Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ geliebt
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия geliebt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738024937



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ihm gern schriftlich geben. Nur dass er es vermutlich anders auslegte. „Ich frage mich, ob du dich von ihm flachlegen lässt, um es mir heimzuzahlen. Meinst du, ich werde eifersüchtig? Nun, da muss ich dich enttäuschen. Es funktioniert nicht. Im Gegenteil, es widert mich an. Aber wenn du schon mit meinen Freunden fickst, kann ich dir die Adressen von ein paar weiteren geben.“ Was versuchte er zu bezwecken? Dass ich mich mies fühlte? Konnte er nicht anders? Und welches gottverdammte Recht hatte er überhaupt, mich als Hure hinzustellen, nur weil ich bei Roman übernachtete?

      Er war doch derjenige, der seine Hosen nicht zulassen konnte!

      Selbst wenn ich mit Roman durchs Bett gepflügt wäre, durfte er mir keine Vorbehalte machen. Nach unserer Trennung konnte er nicht annehmen, dass ich ins Kloster ging und zölibatär lebte.

      Ich trank den restlichen Kaffee, räumte das Geschirr in die Spülmaschine und ging lächelnd zu Alan. Der lehnte wie ein Großkotz im Türrahmen und betrachtete mich abwertend. Als wollte er mich anspucken. Oder mir ein Bein stellen. Obwohl der Kloß in meinem Hals riesig groß war, hielt ich das Lächeln aufrecht. Ich würde nicht vor ihm zusammen brechen.

      Niemals!

      „Ich weiß das Angebot zu schätzen. Aber danke, ich komme allein zurecht. Einen schönen Tag noch.“ Ich wollte an ihm vorbei aus der Küche treten, doch er hielt mich fest. Aua! Denkt er, meine Knochen sind aus Stahl? „Warum ausgerechnet Roman?“, zischte er aufgebracht. Seine Augen funkelten wütend. Dass er mir fast meinen Arm brach, schien er nicht zu bemerken. Eine Augenbraue in die Höhe ziehend, legte ich meinen Kopf in den Nacken und gönnte ihm einen gefühllosen Blick. Das kostete mich mein gesamtes zusammengekratztes schauspielerisches Talent. „Lass mich los!“ Ich legte sämtliche Autorität, derer ich habhaft werden konnte, in diese drei Worte. Ohne dass meine Stimme zitterte oder krächzte.

      Es erleichterte mich ungemein, dass er meiner Aufforderung nachkam.

      Somit konnte ich stolz erhobenen Hauptes aus der Küche gehen, den Flur entlang und die Treppe hinauf nach oben. Den Drang zu rennen unterdrückte ich. Ebenso den Wunsch, die Tür des Gästezimmers laut hinter mir zuzuschlagen. Kaum war ich drinnen, verriegelte ich von innen, sank an der Tür herab und ließ meinen Tränen freien Lauf. Diese Vorwürfe hatte ich nicht verdient! Nicht im Geringsten.

      Jahre vergingen oder auch nur Minuten – ich konnte meinen Heulkrampf partout nicht abstellen!

      Gleichzeitig war ich wütend.

      Auf Alan.

      Auf mich.

      „Ich habe ihn heimgeschickt. Beruhige dich, Sam.“ Zwischen all den Schluchzern entrang sich meiner Kehle ein trostloses Lachen. Und ein paar derbe Flüche. Alle betrafen Alan und was ich ihm wünschte. „Tut mir leid. Es war nicht geplant, dass ihr euch über den Weg lauft.“ Roman hockte vor mir, streckte seine Arme aus und zog mich an sich. Wie ist er reingekommen? Äh… dumme Frage… Vampire sind auf so was Neckisches wie Türen nicht angewiesen.

      Auf Knien hockte ich zwischen seinen Beinen. Er tätschelte meinen Kopf, als wollte er mich trösten.

      Ich brauchte keinen Trost.

      Ich brauchte einen Auftragskiller, der Alan schöne Grüße von mir ausrichtete. Er musste ihn keinesfalls gleich töten. Es reichte, wenn er ihm ein paar Löcher verpasste.

      Ich war traurig, wütend und antriebslos. Ein leidlicher Gefühlswirrwarr. Schon komisch, dass ich hier vor Roman hockte. Vor einer Weile hätte ich noch geglaubt, in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Doch inzwischen war es mein alltägliches Leben; der Vampir mein Fels in der Brandung. „Ich hätte dir seinen Anblick gern erspart.“ Roman strich sanft über meinen Rücken, während ich zwanghaft versuchte, meine Schluchzer zu unterdrücken. Verdammt noch eins! Die könnten langsam wieder aufhören. „Es war nicht sein Anblick, sondern das, was er gesagt hat.“, raunte ich heiser, war mir aber sicher, dass Roman es trotzdem hörte. „So? Was hat er denn gesagt? War er eifersüchtig?“ Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Eher… widerwärtig.“

      Endlich löste ich meine ineinander verknoteten Hände voneinander und legte sie auf Romans Brust. Damit schob ich ihn gleichzeitig ein Stück von mir weg. „Danke.“, murmelte ich, mir meiner tränennassen Wangen sehr wohl bewusst. Ich musste wirklich umwerfend aussehen! „Schhh, nicht dafür.“ Mit klopfendem Herzen ließ ich es geschehen, dass er mein Gesicht umfasste und mit den Daumen sanft meine Tränen abwischte. „Ich bin so wütend auf ihn, Roman.“

      „Ich weiß.“

      „Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen?“

      „Willst du das denn?“ Und ob! „Natürlich. Er will nichts mit mir zu tun haben. Warum ignoriert er mich nicht einfach? Wenn er keine Gefühle für mich hat, dürfte ihm das doch nicht so schwer fallen.“ Ich rappelte mich auf, lief zum Bett und ließ mich darauf nieder, als lasteten die Sorgen der gesamten Welt auf mir. Roman drehte sich lächelnd um. Er erhob sich ebenfalls, kam langsam zu mir und ging vor mir in die Knie. Ich öffnete meine ganz automatisch. Roman rutschte näher. Stützte seine Hände neben meinen Oberschenkeln ab. Ich spürte seinen warmen Oberkörper. Ich fragte mich, warum ich mir das freiwillig antat. Gleichzeitig ignorierte ich das aufkommende Verlangen. „Eine schwierige Frage. Ich kann sie dir nicht beantworten.“ Empört spitzte ich die Lippen. „Du könntest mal in seinen Kopf spazieren und den ein bisschen durchpusten.“

      „Könnte ich. Soll ich?“ Ich nickte bestimmt. „Wenn es irgendwie hilft? Er muss weiß Gott nicht über mich herfallen. Er soll mich doch bloß in Ruhe lassen.“ Abgehackt holte ich Luft. Erneut bahnte sich ein Heulkrampf an.

      Ich wollte nicht heulen.

      Nicht wegen Alan.

      Das war er nicht wert.

      Mühsam blinzelte ich die neuen Tränen weg. Atmete tief ein und aus. „Da habe ich einen knackigen Kerl zwischen meinen Beinen und heule wegen einem anderen. Ist das denn zu fassen?“ Mein Lachen klang eingerostet. Vermutlich wegen des Drangs, ein paar Tränen zu vergießen, den ich nicht abschütteln konnte. Als würde mir das helfen, meine Sorgen wegzuwaschen. „Schade, dass er weg ist. Sonst könnte ich ihn ein bisschen ankokeln.“

      „Das willst du doch gar nicht, Sam.“

      „Doch, will ich.“

      „Aber nicht in meinem Haus.“

      „Dann eben vor deinem Haus.“

      „Das könnte jemand sehen.“

      „Mir doch wurscht!“ Roman lachte. „Ist es dir nicht. Komm schon. Hast du keine besseren Vorschläge?“ Auf Anhieb fiel mir nichts ein. Ihm in den Hintern zu treten klang verlockend. Doch ich würde mir an seinem Gesäß den Fuß brechen. Außerdem würde er kaum stillhalten. „Du könntest ihn in die Badewanne verfrachten und dich auf ihn drauf hocken. Oder mit etwas Vampirhokuspokus darin festhalten. Ich dreh das Wasser auf und wenn die Wanne voll genug ist, bringe ich das Wasser zum Kochen.“ Roman lüpfte eine Augenbraue. Ich seufzte. „Du hast recht. Ziemlich umständlich. Ich könnte ihn auch gleich ersäufen.“ Grübelnd biss ich mir auf die Unterlippe. Brach in Gelächter aus, weil die Vorstellung einfach zu idiotisch war. „Ich bin dämlich. Sag nichts.“ Roman kam meinem Wunsch nach. Er sah mich lediglich an.

      Das Schweigen zog sich in die Länge. Angenehm. Doch es schlug um in etwas Anderes. Innerlich grinsend – noch ein bisschen breiter als Alices Grinsekatze – registrierte ich, dass seine Hände an meinen Oberschenkeln auf und ab glitten.

      Langsam.

      Mit leichtem Druck.

      Ich bemerkte seinen hungrigen Blick, der auf meine Lippen gerichtet war. Ich könnte die Initiative ergreifen. Mehr als einen Korb konnte ich mir kaum einhandeln. Doch noch während die Idee in meinem Kopf reifte, blinzelte Roman, klapste leicht auf meine Oberschenkel und stand auf. „Wie fühlst du dich?“ Als hätte ich verpasst auf den Zug aufzuspringen. Ansonsten ganz prima.

      Hatte ich neuerdings etwas an mir, dass Männer mich nicht ins Bett zerren wollten?