Indien, ich komme. Marie J. D. Caulfield

Читать онлайн.
Название Indien, ich komme
Автор произведения Marie J. D. Caulfield
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738022896



Скачать книгу

nach rechts, um diesen besagten Baum, Living Tree, zu entdecken. Da sah er etwas. Hmm, das sah aber nicht wie ein Baum aus. Dieses etwas bewegte sich auch anders, irgendwie anders. Das kam der amerikanischen Cartoon Figur John Feelgood sehr komisch vor, der im wirklichen Leben ein etwas älterer Mann war, der immer noch im tiefen Koma lag. Seit vielen Wochen lag John im Koma. Seit vielen Wochen tatenlos. Mann hey, wie lange musste sein Körper das ich-liege-im Bett-und-bin-faul noch aushalten? Naja, so tatenlos war es nicht. Sein Körper musste viele Operationen aushalten. Dieser Körper hatte reichlich damit zu tun, eine größere Anzahl an Bluttransfusionen auszuhalten. Hey John, weißt du eigentlich, dass du an dem seidensten aller seidenen Faden gehangen hast? 50 Liter Blut mussten erst einmal überlebt werden. Wow, das wird dir aber erst viel später bewusst werden. Bis dahin hast du noch eine Menge zu lernen. Im Land Lebendig Wasser sollte er aber nun den Living Tree kennenlernen. Aber was er da erblickte, nein, das war kein Baum. Bäume können nicht fliegen. „John an King, John an King, kannst du das da vorne auch sehen? Dieses Ding da vorne, dass da auf uns zukommt.“ King, der sich freute, nach langer Zeit mal wieder Living Tree sehen zu können, erkannte kein Ding, was auf sie zukommen sollte. Er, der die großartigsten und schärfsten Augen hatte, konnte beim besten Willen nichts erkennen. Er schaute in alle Richtungen. „Nein“ antwortete er. „Da ist nichts. Was soll es denn sein?“ Das, was der King nicht sehen konnte, war etwas, das wie ein, tatsächlich, das wie ein Gesicht aussah. Und je näher es auf John zukam, desto mehr zog das Gesicht John in seinen Bann. Er dachte nicht mehr an seinen fliegenden Erkundungstrip, er ignorierte die Bitte von King BeagleEagle dem Ersten, sich für die Landung anzuschnallen. Seine Augen, sein Blick war fasziniert von diesem Gesicht. Er erkannte, dass es ein Frauengesicht war. Er schaute genau hin. Das, was ihn fesselte, war die Farbe der Haut. Es hatte eine sensible und dezente Gesichtsfarbe mit einem Hauch von Kakaobräune. Zwischen ihren Augen in Nähe der Stirn sah er einen kleineren roten Punkt. Auf den Wangen waren Farbanstriche angedeutet. Er erkannte die Farben Gelb, Weiß und Grün. Diese Farbe in der gleichen Reihenfolge hatte er das letzte Mal bei einer Sportveranstaltung gesehen. Das war doch bei den Olympischen Spielen in Moskau, als die indische Hockeymannschaft die Goldmedaille gewonnen hatte. Bei der Siegerehrung wurde die indische Nationalflagge gehisst. Also, dann waren die Wangenanstriche dieses Gesichtes nichts Weiteres als die indische Nationalflagge. Oh ja, so erklärte er sich auch den Punkt zwischen den Augen. Aber diese Augen. Was war mit den Augen? John vergaß alles, was um ihn herum war. Er fixierte nur noch das Gesicht. Diese Augen hatten etwas an sich, was er schon einmal gesehen hatte, als er in einem Krankenhaus bei sich zu Hause in LCC gejobbt hatte, als er noch auf der Suche nach dem richtigen Beruf war. Da hatte er auf einer unfallchirugischen und psychiatrischen Station gearbeitet. Er begegnete Menschen mit körperlichen und seelischen Schmerzen. Mit Ihnen im Rollstuhl fuhr er zu den Untersuchungen oder zum Essen zum einen und zum anderen spielte er irgendwelche Gesellschaftsspiele. Schaute er in die Augen dieser Menschen, waren es operierte Patienten oder waren sie depressiv verstimmt, oder Beides, dann konnte er ungefähr ahnen, wie sie drauf waren, wie es ihnen ging. Aber sie hatten alle etwas gemeinsam, das war die Hoffnung auf Gesundung. Und ja, genau das war es, was John in diesen Augen nun erkannte: Sie zeigten Schmerzen und eine depressive Leere. Was ihnen aber fehlte, war der Blick, der Hoffnung widerspiegelt.

      Das Video des Songs von Pink Floyd „Good bye blue Sky“ zeigt den Krieg und die Gewalt. In mir kam sofort eine Assoziation dieser Zerstörung vergleichbar mit der Zerstörung, wie sie noch heute in patriarchalischen Ländern wie Indien, Afghanistan, Iran und Irak usw. ausgeübt wird. An Frauen, sehr jungen, jungen, erwachsenen, älteren und alten Frauen. Und John fühlte dieses Leid.

      Diese Augen schauten ihn an und sie schauten ihn doch nicht an. In dem Augenblick, in dem John diese Faszination des Leidens spürte, des körperlichen und psychischen Leidens, da fühlte er seine ausgeprägte Empathie zu diesem Gesicht, nein, zu dem ganzen Körper, der dazu gehörte. Er nahm die Leiden dieses Menschen in seinem Körper auf. Er fühlte mit diesem Gesicht, das seine Lippen vorsichtig bewegte. Dieses Gesicht wollte ihm etwas sagen. John bewegte auch seine Lippen, als wenn er es auffordern wollte, etwas zu sprechen, wie: „Komm, sag doch etwas. Sag, was du in deinem Herzen hast. Schütte es aus. Mir kannst du es doch sagen“ In dem Augenblick kam es schon weinend heraus. Ja, dieses Gesicht weinte es heraus. Es war ein Einfaches: „Hilf mir. Hilf uns. Bitte, wir brauchen Hilfe!“ Aus dem Gesicht wurden plötzlich drei Gesichter. Und aus jedem dieser drei Gesichter kam ein anderes dazu. Dieses wiederum kreiste um das Gesicht, aus dem es ursprünglich kam. John war vor Faszination gelähmt. Sein Mund war auf, aber, er dachte: „Was war das alles? Was geschieht hier? Was passiert hier mit mir?“ Es war weiterhin erstaunlich, dass er keinen einzigen Anflug von Angst hatte. Die dazu gekommenen Gesichter aber waren anders. Sie waren anderer Hautfarbe und sie hatten andere Wangenanstriche. Die Hautfarbe war eine weiße, so wie die seine. Die linke Wange war mit den Stars and Stripes bemalt und die rechte waren Farben aus Schwarz, Rot und Gelb. Nein, das war Gold. Das waren die Farben der deutschen Flagge. Was hatte denn das alles zu bedeuten? Und was war das? Dieses weiße Gesicht hatte einen Bart, einen Oberlippenbart und einen spitzförmigen Kinnbart. Also musste es ein Mann sein. Hey, er hatte doch auch so einen vor ein paar Jahren. Dieses Gesicht fing nun auch an zu sprechen. Aber was hörte er nun? „John, wie war das mit dem Lernen. Wenn du beobachtest, dann sollst du lernen. Wenn du genauer beobachtest, dann lernst du mehr. Nutze deine Zeit, sowohl hier als auch überall im Universum.“ Und genau jetzt in diesem Moment wurde es John zu viel. Er schüttelte sich den Kopf, seine Faszination verflog und er fragte noch einmal den King: „Hey Eagle, peilst du nichts? Da tanzen vor unseren Augen sechs Gesichter, die angemalt sind. Nein, das sind keine Gesichter, das sind irgendwelche Masken. Was soll das eigentlich? Wenn jetzt dazu eine fetzige Hare Krishna Musik spielen würde, dann wäre das voll okay, dann wäre das sogar cool. Aber ohne irgendetwas dabei nur mit ein paar Stimmen, hey Mann, das ist nur `ne mäßige Show, die da abgezogen wird. Hey Eagle, was läuft da ab? Hat der Wald von eben seinen Halu-Staub hier hoch gepustet?“ Aber vom King kam keine einzige Silbe aus seinem königlichen Schnabel. Der königliche Seeadler war dabei, seine Landung vorzubereiten. Diese Landung würde sicherlich nicht einfach werden, da er einiges mehr als sonst zu beachten hatte. Erstens hatte er einen wichtigen Gast zu seinem Bestimmungspunkt zu bringen. Dieser VIP hatte einen Auftrag. Er sollte lernen, wie man lernt. Wow, in seinem Königreich hatte der King einen Gast aus der Menschenfamilie von Totes Wasser. Okay, bis jetzt hatte er sich ja einigermaßen gemacht. Sicherlich durfte sich dieser John Feelgood noch anstrengen. Er als junger King hatte damit überhaupt keine Probleme. Lernen? Muss ein King überhaupt lernen?? Lernen heißt doch, zuzugeben, nicht vollkommen zu sein, oder? Naja, er zumindest hatte majestätisches Blut in seinen Adern. Königlichen, also blaublütigen Geschöpfen, war schon immer das Lernen mit in das Nest gelegt worden und John? Er war zwar sehr nett und sehr interessant, aber er war halt ein gewöhnlicher Mensch und gewöhnliche Menschen müssen sich eben mehr anstrengen als der hochprominente auserwählte Kreis. Mit einem kurzem Blick zu dem menschlichen Gast auf seinem Rücken bestätigte sich der King mal wieder selbst, konsequent mit seiner Meinung über Gewöhnliches zu sein. Okay, aber er war doch ein sehr netter Mensch. Okay, aber jetzt aber ging es endlich zu Living Tree. „King an John, King an John. Hier spricht dein Kapitän. Ich verlasse nun die herrlichste und glücklichste Flughöhe für einen nächsten Zwischenstopp auf BI. Meine nächste königliche Attraktion ist Living Tree, der von mir persönlich seinen Namen bekommen hat, wie ich dir bereits schon sagte. Ich habe ihn sogar väterlich aufgezogen. Vor sehr vielen Sonnen, als die BI noch pflanzenlos war, als der Sand aus dem Meer noch überwiegend die Oberfläche dieser wunderschönen Insel bedeckte, kam aus bis heute noch nicht geklärten Gründen ein Samenkorn zu mir hergeflogen und landete direkt vor meiner rechten messerscharfen Kralle. Da ich bereits schon als Prinzenadler eine majestätische Begabung hatte, ungeklärte Dinge mit detektivischem Spürsinn zu klären, begab ich mich natürlich folgerichtig auf der Suche nach dem Ursprung dieses so sensiblen Pflanzenkörnchens. Ich fand raus, dass dieses Samenkorn zur Gattung der Lindengewächse gehören musste. Unter uns professionelle heißen sie auch TILIA. Diese Lindengewächse leben im Einklang mit allen anderen aus diesem Clan. Zusammen werden sie die Malvengewächse genannt. Ich forschte weiter und entdeckte die unheimlichen Begabungen, die sich entfalten würden, wenn ich diesem Körnchen genug Nahrung und Platz anbieten würde. Gesagt, getan und here it is: I am very proud to introduce the one and only Living Tree, created by King BeagleEagle the first.