Название | Project Mercury |
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Автор произведения | Hans Müncheberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738016499 |
"Ich habe in der vergangenen Woche ein interessantes Angebot von der NASA bekommen", meinte Gilbert beiläufig.
"Was? Du kommst von der Convair zu uns?"
"Stopp! Ich habe nur von einem Angebot gesprochen. Mein Besuch hier ist rein informativ. Ich habe mich noch nicht entschieden."
"Und worum geht es?"
Gilbert antwortete nicht, sondern sah sich nach Mr. Gamble um, der dem Gespräch aufmerksam gefolgt war. Der nickte ihm beruhigend zu und sagte, da der Präsident auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz bereits davon gesprochen habe, sei es wohl kein Geheimnis mehr, dass die NASA vorfristig mit einer neuen Atlas-Testreihe beginnen würde,
"Und dabei sollst du mitmachen?" präzisierte Scott.
Gilbert nickte. "Als technischer Leiter der Versuche."
Bei den anwesenden Astronauten löste diese Aussicht lebhaften Beifall aus, auch viele der Militärs fanden es richtig, dass endlich energischer auf dem Wege zum bemannten Weltraumflug vorangegangen wurde.
Kingsberry blieb unbewegt. Als Scott ihn fragend ansah, bemerkte er trocken: "Wenn ich ehrlich sein soll - das gefällt mir gar nicht. Ich finde es bedenklich, den Konstrukteur unserer ersten einsatzfähigen interkontinentalen Rakete von der Arbeit an neuen, stärkeren Raketen abzuhalten, nur damit er der NASA hilft, endlich rund fünfundsiebzig Kilogramm Mensch in das All zu schießen. Das muss sich ungünstig auf das militärische Kräfteverhältnis auswirken."
Es war auf einmal still in dem großen Raum. Alle sahen Gilbert an, der wohl oder übel auf das Thema eingehen musste. "Das müsste nicht unbedingt so sein. Wir haben die Planungen bei der Convair recht weit vorangetrieben. Die Realisierung hängt dagegen zurück. Ohne praktische Ergebnisse, ohne die Messwerte der Erprobung können wir nicht weiterprojektieren."
Kingsberry hob die Schultern. "Aber Sie können doch erproben, soviel Sie nur wollen. Wenn es an Startrampen fehlt - wir haben auf dem Cape alles für zukünftige Großraketen vorbereitet. Die Anlagen könnten wir der Convair zur Verfügung stellen." Kingsberry sah sich, Zustimmung heischend, in der Runde um. Er wusste natürlich, dass er nicht befugt war, von sich aus solche Angebote zu machen. Auf dem Cape würden sich solche Versuche aber durchführen lassen, das wusste jeder Eingeweihte. Kingsberry sah Gilbert überlegen lächelnd an.
Gilbert blieb ruhig. "Vielen Dank für Ihr großzügiges Angebot. Ich fürchte nur, die Convair könnte davon keinen Gebrauch machen, weil man eine Rakete erst erproben kann, wenn sie gebaut worden ist."
Kingsberry schüttelte ärgerlich den Kopf. "Das verstehe ich nicht. Sie sagen, die Konstruktionsarbeiten sind schon lange beendet - ja, warum bauen Sie dann nicht?"
"Weil das nicht so schnell geht: Weil es immer wieder neue Schwierigkeiten mit der Zulieferindustrie gibt."
Für Kingsberry waren solche Verhältnisse undenkbar. Als Soldat war er gewohnt, schwierigen Situationen durch entsprechende Befehle zu begegnen. "Was heißt hier Schwierigkeiten? Bei der Bedeutung solcher Arbeiten sollten unbegrenzte Mittel zur Verfügung stehen! Man kann doch die Produktion von Raketen nicht mit Maßstäben beurteilen, die vielleicht für Autos oder Kühlschränke gelten! Ich glaube, man müsste die lahme Industrie etwas auf Trab bringen."
"Einverstanden, General", Gilberts Lächeln verstärkte sich, "vielleicht setzen Sie auch im Pentagon durch, dass Heer und Marine auf eigene Raketenwaffen weitgehend verzichten."
"Was soll denn das nun wieder?" Kingsberry fühlte sich nicht ernst genommen und bedauerte schon, das Gespräch begonnen zu haben,
"Wenn die Convair zum Beispiel zur Rocket-Dyne Division geht und neue, stärkere Raketentriebwerke bestellt, dann antworten die, dass ihre Büros und Prüfstände vorläufig ausgelastet sind, denn von Chrysler, North Aviation, Douglas Aircraft, Bristol und den anderen Raketenproduzenten liegen auch schon langfristige, spezielle Aufträge vor. Wir besitzen hier in den Vereinigten Staaten leider den absoluten Weltrekord an unterschiedlichen Entwicklungen für Air Force, Army und Navy. Die Folge ist Verzettelung der Kräfte und Tempoverlust."
Der Mann hat recht, schoss es Kingsberry durch den Kopf. Das ist nicht nur ein guter Fachmann, das ist ein Kerl mit einem klaren Blick für Realitäten. "Doktor, Sie haben mich überzeugt, dass man den anderen Heeresteilen die Lizenzen für eigene Raketen entziehen sollte", versuchte er zu scherzen, "vielleicht mit Ausnahme der Polaris für die Atom-U-Boote."
Kingsberry meinte abschließend noch, er würde sich freuen, wenn beide einmal Gelegenheit hätten, sich in Ruhe über dieses Thema zu unterhalten. Dann kehrte das Gespräch in die üblichen Bahnen zurück.
4
Die Sonne stand schon dicht über dem Horizont, als Scott und Gilbert endlich zu der kleinen Wohnsiedlung am Rande der Stadt fuhren, in der die meisten NASA-Angestellten mit ihren Familien lebten.
Scott entwickelte einige Ideen, wie man Betty und Dave mit dem unverhofften Besuch überraschen könnte, doch als es soweit war, dass Gilbert einige hundert Meter vor dem Haus der Sharpers aussteigen sollte, wurden sie von Dave gesichtet, der mit einem Freudengebrüll auf den Wagen zustürmte. Als sie dann gemeinsam auf das Haus zugingen, öffnete sich plötzlich die Tür, und Betty stand auf den Stufen. "Lawrence!" Sie blieb unbeweglich, als ob der freudige Schreck sie gelähmt hätte.
"Guten Abend, Betty."
Die Erstarrung löste sich. Betty ergriff seine ausgestreckte Hand und sagte leise: "Lawrence, welch eine Überraschung!" Sie lächelte verlegen und löste langsam ihre Hand aus dem festen Griff des Mannes. Sie war rot geworden, das fühlte sie genau. Sie kam sich vor wie ein junges Mädchen. Scott, der Gilberts Koffer aus dem Wagen geholt hatte, hieb seinem Freund kräftig auf die Schulter. "Los, alter Junge, hinein mit dir."
An diesem Abend gab es viel zu fragen und viel zu erzählen. Besonders Daves Wissbegierde war kaum zu stillen. Scott musste schließlich ein Machtwort sprechen und Dave ins Bett schicken, denn es war spät geworden.
Scott, Betty und Gilbert saßen noch in der lauen Luft der Sommernacht auf der Terrasse. Sie waren wieder bei dem ersten Thema des Abends angekommen: der möglichen gemeinsamen Arbeit. "Ich habe heute Nachmittag einiges bei euch im Camp gesehen." Gilbert führte nachdenklich das Glas an den Mund. "Morgen werde ich mehr sehen. Und doch - ich fürchte, die Hauptfrage wird man mir trotz aller ausführlichen Erklärungen nicht beantworten können." Er trank langsam aus.
Scott war durch den ernsten Ton etwas betroffen. Er kannte Gilbert lange genug um zu wissen, dass er nie etwas leichtfertig sagte. Es musste sich also um ein echtes Problem handeln. "Vielleicht kann ich dir helfen?"
"Mag sein, du kannst es. - Falls du nicht zu sehr befangen bist."
"Ich und befangen?" Scott lachte. "Na los, nun gib mal Klartext!"
Gilbert blieb ruhig. Er wandte sich Betty zu. "Du wirst mich sicherlich verstehen, Betty, denn du wirst eines Tages nichts weiter tun können, als für diesen hoffnungsvollen Astronauten die Daumen zu drücken."
Es hielt ihn nicht länger in dem federnden Stahlrohrsessel. Er stand auf und trat an den Rand der Terrasse. Mit einem Ruck drehte er sich um. "Scott, ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen. Er trug die Überschrift: 'Der Mensch in der Zerreißprobe'. Du wirst ihn kennen, denn es ging um euch."
"Ich habe ihn gelesen. Er war nicht falsch, aber etwas aufgebauscht."
"Ja, ist der Mensch denn ein Objekt, an dem man Zerreißproben anstellen kann?"
"Nein. - Aber man kann die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit testen."
"Und die Grenzen sind die zwischen Leben und Tod?"
"Ja. - Deswegen wird man sie auch nie erreichen, geschweige denn überschreiten! " Das war Scotts tiefste Überzeugung.
Gilbert genügte die Antwort nicht. "Wer kann das