Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Название Afrikanische Märchen auf 668 Seiten
Автор произведения T. von Held
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742763129



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mundete, sprach er:

       »Du sollst mein Weib sein.«

       Dann gab er ihr vielen Perlenschmuck, und sie

       freute sich darüber.

       Späterhin glitt Makanda Mahlanu aus der Schlangenhaut

       heraus und wurde ein großer, stattlicher

       Mann. Mpunzanyana blieb von seinen Frauen diejenige,

       welche er stets am meisten liebte.

       Fußnoten

       1 Bei den Festlichkeiten einer Kaffernhochzeit

       herrscht viel Zeremoniell, welches strengstens innegehalten

       wird. So wird die Braut von ihrer jungen Verwandten

       und Freundin zum Kraal ihres zukünftigen

       Gatten gebracht. Dabei muß darauf geachtet werden,

       daß die Ankunft der Gesellschaft nicht vor Sonnenuntergang

       stattfindet. Am nächsten Tage ist die Hochzeit,

       welche in Essen, Trinken, Hochzeitstänzen und

       der Übergabe der vereinbarten Anzahl von Ochsen an

       den Vater der Braut seitens des Bräutigams besteht.

       In letzterem Akte besteht das Bindende der Ehe.

       2 Schlangen genießen bei den Kaffern hohes Ansehen.

       Sie glauben, daß ihre Verstorbenen oftmals als

       Schlangen wieder auf Erden erscheinen; bei ihrem

       Glauben und Aberglauben an Geister wagen sie es

       nicht, einer Schlange ein Leid zu tun. Findet ein Kaffer

       in seiner Hütte eine Schlange, so verläßt er dieselbe

       und wartet ehrerbietig, bis das Tier sich entfernt

       hat, ehe er sie wieder betritt.

       Die Sage von den wunderbaren Hörnern.1

       Ein Hottentottenmärchen.

       Es war einmal ein kleiner Knabe, dessen rechte Mutter

       war gestorben, und die anderen Weiber seines Vaters

       mißhandelten ihn. Deshalb entschloß er sich, seines

       Vaters Kraal zu verlassen. Eines Morgens setzte

       er sich auf den Ochsen, den sein Vater ihm geschenkt

       hatte, und ließ sich von ihm weiter landeinwärts tragen,

       ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Als er

       mehrere Tagereisen von seinem väterlichen Dorfe entfernt

       war, traf er eine Vieherde, bei der war ein Bulle.

       Der Ochse sprach: »Ich werde mit dem Bullen

       kämpfen und ihn toten.«

       Da stieg der Knabe ab. Der Ochse und der Bulle

       kämpften miteinander, und es geschah, wie der Ochse

       gesagt hatte. Der Knabe ritt nun weiter, und als er

       hungrig war, schlug er mit der flachen Hand an das

       rechte Horn seines Ochsen; dasselbe öffnete sich und

       gab dem Knaben Speise. Nachdem er genug gegessen

       hatte und satt war, schlug er an das linke Horn. Es

       öffnete sich und verschlang den Rest der Speise. Bald

       darauf sah der Knabe eine dunkelfarbige Viehherde in

       der Entfernung.

       »Steige hier ab von meinem Rücken,« sprach der

       Ochse, »ich werde zu der Herde laufen; dort muß ich

       kämpfen und werde sterben. Brich mir meine beiden

       Hörner ab und nimm sie mit dir. Wenn du hungrig

       bist, so sprich zu ihnen; sie werden dich mit Nahrung

       versorgen.«

       Wie der Ochse gesagt hatte, so geschah es. Er

       kämpfte und wurde getötet. Der Knabe nahm die Hörner

       und wanderte weiter.

       Bald kam er in ein Dorf, in dem hatten die Leute

       nur wenig zu essen; denn es war eine Zeit großer

       Trockenheit.

       Er ging in eine der Hütten des Dorfes, und mit

       Hilfe der Hörner hatte er genug Speise für den Besitzer

       dieser Hütte und sich selber.

       Als er nun in der Nacht fest schlief, nahm ihm der,

       mit dem er sein Mahl geteilt hatte, die Hörner fort und

       legte statt ihrer andere auf den Platz, an dem sie gelegen

       hatten.

       Der Knabe, der von dem Betruge nichts ahnte,

       stand am nächsten Morgen zeitig auf und zog weiter

       seines Weges.

       Als er aber hungrig wurde und vergeblich zu den

       Hörnern sprach, merkte er, was geschehen war, und

       ging zurück zu dem Ort, an dem er geschlafen hatte.

       Ehe er noch die Hütte betrat, hörte er den Dieb seiner

       Hörner mit diesen reden; aber vergeblich.

       Der Knabe nahm seine Hörner und schritt weiter.

       Am Abend kam er an eine Hütte. Er klopfte an und

       bat, die Nacht über dort bleiben zu dürfen. Aber man

       gewährte ihm seine Bitte nicht; denn sein Lendenund

       Schultertuch war zerfetzt und sein Körper bestaubt

       und schmutzig.

       So zog er denn weiter und kam zu einem Fluß, in

       welchem er badete. Dann sprach er zu seinen Hörnern.

       Diese versorgten ihn mit neuen Tüchern und reichem

       Perlenschmuck und Halsketten aus den Zähnen

       wilder Tiere.

       Nachdem er sich geschmückt hatte, ging er weiter

       und kam zu einer Hütte, in welcher ein sehr schönes

       Mädchen mit ihrem Vater und ihrer Mutter lebte. Man

       empfing ihn mit großer Freude, und er blieb dort.

       Seine Hörner gaben reichlich Speise, Trank und Kleidung

       für alle.

       Kurze Zeit darauf heiratete er das schöne Mädchen

       und zog mit seinem jungen Weibe heim zu seinem

       Vater.

       Wiederum sprach er zu den Hörnern, und sie beschenkten

       ihn mit einem schönen, großen Hause; in

       das zog er mit seiner Frau und war glücklich mit ihr.

       Fußnoten

       1 In der Sage von den »wunderbaren Hörnern« finden

       wir seltsame Anklänge an unser deutsches Märchen

       vom »Tischlein deck' dich«, wie überhaupt die Sagen

       aller Völker ganz seltsam gleichartige Grundideen

       haben. Überall finden wir sprechende Tiere, überall

       die Vorliebe für Rang, Stand und Reichtum.

       Der Häuptling der Tiere.

       Eine Kaffernsage.

       Eine Frau ging einstmals fort von ihrem Hause und

       ihren Kindern, um Holz zu sammeln. Sie beauftragte

       den Hasen in ihrer Abwesenheit nach dem Rechten