 bezahlbare Alten- und Pflegeheime. Bei unserem kranken Gesundheitswesen fehlen Schwestern, Ärzte und Pfleger. Und so lässt sich die Liste beliebig fortführen. Aber unsere Kanzlerin ist immer noch der Meinung, uns geht es gut und wir schaffen das. Da fragt man sich doch, wen meint sie damit? Die Reichen? Muss wohl so sein, denn die Armen von Deutschland kann sie nicht damit gemeint haben. Etwa 20 – 25 Millionen Menschen in Deutschland geht es salopp gesagt, beschissen. Die vergisst man einfach und lässt sie außen vor. Und dann wundern sie sich, dass die AfD so einen Zulauf bekommt. Sie hat nur so viel Erfolg, weil die Bürgerinnen und Bürger sie aus Protest oder Wut, gegen die etablierten Parteien wählen. Das hatten wir doch schon einmal, oder nicht? 1933 war es genau so, ein gefährliches Spiel was die Politik da treibt. Warum kann man nicht auf die Bevölkerung eingehen? Warum fragt man nicht nach, welche Wünsche oder Bedürfnisse sie haben? Und dieser Frust den viele von uns haben, führt bei vielen zu Depressionen und letztendlich manchmal zum Suizid. Wie sie sehen, greift so ein Rädchen ins andere. Wir alle müssen wieder aufeinander mehr Rücksicht nehmen und sich respektieren. Aber zurück zu unseren drei Obdachlosen. Sie waren von dieser Nachricht tief bestürzt und legten spontan, eine Gedenkminute für den Professor ein.
Am Anfang der Warschauer Strasse, in Haus Nummer 4, wohnen sechs Familien, deren politische Gesinnung die ganze Strasse beunruhigte. Beunruhigte ist vielleicht das falsche Wort, eher schockierte. Während die meisten Bewohner der Strasse eher eine konservative, ökologische oder soziale Einstellung hatten, waren die Bewohner der Nummer vier sehr weit Rechts politisch angesiedelt. Und damit das auch jeder gleich wusste, hing auf jedem Briefkasten im Haus der Spruch „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Alle die das Haus betreten mussten empfanden dies als ausländerfeindliche Provokation, aber unternahmen nichts dagegen, weil sie Angst vor der „Rechten Szene“ hatten. Und da Herr Fritz Danner der Eigentümer des Hauses war, konnte man wegen der Sprüche, nichts polizeilich gegen ihn unternehmen. Privateigentum ist nämlich durch das Grundgesetz geschützt, my Home ist my Castle. Dort darf man nämlich sagen und machen was man will, soweit es nicht ungesetzlich ist. Fritz Danner hatte das Haus vor einigen Jahren von seinem Vater geerbt und danach alle Mieter, die nicht „arisch“ waren, hinausgeekelt oder mit fiesen Tricks heraus geklagt. Und nun wohnen nur noch gleichgesinnte, in dem ehrenwerten Haus. Bis auf einen, das ist Familienvater Rolf Dieterle. Er hat keinen leichten Stand bei seiner Frau Erika und den beiden fast erwachsenen Söhnen Sigi und Waldi, die normal Siegfried und Waldemar hießen. Erika hatte ihr die Vornamen gegeben, um ihnen einen arischen Hauch zu geben. Sie hasste nämlich alles was jüdisch oder türkisch klang. Und nicht nur das, sie hasste alle nichtdeutschen. Im Erdgeschoss des Hauses, thronte die Familie Danner mit seiner Mischpoke, daneben die Familie seines besten Freundes, Kurt Hesse. Von den beiden und Erika Dieterle, gingen die meisten Aktionen aus, die in der Warschauer Strasse abgingen. Demos, Flugblattaktionen und andere Dinge,