Название | Ich und der Fisch, der Fisch und ich |
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Автор произведения | Dorothea Doris Tangel |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738004403 |
Manche haben eben ein größeres Verlangen nach Intensität. Manche brauchen das, ein Leben in Leidenschaft. Aber woher kriegen, wenn man es nur in Form von künstlicher Betäubung kennt und nicht schnallt dass man damit nur seine wahre Kraft wegdrückt, weil man nicht weiß wohin damit… Bei Schülern nennt man das heute: Unterforderung.
Kein einfacher Weg, aber die Suche nach Antworten und das Ringen mit der Materie und mit sich selbst rentieren sich allemal. Kein guter Gedanke ist je vergeblich und zieht unsichtbare Kreise.
*
Irgendwann waren alle "Bewusstseinsverändernden Substanzen" aus meinem Leben verschwunden und ich musste mit 40 die ganze Entwicklung der Pubertät nachholen, denn als die angefangen hatte war ich schon nicht mehr anwesend. War lustig und ich konnte es genießen und verknallte mich in einen Musiker wie eine 13 jährige. Jetzt verstand ich auch warum geschrieben stand, dass in der alten Zeit, Abraham erst mit 300 reif war Vater zu werden. Wer kann mit 13, 20 oder 40 überhaupt klug genug sein alles zu wissen und alles zu können und alles richtig zu machen und wissen wie Liebe funktioniert?
Nur die Zigaretten und die Schokolade konnte ich mir noch nicht abgewöhnen und meine Sucht verlagerte sich aufs Essen und Tabak. Ich musste mir immer noch den ganzen Tag Dinge in meinen Mund zu stopfen, als wollte ich mir damit selbst das Maul stopfen.
Aber nun glaubte ich durch die Erfahrung, inzwischen daran dass ich das auch eines Tages hinkriegen könnte. Jetzt begann ich klar zu werden und mir Dinge und Gelerntes bis zum nächsten Tag merken zu können. Eine Entwicklung konnte beginnen, die ich vorher nur vor mir hergeschoben hatte und es begann Spaß zu machen wissend zu werden.
Überwunden habe ich die Sucht noch lange nicht, das ist mir mittlerweile klar, aber ich gehe Schritt für Schritt, eine Sache nach der anderen an und verlange einfach nicht mehr zu viel von mir denn, so habe ich gelernt das macht alles kaputt. Von sich auch noch ständig enttäuscht zu sein, raubt einem nur unnötig Energie! Heute will ich etwas erreichen und kann effektiver arbeiten, weil ich das was ich habe besser annehmen kann. Ich arbeite mit dem was mir zur Verfügung steht und verlange nicht von mir ein Genie auf einem Gebiet zu sein, mit dem ich mich das erste Mal befasse. Es macht wirklich Spaß etwas Neues zu lernen. Es ist aufregend, wenn der erste Schock in einer fremden Stadt, in ungewohnter Umgebung zu sein überwunden ist und man das erste Mal nette Leute kennenlernt und sieht dass man auch hier gut zurechtkommen kann.
Seit ich gelernt habe mir Zeit zu lassen, komme ich, komischerweise viel schneller voran. Und ich erwarte auch keine äußeren Erfolge mehr und erzähle (unbedingt!!!) keinem mehr davon was ich vorhabe, sondern mache es erst einmal alleine und sehe ob es funktioniert. Das nimmt auch viel Druck heraus, denn man braucht alle Kraft wenn man Gewohnheiten verändern will.
Man muss ja sein ganzes Leben vollkommen umkrempeln, jede Minute des Tages und sich ein völlig fremdes Verhalten angewöhnen, um nicht in alte Muster zu fallen und nicht rückfällig zu werden. Auch wenn es im Außen nach nichts aussieht weil, man zieht ja nicht in eine andere Stadt oder hat ein neues Auto mit fremdartiger automatischer Gangschaltung, bei der man ausversehen aus Gewohnheit an der Ampel noch lange den Rückwärtsgang einlegt oder man einen neuen Partner der Flussschiffer ist hat und die Freundinnen müssen sich erst daran gewöhnen daß man jetzt neuerdings immer auf den Flüssen Europas unterwegs ist und nicht wie üblich jeden Mittwoch zum Weiberabend kommen kann. Oft bemerkt es auch keiner, bis es überstanden ist, was mir immer ganz recht war.
„Rauchst Du nicht mehr?“ Entsetztes Fragen. Alle haben Angst einer verlässt das Boot und sie fühlen sich in Frage gestellt ob es dann auch richtig ist was sie tun. „Jetzt nicht, später vielleicht.“ Bloß keine Diskussionen, entspannt gucken, schnell umdrehen, weitergehen und sich mit etwas anderes beschäftigen, um sich abzulenken von der Verführung, mit den anderen zusammenzustehen und so gemütlich dazu zu gehören. So kuschelig, so weich, so warm, so heimelig. Wenn da nur die Lungen, der Husten, der so in der Brust brennt und der üble Mundgeruch am nächsten Morgen nicht wären…
Eine Pause, erst Mal. Danach kann ich ja wieder dabeistehen und keiner merkt den Unterschied, ich kann ja meinen Arm so halten wie früher, als ich immer eine Zigarette in der Hand hielt und dabei mit der anderen Hand den Ellenbogen abstützte. Aber ich vermisse nichts mehr. Weil ich mich an den neuen Zustand gewöhnt habe und nicht bei jeder Gelegenheit den Tabak zücke und mir erst einmal eine drehen muss, wenn es einen Leerlauf oder eine Aufregung gibt oder ich mich nicht anders entspannen kann. Rauchen schafft einfach nur eine Minute der Ablenkung von irgendeiner Anspannung.
Das müsste ich dich auch anders lösen können, ich hab´ doch viele Ideen. Das ist doch meine Stärke. Arividerci geliebte Pääpers, tschüss ihr kleinen Filterstückchen, good bye süßer Klebestreifengeschmack, mach` s gut freundlicher Tabakladen, wo der Verkäufer immer wusste welche Marke ich kaufe und adieu Javaanse Jongens.
Ich hoffe eines Tage vollkommen befreit zu sein, wie auch immer das aussehen mag. Wenn das überhaupt möglich ist.
Gibt es Menschen, so absolut ohne Sucht auf diesem Planeten? Ich rede nicht nur von Betäubung durch Alkohol, Drogen und Medikamente. Überall lauern verborgene Versuchungen, überall sind wir schnell süchtig nach Dingen, Menschen, Erlebnissen und Sensationen die uns unser ich vergessen lassen, wenigstens für ein paar Minuten.
Vielleicht sind die Süchte auch Teil des Materialismus, der uns keinen Platz für Ideale lässt. Vielleicht ist das alles zu so einem großen Thema geworden, weil wir gerade einen so wesentlichen Teil unserer Menschlichkeit verleugnen, ohne den wir aber nicht glücklich sein können und schon brauchen wir wieder eine Tablette, um nicht an den Schmerz denken und uns damit auseinandersetzen zu müssen.
Wir brauchen die Philosophie um unseren Geist zu nähren und uns höheren Idealen verschreiben zu können. Manche brauchen Religion, andere das Dienen der Wissenschaft oder ein Leben im Dienst am Menschen. Es ist egal ob wir an einen Schöpfer glauben, oder nicht, Maitreya sagt: einzig der gute Wille zählt. Teilt untereinander und rettet die Welt.
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Kapitel 7
Als nächstes war bei mir nun das Nikotin dran. Je länger eine Sucht bei mir gewohnt hatte, desto schwerer war es damit zu brechen. Der ganze Haushalt war voll von täglichen Bezugs- und Erinnerungspunkten. An der Stelle habe ich immer gesessen und erst einmal eine geraucht und eine Tasse Kaffe getrunken, bevor der Tag überhaupt anfing. Gefährlich.
Ich musste sogar die Stelle an der Couch, auf der ich nachts lag umbauen, weil ich immer noch mit rechts nach dem Aschenbecher griff. Wenn man müde ist vergisst man das Neue noch immer schnell. Ich machte diese Bewegung noch eine Weile bis es mir auffiel. Dadurch wurde ich immer wieder daran erinnert und der Krampf ging los, dass ich ja jetzt nicht mehr rauchen wollte. Alles, unnötig Stress. Zu Hause kann ich es mir ja so einrichten wie es mir gefällt und gut tut! Ich machte es einfach und stellte das Tischchen auf die Andere Seite und musste jetzt mit links nach meinem Glas Wasser greifen, das bewirkte etwas und ich gewöhnte mich um, auch mein Gehirn schaltete plötzlich anders durch diese banale bewegungs- Veränderung und ich dachte nicht mehr daran.
Ich kenne Leute, die haben einfach aufgehört zu rauchen und irgendwann war es kein Thema mehr. Aber bei mir liegt das anders. Da gibt es irgendeine Programmierung in meinem Innern, die es mir kaum möglich macht diese Hürde zu überwinden. Die Sucht bäumt sich auf und wird zum alles beherrschenden Element und bestimmt mein ganzes Leben, bis nichts anderes mehr geht.
Ich bin dann beherrscht von der panischen Angst, „ohne“ jetzt nicht mehr weiterleben zu können! Sei es genetisch bedingt oder auch einfach durch Muster, die ich mir bei meiner Familie abgeschaut und dann angewöhnt habe, wie man das als Kind nun mal so tut, bis es ein unbewusster Teil von einem geworden ist man gar nicht mehr merkt wie man geht. Sich das Laufen umzugewöhnen ist eine wirklich extrem schwierige Angelegenheit und kaum möglich, wenn man sich zum Beispiel den Fuß verletzt hat. Da fiel es mir einmal auf, wie sehr einem Verhaltens- Dinge in Fleisch und Blut übergegangen sind und wie schwer es ist das anders