Название | Project Mercury |
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Автор произведения | Hans Müncheberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738016499 |
Ein Drei-Sterne-General bemerkte skeptisch: "Sie wollen doch nicht etwa behaupten, Astronaut wäre ein Beruf?"
Harcroft wandte sich dem General zu. "Doch! Wenn auch alle sieben Männer, die wir hier ausbilden, von den Streitkräften kommen, so sind sie doch nicht abkommandiert und damit gleichsam auf Sonderposten. Sie sind bei uns angestellt und erhalten hier die für ihren Beruf notwendige Spezialausbildung. Dass es erst sieben Männer sind, ändert gar nichts daran. Eines Tages wird der Beruf des Astronauten so selbstverständlich sein wie heute der des Piloten."
"Dann würde ich diese erste Gruppe hier mit Testpiloten vergleichen." Lester Kingsberry hatte mit dieser Bemerkung durchaus Recht. Auch Harcroft bestätigte das.
Die Gäste hatten bereits die meisten Abteilungen gesehen: die Temperaturkammer, in der die Piloten extremer Hitze und Kälte ausgesetzt werden konnten, den Unterdruckraum, der die Luftleere und damit die Drucklosigkeit des Weltraums nachahmte, die Isolierkammer, in der die Raumpiloten oft viele Tage zubrachten, völlig abgeschnitten von jeder Verbindung, jedem Kontakt, jedem Licht und Geräusch der Außenwelt, ohne zu wissen, wann man sie aus der Abgeschlossenheit befreite. Auch den Vibrationsstuhl hatte man besichtigt. Auf ihm übten die künftigen Raumfahrer, sich an die Erschütterungen während des Raketenstarts und des Fluges zu gewöhnen. Es gab den Schwerelosigkeitssimulator, eine komplizierte Apparatur. Sie war so konstruiert, dass jede Bewegung des Astronauten eine entsprechende Gegenbewegung des Gerätes auslöste. Eine beliebige Lageveränderung des Körpers bewirkte eine genau entgegengesetzte Reaktion des Gerätes. So konnte geübt werden, wie später einmal, im Ernstfall, die Raumkapsel gesteuert werden musste. Das Flugprogramm sah vor, dass der Astronaut die Lage seiner Pilotenkabine selbst zu stabilisieren und auch vor dem Wiedereintauchen in die Atmosphäre eine Kehrtwendung um hundertachtzig Grad zu vollführen hatte.
Nun standen alle am Rande des großen Schwimmbeckens. "Unser Spezialbassin ist so eingerichtet, dass ein Mensch mit einer normalen Tauchsportausrüstung in ungefähr zwei Meter Tiere schweben kann. Es herrscht dort ein vollkommener Druckausgleich. Wenn er nun die Taucherbrille völlig abdunkelt, dann ist ihm jede übliche Möglichkeit zur Raumorientierung genommen. Wir hatten bei den Auswahlprüfungen unter den vielen Bewerbern einige, die hier im Bassin kapitulierten. Sie gerieten urplötzlich in einen panikartigen Zustand, weil es ihnen nicht mehr gelang, die Wasseroberfläche ausfindig zu machen. Sie glaubten verloren zu sein. Wir mussten den Versuch dann sofort abbrechen."
Es war ein interessanter Anblick, hier einige der künftigen Raumfahrer zu beobachten. Sie schwebten wirklich in allen nur möglichen Lagen einige Meter unter der Wasseroberfläche. Jede Schwimmbewegung, die mit etwas Kraft ausgeführt wurde, hatte eine vollständige Orts- und Lageveränderung zur Folge.
Der Ausbildungsleiter dieser Abteilung ließ die Männer auf einen Wink Harcrofts planmäßige Übungen ausführen, die den hohen Grad an Körperbeherrschung und Orientierungsfähigkeit zeigten.
Kurz nach vierzehn Uhr traf Dr. Gilbert im Trainingscamp der NASA ein. Der Direktor dieser Astronautenschule, Mr. Harry Gamble, hatte ihn erwartet. Gamble war von Webster über Dr. Gilberts Besuch informiert worden.
Bei der herzlichen Begrüßung erklärte Gamble, das Camp habe schon hohen Besuch, aber seiner Meinung nach sei Dr. Gilberts Besuch der wertvollere.
Gilbert protestierte. "Urteilen Sie nicht vorschnell. Ich halte mich viel eher für einen wissbegierigen Außenseiter."
"Mister Webster hat uns angedeutet, dass wir dafür zu sorgen hätten, aus Ihnen einen NASA-Matador zu machen", entgegnete Gamble.
So war das Eis gebrochen. Die Männer einigten sich über das Programm der nächsten Stunden. Gamble schlug vor, erst die Außenanlagen zu besichtigen, da dort zur Zeit noch einige interessante Übungen zu beobachten wären, und anschließend zu Dr. Ward, dem Chefarzt, zu gehen. Sie fuhren in einem offenen Wagen quer durch das Gelände. Bald lagen die großen Gebäudekomplexe hinter ihnen. Der Fahrer, ein munterer Bursche, steuerte auf einen bunkerartigen Bau zu. Gilbert erkannte, dass neben dem niedrigen Zementwürfel eine kilometerlange schnurgerade Gleitbahn begann. Darauf stand ein eigenartiges Gefährt, einer Pilotenkanzel ähnelnd, die auf Schlittenkufen montiert wurde. Hinter der Kanzel waren ganze Bündel von Feststoffraketen angebracht.
Gruppen von Technikern arbeiteten an dem Apparat. Eine Sirene heulte.
"Wir haben Glück. Ein paar Minuten später, und wir hätten auf schnellstem Wege umkehren müssen."
Der Wagen hielt vor dem niedrigen Kommandobunker. Gamble und Gilbert stiegen aus. Die Zeit reichte gerade noch, um den Raketenschlitten von nahem zu betrachten und dem im Raumanzug unter dem Schutzhelm kaum erkennbaren Astronauten zuzuwinken. Dann begaben sie sich in den Schutzraum.
Der Leitstand war schmucklos, zweckbestimmt eingerichtet. Dicke Scheiben aus Panzerglas erlaubten, einen Blick auf die ganze Gleitbahn zu werfen.
Gamble erläuterte den Zweck dieses Versuches: "In der großen Zentrifuge von Johnsville können wir zwar innerhalb eines längeren Zeitraums hohe Fliehkräfte erzeugen, die denen einer über zehnfachen Erdbeschleunigung entsprechen. Hier haben wir jedoch die Möglichkeit, das schnelle Ansteigen der Beschleunigung zu trainieren. Der Pilot hat während der Fahrt des Raketenschlittens eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen und am Ende, auf ein bestimmtes Signal hin, den Sprengmechanismus auszulösen, der seinen Sitz nach oben hinausschleudert. Pilot und Sitz kommen dann an Fallschirmen herunter, und zwar in ein ausreichend großes Wasserbecken. So üben wir auch die spätere Landung."
"Und falls der Mechanismus nicht ausgelöst wird oder versagt?"
"Dann ist noch ausreichender Bremsweg für den Raketenschlitten vorhanden."
Wieder heulte die Sirene. Zehnmal in kurzen Intervallen. Nun zählte ein Techniker die letzten Sekunden vor der Zündung der Raketen aus: "Zehn ~ neun - acht - sieben - sechs - fünf - vier - drei - zwei - eins - Zündung!"
Ein Druck auf einen Knopf und im selben Moment war der Schlitten draußen in schwarzen Rauch gehüllt. Er schoss nach Bruchteilen einer Sekunde mit immer größer werdender Geschwindigkeit davon, aus der Wolke heraus, auf der Gleitbahn entlang, einen feurigen Schweif hinter sich herziehend. Zehn, zwanzig Sekunden vergingen.
"Jetzt hat er rund fünfhundert Stundenkilometer drauf", sagte Gamble, "passen Sie auf, schauen Sie lieber hier auf den Bildschirm."
Gilbert löste den Blick vom Sehschlitz und konnte nun auf dem Bildschirm gut erkennbar den weiteren Weg des Piloten verfolgen.
"Geben Sie Signal bei neunhundertfünfzig Metern." Das war die Stimme des Versuchsleiters. Gilbert stand völlig im Bann des außergewöhnlichen Geschehens. Der Bildschirm zeigte, wie plötzlich der Pilotensitz aus dem dahinjagenden Gefährt herausgeschleudert wurde, dreißig, ja fünfzig Meter hoch, wie sich eine menschliche Gestalt von der dunklen Masse löste, wie sich Fallschirme entfalteten und den Sturz in das Wasserbecken buchstäblich im letzten Moment auf eine erträgliche Geschwindigkeit abbremsen konnten.
"Gelandet!" Der Techniker sagte dieses eine Wort, nüchtern, unbeteiligt. Für ihn war das eine alltägliche Angelegenheit.
Gilbert war zu sehr beeindruckt, als dass er gleich über das Gesehene sprechen konnte. Ja, er war sogar erschrocken über die Härte, über den Grad des Risikos bei einem solchen Trainingsprogramm. Natürlich, der Raketenschlitten konnte stetig gebremst werden, und die Fallschirmtechnik war seit einiger Zeit bis an die Grenze der absoluten Sicherheit vervollkommnet - aber änderte das etwas an der fast übermenschlichen Belastung des lebenden Organismus?
Diese Gedanken brachte Dr. Gilbert zum Ausdruck, als er mit Gamble wieder im Wagen saß. Gamble betonte, dass er diese Überlegungen völlig verständlich fände, und setzte dann hinzu: "Die physische Belastung ist sehr groß, zugegeben. Aber wir alle machen uns wohl noch nicht die richtige Vorstellung davon, was der menschliche Körper ertragen kann. Vielleicht sprechen Sie nachher mit Dr. Ward darüber. Er ist kompetenter, Ihnen diese Fragen zu beantworten, als ich."
Es war bereits sechzehn Uhr, als Gamble und Gilbert