Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Название Afrikanische Märchen auf 668 Seiten
Автор произведения T. von Held
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742763129



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nicht etwas zu essen geben?«

       »Mach', daß du fort kommst!« rief sie noch einmal.

       Darauf setzte sie ihren Weg fort, und traf ein altes

       Weib, welches neben einem großen Steine saß.

       »Ich will dir einen guten Rat geben,« rief die Alte

       dem Mädchen zu.

       »Du wirst an Bäumen vorbeikommen, die werden

       dir ins Gesicht lachen; du aber bleibe ernst! Du wirst

       einen Sack mit dicker Milch sehen; iß nicht davon!

       Du wirst einem Manne begegnen, der wird seinen

       Kopf unter seinem Arme tragen; nimm von ihm kein

       Wasser an!«

       Das Mädchen indes verlachte die Alte:

       »Du häßliches Weib, wer bist du, daß du es wagst,

       mir einen Rat zu geben?«

       Die Frau aber wiederholte ihre Worte.

       Kurze Zeit darauf kam das Mädchen an einen

       Platz, auf dem Bäume standen. Diese lachten laut,

       und Mpunzikazi lachte auch. Am Wege lag ein Sack

       mit dicker Milch; sie aß davon. Darauf begegnete ihr

       ein Mann, der trug seinen Kopf unter seinem Arme

       und bot ihr Wasser an, und sie nahm es.

       Als sie an den Fluß kam, der an dem Dorfe des

       Häuptlings vorbeifloß, sah sie ein junges Mädchen

       Wasser schöpfen.

       »Wohin gehst du?« fragte dieses.

       »Rede nicht mit mir,« entgegnete Mpunzikazi,

       »denn ich werde das Weib eines Häuptlings sein.«

       Das Mädchen aber, welches Wasser schöpfte, war

       des Häuptlings Schwester.

       Sie sagte:

       »Warte; denn ich will dir einen Rat geben. Betritt

       das Dorf nicht von dieser Seite!«

       Mpunzikazi aber eilte weiter, ohne auf die Worte

       zu achten.

       Sie kam zum Dorf, und die Leute dort fragten sie,

       woher sie käme, und was sie wolle.

       Sie erwiderte:

       »Ich bin gekommen, um das Weib eures Häuptlings

       zu werden.«

       Die Leute blickten sie verwundert an und riefen:

       »Wie kann ein Mädchen ohne seine Freunde zur

       Hochzeit kommen!«

       Dann fuhren sie fort:

       »Der Häuptling ist nicht zu Hause. Gehe aber in

       seine Hütte und bereite ihm ein Mahl, damit er seinen

       Hunger stillen kann, wenn er heimkommt.«

       Man gab ihr Kafferkorn und Mais. Sie bereitete

       Mehl daraus; aber es war so grob, daß das Brot, welches

       sie buk, nicht zu genießen war.

       Am Abende hörte sie das Sausen eines mächtigen

       Windes. Dies zeigte ihr die Heimkehr des Häuptlings

       an. Er war aber eine große Schlange2 mit fünf Köpfen

       und blitzenden Augen. Mpunzikazi erschrak sehr, als

       sie ihn sah. Die Schlange ringelte sich vor die Tür der

       Hütte, und befahl dem Mädchen, Essen zu bringen.

       Der Name des Häuptlings war Makanda Mahlanu,

       d.i. Fünfköpfiger.

       Als das Mädchen die Speise brachte, die es bereitet

       hatte, wurde Makanda Mahlanu sehr böse und sprach:

       »Du sollst nicht mein Weib sein!« Dann schlug er

       sie mit dem Schwanz, und sie starb.

       Späterhin sagte die Schwester Mpunzikazis zu

       ihrem Vater:

       »Ich will auch das Weib eines Häuptlings werden.«

       Der Vater entgegnete:

       »Es ist billig, meine Tochter, daß du es wünschest.

       «

       Er berief seine Freunde, und sie alle begleiteten das

       Mädchen auf dem Wege zu Makanda Mahlanu. Ihr

       Name war Mpunzanyana.

       Auf dem Wege trafen sie eine Maus.

       Diese sprach: »Soll ich euch den Weg weisen?«

       Mpunzanyana erwiderte:

       »Bitte, tue es.«

       Und die Maus tat es.

       Der Weg führte durch ein Tal. Dort sah

       Mpunzanyana ein altes Weib bei einem Baume stehen.

       Dieses sprach:

       »Du wirst zu einem Pfade kommen, der sich in

       zwei Wege teilen wird. Wähle den kleineren; denn der

       größere würde dir kein Glück bringen.«

       Das Mädchen dankte und schritt weiter.

       Da kam ein Kaninchen des Weges gelaufen. Das

       sprach:

       »Ihr seid nahe dem Dorfe des Häuptlings.«

       Dann wandte es sich zu Mpunzanyana und sprach:

       »Du wirst ein Mädchen sehen, das schöpft Wasser

       aus dem Flusse. Sprich freundlich mit ihr. Man wird

       dir Kafferkorn und Mais zum Mahlen geben; mache

       deine Arbeit gut. Wenn dein Gatte zu dir kommt,

       fürchte dich nicht.«

       »Danke dir, Kaninchen,« sagte Mpunzanyana, »ich

       werde deinem Rate folgen.«

       Am Flusse traf sie des Häuptlings Schwester; diese

       fragte: »Wohin wanderst du?«

       Mpunzanyana sprach:

       »Ich bin am Ziele meiner Reise.«

       »Warum kommst du hierher?« fragte das Mädchen

       weiter.

       »Ich komme mit meinem Hochzeitsgeleite.«

       Da sagte die Schwester des Häuptlings:

       »Das ist recht! Aber wirst du dich nicht erschrekken,

       wenn du deinen Gatten siehst.«

       »O nein!« sagte Mpunzanyana fröhlich.

       Darauf wies ihr das Mädchen die Hütte, in der sie

       wohnen sollte. Man gab Speise und Trank an die,

       welche mitgekommen waren.

       Die Mutter des Häuptlings trat zu Mpunzanyana

       und sprach:

       »Bereite ein Mahl für deinen Gatten. Er wird bald

       hier sein.«

       Sie tat, wie ihr geheißen war. Am Abend erhob

       sich ein starker Wind, welcher die Hütte erzittern

       machte, so daß einige Pfähle, welche sie stützten, niederfielen.

       Aber Mpunzanyana fürchtete sich nicht.

       Darauf kam Makanda Mahlanu herein und forderte

       Speise. Mpunzanyana nahm das Brot, welches sie gebacken