Название | Gefahren - Abwehr |
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Автор произведения | Jürgen Ruhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742716774 |
„Nun machen sie das Ding schon auf, Herr Weser“, ermunterte ich den Alten. Ich war neugierig, was sich in dem Gepäckstück befinden würde.
„Langsam, langsam, Herr Lieggers. Irgendetwas kommt mir komisch vor.“ Er besah sich den Alukoffer von allen Seiten, dann fummelte er an einem der beiden Zahlenschlösser. „Also, ich weiß nicht ...“, murmelte er schließlich. „Bitte drehen sie sich um, ich muss die Geheimzahl eingeben“, wandte er sich an uns und wir taten wie geheißen. So sah der Mann auch nicht, wie ich genervt die Augen verdrehte.
Die Minuten vergingen und hin und wieder war das leise Klacken der Zahnräder zu vernehmen. Nach mehr als fünf Minuten drehte ich mich schließlich um: „Was ist denn nun, Herr Weser? Ist das Ding noch nicht offen?“
„Da stimmt etwas nicht. Ich habe doch den richtigen Zahlencode eingegeben, aber der Koffer lässt sich nicht öffnen. Ob jemand daran herummanipuliert hat?“
„Das glaube ich nicht“, knurrte ich. „Sie werden den Code einfach vergessen haben.“
„Nein, nein“, widersprach Weser und hielt mir einen Zettel hin. „Schauen sie hier, ich habe mir die Zahlen doch aufgeschrieben. So kann ich sie nicht vergessen.“
Ich blickte auf den Zettel und musste grinsen. ‚zwei-zwei-zwei‘ stand dort. „Nein, die Kombination ist ja wirklich schwer zu merken, gut dass sie sie aufgeschrieben haben“, bemerkte ich und stellte selbst die drei Zahlen an den beiden Schlössern links und rechts ein. Dann wollte ich den Deckel entriegeln, erreichte aber nichts.
„Soweit war ich auch schon“, triumphierte Weser. „Und alle anderen möglichen Kombinationen habe ich auch schon ausprobiert.“
„Welche Kombinationen?“
„Nach ‚null-null-null‘, ‚eins-eins-eins‘, ‚zwei-zwei-zwei‘, ‚drei-dr...“
„Ja gut, ich kann’s mir denken“, unterbrach ich den Dicken, bevor er alle Zahlen herunterleiern konnte.
„Und was nun?“ Wesers Stimme klang ein wenig weinerlich und schwach stieg etwas Schadenfreude in mir auf.
„Wir müssen den Koffer aufbrechen“, mischte sich der Praktikant ein und erinnerte mich damit schmerzlich an seine Anwesenheit. Fast hatte ich ihn schon vergessen. „Haben sie einen kräftigen Schraubendreher?“
Weser nickte und wirklich traten einige Tränen in seine Augen. „Mein schöner Koffer. Aber wenn es keine andere Möglichkeit gibt ... Warten sie, hier.“ Er öffnete eine Schublade in seinem Eiche - rustikal Schrank und holte einen Schraubendreher hervor, den er Gisbert reichte. Meine Hand, die ich ihm verlangend hingehalten hatte, übersah er geflissentlich.
Mein Gehilfe zögerte auch nicht lange, setzte das Werkzeug an und hebelte innerhalb von Sekunden beide Schlösser auf. Bei jedem Knacken der Verschlüsse seufzte Weser theatralisch.
„Voilà“, gab der Praktikant von sich und reichte mir den Schraubendreher. Was sollte ich jetzt mit dem Ding? Nach getaner Arbeit? Rasch verstaute ich das Werkzeug in der Schublade.
„Jetzt ist er hin“, jammerte der dicke Alte. Dann öffnete er mit beiden Händen den Deckel.
Wir drei starrten entgeistert auf einen fast leeren Koffer. Lediglich ein kleiner Schlüssel war mittels Klebeband am Boden befestigt.
„Ich bin beraubt worden!“, schrie Weser und tastete mit beiden Händen in dem leeren Koffer herum. „Alles weg, alles weg!“
Gisbert legte ihm die Hand auf die Schulter. „Herr Weser“, meinte er und wiederholte sich, als der Alte nicht reagierte: „Herr Weser! Ich glaube, es handelt sich nicht um ihren Koffer. Vermutlich wurden sie am Flughafen vertauscht. Wer sollte denn auch den Inhalt an sich nehmen und dafür einen Schlüssel zurücklassen? Nein, der ursprüngliche Besitzer dieses Koffers wird ihn mit dem ihren vertauscht haben ...“
„Aber, aber was jetzt?“, stammelte Weser und plötzlich tat er mir doch ein wenig leid.
„Wir kümmern uns darum“, erklärte ich. „Wir nehmen diesen Koffer mit und ich werde die Sache weiterverfolgen. Ich fand, dies war eine weise Entscheidung, denn besonders in Hinsicht auf meine Mittagspause wurde es Zeit, jetzt hier ein Ende zu finden.
Weser nickte nur und diesmal nahm ich den Koffer an mich. So ein wichtiges Beweisstück konnte ich unmöglich meinem Praktikanten überlassen!
V.
„Wir sehen uns dann im Büro“, meinte ich zu dem Praktikanten und verstaute den Koffer sorgfältig im Kofferraum meines Wagens. Mein Magen knurrte und ich freute mich schon auf eine leckere Currywurst in meiner Lieblings - Frittenbude.
„Willst du mich jetzt hier zurücklassen?“, fragte mich Gisbert entgeistert und in mir meldete sich ein wenig die Schadenfreude. Sollte Mr. Klugscheißer doch zusehen, wie er wieder zum Krav Maga Studio zurückkam. Jedenfalls wollte ich jetzt meine Mittagspause genießen.
„Mittagspause, Gisbert“, erklärte ich und tippte auf meine Uhr. „Es wird Zeit einen Happen zu essen!“
„Und wie soll ich zum Büro kommen? Du kannst mich doch nicht einfach hier stehenlassen.“
Ich grinste, sagte aber nichts. Der Knabe konnte ja zu Fuß zum Gewerbegebiet Güdderath zurückgehen. Ein kleiner Fußmarsch, der ihm kaum schaden würde.
Gisbert zückte jetzt sein Handy und tippte darauf herum.
„Willst du dir ein Taxi rufen?“, fragte ich und wollte schon in meinen Wagen steigen.
„Nein, ich rufe Bernd an, ob mich jemand abholen kann“, erklärte er und tippte weiter.
Bernd? Hastig drehte ich mich um: „Leg auf, ich lade dich zum Essen ein. Ich habe mir gerade überlegt, dass wir Partner ja auch zusammen zum Essen gehen können ...“
Wenn Bernd erfuhr, dass ich seinen Schützling hier einfach so zurückgelassen hatte, wäre die Hölle los. Ich seufzte. Nicht einmal in der Mittagspause würde ich meine Ruhe haben.
Curry - Erwins kleine Frittenbude war bald so etwas wie ein zweites Zuhause für mich. Auch wenn ich in letzter Zeit nicht so oft die Möglichkeit gehabt hatte, meinen Freund zu besuchen. Erwin benannte sogar eine seiner Kreationen nach mir: Den Teller ‚Lärpers Spezial‘. Eine gewagte Mischung aus Currywurst, Pommes Frites, Mayonnaise und Senf über den Pommes.
Freudig betrat ich das Lokal und blickte meinen Freund hinter der Theke grinsend an. Der sah nur kurz auf und meinte: „Guten Tag, was kann ich für sie tun?“
„Erwin, ich bin’s doch. Jonathan Lärpers!“
Er blickte erstaunt hoch, schaute mich genauer an, wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und kam grinsend um die Theke herum auf mich zu. „Jonathan, du Hüter von Recht, Gesetzt und Ordnung“, begrüßte mich der Frittenbudeninhaber. „Dich habe ich ja lange nicht gesehen.“ Er schloss mich in die Arme. Sein Atem roch ein wenig säuerlich und nach Alkohol, während er mir nach guter französischer Sitte auf jede Wange einen dicken Kuss drückte. Als er sich wieder von mir lösen wollte, blieb seine Schürze an meinem Jackett hängen. Erwin zerrte ein wenig daran und mit einem Knirschen löste sich der Grund des Übels von meiner Jacke: Ein Knopf, der sich in einem kleinen Loch seiner Schürze verheddert hatte. Dafür prangte auf meinem Jackett jetzt ein dicker Fettfleck. Dann fasste er mich an beiden Schultern und schob mich ein wenig von sich fort. Er betrachtete mein Gesicht eingehen. „Gut siehst du aus, Jonathan. Der