Название | Homo sapiens movere ~ geliebt |
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Автор произведения | R. R. Alval |
Жанр | Языкознание |
Серия | geliebt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738024937 |
Irgendwie… nun ja… freute ich mich darauf.
Zwei Stunden später war ich pappsatt. Edgar hatte sich selbst übertroffen. Leise seufzend schob ich die Dessertschüssel von mir. „Noch ein Löffel und ich platze.“ Roman lachte. „Die Schüssel ist doch leer.“ Ich nickte demonstrativ. „Ich meinte damit, dass ich keinen Nachschlag möchte.“
Vorsichtig lehnte ich mich zurück. Bloß gut, dass ich jetzt bequeme Shorts trug. Die kurzen Jeanshosen hätten mich längst in Atemnot gebracht. „Noch Wein?“ Protestierend hob ich eine Hand. „Später. Viel später. Im Moment fühle ich mich, als ob gleich alles überschwappt.“
Das war die reine Wahrheit.
Edgar hatte sich eine Medaille verdient. Denn es gehörte einiges dazu, einen movere soweit zu bringen. Vampire hingegen schienen sogar noch einiges mehr verdrücken zu können. Dabei hatte ich immer geglaubt, der Grundumsatz von movere und Gestaltwandlern sei hoch.
Eine halbe Stunde später saß ich zufrieden auf der Couch. Meine Füße auf Romans Schoß; einen zweiten Film schauend. Inzwischen konnte ich mich sogar wieder bewegen, ohne befürchten zu müssen, dass ich mich jeden Moment übergab. Meine Güte. So viel hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Das – oder Edgar hatte irgendwelche Mittelchen unters Essen gemischt. „Dein Telefon klingelt.“, murmelte ich träge, weil Roman es ignorierte. „Edgar kümmert sich darum.“ Oh? Der gute Vampir schien etwas vergesslich zu sein. „Du hast Edgar vor zehn Minuten in den Feierabend geschickt. Gleich nachdem er gefragt hat, ob wir noch etwas brauchen.“ Roman fluchte leise. Ich kicherte. Immerhin hatte Roman seinem Angestellten sogar versichert, dass der Geschirrspüler auch morgen früh ausgeräumt werden könnte. Edgar hatte partout bleiben wollen, bis dieser fertig war.
Mit mehr Vorsicht als notwendig, hob Roman meine Füße von seinem Schoß, stand auf und verließ den Salon.
Für mich blieb es – wenn auch mit gigantischen Ausmaßen – eine Wohnstube.
Ich hörte nicht, was er sprach. Sah lediglich sein leicht geknautschtes Gesicht, als er zur Tür hereinkam. „Ich muss nochmal kurz weg. Du bleibst hier und bewegst dich keinen Zentimeter.“ Ich nickte langsam. Ein paar Zentimeter würde ich mich dennoch bewegen. Müssen. Sonst käme ich nie und nimmer an mein Weinglas.
Eine Stunde später lief der Abspann des Films. Er tanzte in einem Hologramm um mich herum, während ich überlegte, nach einem unsichtbaren Edgar zu schreien. Andererseits hatte Roman sicher nur gemeint, dass ich nicht heimgehen sollte. Es war demnach vertretbar von der Couch aufzustehen und seine Datenchips durchzusehen.
Die Filme, die noch auf dem jetzigen gespeichert waren, entsprachen nicht meiner Vorstellung von einem gemütlichen Fernsehabend. In letzter Zeit hatte ich genug gruselige Dinge erlebt. Die musste ich mir auf keinen Fall in einer Super-Duper-Highend-Realitäts-Dimension antun. Mein Weinglas greifend erhob ich mich, lief zu Romans TV-Board und ließ mich im Schneidersitz davor nieder.
Wow, das nannte ich mal eine Sammlung!
Wozu brauchte Roman Pay-TV und einen Zugang zur Onlinedatenbank, wenn er die besten Filme aller Zeiten auf Videobildspeicherchip besaß? Hey, sogar mit Speicherliste! Ich scrollte durch das Menü der elektronischen Liste, fand einen mir zusagenden Film, tippte das Symbol daneben an und tadaaa – der Chip wurde mir direkt ausgeworfen.
Ein bisschen wie ein Colaautomat.
Nur wesentlich kleiner; dafür jedoch besser bestückt. So ein niedliches Teil sollte ich mir auch zulegen.
Grinsend tauschte ich die Chips, trank einen Schluck Wein, erhob mich elegant und pflanzte mich wieder auf die Couch. Ohne die Fernbedienung zu nutzen, blätterte ich durch das Standardmenu und startete den Film.
Ich liebte es, eine movere zu sein. Yeah! Die ganz coolen movere bedienten einen Fernseher wie von Geisterhand.
Ich kicherte, nippte an meinem Wein und machte es mir gemütlich.
Bereits eine viertel Stunde später musste ich das Glas abstellen. Ansonsten hätte ich mich beim Lachen bekleckert. Oder Romans Couch ruiniert. Bloß gut, dass mich niemand gackern hörte. Ich klang wie eine Mischung aus altersschwachem Gaul, Meerschwein und Huhn. Vor Lachen liefen mir die Tränen, gleichzeitig hielt ich mir den Bauch und kniff die Beine zusammen. Ich wusste, dass die Komödie noch besser wurde. Vorher sollte ich dringend auf Toilette gehen. Ich wollte mich beim besten Willen nicht vor Lachen einpinkeln.
Nur wenig später hockte ich wieder auf der Couch und wandt mich vor Lachen. So fand mich Roman vor. Aber egal, wie sehr ich mich auch bemühte: Das Ganze einzustellen klappte nicht. Nicht, solange der Film lief und eine Pointe die nächste jagte. „Wie ich sehe, amüsierst du dich.“ Tat ich. Störte es ihn? Roman schüttelte den Kopf, zog leicht die Mundwinkel nach oben und setzte sich neben mich. „Füße.“
Füße?
Ah ja.
Ich schob meine Füße auf Romans Schoß. Hoffentlich war ihm bewusst, wie gefährlich er lebte. Wenn ich lachte, hatte ich meinen Körper ganz, ganz, ganz schlecht unter Kontrolle. Ich wollte ihn wirklich ungern entmannen.
Roman entspannte sich zusehends. Fiel in das alberne Lachen ein. Ich sah sogar die ein oder andere Träne. Und selbst er stellte irgendwann sein Weinglas weg.
Ha!
Wie schön, dass ein Vampir ebenso befreit über diesen Blödsinn wiehern konnte. Andererseits – es war schließlich sein VBSC. Er kaufte sich bestimmt keine Filme, die er nicht mochte. Oder aber er sammelte sie.
Einfach so aus Spaß.
Denn ich hatte auch Titanic und die Sesamstraße entdeckt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Roman sowas anguckte. „Versuche nicht, mich zu analysieren, Sam.“ Na sowas. Er konnte also fernsehen und meine Gedanken hören.
Multitasking.
Meine Augenbrauen wackelten aufmüpfig. „Käme ich nie auf die Idee.“ Dafür würde ich nämlich Jahre brauchen und wäre hinterher genau so schlau wie jetzt. Außerdem musste ich ihn nicht analysieren. Ich mochte ihn – mit all seinen Eigenheiten als Vampir. Sogar unter dem mörderischen Aspekt unserer gemeinsamen Vergangenheit.
Mehr musste ich nicht wissen.
Nach dem Film wollte Roman mich ins Bett schicken. „Warum? Ich bin noch nicht müde.“
„Es ist Mitternacht.“
„Roman, ich bin kein Kind mehr. Ich weiß, wie spät es ist. Oder stört dich meine Anwesenheit?“ Roman seufzte. „Das meine ich nicht. Du musst dich schonen.“ Was meinte er, was ich hier machte? Bergsteigen? „Ich schone mich doch! Ich liege. Ich bin faul. Ich schaue fern. Das heißt, ich nutze nicht mal meine grauen Zellen. Fehlt nur noch eine Massage, dann bin ich die faulste Person der Welt. Und ich bin wirklich nicht müde.“
„Wie du meinst. Also noch einen Film?“ Ich nickte. Roman tätschelte meine Füße. „Egal was?“
„Keinen Horror.“ Roman lachte leise. Ich fragte mich, wie er das machte. Ich hatte vom vielen Lachen einen Muskelkater. „Noch irgendwas?“ Einen Mann, dachte ich. „Wein.“, sagte ich stattdessen. Galant zog Roman eine Augenbraue in die Höhe. Füllte mein Glas. „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, Sam.“ Seine leise Stimme bescherte mir eine Gänsehaut.
Die sanfte Drohung überhörte ich nicht.
Betont lässig zuckte ich mit den Schultern. Halb sitzend, halb liegend, nahm ich das Weinglas entgegen. Nippte daran. Zappte mit meinen Fähigkeiten durch das Menü des Chips. „Komödie? Action? Drama? Egal?“ Roman ließ mir freie Hand bei der Auswahl. Ein Actionfilm erschien mir ideal. Noch mehr Lachen vertrug mein Bauch nicht. Zudem musste man bei Actionfilmen ebenso wenig nachdenken.