Название | Homo sapiens movere ~ geliebt |
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Автор произведения | R. R. Alval |
Жанр | Языкознание |
Серия | geliebt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738024937 |
Ehe ich mich versah, war es schon nach neun. „Ich muss kurz den Wein wegschaffen. Bin gleich wieder da.“
„Kannst meinen gleich mitnehmen. Dann brauch nur eine von uns aufs Klo.“ Ich grinste und eilte ins Bad. Den Weg vom Bad zurück, schaffte ich nicht. Ohne Vorwarnung verdunkelte sich mein Gesichtsfeld. Ich spürte kaum, dass ich fiel.
Mein letzter Gedanke galt meinem Genick.
Welches hoffentlich nicht in einem ungünstigen Winkel gegen die Wand krachte.
„Hey, da bist du ja wieder.“ Verdammt! Wieso klang Trudi wie Roman? Und wieder einmal bin ich umgefallen. Langsam ging mir das echt auf die Nerven. „Also vom Wein fällst du nicht um, Sam. Bist du schwanger? Kreislaufprobleme?“
Ok, Trudi war doch noch da.
Jetzt klang sie wieder wie sie selbst.
Vorsichtig öffnete ich ein Auge. Wollte mich aufsetzen. Bemerkte, dass ich schon saß. Halbwegs. Zwischen Romans Beinen; auf dem Boden. Es roch nach Roman, nach Pizza und ein wenig nach Trudis Parfum. Hieß: Diesmal war ich nicht so lange weggetreten. Hoffte ich zumindest. „Vierzig Minuten, Sam.“ Roman hatte wohl auf die Uhr geschaut, hm? „Weder noch.“, beruhigte ich Trudi. Obwohl die ziemlich gelassen schien.
Es dauerte kaum ein paar Atemzüge. Schon fühlte ich mich wieder vollkommen normal. Aufstehen zwecklos. Roman hielt mich fest. „Roman, es geht mir gut.“ Ich spürte seine aufkeimende Wut. Dennoch ließ er mich los. „Dir geht es erst wieder gut, wenn du nicht mehr wegtrittst, Sam.“ Jaja. Was sollte ich tun? Mich in Watte packen? Im Bett liegen bleiben? Ausgeschlossen. „Du fällst also öfter um?“ Nachdenklich legte Trudi einen Ellenbogen in die Hand und rieb sich mit der anderen das Kinn. „Wie oft?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Hin und wieder. Hab nicht gezählt.“
„Heute ist der 21. Dein Unfall war auch ein 21. Und wenn ich mich recht entsinne, weißt du nicht genau, wie es passiert ist.“ Roman nickte zustimmend, wobei er mich genau beobachtete. „Bestimmt nur ein Zufall.“, sagte ich. Im Stillen frage ich mich jedoch, ob es wirklich einer war. „Beides sind Sonnenwendfeste. Falls dir diese Worte ein Begriff sind. Findest du das nicht eigenartig?“ Ok.
Langsam kam ich ins Grübeln. Ich wusste von den Bedeutungen dieser Tage durch Alans Rudel.
Aber sie?
Gut. Trudi war ein wandelndes Lexikon. Es gab so gut wie nichts, was sie nicht wusste. Auch wenn sie in ihrer Naivität vieles davon in den Wind schlug. Oder hin und wieder vergaß. „Ich… äh… bin das letzte Mal – vor heute – vor vier Tagen umgekippt. Kein Sonnenwendfest.“ Trudi schniefte hörbar. „Tja, da geht sie dahin meine Theorie. Dabei war sie so schön. Und mysteriös. Und ein bisschen romantisch.“ Romantisch?
Meine Fresse!
Unter Romantik verstand ich was anderes.
Eben wollte ich Trudi genau das an den Kopf werfen, da hielt sie mitten in ihren Bewegungen inne. Ihre Augen glasig. Sie hockte auf ihren Knien, die Arme schlaff an den Seiten, als wartete sie auf einen Befehl. „Wir können das Risiko nicht eingehen, dass jemand deine Schwachstelle kennt, Sam.“ Entrüstung machte sich in mir breit. Ich wollte Trudi verteidigen. Sie würde mich niemals verraten. „Absichtlich nicht, Sam. Das glaube ich dir. Aber sie kann ihre Gedanken nicht verschließen. Du magst momentan bei niemandem auf der Abschussliste stehen, doch das kann sich jederzeit ändern. Dann sind diese Informationen Gold wert; das weißt du.“ Seufzend gab ich ihm Recht. „Ich bringe sie heim. Mit der Erinnerung an einen netten Abend. Dann reden wir.“
War mir nicht recht.
Nicht wirklich.
Roman klang endgültig. Ihm zu widersprechen wäre sinnlos. Er vergewisserte sich, dass ich wohlbehalten auf die Couch kam. Schnappte sich Trudis Schuhe sowie Handtasche und teleportierte meine Freundin nach Hause. Nur wenig später saß er neben mir und beobachtete mich schweigend. „Was?“ Es nervte mich, wenn er nicht sprach. „Sie hat Recht.“
„Womit?“
„Mit den Sonnenwendfesten. Du bist damals auch im Krankenhaus zusammengebrochen. Kurz bevor du entlassen werden solltest. Erinnerst du dich? War im Dezember.“ Und woher wusste das Roman? „Hab eben meinen Vater gefragt.“ Steward. Natürlich. „Das erklärt zwar nicht die anderen Tage, Sam, doch es lässt darauf schließen, dass es tatsächlich etwas mit Alan zu tun hat.“ Ich erinnerte mich, dass Roman dies bereits einmal in Erwähnung gezogen hatte. „Glaubst du, dass er davon weiß?“ Roman schwieg. Entweder wusste er es nicht oder wollte es mir nicht sagen. „Na gut. Angenommen, er hat wirklich etwas damit zu tun – und es sind keine Zufälle – was bringt ihm das?“ Roman knurrte. Fast wie Alan.
Hatte ich noch nie bei ihm gehört.
„Er verunsichert dich. Setzt dich einer Gefahr aus. Reicht das nicht?“ Bloße Vermutungen. Könnten wir es Alan nachweisen? Und falls ja, was unternahm ich dagegen? Roman schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich bin mir sicher, es hat etwas mit Alan zu tun. Aber entweder geschieht es unbewusst oder es läuft über eine dritte Partei.“ Aha. Und was hieß das im Klartext? „Willst du das wirklich wissen?“ Nein! Ich fragte aus lauter Langeweile. „Natürlich. Du liest doch sowieso meine Gedanken. Also weißt du auch, dass ich es wissen will. Das ist übrigens verwirrend. Trudis Erinnerungen löschst du. Dabei bin ich doch selbst ein Risiko.“
„Bist du nicht. Ich kann deine Gedanken lesen, weil wir eine Bindung haben. Stépan – nun, das spricht für sich selbst. Jeder andere Pir und Vampir bräuchte dein Einverständnis. Und selbst dann gelänge ihm das nur, wenn du dich sehr, sehr beharrlich auf ihn konzentrierst.“ Ah. Verstanden.
Die Vampirin bei den Elfen hatte sowas erwähnt. Bevor ich mein ganzes Denken mit intensiver Hartnäckigkeit auf sie gelenkt hatte. Meiner Sprache beraubt, war mir keine andere Möglichkeit geblieben, um mich zu verständigen.
Es war mir damals überhaupt nicht bewusst gewesen, dass ich allein durch die Bindung an Roman bereits eine gewisse Mauer in meinem Kopf besaß. „Ich dachte, ich muss selbst daran arbeiten.“ Was diese Mauer betraf. „Nur gegen mich und Stépan. Bei allen anderen dürfte sich das erledigt haben. Du ziehst diese Mauer ganz unbewusst. Jetzt, nachdem du weißt, wie es geht.“ Na das war doch mal etwas, was ich gern hörte.
Beruhigend.
„Zurück zu Alan. Wie hast du das gemeint?“ Roman holte tief Luft. Presste die Lippen zusammen. Das wirkte sehr menschlich. „Wenn du diese Ausfälle hast, höre ich Stimmen. Ich kann sie nicht richtig verstehen. Es könnten Gesänge sein. Oder Beschwörungen. Als ob dich jemand verhext. Keine Ahnung. Aber – und das ist das wichtige – wären es Rudeldinge, in die du bewusst integriert wirst, gäbe es diese Stimmen für mich nicht. Du erinnerst dich an das, was Stépan wegen unserer Bindung erklärt hat?“ Dunkel. „Dass ihr euch nicht einmischen könnt, wenn es um Rudelangelegenheiten geht. Weil ich nach wie vor Alans Gefährtin bin, obwohl ich nicht mehr zum Rudel gehöre.“
„Richtig. Wie kann ich es dir erklären, dass du es verstehst? Ich…“ Roman dachte angestrengt nach. Ich konnte es an den Runzeln auf seiner Stirn sehen. Etwas, was sonst nie geschah. „Sobald etwas eintritt, was dich und Alan oder dich und das Rudel betrifft, existierst du in dem Moment nicht für uns. Als gäbe es dich nicht. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Äh… nicht wirklich. Meinte er, dass er sich dann nicht an mich erinnerte?
Sein vorsichtiges Nicken entsetzte mich.
„Echt? Warum? Ich meine, du kannst mich doch nicht einfach vergessen? Was, wenn ich in dem Moment direkt neben dir sitze?“ Roman zuckte mit den Achseln. „Es wäre, als ob eine Fremde neben mir sitzt. Obendrein könnte ich nicht eingreifen. Selbst wenn ich wollte. Nur… Vampire helfen keinen Fremden. Ich könnte dich allerdings auch nicht verletzten, wenn du zum Beispiel zu dem Zeitpunkt in meiner