Название | Indien, ich komme |
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Автор произведения | Marie J. D. Caulfield |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738022896 |
John hatte keine Mühe, sich ins Bett zu legen. Er war fertig, fix und fertig, er war alle. Das Beruhigungsmittel zeigte seine Wirkung. Er wollte nur noch schlafen und legte sich auf die linke Seite und schloss die Augen. Bekam er jetzt die Ruhe, die haben wollte? Nach ein paar Minuten wollte das Einschlafen aber nicht so recht klappen. Er war trotz der Spritze innerlich noch ziemlich aufgewühlt. „Verdammt“ dachte er „ich will endlich pennen. Was ist mit dieser Spritze? Wirkt die nicht mehr?“ und legte sich auf seine rechte Seite und zog sich die Bettdecke über seinen Kopf. Er versuchte es mit langen Atemzügen. Einatmen… ausatmen… einatmen… ausatmen…ein…..aus….ein...aus…
21. Der Heilige Abend oder Die Spieluhr
Etwas störte ihn beim meditativen Ein- und Ausatmen. Er fühlte sich irgendwie heimisch und er hörte ein Geräusch durch die Bettdecke. „Verdammt, können die nicht ruhig sein? Warum lassen die mich nicht pennen?!“ grummelte er in seinen Spitzbart hinein. Das Geräusch wiederholte sich, es war ein klingelndes Geräusch. Es kam ihm bekannt vor. Er kniff ganz fest seine Augen zu, konzentrierte sich und hörte noch einmal hin, dieses Mal genauer. Ja, das klingelnde Geräusch war eine Melodie. Diese Melodie war ihm sehr bekannt. Wo hatte er die das letzte Mal gehört? Hmmm, ja, Bingo, nun wusste er es. Das war die Melodie aus der Schneekugel mit der Spieluhr, die er sich gestern gekauft hatte. Diese Schneekugel hatte er in dem kleinen Geschäft gefunden, das vor ein paar Monaten aufgemacht hatte. Es lag gleich neben dem Käse Shop seines italienischen Freundes Giovanni, der wie John nach LCC umgezogen war. Es schneite draußen heftig und er ging hinein. Dieses Geschäft mit dem Namen „Der klingelnde Traum“ hatte etwas Einladendes an sich. Die Inhaberin war eine gut aussehende, jüngere und sehr charmante Französin mit dem Namen Mademoiselle Antoinette. Sie bot klingende Botschaften verschiedener Größen und Formen für alle Feiertage des Jahres an. Als er durch die Ladentür ging, läutete es in allen Tonlagen aus kleinen und größeren Glocken und eine Harlekinpuppe verneigte ihren Kopf und sprach “Herzlich willkommen lieber Kunde und fühl dich wohl in unserer Runde“ John lächelte und schaute sich um. Nette Dinge hatte Antoinette in ihren Regalen und Vitrinen stehen. Nun, es war Ende November und die Weihnachtszeit war angefangen. Überall im Laden waren Rentiere und St. Claus Figuren aus Stoff und Porzellan. Engel verschiedenster Größen hingen von der Decke und am fröhlich bunten Weihnachtsbaum blinkten kleine Elektrokerzen in allen Farben. Es roch im ganzen Geschäft nach frisch gebackenen Plätzchen und Lebkuchen. Gebrannte Mandeln bot sie ihren Kunden auf einem Teller an. John kam in die vorweihnachtliche Stimmung und suchte nun nach einer Kleinigkeit für seine Junggesellenbude, am besten etwas mit Musik. Da sah er die Schneekugel in der leicht verstaubten Vitrine. Antoinette hatte es wohl nicht so sehr mit dem Putzen, denn überall lag etwas Staub. „Hmm, doch nicht so schlecht“ dachte John, „Der Staub gibt dem Geschäft eine mystische und geheimnisvolle Stimmung. Er gehört dazu wie die Wale zum Ozean. Der Staub muss immer liegen bleiben, sonst verschwindet hier das Leben“ Er schaute sich die Kugel näher an und konnte durch den zarten Staub zwei süße, verkleidete Hunde in Weihnachtsmannkostümen erkennen. Der linke trug einen weißen Pullover mit einem aufgenähten Tannenbaum, hatte einen roten Rucksack in der rechten Pfote und der rechte hatte eine große Zuckerstange, auch in der rechten Pfote, und trug einen roten Pulli mit weißen Stern darauf. Beide sahen lustig aus, was ihre aufgestülpten Elchgeweih-Pudelmützen unterstrichen. Also ein süßer junger Hund und eine süße junge Hündin in Weihnachtsmontur. Die waren niedlich und hatten mit ihren Verkleidungen sogar etwas Freches an sich. Antoinette sah, dass sich sein Kunde für diese Kugel interessierte und nahm sie aus der Vitrine. „Schauen Sie mal“ und zog die Spieluhr unten am Boden auf. Sie schüttelte kräftig die Kugel und ließ es darin schneien. Die Spieluhr Melodie war passend zur Stimmung „We wish you a merry christmas, we wish you a merry christmas, we wish you a merry christmas and a happy new year“ John war begeistert. Das musste er haben und kaufte sich sofort dieses lustig klingende runde Ding. Ja, und genau das war tatsächlich dieselbe Melodie, die er hier im Krankenzimmer unter der Bettdecke hörte. Deswegen kam sie ihm so bekannt vor. Er hielt inne. Aber nebenan im Wohnzimmer war doch niemand. Wer hatte denn überhaupt die Spieluhr aufgezogen? Ihm lief eine Gänsehaut über die Arme und den Rücken. Er machte die Augen auf, legte seine Bettdecke ab und musste nun nachsehen, stieg aus dem Bett und stop, da kam ihm schon die Lösung. „Ach, das ist ja meine Schwester Clara. Sie wollte mich nur besuchen und hat nicht geklingelt. Sie weiß, dass ich viel schlafe und um mich nicht zu wecken, hat sie meinen zweiten Hausschlüssel benutzt, den ich ihr neulich mitgegeben habe. Sie kam in das Wohnzimmer und hatte die Schneekugel gesehen. Sie muss sich die Kugel genauer angeschaut haben und entdeckte so die Spieluhr,“ dachte er laut vor sich hin „Clara, hallo Clara“ lachte John erleichtert „Liebste Schwester, warte ich komme“ rutschte in seine Pantoffeln und ging zum Wohnzimmer. Er schob die Verbindungstür auf und schlürfte mit seinen Pantoffeln in Richtung Lichtschalter, um das Wohnzimmerlicht anzumachen. Bevor der vor Freude aufgeregte John den Schalter umkippte, sah er zum Tisch, auf dem er die Kugel zuletzt aufgestellt hatte. Eine stark scheinende Lichtquelle, die mal weniger, mal mehr leuchtete, erregte seine Aufmerksamkeit. Er ließ vom Lichtschalter ab und lauschte zu der immer langsamer werdenden Melodie aus der Spieluhr und flüsterte mit ihr zusammen. „We . wish . you . a . merry . Christmas” die Melodie wurde langsamer „we .. wish .. you .. a merry“ und langsamer “christmas, … we … wish … you … a ….. merry ……. christmas, …….. and ………. a….. h….a….p…..p.……..y” Das war der letzte Ton. Jetzt ging sie nicht mehr. Er musste nachdenken. „Hmm, ja, Bingo“, dachte er und ein ganzer Kronleuchter ging in ihm auf, „deshalb das Licht. Ein raffinierter Trick. Eine zusätzliche Einrichtung an der Mechanik, die erinnern soll, die Spieluhr erneut aufzuziehen.“ Sein Lächeln im Gesicht bewies auf seine ganz persönliche Art seinen logischen Denkprozess, der noch funktionierte. Er wollte die Kugel gerade in die Hand nehmen, um die Spieluhr Mechanik in Gang zu bringen, da passierte es schon. Da hörte er die rauhe Stimme: „Ho, Ho, Ho, Willkommen John im Wunderland, Schau dich nur um, nichts ist verbrannt. Das Fest und die Liebe gehn durch den Magen, Balduin und Babsie werden dich nun jagen. Ho, Ho, Ho, Balduin, Babsie, ihr zwei süßen Kleinen, eure Weihnachtsshow soll starten. Fühlt euch wohl, dieses Zimmer ist nun euer Garten. Ho, Ho, Ho“ An der Wand im Zimmer hatte John ein Coca Cola Schild angebracht, auf dem ein lachender Sta. Claus mit einer Cola Dose in der linken Hand abgebildet war. In der rechten Hand war eine Papierrolle zu sehen. Die sollte einen Wunschzettel darstellen. “Gemeinsam Weihnachtsfreude entdecken“ war darauf zu lesen. Mit großem Schrecken sah John, wie sich das Gesicht des Sta Claus verselbstständigte. Durch seinen weißen Vollbart sprach er die finstersten Töne. Der nächste Schrecken versetzte ihn in erhöhte Panik, als er neben seiner Bodenvase, in der er seine Kakteen pflegte, die Harlekinpuppe entdeckte, die er bei Madame Antoinette gesehen hatte. Sie verbeugte sich wieder und sprach: „Herzlich willkommen, lieber Kunde, fühl dich wohl in unserer Runde“ Der leicht erschreckbare und hochsensible John bemerkte in seiner Brust Herzstechen und das gewöhnliche Herzstolpern. Es waren seine körperlichen Begleiterscheinungen, wenn er aufgeregt war. Zur gleichen Sekunde hörte er die Spieluhrmelodie, die immer lauter und schneller wurde. John im Schlafanzug erstarrte mehr und mehr, denn die zwei süßen kleinen Viecher aus der Spieluhr fingen wie Sta. Claus auf dem Schild an, eigenes Leben zu entwickeln. Sie schüttelten sich die Schneeflocken ab, die auf ihnen lagen und nahmen an Größe zu. Die Glaskugel zersplitterte und innerhalb von wenigen Sekunden hatten sie die Statur von zwei erwachsenen Dobermännern erreicht. „Ho, Ho, Ho“ rief Sta Claus „Bescherung, Bescherung, Ihr lieben Kleinen“ und in dem Augenblick verließ er das Schild und klatschte in seine Hände. „Fangt an ihr Lieben. Seid brave Tiere. Macht Herrchen stolz.“ Das Gesicht von John nahm schrecklichste Züge an, er fühlte einen verstärkten Harndrang, der durch zunehmende Ängste immer größer wurde. Die Hunde fletschten ihre Zähne und schabten mit ihren Vorderpfoten, um loszurennen. Johns Herz erreichte die Schnelligkeit eines rockigen Schlagzeugs und voller Panik stolperte er in die Richtung, wo sonst seine Schiebetür zum Schlafzimmer war. Zitternd bemerkte er, dass es