Название | Ich und der Fisch, der Fisch und ich |
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Автор произведения | Dorothea Doris Tangel |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738004403 |
Ich spielte auf der Straße Gitarre und sang mir mein Frühstück oft zusammen und wenn alles Geld verbraucht war, trampte ich wieder nach Hause. Einmal hatte ich das Geld für die Faire von England zurück auf s Festland nicht mehr und der Verkauf meiner Gitarre hätte auch nur 20 gebracht. Damals gab es den Tunnel unter der Nordsee noch nicht. Die Schiffpassage kostete aber über 30 Pfund. Es brauchte bis ich jemand traf der mir das Geld leihen konnte und ich hatte aber dadurch die ungewöhnlichste Begegnung, auf der Suche nach Überleben in London, wo ich keinen kannte.
Mir fällt auf dass ich nach der Einführung des Euros gar nicht mehr weggewesen war. Wo ich doch so gerne unterwegs bin! Sesshaft zu sein ist echt anstrengend! Man trifft immer wieder dieselben Leute und muss auch noch dafür gerade stehen was man gestern verzapft hat. Ich sehne mich danach mal wieder was anderes zu sehen und an Orten zu sein, die einen anderen Geruch haben. Jedes Land riecht anders.
Armes Deutschland. Schon wieder ein Grund mir leid zu tun! Erst musste ich Jahre bei meinem sterbenden Vater bleiben, wollte Mutter mit der vielen Arbeit nicht alleine lassen und als ich danach einen gutbezahlten Job am Flughafen hatte und mal so richtig pompös hätte reisen können, ans Meer, sogar mit Hotel und Flugzeug, lag meine Mutter im Sterben und danach war ich dann wieder ewig pleite, bis heute. Wird sich denn nie etwas ändern?
War ich schon immer arm? Ich ewig arme Sau! Oder bin ich wirklich autistisch veranlagt, wie ein Freund mir einmal an den Kopf knallte, weil ich den ganzen Tag malte und er sich langweilte? Er wollte doch sowieso immer nur Sportschau gucken, womit ich eben nichts anfangen kann. Warum wollte er mich ändern? Ich ließ ihn doch auch wie er ist und tat eben etwas anderes. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, ihm seinen „passiv“- Sport gucken (haha!) zu verbieten. Wenn s ihn glücklich macht.
Aber anscheinend reichte ihm das dann doch nicht und er wollte irgendwann den stündlichen Beweis dass ich ihm wohl gesonnen bin indem ich ihn ständig befriedigte, wann immer er es verlangte. Bis zu 10 Mal an einem Tag, bis mir das zuviel wurde und ich mir wie ein Ding vorkam dass er nur benutzte, um seinen Willen zu haben und seine Macht an mir zu demonstrieren. Es war einfach blöd. Wenn ein Mann täglichen Sex verlangt, kann man tatsächlich davon ausgehen dass er nichts im Hirn hat oder zu faul ist zu denken!
ich wollte mir endlich einmal beweisen, dass ich es schaffe, trotz Freund meine Bilder malen zu können. Sonst hatte ich ja immer Schluss machen müssen, nur um Mal wieder Gitarre zu üben. Habe ich schon 1000 Mal geschrieben? Ist aber auch ein enormes Problem für mich! Beides bekam ich nie unter einen Hut und ich hasse es auch noch alleine zu sein! Ein ewiger Konflikt.
Wem soll ich es recht machen, mir oder dem anderen? Und wenn ich nicht tu was der andere will, wird er mich dann noch mögen oder wird er mich womöglich wegschicken? Ablehnung konnte ich nur schwer verkraften. Es erschütterte mich jedesmal in meinen Grundfesten, obwohl ich auf der anderen Seite immer ganz schnell zu war, wie eine Auster und der andere keine Chance mehr hatte an mich heranzukommen. Wenn ich mich einmal bedroht fühlte war es aus! Ich wusste nicht dass man seinen Raum einnehmen und trotzdem mit anderen Menschen Beziehung unterhalten kann, weder privat noch beruflich gelang mir das.
Vielleicht ist es mir eben nicht bestimmt einen Partner an meiner Seite zu haben. Aber wenigstens zum Arbeiten könnte ich doch ein paar Leute um mich haben, oder? Früher hatte ich doch auch immer eine Band und war auf Tour. Wie mir das fehlt. Mit anderen im Freien unterwegs…
Heute hocke ich hier herum und schlage mich mit meiner scheiß Zigarettensucht herum, als ob es nix anderes gäbe. Na ja…
Ich muss selber Äktschen machen. Anderen beim Tun zuzugucken hat mich schon immer ermüdet. Deshalb gehe ich auch nie auf Konzerte obwohl ich Musikerin bin, weil ich das „passiv dabeistehen müssen“ kaum aushalte. Ich will einfach nur mitmachen. Nichtstun kann ich auch zu Hause, im Bett, wenn ich schlafe!
Habe früher den Sängern sogar das Mikrophon aus der Hand gerissen, weil ich so gerne improvisiere und gerade eine so eine gute Idee hatte. Die meisten Leute auf der Bühne kannten mich gar nicht und wenn die langweilig waren musste ich eben einschreiten. Das Publikum fand es gut, in Frankfurt kannten sie mich ja und es kam Schwung in die Sache, aber die Bands waren jedesmal entsetzt wenn eine fremde Frau auf die Bühne sprang und dem Sänger das Mikro aus der Hand „roppte“ (iss hessisch!). War vielleicht Feueralarm? Aber dann begann ich zu singen und sie spielten weiter. Wundert mich heute richtig! Obwohl, auf der anderen Seite, wenn ich mit Bands auftrat habe ich das auch erlebt und nix dabei gefunden. Einer konnte mal singen wie Elvis, habe ich nie vergessen.
Ich musste mir das, in andere Bands „einmischen“ richtig schmerzhaft abgewöhnen, sogar in der Jahrhunderthalle kämpfte ich mit mir, um Frank Zappa nicht das Mikrophon aus der Hand zu reißen. Ich hatte so viele Ideen und die wollte ich doch nur loswerden! Ich stand am Bühnenrand, bereit jeden Moment einzuspringen! Ist mir das heute peinlich, und dann beschwere ich mich über meinen Sexsüchtigen Freund, der so gar nichts merkte. War ich denn klüger? Kriegte ich denn noch was mit?
Ich ging bei Zappa und den anderen Berühmtheiten, nur deshalb nicht auf die Bühne weil ich vor diesen Welt- Größen der Musik so viel Respekt hatte und einfach nur zu unsicher war. Hätte ich meine Scheu überwunden, hätte ich es getan! Ich wartete echt immer nur auf den passenden Moment!
Ich dachte gar nicht so weit, dass ich vielleicht von den Saalordnern zu Boden gerissen werden würde, weil sie dachten ich wollte den Star ermorden oder küssen und ich wäre, mit dem Arm auf m Rücken abgeführt worden und hätte vielleicht auch noch Saalverbot auf Lebenszeit bekommen. Eine Katastrophe!
Ich war nach den Konzerten dann immer mächtig enttäuscht von „mir“, weil ich mich wieder nicht getraut hatte mitzumachen, ich feige Sau, ich traute mich doch nie was! Ich kam gar nicht auf die Idee dass es vielleicht unhöflich sein könnte… Auweia!
Aber bei meinen Beziehungen ließ ich mich immer leicht verunsichern und ich ließ mir auch alles gefallen, unfähig mal zu widersprechen oder meine Grenzen zu akzeptieren. Ich ließ den anderen so lange gewähren, bis ich ihn keine Sekunde mehr ertragen konnte und ich hätte kotzen können wenn ich nur an ihn dachte, weil das Fass bis zum überlaufen voll geworden war aber der andere keine Ahnung hatte, warum ich plötzlich so ablehnend reagierte dass er so gar nicht mehr an mich herankam. Ich war doch immer so nett gewesen, die ganze Zeit, ohne Ausnahme und immer mit allem einverstanden gewesen. Was war denn nur so plötzlich in mich gefahren?
Ich hatte mich ja nie geäußert. Konnte nie sagen was ich wirklich empfand und machte auch noch jedesmal, zu allem möglichen Mist ein freundliches Gesicht. Aber das rächt sich immer, denn irgendwann ist das verdrängte Gefühl stärker als man selbst und der Körper nimmt die Beine in die Hand und läuft, ohne dass man es erklären oder aufhalten könnte. Man reagiert nur noch, bis man wieder ausgeglichen ist. Ich denke schon, dass aus diesem Grund so manch einer zum Mörder wird, nur weil wir nicht gelernt haben unsere Gefühle ernst zu nehmen. Es sind doch nur blöde Gefühle! Nix womit man sich etwas kaufen kann!
In dieser Hinsicht war ich wirklich auf dem Entwicklungsstand einer Amöbe. Als mein letzter Freund damals herum meckerte weil ich malte oder meine Musikstücke auf ein geliehenes 4- Spur Band aufnahm, dass ich nur 5 Tage zur Verfügung hatte, bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen. Das war aber wichtig für mich! Die Musik! Meine Ideen festzuhalten und zu manifestieren! Das war irgendwie der Sinn meines Daseins. Ich konnte gar nichts dagegen machen. Die Ideen plumpsen den ganzen Tag aus mir heraus, ohne daß ich etwas dagegen machen kann oder dafür tun muss! „Ich kann nichts dafür“, möchte ich den ganzen Tag in die Welt herausschreien. Wenn ich es nicht tue, bin ich extrem unglücklich und mir fehlt so viel, als hätte ich weder Arme, Beine, Augen, noch Ohren…
Mein Gott, es gibt Leute die bewundern andere dafür dass sie malen und singen können und ich suche mir ausgerechnet immer den in der Meute aus, der nur ein hübsches Gesichten sucht dass ihn den ganzen Tag anhimmelt. Gähn! Es gibt wirklich aufregenderes im