Ich und der Fisch, der Fisch und ich. Dorothea Doris Tangel

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Название Ich und der Fisch, der Fisch und ich
Автор произведения Dorothea Doris Tangel
Жанр Зарубежная психология
Серия
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783738004403



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ich wollte etwas verändern und konnte nichts anderes tun als auf der Couch liegen zu bleiben. Und das nur weil ich weniger rauchte? Ist da etwas im Tabak, was die Lungen betäubt??? Wieso hatte ich derart starke Schmerzen und regelrechte Entzugserscheinungen, wie bei den Pilzen damals? Aber der Hauptschmerz saß diesesmal in der Lunge!

      Was jetzt mit mir geschah, hatte eine Härte die ich nicht für möglich hielt. Ich war wie in Trance. Alles was ich die Tage kochte, schmeckte wie lauwarmes abgestandenes Wasser. Aber ich zwang mich etwas zu essen. Ich brauchte Kraft.

      Ich heulte, konnte nicht mehr ans Telefon gehen, saß immer wieder zusammengekauert und schaute auf die Uhr. Wie lange hatte ich dieses mal nicht mehr daran gedacht? 5 Minuten. Ein Erfolg!

      Irgendwie brachte ich diesen Tag und diese Nacht hinter mich. 2 Tage war ich vollkommen außer Betrieb und konnte nichts anderes tun als mit mir zu kämpfen. Sogar meine Knochen schienen zu brennen.

      Früher hatte ich schon 2 Mal aufgehört zu rauchen und nie habe ich körperliche Symptome gehabt. Es stimmt also doch, dass sie neuerdings etwas in den Tabak mischen, um uns noch abhängiger zu machen, Dabei sind wir es doch schon. Es ist wie als würden sie einen Toten erschießen! Blöde Leut`, alles Deppen! Mit was für einen Quatsch manche Ihre Zeit verschwenden und die verdienen Geld damit und haben ein Auto!

      Tag 2

      Am 2. Tag rauchte ich noch eine Zigarette und danach keine mehr. Wenn ich mir schon so viel Stress mache, dann muss es doch möglich sein...

      Aber was passierte da eigentlich mit mir? Wieso dieser Kollaps? Geistig wie körperlich. Ich setzte alles daran mit der Angst vor den nächsten Minuten fertig zu werden. Ich wusste schon daß es nicht leicht sein würde, aber mit einem derartigen Einbruch hatte ich nicht gerechnet. Es sind diese intensiven Momente, die ich verlernt hatte auszuhalten. Ich schaute auf die Uhr. Das Verlangen war wieder da. Ich verkrampfte mich und versuchte mich abzulenken.

      Was ich bei Entzügen und Selbsthilfegruppen gelernt hatte war: "Nur für 5 Minuten". Eine Zigarette lenkt nicht nur ab, sie betäubt auch und mildert etwas ab. Es ist wie ein Schmerzmittel das einen gnädigen Schleier über alles Harte und Schwere legt.

      Aber ich wusste, ich muss die ersten Tage irgendwie aushalten und wenn ich auf dem Zahnfleisch krieche, egal. Danach wird alles anders. Es ist möglich. Ich muss ehrlich sagen, das Leben war mit Zigaretten leichter, echt, flenn.

      Aber wenn man den ersten Tag, den ersten Abend geschafft hat, dann ist das Schlimmste überwunden. Irgendwie sind die Weichen gestellt. Es ist beim Himmel angekommen und sie helfen dir das Weitere zu überstehen. Vielleicht wollen sie sicher sein dass man es auch wirklich will.

      Manchmal weißt man gar nicht, woher die Kraft kommt und was einen abgelenkt hat wieder 5 Minuten durchzustehen. Und plötzlich hatte ich 20 Minuten nicht mehr an eine Zigarette gedacht. Wow!

      Ich fügte mich in mein Schicksal. Ich wurde krank und begriff, daß es mehr war als nur die Zigaretten, was da aus meinem Körper heraus wollte. Ich musste Abschied nehmen, von einem ganzen Leben das mich nur noch unglücklich gemacht hatte.

      Ich legte mich ergeben ins Bett wenn ich die Augen nicht mehr offen halten konnte und schlief eine Stunde. Die Schmerzen weckten mich und ich stand auf, lief durch die Wohnung bis ich wieder müde wurde. Ich war ein Bild des Jammers.

      Ich zerfloss vor Selbstmitleid. Was musste ich alles erleiden. Wieso ist alles so schwer bei mir? Was war los? Ich sehe aus wie hingespuckt, versuche fern zu sehen, versuche nicht zu husten, weil mein Zwerchfell so weh tut daß ich nur noch gebeugt gehen kann. Es ist als würde ich ersticken. Dämonen des Schmerzes umklammern mich und halten mich in meinem Brustkorb gefangen, oder sich dort auf und sie wollen nicht raus.

      

       Der dritte Tag, 19.märz 2007

      Ich verliere jegliches Zeitgefühl. In meinem Kopf ist der Nebel so dick geworden daß ich überhaupt nicht mehr weiß ob ich Männlein oder Weiblein war. Egal, überleben ist alles. Das Fieber sinkt langsam und ich kann plötzlich wieder denken. Die dröhnenden Kopfschmerzen weichen einer verstopften Nase. Nur nicht husten! Ich überziehe mein verschwitztes Bett, obwohl ich mich immer noch kaum auf den Beinen halten kann.

      Frische Laken, wohlriechende Laken. Ich schütte das Essen der letzten Tage ins Klo und backe mir ein Brot, mit den letzten Wallnüssen von meinem Baum. Ob das auch ein Abschied ist?

      Ich weine viel. Mein ach so heißgeliebter Wallnussbaum, der dieses Jahr keine Früchte mehr getragen hat, und dem alle Nachbarn auf beiden Seiten die Äste abschneiden wollen, weil sie über ihr Grundstück ragen. Mein armer Baum. Wem hat er etwas getan? Er hatte die bestschmeckenden Nüsse der ganzen Welt.

      Tag 4

      Ich kann wieder denken! Ich öffne die Fenster lasse Luft herein. Frische, wohlriechende Luft. Alle 5 Minuten denke ich artig daran eine Zigarette rauchen zu wollen, warte, weine, bemitleide mich arme Sau, mache weiter, fahre fort, ein Tag nach dem anderen. Ein Fuß vor den anderen!

      Am ersten Tag rauchte ich 6, am 2.Tag eine und am dritten Tag keine mehr. Das erfüllt mich mit Stolz. Aber doch ist so schwer in mir, als daß ich gar nicht richtig triumphieren kann. Alle Alltags- Gewohnheiten bergen ungeahnte Gefahren. Ich muss mein Leben komplett umkrempeln. Das einzige was ohne Zigaretten funktioniert ist Schlafen und Zähneputzen. Ich will diese Angst und diesen Schmerz überwinden.

      Was ist das nur, dieser Ur- Schmerz? Wieso flippe ich so aus? Was passiert denn schon großartiges? Wieso heule ich den ganzen Tag, als ob mir das Liebste gestorben wäre das ich jemals hatte?

      Ich jammere, in mir drin und aus mir heraus. Nix macht mehr Spaß. Ich lache nicht mehr, ich klage allen nur noch mein Leid, meine Not, meine Dramen. Wann war ich das letzte Mal glücklich? Glücklich? Was ist das? Ich bilde mir ein, noch nie einen einzigen glücklichen Tag in meinem Leben erlebt zu haben!

      Die Nacht setzte ich mich an meine Staffelei und male Farben. Helle pastellartige Farben, wie ich sie noch nie gemalt habe. Sonst haben meine Bilder schwere, satte und tiefe Farben. Es gibt heute auch keine Gegenstände, nur Gebilde die sich auflösen, in harmonische Schnörkel.

      Es tut gut, den Pinsel über die Leinwand schweben zu lassen. Es ist als würde ein Stau in meinem Innern gelöst, einen Art Überelektrizität, wie bei einem Gewitter, wo ich auch die Spannung in der Atmosphäre körperlich spüre. Ich habe immer Gewitterkopfweh bevor die Blitze die Erleichterung bringen. Sobald es donnert ist der Druck im Kopf weg.

      Ich finde das Bild schön...

      Rosa und hellblau…

      Ob das das Ende ist?

      Bestimmt!

      Alle letzten Bilder von berühmten Malern und Malerinnen sind hell, mit überwiegend weißen Stellen...

       Der fünfte und sechste Tag (Das Jammertal)

      Ich lebe noch, doch überall lauern Gefahren. Es gibt nichts, was ich vorher getan habe ohne eine Kippe in der Hand oder im Mund zu haben. Jede noch so kleine Handbewegung macht daß ich erst einmal reflexartig nach einer Zigarette greifen will. Das schaffe ich nie!

      Ich entsorge heute erst einmal alle Aschenbecher. Säubere sie, wegen dem Geruch und verstecke sie, damit sie aus meinem Blickfeld verschwinden. Zwischendrin heule ich hemmungslos. Oh, wie ich mich dafür hasse. Brauche ich denn immer einen Schnuller im Mund? Wieso kann ich nicht normal sein???

      Ist es so in meinen Genen angelegt? Kämpfe ich gegen Windmühlen? Bin ich nun mal so vorprogrammiert? Gibt es kein Entrinnen? Nur weil meine Ahnen, mein Vater und alle vor mir zu viel tranken, rauchten und sich betäubten, um das Leben auszuhalten, muss ich deshalb auch? Gibt es überhaupt einen Ausweg? Kann man dieses Verhalten, daß man mit dem ersten Atemzug schon unwiderruflich eingesogen hat je verändern? Hilft es überhaupt zu kämpfen?

      Ist doch sowieso alles sinnlos und zum