Название | Schöne Festtage |
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Автор произведения | Elisa Scheer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783737548007 |
Alles frei erfunden!
Imprint
Schöne Festtage. Kriminalroman
Elisa Scheer
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright: © 2015 Elisa Scheer
ISBN 978-3-7375-4800-7
Das echte Millennium
Eine Schnapsidee erster Güte war das - Silvester auf einer Hütte. Ich könnte jetzt gemütlich zu Hause sitzen und noch eineinhalb Tage machen, was ich will, und mich dann in aller Ruhe für eine wirklich schicke Silvesterparty aufstylen, dachte ich ärgerlich, als ich rechts ranfuhr und nach dem zerknitterten Zettel auf dem Beifahrersitz griff.
Millennium auf der Finsterbachhütte
Teilnehmer :
Marianne Zierer Lebensmittel (vgl. Liste)
Harald König Lebensmittel (vgl. Liste)
Karen Korff 2 Kästen Wasser; Kaminholz
Jens Brandes Kaminholz; 2 Kästen Bier
Silke Korff Lebensmittel (vgl. Liste)
Robert Zöllner Notfallrationen, Sekt für alle
Nora v. Haydt Kaffee, Tee, Kerzen, Spiele
Tarek Bruckner Benzinreserve, Raketen
Michael Hollen Batterien, Gaskocher
Anne Scherer Kuchen und Süßkram
Jeder bringt seinen persönlichen Bedarf selbst mit!
+ Bettzeug, warme Sachen, evtl. Ski, Schneeketten, Taschenlampe, Handy (aufgeladen!!)!
Ankunft 29.12.2000 ab ca. 15.00
Anfahrt : Autobahn bis Eschenlohe, dann B2 bis Hellenbach, am Gasthof Post rechts nach Neufinsterbach, unmittelbar nach Neufinsterbach (Tankstelle!) scharf rechts den Berg hinauf, hinter den drei abgestorbenen Tannen links, nach 200 m kommt die Hütte. Parken vor dem Haus.
Bis dann! Silke + Robert
Alles schön klar, man konnte Silke nichts vorwerfen.
Wo war ich hier eigentlich? Eben war ich doch noch auf der Autobahn gewesen - war das hier schon Hellenbach? Konnte fast nicht sein. Ich drehte den Zündschlüssel und fuhr weiter. Tolles Winterwetter – sanfter Regen und grüne Wiesen; gut, dass ich meine Ski zu Hause gelassen hatte. Da oben gab´s sicher ohnehin keinen Lift, und zum Klettern war ich wirklich zu faul.
Halb zwei - ich war mal wieder viel zu früh dran. Da vorne kam wieder eine Ortschaft – ah ja, Hellenbach. Wo war nun hier die Post? Ich schaute mich eifrig um und bemerkte sie erst, als ich schon daran vorbeigebraust war. Kühnes Wendemanöver, gut, dass hier niemand auf der Straße war. An der Post bog ich nun links ab und gab wieder Gas. Hoffentlich waren die Ketten im Kofferraum, falls es weiter oben doch schneite – ich konnte mich nicht erinnern, das überprüft zu haben, aber dieses blöde Projekt mit den Marinelook-Strickjacken in der Bretagne hatte mich bis heute Vormittag auf Trab gehalten. Nun dürfte aber alles geregelt sein, überlegte ich mir, Fotograf, Models, Klamotten, Location, Hotel, Catering, Flug, Minibus... Hatte ich die Visagistin verständigt?
Ich hielt wieder am Straßenrand und sah in meinen aufgequollenen Filofax. Doch, ich hatte es abgehakt. Also hatte ich wirklich alles geregelt. Ich war bloß froh, wenn ich nicht mehr für diese Termine verantwortlich war!
Gut, dann auf zu diesem albernen Wochenende. Ach, lieber eine schicke Party... Ehrlicherweise musste ich aber zugeben, dass ich auf gar keine schicke Party eingeladen war. Und Silvester mit einem Pikkolo vor dem Fernseher – nein, das konnte ich in zwanzig Jahren immer noch machen. Und Familie? Marius und Liz waren sicher bei Freunden eingeladen, Michael war wahrscheinlich irgendwo bei ganz feinen Leuten zu Gast, meine Eltern gingen gerne früh ins Bett, wahrscheinlich direkt nach Dinner For One. Auch keine Alternative. Also hatte ich mich von Silke breitschlagen lassen.
Neufinsterbach war wirklich eine Weltstadt: Ein Getränkemarkt (geschlossen), ein Edeka (geschlossen), ein BayWa-Schuppen, eine Postbus-Haltestelle, etwa zehn Höfe, starker Mistgeruch, nasse Straßen – ach, und die Tankstelle! Gut, tanken konnte nicht schaden. Ich fuhr hinein und sah mich um. Als ich den Tankdeckel abgeschraubt hatte und die Füllpistole hineinhielt, kam nichts. Seltsam... Auch die Spritpreise auf der großen Tafel waren verdächtig niedrig. Achselzuckend hängte ich die Pistole wieder auf und sah mich ratlos um. Ein Trecker ratterte vorbei. „Sie, Fräulein!“
„Ja?“ Der Junge auf dem Traktor grinste breit.
„Da kenna´s lang warten, da is scho seit Jahren zu!“
„Danke, auf die Idee bin ich auch gerade gekommen.“
Er fuhr grüßend weiter. Ärgerlich stieg ich wieder ins Auto. Musste ich mich hier vor den Eingeborenen zum Idioten machen? Bloß gut, dass der Sprit auch so noch reichte. Und wo ging es jetzt weiter? Scharf rechts, den Berg hinauf, nach drei abgestorbenen Tannen gucken... Der Nieselregen ging tatsächlich in dünnen matschigen Schnee über. Klasse Wetter, wirklich. Zu Hause hatte ich ein breites Sofa, könnte das gemütlich sein, jetzt darauf zu lümmeln und vielleicht den Krimi zu lesen, den ich gestern Abend angefangen hatte – Mist, warum hatte ich ihn nicht eingepackt? Auf dem Nachttisch vergessen...
Meine Laune sank weiter. Ich tuckerte den zunehmend verschneiten Berg hinauf, ärgerte mich über das trübe Wetter und sah jede Menge abgestorbener Tannen, nur nie drei beieinander. Dieser Wald gab optisch auch nichts her, da konnte man ja zum Öko werden! Da, drei auf einem Haufen. Und dahinter ging es links weiter. Abbiegen oder wenden und –zack- zurück nach Hause? Nein, so feige war ich nun auch nicht, rief ich mich zur Ordnung und bog ab. An den Scheibenwischern vorbei spähte ich neugierig nach vorne. Da, eine Holzhütte, tatsächlich eine Hütte. Ich hatte ja mehr auf so etwas wie ein Jagdhaus gehofft. Gott sei Dank, es ging an der Seite noch weiter. Und es war immer noch erst zwei Uhr. Zu früh... Ob ich die erste war?
Ich fuhr am Haus vorbei an die Vorderseite und parkte. Ein Auto stand schon da, ein affiger Jeep. Typisch!! Nummer aus der Stadt, aber Kuhfänger. Was schubste man damit beiseite? Kinderwagen? Rollstuhlfahrer? Einkaufswagen auf dem Supermarktparkplatz? Fühlte man sich dann wie John Wayne oder ein Großwildjäger? Konnte nur ein Idiot sein, beschloss ich und lud mein Gepäck aus – Koffer, Vorrätekorb, Tasche.
Ich schulterte meine Habseligkeiten, ließ die Fernbedienung piepsen und stapfte durch den leichten Schneefall zur Tür. Wahrscheinlich war ohnehin alles versperrt und der Großwildjäger trieb sich irgendwo draußen herum. Nein, die Tür war offen. Ich schob sie vorsichtig auf und linste in den dämmerigen Raum.
„Hallo? Ist da jemand?“
„Sieht man doch“, knurrte es und ich trat ein und stellte mein Gepäck ab. Die Stimme war von rechts gekommen, vom Kamin. Davor hockte jemand. Ich sah zunächst nur ein Flanellhemd im Stil von Al Borland und einen rotbraunen Pferdeschwanz.
Ein Vokuhila, das hatte mir gerade noch gefehlt. Wahrscheinlich hatte er vorne einen gewaltigen Bierbauch und redete ununterbrochen davon, was er mit seiner Tausender Kawasaki alles versägt hatte. Hoffentlich kamen bald zivilisiertere Leute! Wenn er sich mal umdrehte, könnte ich feststellen, ob er auch mit dem passenden Oliba ausgerüstet war, vielleicht im Dschingis-Khan-Stil? Die Safari-Schüssel draußen passte jedenfalls perfekt zu ihm.
„Servus“, sagte er geistesabwesend und stocherte im kärglich flackernden Feuer herum, ohne sich zu mir umzudrehen.
„Servus“, antwortete ich originell und schloss die Haustür. Es wurde sofort ziemlich finster. Also kramte ich zwei Kerzen aus meinem Korb, knallte sie auf den Tisch und zündete sie an. Viel nützte das auch nicht, aber immerhin bemerkte der