Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ geliebt
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия geliebt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738024937



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fühl dich wie zu Hause. Wenn was ist, ruf Edgar. Ich muss… etwas erledigen. Dauert nicht lange.“

      Roman verschwand.

      Mal wieder.

      Es kam mir vor wie eine Flucht.

      Toll. Falls er vor seinen Hormonen floh – besaßen Vampire sowas überhaupt – war er blöd. Meine tanzten nämlich Hula samt anschließendem Striptease.

      Unauffällig schnüffelte ich an meinen Achseln. Ich roch gut. Nach frischer Wäsche. Nach mir. Roman hatte seine Nase nicht gerümpft. Doch woher sollte ich wissen, was er auszusetzen hatte? Ich könnte nämlich Stein und Bein schwören, dass er ganz kurz davor gewesen war, seine Zunge in meinen Mund zu schieben. Zugegeben: Ich war ein wenig aus der Übung. Bedeute jedoch keinesfalls, dass ich Signale derart gründlich missverstand. So sah man keine Schwester an. Außerdem hatte ich schon zwei Brüder. Ein dritter war überflüssig. Sollte ich Roman irgendwann mitteilen. Aber wozu?

      Tja, das war die Eine-Million-Euro-Frage.

      Viel leichter war zu beantworten, ob es mir nach einem weiteren Kaffee gelüstete. Tat es. Also verließ ich das Gästezimmer.

      Edgar fand ich nicht auf Anhieb. Dafür die Kaffeekanne. Sie war voll. Extra frisch angesetzt. Ich könnte Edgar knutschen! Ach nein…, besser nicht. Wenn der auch noch wegrannte, wäre mein Selbstvertrauen völlig im Eimer.

      Ich nahm mir einen Kaffee, stibitzte eins der leckeren, süßen Teile, die unter einer Haube auf dem Küchentisch standen und trollte mich damit in Romans Wohnstube.

      Fernsehend verbrachte ich den Vormittag. Mittags aß ich zusammen mit Edgar. Von Roman keine Spur. Auch am Nachmittag lief ich ihm nicht über den Weg. Er war eine miserable Krankenschwester – glänzend durch Abwesenheit.

      Ha!

      Sollte ich nochmal umkippen, bekäme er davon jedenfalls nichts mit.

      Irgendwann entschied ich mich für einen Spaziergang. Es war herrliches Wetter. Und entgegen Romans Aussage, die Nachbarn könnten etwas sehen – den angebrannten Alan zum Beispiel – gab es weit und breit kein Haus. Womit auch immer Roman sein Geld verdiente, knapp war es jedenfalls nicht. Sonst könnte er sich kaum ein solches Anwesen leisten. Ausgeschlossen! Zudem war es nicht das einzige. Ich wusste, dass es da noch eine ganze Menge mehr Häuser gab, die ihm gehörten.

      Ich vertrödelte den Nachmittag, die Sonne genießend. Sowie ich das Haus betrat, war Roman da. Schmunzelte und tadelte mich gleichzeitig. Was konnte ich denn dafür, wenn die Krankenschwester sich anderweitig vergnügte?

      Den Abend verbrachten wir mit Scrabble und Monopoly.

      Ganz bestimmt das erste und letzte Mal.

      Roman spielte unfair.

      Er schummelte… was er beharrlich abstritt.

      Aber ich las es in seinen amüsiert funkelnden Augen. In meiner Nähe vergaß Roman hin und wieder, sich wie ein Vampir zu benehmen.

      Das wusste ich durchaus zu schätzen.

      Seine menschliche Seite gefiel mir sehr, sehr viel besser; wenn wir nicht gerade in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt waren. Und dabei auf der gleichen Seite standen. Vielleicht fiel es ihm aber auch gar nicht so schwer, zwischen seinem vampirischen Selbst und dem menschlichen Schauspiel, zu wechseln. Möglicherweise war dies ein untrügerisches Zeichen für seine raubtierhafte Spezies. Das Opfer in Sicherheit wiegen. Klar. Wären Vampire weniger anpassungsfähig, hätten sie kaum so lange überlebt.

      Wäre doch schade, wenn einem das Essen ständig davon lief.

      Obwohl… Herrje!

      Ich fragte mich, wohin meine Gedanken führen sollten. Roman verhielt sich so, weil er mein Freund war. Ein platonischer Freund, der sich in meiner Gegenwart wohl fühlte. Der wollte, dass ich mich wohl fühlte. Das war eine plausible Erklärung.

      Wäre es ihm egal, würde er wie eine Statue verharren. Das konnten Vampire ziemlich gut – wie ich eben feststellte. Wahrscheinlich so ein Vampirdings… das Äquivalent zu einem Telefongespräch. „Ich würde dir gern noch ein wenig Gesellschaft leisten, Sam. Doch ich fürchte, das muss warten.“ Ich winkte ab. Ich war schon groß. „Keine Sorge. Mach du dein Ding. Ich bin sowieso müde. Bis morgen.“ Gleich nach Romans Verschwinden hievte ich meine müden Glieder ins Gästezimmer.

      Ich nutzte das integrierte Bad und fiel kurz darauf ins Bett.

      Augenblicklich schlief ich ein.

      2

      Das Bett in Romans Gästezimmer war ein Traum. Ich hatte wunderbar geschlafen. Dementsprechend fiel es mir schwer, aus dem gemütlichen wolkenweichen Bett aufzustehen. Gern wäre ich noch liegen geblieben. Nur, um das herrliche Gefühl auszukosten. Ich fühlte mich wie eine Königin. Eine zerzauste, vom Schlaf noch zerknitterte, grinsende Königin.

      In Unterwäsche.

      Bei mir daheim schlief ich ab und zu nackt. Hier würde ich mich das nie wagen. Zum Glücklichsein fehlte mir nur noch das Frühstück ans Bett. Hm, wollte ich das wirklich?

      Nein.

      Edgar musste meine Unterwäsche nun wirklich nicht sehen.

      Ich grinste noch ein bisschen breiter. Mit einem tiefen Atemzug sprang ich beschwingt aus dem Bett, trottete ins Bad und stellte mich unter die Dusche.

      Eine halbe Stunde später saß ich mit Edgar am Frühstückstisch. Von Roman keine Spur. Super. Dabei wollte ich gern wieder heim. Es ging mir gut. Falls ich nochmal umkippte, konnte Roman sowieso nichts dran ändern. Ich ebenso wenig. Solange mir die Ursache unbekannt war, blieb mir nur ins Blaue zu raten. Zu hoffen, dass mir bis zum nächsten Blackout etwas Zeit blieb.

      Ein paar Jahre oder so.

      Den Vormittag verbrachte ich faul in Romans Garten. Einem sehr schönen Garten. Mit viel Gras und Blumen und einem Pool. Einem echten. Riesengroßen. Mit türkisblauem Wasser. Rings um das weite Grundstück gab es perfekt gestutzte Hecken. Um den Pool standen blaue und gelbe Büsche. Ebenfalls korrekt gestutzt und blickdicht. Sollte Roman ein paar Kumpel zum Fußballspielen einladen, würden die mich nicht sehen. Ich lachte heiser bei der Vorstellung. Roman und Fußballspielen? Ebenso gut könnte ich mir vorstellen, dass er häkelte. Das wäre zum Brüllen komisch.

      Das Wasser lockte mich.

      Zu schade.

      Denn Badesachen hatte ich unter den Klamotten nirgends entdeckt. Seufzend drehte ich mich auf den Rücken. Schlimm genug, dass ich in Unterwäsche am Pool lag. Rosa Spitze. Nicht zwingend unsexy, aber kein Ersatz für einen Bikini. Woher kannte Roman meine Kleidergröße? Gut geraten? Schon wieder seufzte ich. Die Sonne schien erbarmungslos. Wenigstens hatte ich mir von Edgar etwas Sonnencreme ergattert. Ansonsten würde sich die Farbe meiner Haut nur noch dezent von der einer Tomate unterscheiden.

      Ach was soll‘s!

      Kurz entschlossen stand ich auf, schlüpfte aus dem BH, stieg aus dem Höschen und glitt in das kühle Nass.

      Herrlich.

      Unbezahlbar.

      Ich schwamm ein paar Bahnen. Dann ließ ich mich auf dem Rücken treiben. Toter Mann –har har. Dabei hatte mich die Presse oft genug den ‚grauen Mann‘ genannt. Tja… ich war weder tot noch grau noch ein Mann.

      Gott sei Dank.

      Ein Räuspern hätte fast dafür gesorgt, dass ich mich selbst ersäufte. Edgar stand neben dem Pool. In der Hand ein Telefon. „Ihre Mutter, Samantha.“ Jetzt war ich dunkelrot.

      Trotz Sonnencreme.

      „Danke.“

      Ich glitt an den Rand des Pools und nahm das Telefon entgegen. Es wäre idiotisch, würde ich jetzt noch versuchte meine Blöße zu bedecken – indem ich erst aus dem Wasser stieg und das Handtuch um mich schwang. Was Edgar gnädigerweise gleich mitgebracht hatte.