Название | "Wir schaffen das" |
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Автор произведения | Benjamin Webster |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745097009 |
Da waren sie wieder, die Ritter. Zuerst waren sie ganz klein und galoppierten aus der Steckdose neben dem Fernseher, danach wurden sie immer größer. Es sind immer drei Stück, zwei unscheinbare, mit grauglänzenden Metallrüstungen. Und einer, der war eine Lichtgestalt. Dieser war ganz weiß und ritt auf einem schwarzen Rappen. In der linken Hand hielt er die Zügel und in der anderen, eine lange, imposante weiße Lanze. Langsam wuchsen die drei und wurden immer größer. Oskar sah diese Gestalten in letzter Zeit immer öfter und entsprechend wuchs seine Angst in ihm. Wie sie in voller Größe erschienen, ritten sie direkt auf Oskar zu. Er sah, dass die Lanze des weißen Ritters, vorne voll Blut war, welches förmlich herunter tropfte. Das klappern der Hufe wurde immer lauter und die Ritter kamen immer näher. Oskar ergab sich in sein Schicksal. Zitternd hob er seine Hände schützend vor seinen Körper. Er erwartete jedem Moment das eindringen der Lanze in seinen Körper, aber die Ritter sprangen einfach durch ihn hindurch und verschwanden genau so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Jedes Mal wenn dies geschah, lag Oskar zitternd am Boden. Sein ganzer Körper schmerzte. Es fühlte sich an, als wenn seine Organe mit einem glühenden Eisen durchbohrt wurden. Oskar kannte dieses Gefühl und wusste sofort, was jetzt nur noch half. Bier, Schnaps oder Wein, Hauptsache Alkohol. Was Oskar da ereilt hatte, würde man im Volksmund mit „Affen“ bezeichnen. Er war schlicht und einfach unter seinem üblichen Alkoholspiegel gekommen, denn er war Spiegeltrinker. Wenn er über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol bekam, hatte er diesen Tremor. Oskar kroch zum Kühlschrank und holte eine Flasche billigen Korn heraus. Zitternd schraube er den Verschluss herunter und setzte die Flasche mit beiden Händen an. Er trank dann jedes Mal die halbe Flasche aus und fühlte sich nach zehn Minuten wieder besser und trank nach und nach die ganze Flasche leer. Nun hatte er wieder etwa acht Stunden Ruhe, bevor das gleiche Spiel wieder von vorne losging. Er wusste, dass dies nicht mehr lange gut gehen würde, denn irgendwann würde seine Leber oder sein Herz versagen. Dabei hat er fast sein ganzes Leben keinen Alkohol angerührt. Aber das hat er in den letzten drei Jahren gründlich nachgeholt. Die Sucht fing ganz harmlos an. Ein Bierchen nach Feierabend, dann einen Schnaps dazu. Zu Hause einen Absacker und beim Abendessen einen Wein. Es gab ja niemanden, der ihn kontrollierte. Oskar war nie verheiratet und hatte auch keine Kinder. Bis auf einige Liebschaften, die kurzfristig bei ihm einzogen, war er sein Lebtag alleine. Dann verlor er seinen Job in der Spedition, dass war vor zwei Jahren. Und als 58 jähriger Speditionskaufmann, findet man in dieser Republik, keinen Job mehr. Inzwischen war er 60 geworden und dem Tod näher, als je zuvor in seinem Leben. Seine ehemaligen Stammtischbrüder haben ihn noch ab und zu besucht und ihn gewarnt, wenn er nicht die Finger vom Alkohol ließe, dann würde es noch ein böses Erwachen geben. Und heute schien es so, als wenn es soweit wäre. Die Körperschmerzen ließen zwar nach, aber das Stechen in der Brust hörte nicht auf. Im Gegenteil, es wurde von Stunde zu Stunde heftiger. Mit letzter Kraft schleppte er sich ins Treppenhaus, wo er leblos zusammenbrach. Ein Nachbarskind fand ihn am späten Nachmittag und die Rettung brachte ihn ins Krankenhaus. Erst eine Bypass- Operation brachte ihn wieder ins Leben zurück. In der Warschauer Strasse wurde dies zwar zur Kenntnis genommen, war aber schon am nächsten Tag kein Gesprächsthema mehr. So ist eben unsere Gesellschaft von heute. Immer schneller, weiter und höher, würde man im Sport sagen, aber es gibt nichts Schlimmeres, als Nachrichten von gestern. Wen interessiert es schon, wenn ein Säufer einen Herzinfarkt bekommt? Hat eben Pech gehabt und hätte nicht soviel saufen sollen. Aber so einfach ist das nicht. Hinter jedem Schicksal steckt nun einmal eine Geschichte die da lautet, warum. Warum hat derjenige dies oder das getan? Warum ist es soweit gekommen? Hätte man es verhindern können? Wer hat Schuld? Fragen, die die Gesellschaft nur mit einem Schulterzucken beantwortet und dann wieder zur Tagesordnung übergeht. Gleichgültigkeit und Ignoranz sind die Ursachen, gepaart mit einem Spritzer Egoismus und Narzissmus. Es trifft einen ja nicht persönlich. Können sie sich noch erinnern wie ein gewisser Gerhard Schröder, Helmut Kohl als Kanzler abgelöst hat? Die ganze Nation war voller Hoffnung und Vertrauen in die neue Regierung. SPD und ÖKO Partei, was soll da schon schiefgehen? Die Folgen dieser Regierung sind heute noch zu spüren. Sozialer Kahlschlag wurde gemacht und keiner der Herren Politiker unternahm oder unternimmt etwas dagegen. Mit der Agenda 2010 wurde ein Instrument geschaffen, das sozialen Abbau schaffte. Hartz IV und Rentenkürzungen sind nur einige Beispiele unter der wir heute noch zu leiden haben. Ganz zu schweigen von den Billiglohn Jobs und der Zeitarbeit. Schröder war eben der Genosse der Bosse. Kein Kanzler hat den Reichen und Mächtigen mehr Geschenke gemacht, wie er. Und ganz nebenbei, hat er die Grundlage dafür geschaffen, dass es zu den verheerenden Folgen in Deutschland, beim Finanz Crash 2008 gekommen ist. Dies nur ganz nebenbei, damit sie auch verstehen, warum wir heute so viele Arme und so viele Reiche in Deutschland haben, wie nie zuvor. Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander