Tod auf den Gleisen. Elisa Scheer

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Название Tod auf den Gleisen
Автор произведения Elisa Scheer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783737564281



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hinter Mönchberg (MorgenExpress). Ach, hinter Mönchberg? Doro wusste, wo das lag, aber wo da die Bahn fuhr… aufgefallen war ihr noch nichts. Sie sollte am Wochenende dort mal spazieren gehen…

      So, aber jetzt Schrankwand und nachher die nächsten Regale!

      Bei studio hatten sie eine recht ansehnliche Auswahl; Doro schlenderte durch die Räume und bewunderte alles, zog Schubladen auf, guckte in die Schränke, probierte, wie leicht die englischen Schubladen liefen, und überlegte.

      Doch, Buche war schon am besten. Vor allem mit den Edelstahlgriffen. Die sahen doch wirklich spacig aus! Wie so ein schickes Büro im Fernsehen…

      Als sich ein Verkäufer näherte, ließ sie sich ausführlich beraten, orderte dann einen Schrank mit einer Kleiderstange und je zwei Fächern oben und unten, einen mit je einem Fach oben und unten und zwei Kleiderstangen, einen nur mit Fächern und einen halb mit Fächern, halb mit Schubladen. Billig war das nicht, was der junge Mann ausrechnete – mit Lieferung und Montage fast zweitausend Euro.

      Egal, so viel hatte sie noch. „Und wenn Sie mal umziehen… wir kommen auch, bauen ab und in der neuen Wohnung wieder auf. Bis 2020 gibt es auch eine Nachkaufgarantie!“ Das klang nicht schlecht, fand Doro. Vielleicht hatte sie ja bis dahin auch eine größere Wohnung? Vielleicht sogar mit jemandem zusammen? Ach, musste nicht sein. Wenn sie da an Robbi zurückdachte, dieses ewige Genörgel, weil sie immerzu arbeitete und sich nicht für seine Belange aufopferte! Wieso musst du schon wieder in die Schule – Wolltest du nicht meine Schuhe – Was heißt, du kannst morgen nicht mitkommen? und schließlich Hast du eigentlich einen anderen? Angefangen hatte es eigentlich sehr nett und romantisch, aber sobald sie mit dem Referendariat begonnen hatte, hatte sich der Wurm eingeschlichen.

      Vielleicht, weil Robbi immer noch studierte und so natürlich freier war in seiner Zeiteinteilung. Nebenher jobben musste er auch nicht.

      Also, wenn eine größere Wohnung, dann für sie alleine. Wenn das nötig war, hieß das. Bis jetzt kam sie platzmäßig gut zurecht, und wenn sie sich erst einmal richtig eingerichtet hatte, würde sie weiter sehen. „Wir könnten dann nächste Woche liefern und aufbauen… wie wär´s am Dienstagnachmittag?“

      Doro bat um den Donnerstag; sie konnte ja schlecht Unterricht ausfallen lassen, weil ihr ein Schrank geliefert wurde.

      Zufrieden kehrte sie mit ihrer Auftragsbestätigung zum Auto zurück, fuhr zum Baumarkt, lud sich ein mittleres und zwei kleine Regale ins Auto, schaffte sie heim, fuhr noch einmal los, holte das letzte große Regal, zwanzig anständige Holzkleiderbügel und zehn Zedernholzwürfelchen mit dem passenden Öl, schleifte alles nach oben und sah sich dort kurz um. Nein, dieser wacklige Campingtisch ging gar nicht mehr!

      Also machte sie sich wieder auf, fuhr nun doch zu IKEA und fand dort einen vernünftigen Esstisch in Buche und einen dazu passenden Rollcontainer mit praktisch eingeteilter oberster Schublade. Außerdem eine Handvoll dieser schönen Schachteln mit den Metallecken, in puristischem Weiß, und einen Packen dazu passende Stehsammler. Auf dem Rückweg holte sie sich aus dem Büromarkt noch ein paar bunte Pappschnellhefter.

      Als sie den altersschwach röchelnden Wagen vor dem Haus geparkt und alles in die Wohnung geschleppt hatte, schnaufte sie heftig, aber tief befriedigt. Nein, jetzt würde sie nichts aufbauen, jetzt kam erst einmal dieses dämliche Ex dran! Es fehlte doch ohnehin bloß noch eine Aufgabe! Okay, die ersten zehn, dann das erste kleine Regal.

      Die dritte Aufgabe bestand aus zwei Grundwissensfragen à 4 BE und war schnell zu korrigieren. Nach zehn Blättern nahm sie sich das erste kleine Regal vor, schraubte es zusammen, hängte es an das mittelhohe, passte die Bretter ein und betrachtete ihr Werk befriedigt. Los, die nächsten zehn! Immerhin war es erst zwanzig nach fünf, da konnte sie heute noch was reißen.

      Nach den nächsten zehn baute sie den Tisch auf. Keine große Kunst, man musste nur vier Beine an die Zargen unter der Tischplatte schrauben. Sie zog die Schrauben mit aller Kraft an und stellte den Tisch dann mit der Schmalseite an die Wand, direkt neben das kleine Regal. Da könnte man sogar noch einen Ablagekorb… nein, nicht heute!

      Die letzten sechs! Der Durchschnitt lag bei 3,25, das ging. Aber einen zweiten Durchgang brauchte sie doch noch. Sie fuhr ihren Rechner hoch, tippte aus ihren Notizen einen anständigen – ausformulierten – Erwartungshorizont und nahm sich dann die fünf Leute mit den meisten Punkten vor. Hier und da fand sie noch ein Pünktchen, schrieb die Zahlen und die Summe an den Rand, die Note oben rechts neben den Namen, strich den freien Platz durch und verbuchte die Ergebnisse auf der Notenliste.

      Immerhin, vier Einser!

      Dann durfte sie jetzt den doofen alten Tisch in den Keller bringen. Sie fand sich sehr effizient, als sie wieder nach oben stieg. Kurz vor sechs… bis sieben die nächsten fünf und das andere kleine Regal…

      Sie ging die nächsten fünf Arbeiten durch und baute das mittelhohe Regal auf, dann kamen die nächsten fünf (nur noch sechs übrig!) und das letzte, wieder ganz hohe Regal dran. Hinter diesem Regal wäre dann auch der Kabelanschluss… und eine Steckdose, hier käme dann also der Fernseher rein. Mehrfachsteckdose, DVD-Player, ihre Minianlage… später.

      Sah toll aus, fand sie, als sie durch alle noch leeren Fächer wischte. Los jetzt, den Rest! Schon fast neun…

      Der endgültige Durchschnitt stand bei 2,89, das passte, fand sie, so war die 9 d auch einzuschätzen. Sie trug die Noten ins Programm ein, druckte das Deckblatt aus, tütete den Erwartungshorizont ein und packte alles in die Mappe Geschichte 9.

      Sie war ja so brav!

      Tasche packen? Später! Container einrichten machte mehr Spaß, und den hatte sie sich jetzt auch verdient. Sie sortierte ihre Stifte, Textmarker, Tacker, Büroklammern und sonstigen Kram in die oberste Schublade und teilte die anderen drei mit den beiliegenden Trennstegen in jeweils zwei Abteilungen hintereinander.

      Ganz unten: vorne Druckerpapier, hinten… okay, das bunte und das extradicke Papier. Zweite Schublade von unten: vorne Briefpapier, Postkarten, Weihnachtskarten (die hatte ihre Schwester Silvia ihr an Ostern aus London mitgebracht, bei Harrod´s gab es anscheinend eine ganzjährige Weihnachtsabteilung) und Briefmarken. Ach ja, und die vielen Paketschnürchen, die von den fertigen Packsets immer übrig blieben. Und eine Rolle Paketband. Hinten eine Spindel CD-ROM-Rohlinge und eine mit DVDs. Dazu die DVD-Beschriftungsstifte und ein Dreißigerpack Jackets aus buntem Papier.

      Zweite Schublade von oben: vorne Hefthüllen, hinten Einsteckhüllen.

      Toll! Die perfekte Ordnung! Ob es ihr gelingen würde, sie auch zu halten?

      Sie bastelte einen der neuen Stehsammler zusammen und stellte alle ihre Klassenmäppchen hinein, dann nahm sie die wieder heraus, die sie morgen brauchte, und versenkte sie mit den entsprechenden Büchern in ihrer Schultasche. Klasse, nur noch ein paar Handgriffe!

      So, und jetzt durfte sie die Reste aufbauen und ihre Mediaabteilung einrichten. Als alle Regale richtig standen und Fernseher, DVD-Player, Stereoanlage, alle DVDs, alle CDs und alle Fernbedienungen ideal untergebracht und verkabelt waren, sank sie ermattet auf ihr Bettsofa. Fast elf – aber das Zimmer sah schon richtig gut aus.

      Na, es hätte gut ausgesehen, wenn nicht diese ganzen Verpackungen herumgelegen hätten! Sie raffte sich noch ganz kurz auf, stopfte alles Papier und alle Styroporteile in die Schachteln zurück und schleifte den Kram in den Keller. So, aber jetzt ab ins Bett!

      Freitag, 12.10.2012

      Das Aufwachen war jetzt der reine Genuss, stellte sie am nächsten Morgen fest, als ihr erster Blick auf diesen nahezu perfekten Arbeitsplatz fiel. Da wollte man sich doch am liebsten gleich wieder hinsetzen! Naja, erst musste man sich natürlich mal aus dem Bett quälen…

      Sie krabbelte heraus, tappte ins Bad, wusch sich, duschte, kramte etwas ratlos ihre Kisten und die Türklinken durch, stellte fest, dass der Pfeffer-und-Salz-Blazer immer noch in die Reinigung musste und entschied sich schließlich für den camelfarbenen Boucléblazer. Dazu rehbraune Chinos und ein cremeweißes T-Shirt… und wieder die braunen Schuhe. Ziemlich elegant, fand sie schließlich. Direkt karriereverdächtig!