Cemetery Car®. Angelika Nickel

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Название Cemetery Car®
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847675730



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sollte.

      Den Weg zu Kim und Quentin.

      Den Weg in die erneute Gefahr. Ins Ungewisse.

      Den Weg in den Kampf mit dem Unbekannten.

      Madame kramte unterdessen weiter. Sie suchte in Schubladen und Schränken. Dann endlich fand sie ihn. Den Flyer. Hastig lief sie zu Gräulich. Aufgeregt reichte sie ihm diesen.

      13 - Die Namen der Gräber

      »Schatz, heute Abend werden wir gar nichts mehr ausrichten können. Außerdem, es ist sehr spät geworden. Wir waren länger bei diesem Skelett …«

      »Surrender, Liebling. Er heißt Surrender.«

      »Kim, ich bitte dich, wir reden von einem Skelett, das wir, aus welchen Gründen auch immer, zum Leben erweckt haben. Zumindest glaube ich das. Aber bitte, verschone mich damit, dass du für ein Skelett Sympathie entwickelst. Es ist ein Skelett, Kim, ein Skelett!«

      »Aber eins, das unsere Hilfe braucht. Was ist so schlimm daran, wenn ich es auf irgendeine Art und Weise sympathisch finde?«

      »Liebes, verstehst du mich nicht? Man kann doch nicht mit einem Skelett befreundet sein.«

      »Man kann das mit Sicherheit nicht. Wir aber schon. Hast du immer noch nicht verstanden, dass es unsere Berufung zu sein scheint, armen verirrten Seelen zu helfen, sie zu befreien, so dass sie endlich ihren ewigen Frieden finden können.«

      »Süße, ich verstehe ja, was du meinst, aber wir müssen doch auch Grenzen ziehen. Reicht es nicht schon, dass wir unser Leben mit dem Geist meiner Großtante teilen. Brauchen wir jetzt auch noch ein Skelett in unserem Leben?«

      »Er wird weder in unserer Mitte noch, in unserem Leben sein. Sicherlich nicht. Dennoch müssen wir ihm helfen. Und bis es soweit ist, steht es mir frei, Surrender zu mögen. Herr im Himmel, er ist ein Skelett! Kein Grund zur Eifersucht, Quentin! Nicht auf ein jämmerliches Knochengerüst, dem wir zu helfen versuchen.«

      »Ich, eifersüchtig, auf einen Knochenmann? Kleines, jetzt spinnst du völlig!«, entrüstete er sich. Aber dennoch konnte er nicht umhin, wieder Kim mit dem Skelett in einer Art Tanz vor seinem geistigen Auge zu sehen. Bin ich tatsächlich auf ein Skelett eifersüchtig? Mit einer heftigen Handbewegung vertrieb er den irrwitzigen Gedanken.

      »Guten Abend, was darf ich Ihnen heute bringen? Ich könnte das Hühnchen in Burgundersauce empfehlen. Dazu einen leichten Rotwein, und, als Dessert, eine Heiße Lotte.« Dienstbeflissen legte Bertram die Speisekarten den beiden vor.

      »Eine Heiße Lotte? Was ist das?« Kim sah den Kellner neugierig an.

      Doch statt einer Antwort legte er seinen Finger auf die Lippen, und sagte leise: »Das, Gnädigste, sollte eine Überraschung sein. Bestellen Sie den Nachtisch und Sie werden es erfahren«, riet er ihr augenzwinkernd.

      »Sehr geheimnisvoll, dieser Nachtisch, wie mir scheint. Dennoch, ich möchte keinen«, kam Quentin Kims Antwort zuvor. »Ich wüsste nämlich gerne zuvor, was ich bestelle. Notieren Sie meine Bestellung«, forderte er den Kellner auf. »Als Hauptmenü bekomme ich ein Steak, nicht zu sehr durchgebraten. Allerdings auch auf keinen Fall blutig. Innen noch leicht rosa, schmeckt es mir am besten. Als Beilage Farmerkartoffeln und Sauercreme. Als Getränk hätte ich gerne ein kaltes Bier.» Er wandte sich an seine Verlobte. »Und du, Schatz, für was hast du dich entschieden?«

      Kim blickte den Kellner an. Freundlich sagte sie: »Ich denke über Ihren Vorschlag nach, Bertram. Für mich bitte das Empfohlene. Das Hühnchen. Dazu hätte ich gerne gebackene Kartoffelbällchen. Mit der Heißen Lotte jedoch, damit möchte ich noch warten. Wer weiß, ob ich überhaupt noch Hunger auf einen Nachtisch haben werde, je nachdem, wie opulent das Hauptmenü ist.«

      »Sehr wohl, Madam. Und als Getränk, was darf ich Ihnen da kredenzen?«

      »Bitte einen herben Rotwein.« Kim reichte Bertram die Speisekarte; er nahm beide entgegen und eilte davon.

      »Hast du das gehört, Kim. Dieser Kellner, er kredenzt. Ich fass es nicht. An diesem Ort ist alles recht eigentümlich. Angefangen bei dem Namen von dem Hotel, bis hin zu unserem Skelett-Freund, und jetzt noch das. Er kredenzt. Mann, was bin ich froh, wenn ich ins Bett fallen und schlafen kann. Vielleicht habe ich Glück und erwache aus diesem Traum.«

      »Es ist kein Traum, wir erleben das tatsächlich. Und das Wort Kredenzen, das gefällt mir, auch wenn du es als zu versnobt empfindest.«

      Nach dem Essen gingen sie ein paar Schritte vor die Tür, liefen an den Strand, der nicht weit vom Hotel entfernt lag.

      Kim zog ihre Schuhe aus und watete im Wasser. Quentin tat es ihr gleich. Das Wasser umspülte ihre Füße, während sie den Strand entlang liefen. Als sie merkten, dass sie müde wurden, schlugen beide den Weg zurück, ins Hotel Zum Sensenmann, ein.

      Im Bett schmiedeten sie Pläne für den nächsten Tag. Überlegten hin und her, was sie tun konnten, um das Rätsel der Scheibe zu lösen, und das Pergament zu entziffern.

      Mit den Gedanken darüber schliefen sie ein.

      Nach einer langen, traumlosen Nacht, erwachten sie mit dem Morgengrauen. Nach einem kurzen Strandlauf gingen sie in den Speisesaal und frühstückten, dabei bemerkten sie nicht die beiden Gestalten vor dem Fenster, die sie beobachteten …

      Vor dem Hotel standen Monsignore Barea und David und sahen durch das große Fenster in den Frühstücksraum hinein.

      »Siehst du die beiden dort am Tisch? Die Frau mit dem grünen T-Shirt und den Mann in dem karierten Hemd, David? Das sind Kim und Quentin. Die beiden, weshalb wir hier sind. Du, David, musst ihnen helfen, dass sie diese Insel wieder lebend verlassen werden. Du musst sie an Stätte führen, die sie sehen müssen. Musst ihnen den Weg weisen, zu dem, was sie zu finden suchen. Das, David, das ist ganz, ganz wichtig.« Monsignore Barea streichelte dem Jungen leicht über den Kopf. »Hast du alles verstanden, David?«

      »Ich weiß nicht. Aber, du bist doch da, du kannst mir doch helfen, nicht wahr, Sir?«

      »Sicher bin ich da, David. Aber nicht so nah, wie du ihnen sein wirst. Ich werde dir helfen, dass du ihnen die richtigen Wege zeigst, aber ich selbst kann dies nicht tun.« Mit einem väterlichen Lächeln fügte er hinzu: »Die Engelsregeln, du verstehst …«

      »Ja, ich verstehe«, flüsterte auch David.

      »Schön, dann lass uns gehen. Ich führe dich an den ersten Platz, den du den beiden zeigen musst.«

      »Aber …, sie kennen mich doch gar nicht.«

      »Sie werden auf dich aufmerksam werden, nur keine Bange.«

      »Sicher?«

      »Engelssicher!«, bestätigte Monsignore Barea in einem Ton, der jeden Zweifel vertrieb.

      Kim lief noch einmal ins Zimmer zurück, holte sich eine dunkelgrüne Strickjacke, die in kontrastreichem Grün zu ihrer giftgrünen Jeans stand.

      Zusammen mit Quentin lief sie an den Strand. Sie gingen spazieren. Der 2. Juli zeigte sich von einer sonnigen, warmen Seite, so dass Kim sich recht bald schon, ihre Strickjacke um ihre Taille band.

      »Ich würde dich gerne auf einen Kaffee einladen, wenn es auf dieser Insel auch noch etwas anderes gäbe, als nur dieses Hotel.«

      Kim lachte. »Macht nichts, Schatz, ich hebe mir die Einladung einfach als Guthaben auf, für den Tag, an dem wir von Shadowisland wieder weg sein werden. Und nur keine Angst, ich vergesse das ganz gewiss nicht.« Sie wurde wieder ernst. Nachdenklich sah sie ihren Verlobten schweigend an. »Meinst du nicht, dass wir nachsehen sollten, ob es hier so etwas wie eine Hotelbücherei hat. Eine Bibliothek. Vielleicht gibt es auch eine Historie über das Hotel. Weißt du was, ich gehe Bertram fragen. Der scheint uns zu mögen.«

      »Bertram, der Kellner, ja er scheint in Ordnung zu sein. Aber ich mach dir einen besseren Vorschlag: Ich gehe zu Bertram, und du kannst hier