Название | Ich und der Fisch, der Fisch und ich |
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Автор произведения | Dorothea Doris Tangel |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738004403 |
Keiner hält Spannung aus, auf was auch immer sich die bezieht. Jeder will nur "seine Ruhe haben" und verkündet das auch lautstark. Wehe etwas fällt um oder DU fällst um oder womöglich aus dem Rahmen. Die macht immer nur Ärger!
Bloß stillhalten, die Leute könnten ja was merken! Und das darf auf keinen Fall geschehen, was auch immer passiert. Es ist besser du stirbst und alle können sich bemitleiden lassen, weil sich ihr Kind umgebracht hat. Aber wenn du zu einem Therapeuten gehst oder in eine Klinik, um dein psychisches Problem behandeln zu lassen ist das dein Todesurteil. Wie kannst du nur fremden Leuten erzählen dass du Probleme hast, müssen das denn alle wissen? Nur Schlappschwänze brauchen Hilfe von einem Seelenklempner, echt!
Immer schön angepasst bleiben und niemals und unter keinen Umständen auffallen oder zu laut furzen. Die Norm ist das Entscheidende. Nichts darf nach außen dringen, niemand darf erfahren dass du vielleicht anders bist und wenn, dann sprich bitte nicht darüber. Ist doch peinlich wenn alle in unsere Richtung gucken.
Das ist der Tod eines jeden Künstlers, oder die Geburt. Wohin mit all den Eindrücken? Es hilft dann alles nichts, man muss es malen, singen und tanzen, sonst platzt man.
Ich hatte panische Angst all das loszulassen was mir jedes Mal Erleichterung verschaffte, wenn die Spannung zu groß wurde. Hier musste ich eine meiner größten Ängste konfrontieren, mit der ich immer alles stressige so schön locker wegschieben und mir augenblicklich Erleichterung verschaffen konnte mit dem Satz: "jetzt muss ich mir aber erst Mal eine drehen!", „e Zigarettsche“. Tschüss, mein geliebtes Pflaster auf den Mund.
Es musste doch möglich sein von dem Mist loszukommen. Wovor hatte ich denn nur solche Angst? Was sollte mir denn passieren? Es ist doch kein körperlicher Entzug. Es ist doch nur das gottverdammte Nikotin. Mein Gott, da haben wir doch schon längst viel Härteres hinter uns gebracht. Dachte ich!
Ich war aber leider nur, so ganz nebenbei gerade an einem Punkt angekommen, an dem nichts mehr funktionierte. Ich war völlig abgebrannt und kaum noch motiviert. Meine Konzentration war am Arm und der Wahnsinn in meinem Kopf war nicht mehr zu kontrollieren. Panikattacken und Angstzustände gaben sich die Klinke in die Hand. Depressionen redeten mir regelmäßig ein daß es ja sowieso keinen Sinn mehr hat und irgendein Schmerz in mir wollte endlich geweint werden. Ich brauchte eine Veränderung, ich brauchte frischen Wind in meinen Gedärmen und in meinen Gehirnwindungen.
Und doch setzte ich mich Nacht für Nacht an meine Staffelei und malte. Ich versuchte dem Gespenst der Dunkelheit zu entkommen, indem ich nachts mein Licht anschaltete und etwas erschaffte. Ich gab ich die Hoffnung nicht auf, daß eines Tages, ja eines Tages...
Dazu kam noch daß ich aus meiner Wohnung sollte und noch nicht einmal das Geld für einen Umzugswagen oder die Kaution hatte. Deswegen wollt ich ja die Gelegenheit nutzen und mir das Rauchen abgewöhnen, weil ich es mir schlicht und „ergreischend“ nicht mehr leisten konnte.
Musste ich jetzt in einem Zelt schlafen, irgendwo unter einer Brücke oder im dunklen Wald? Dafür hatte ich mir bei meinem letzten Job, vom ersten Geld sofort eins gekauft, weil die Angst schon länger in mir rumorte, eines Tages wieder ohne Wohnung dastehen zu müssen. Diesesmal wollte ich gewappnet sein. Ich habe es bis heute nie benötigt, aber es hat mich ungemein beruhigt und dafür war es die 30 Mark, die es im Sonderangebot damals gekostet hatte allemal wert.
Hartz 4 hatte mich fest im Griff der Schuldgefühle und ich schämte mich daß ich mit dem Geld gerade mal 20 Tage hinkam. Was immer ich auch versuchte, meine Schulden wurden immer größer und ließen mich nicht mehr schlafen, weil es keine Aussicht gab sie jemals zurückzahlen zu können. Nichts motivierte einen und hatte man mit dem Arbeitsamt zu tun, bekam man jedesmal den Todesstoß mit auf den Weg, weil man immer noch lebte. Hoffnung machten die einem nie. Sie waren nur damit beschäftigt einem allen Wind aus den Segeln zu nehmen und bekamen dafür auch noch Geld.
Ich wollte mich in mein Schicksal fügen und ordentlich versuchen mit dem Geld, das mir zur Verfügung stand hauszuhalten, um mich mit ganzer Kraft meiner Arbeit zu widmen, um damit eines Tages vielleicht wieder Einnahmen haben und selbstständig sein zu können. Zigaretten waren nun mal in so einer Phase nicht mehr vorgesehen. Das Essen war jetzt wichtiger.
Die Angst, ich würde obdachlos, vergewaltigt und zusammengeschlagen und vergessen werden, was das Los aller Frauen auf der Straße ist war mein täglicher Begleiter. Frauen sind die untersten in der Kette, wenn man ganz unten ankommt. Das kannte ich schon. Ich war zu Hause immer die Jüngste, die Kleinste, die Schwächste und das einzige Mädchen gewesen und alle hatten auf mir herumgetrampelt, alle waren immer stärker als ich gewesen und ich hatte nie eine Chance.
Es war Zeit etwas zu ändern. Es musste etwas geschehen! Ich wollte es, ich wollte leben und ich wollte weg von den Menschen die mich nur runterziehen in die Abgründe ihrer eigenen Wertlosigkeit, weil sie nichts kapiert hatten und nur Dunkelheit verbreiteten. Sie hassten ihr Leben. Wenn sie mich damit kriegen dass ich abhängig von Zigaretten bin und wahnsinnig werde weil ich kein Geld dafür habe, dann verzichte ich lieber. Also gehen wir es an! Der erste Tag ohne Tabak!
Tag 1
Der erste Tag ohne Nikotin (Der Schock) 15. märz 2007
Ich wachte morgens auf, wild entschlossen.
Ja, jetzt, heute ist der Tag!
Ich schaffe das, ich kann aufhören zu rauchen, ich will das!
Oh, ich werde einen Haufen Geld sparen, das ich sowieso nicht habe und ich muss nicht mehr kriechen, mich erniedrigen und mir Geld dafür leihen. Ich werde frei sein. FREI! FREI! Endlich frei!
Ich kochte, wie immer eine Kanne Tee, fütterte meinen Kater, machte das Bett, putzte die Zähne, wusch mich, zog mich an und setzte mich, wie jeden Tag erst einmal auf meinen Morgenplatz, um zu schreiben. Blöde Idee, ehrlich, absolut blöde Idee. Solange ich noch in der Küche beschäftigt war, fiel es mir nicht auf, aber sobald ich saß ging´ s los.
Ich weiß nicht, was genau passierte aber alle Energie in meinem Körper verbrannte innerhalb weniger Minuten. Plötzlich zog sich alles in mir zusammen und ich begann mit mir zu kämpfen. Ich wollte nicht rauchen. Ich hatte mein altes Leben so satt. Es muss doch möglich sein etwas anders zu machen als sonst.
Unfähig irgendetwas zu tun oder einen klaren Gedanken zu fassen, versuchte ich mich zu zwingen nicht zu rauchen. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich saß nach vorne gebeugt, bewegungslos, alle Muskeln bis zum Bersten gespannt und rang mit mir.
Es war als würden 100 Leute in meinem Kopf gleichzeitig schreien, ohne Luft zu holen.
Meine Stirnchakra fängt an zu brennen. Höllenschmerzen brechen über mich herein. Meine Nerven sind durchgeschmolzen...
15 Minuten dauerte diese Anspannung, die meinen Körper völlig aufzehrte. Etwas überdrehte und in meinem Kopf brannten alle Sicherungen durch. Was immer in diesen Minuten geschah, es war die Hölle auf Erden.
Ich gab nach, es ging nicht anders. Ich war also verrückt geworden.
Ich rauchte eine.
Aber ganz wollte ich nicht aufgeben. Zu stark war der Eindruck dieses Momentes. Und tatsächlich, ich schaffte es mit 6 Zigaretten durch diesen ersten Tag zu kommen.
*
Zu viele Handbewegungen waren mit dem Rauchen und dem Drehen einer Zigarette verbunden. Ich war mittlerweile Kettenraucherin und konnte nichts tun ohne eine Kippe in der Hand zu halten. Ich inhalierte immer sehr tief und es hatte eine beruhigende Wirkung. Ich rauchte seit meinem 15. Lebensjahr und jetzt war ich 53!
Als erstes bekam ich Fieber und meine Lungen taten mir derart weh, daß ich nicht