Treppe freilegen, was bis zum Abend auch geschah. Wieder war da ein Tor mit einer Inschrift und einer Krone darüber. Auch dieses Mal notierte der Professor alles mitsamt einer Skizze. Sie hörten für heute auf mit den Grabungen und ließen den Tag, mit einem Essen am Lagerfeuer ausklingen. Der Professor warf noch einmal einen Blick auf seine Skizzen und übersetzte die Inschrift aus dem Altschnäbischen. Dann war der Tag für ihn auch zu Ende. Er schaute noch einmal nach den schlafenden Jungschnäblern und legte sich dann auch hin. Am Morgen legten sie die Treppe zur dritten, mittleren Pyramide frei. Auch hier war ein Tor mit Inschrift und Krone zu sehen. Der Professor skizzierte wieder und übersetzte es. Er wirkte angespannt und nachdenklich. „Lasst uns die letzte Treppe noch freilegen, damit wir alles im Blick haben“, sagte er ganz leise. Alle wussten wenn der Professor so leise spricht, stimmt irgendetwas nicht, oder er weiß nicht weiter. Auf keinen Fall wollten sie den Professor jetzt nerven und gruben die nächste Treppe frei. Sie schaufelten so tief bis sie auf einen weiteren Vorsprung kamen, der fünf auf fünf Meter groß war. Zum Erstaunen aller ging von dort aus eine weitere Treppe, weg von der mittleren Pyramide, nach unten. Jetzt hatten sie ein großes Problem. Da man nicht mit einer weiteren Treppe gerechnet hatte, hat man auch nur bis an das Podest den Sand und die Erde weggeschaufelt. Wenn sie hier weiter graben würden, könnte alles nachrutschen und alles darunter begraben. Es war zu gefährlich, ohne eine Absicherung, hier weiter zu graben. Also müssten sie notgedrungen den herabrieselnden Sand weiter nach hinten verbringen. Es wäre eine Menge Arbeit, ohne zu wissen was sie bei der neuen Treppe erwartet. Vielleicht hatte sie auch nichts mit ihrer Suche nach Hinweisen des Rätsels zu tun. Aber die Treppe war nun einmal da und man musste eine Entscheidung treffen. Die vier legten eine Pause ein und diskutierten wie es weiter gehen sollte. Der Professor sagte nach reiflicher Überlegung: „Wir sollten erst einmal zurück ins Dorf gehen. Der Proviant ist fast aufgebraucht und zum Trinken ist auch nicht mehr viel da. Zudem sind wir ganz schön schlapp. Im Dorf könnten wir noch zwei oder drei Helfer zum freilegen mitnehmen. Immerhin sind wir schon fast zwei Wochen unterwegs und ein schönes Bad würde uns auch mal wieder gut tun. Es läuft uns ja nichts weg, es sei denn, die Pyramiden bekämen plötzlich Füße, was eher unwahrscheinlich ist. Also was meint ihr?“ Der Professor notierte in seinem Buch: Abstimmung 4:0 fürs nach Hause gehen – keine Gegenstimmen - einstimmig angenommen. Im Dorf angekommen, ging der Professor zu Molle und Dissi um mit ihnen alles weitere zu besprechen. Man kam überein erst wieder am Montag aufzubrechen, weil doch einiges zu organisieren war. Dann ging er in den Nachbarhügel Nummer 17 zu Rami und Lenni den Eltern von Zimba und Samir. Zwei fesche Jungschnäbler die auch kräftig zupacken konnten. Zimba und Samir waren ein bzw. zwei Jahre älter wie Kira und Kikki. Sie kannten sich ja aus der Schule und von diversen Festen und Wettkämpfen. Vater Rami und Mutter Lenni waren gleich damit einverstanden das ihre Jungs mit zur Grabung gehen. Es sei ganz gut dass die zwei Söhne mal aus dem Haus kommen, um Verantwortung zu übernehmen. Tanni, die Schwester der beiden, gefiel das aber gar nicht, weil sie auch mit wollte. Rami und Lenni waren aber der Meinung, dass sie noch zu jung dafür sei. Das nächstes Mal könne man darüber reden aber diesmal nicht und zudem müsse sie ja noch in die Schule. Als nächstes ging der Professor in die Schule. Er brachte Lehrer Klamm und Sekretärin Asani auf den neuesten Stand der Dinge. Lehrer Klamm hatte Bedenken wegen der Klassengröße, da ihm ja jetzt fünf Schüler fehlen würden. „Wenn das so weitergeht, gehen mir die Schüler aus und ich muss die Schule schließen“, sagte er und der Professor versprach ihm keine weiteren Jungschnäbler zur Grabung mitzunehmen. Wegen dem Lehrplan bräuchte er sich keine Sorgen machen, da er auf der Grabung täglich Unterrichtsstoff einfließen lasse und sie so auch auf dem Laufenden wären. Da jetzt schon Mitte September war, blieben noch sechs Wochen bis zu den Winterferien, die von Ende November bis Anfang April gingen. Der Professor ging in seinen privaten Teil des Schulhügels und nahm gerade ein Bad, als er laute Stimmen aus der Schule hörte. Es war der Dorfälteste, was so viel wie ein Bürgermeister ist. Onkel Bartus und Opa Butschi fuchtelten mit ihren Flügeln und redeten laut durcheinander. Sie waren völlig aufgelöst und wollten sofort den Professor sprechen. Wie der Professor zu ihnen kam, fingen beide gleichzeitig an zu reden. Der Professor verstand zuerst nur Bahnhof, bis es ihm zu bunt wurde. „Ruhe. Ich bitte um Ruhe meine Herren. Danke. Was ist eigentlich los hier, wir sind doch nicht auf dem Festplatz. Also Onkel Bartus was ist los? Onkel Bartus holte einmal tief Luft und erzählte was passiert war. Sie waren auf der Insel Loma um alles für das Herbstfest herzurichten, als man auf dem Meer und am Strand mehrere Kisten und Taschen treiben sah. Man habe alles geborgen und sofort in das Archiv im Krankenhügel gebracht, wo die Sachen zur Begutachtung des Professors jetzt liegen. Es seien ohne Zweifel, die Überreste der PANDORA, weil man auch einen Rettungsring mit der Aufschrift gefunden hätte. Der Professor schluckte erst einmal. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass von der PANDORA noch etwas übrig sei. Er schickte Opa Butschi zu Philippe um ihn zu holen, denn wenn einer sich auf der PANDORA auskannte, dann er. Es ist seit dem Untergang des Schiffes fast ein halbes Jahr vergangen. Er schaute nicht schlecht wie viel da angespült wurde. Es waren etliche Kisten und Truhen, sowie jede Menge Taschen und ein Rettungsring auf dem ohne Zweifel PANDORA stand. Als Philippe den Krankenhügel betrat, wurde es ganz still. Er schaute sich die Sachen an und sagte ganz erstaunt: „Ach du dicker Klabauter! Das isse von meine Schiff. Aber nicht alles. Die Kisten ja, die Taschen nein, isse von andere Schiff.“ Professor: „Wie von andere Schiff?“ Philippe: „Haben wir nie gehabt, solche Schwimmbeutel oder Taschen die durchsichtig sind.“ Professor: „Vielleicht gehörte sie der Besatzung und du hast es nur nie gesehen?“ Philippe: „ Ich kenne Schiff und Besatzung auswendig, ware über zehn Jahre meine zu Hause. Kenne jeden Winkel in Schiff, aber das isse nicht von PANDORA.“ Er zeigte dabei auf die durchsichtigen Plastiktaschen, öffnete eine und zog den Inhalt heraus. Zum Vorschein kamen Zeitungen und andere Papiere. Er schlug die Zeitung auf und las die Überschrift laut vor: „ PANDORA bei schwerer See gekentert – Keine Überlebenden?“ Die nächste Zeitung hatte eine andere Schlagzeile: „Suche nach Überlebende von PANDORA eingestellt – Sogar Maskottchen vermisst.“ Philippe und der Professor wussten gleich wer mit dem Maskottchen gemeint war. Die nächste Schlagzeile lautete: „ Privater Investor will mit Schiff Nautilus nach der PANDORA suchen – War ein Schatz an Bord?“ In dieser Zeitung wurden Angaben zur Position des Schiffes während des Unglückes angegeben. Philippe holte die Karten aus dem Regal und überprüfte die Angaben. Er sah, dass die angegebene Position falsch war. Die Erklärung dafür war ganz einfach. Weil sie zur Insel Loma gefahren sind und dort über Nacht gelegen hatten, stimmte die Berechnung von der Zeit her nicht. Sie waren keine einhundertfünfzig Seemeilen weiter gewesen, wie angenommen wurde. Die Nautilus suchte zu weit nordwestlich. Offensichtlich war mit der Nautilus auch etwas passiert, sonst wären ihre Papiere und Ladung nicht auch über Bord gegangen. Es könnte auch sein, dass die Nautilus alle Kisten, Truhen und Fässer aus dem Meer fischten und später selbst in Seenot gerieten. Diese Frage wurde aber erst kurz vor Weihnachten beantwortet, weil man die Logbücher der PANDORA und der Nautilus, als Strandgut in der Lagune von Loma fand. Am Montagmorgen ging es wieder Richtung drei Senken. Diesmal waren sie zu sechst. Die beiden Jungschnäbler des Nachbarhügels Zimba und Samir waren zur Unterstützung dabei. Man hatte frisches Wasser und Proviant, sowie andere nützliche Dinge dabei. Gegen Mittag kamen sie an der Grabungsstätte an und sahen gleich, dass der Professor wieder einmal Recht hatte. Der Sand zwischen den äußeren Pyramiden war tatsächlich nach unten abgerutscht und hatte die Treppen fast wieder zugeschüttet. Zimba und Samir gingen gleich tatkräftig ans Werk. Der Professor mahnte sie nicht so schnell zu sein, sonst bekämen sie am nächsten Tag tierischen Muskelkater. Die beiden beherzigten seinen Rat und ließen es etwas langsamer angehen. Zu sechst ging es schneller und sie hatten bald wieder die verschütteten Treppen freigelegt. Jetzt merkten sie, dass unter der südlichsten Treppe ein Tunnel unter dem Podest durchführte. Er war etwa zwei Mal zwei Meter groß und war mit Schutt und Geröll zugeschüttet worden. Nach etwa zehn Metern Tiefe war das Ende des Tunnels erreicht. Zuerst dachte der Professor es wäre nur eine Wand, welche zur Stabilisierung des Podestes eingezogen war. Bei näherer Betrachtung sah er aber dass die einzelnen Steine der Wand mit Zahlen von eins bis neun versehen waren. Da die Steine nicht fortlaufend nummeriert waren, sondern willkürlich, wusste er nichts damit anzufangen. Er skizzierte alles und beschloss, da es schon langsam dämmerte, für heute Schluss zu machen und das Lager neu einzurichten. Für die zwei Jungschnäbler, Zimba und Samir, war alles neu und aufregend, für die anderen ist es fast schon Routine geworden. Am Abend übersetzte der Professor die