Indien, ich komme. Marie J. D. Caulfield

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Название Indien, ich komme
Автор произведения Marie J. D. Caulfield
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738022896



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Song notwendigen himmlischen Töne perfektioniert und schon bewegen sich die Beiden genüsslich im süßen Sound des Honigs, ihre Gedanken verschmelzen sich. Im langsamen und gefühlvollen Takt des Liedes nähern sich ihre Körper. Ganz vorsichtig, Schritt für Schritt. Sie schmiegen ihre Körper an sich und genießen die bluesige Atmosphäre in dem Raum, der den Sound der menschlichen Nähe ganz allein für sich beansprucht. Er lächelt sie an, sie lächelt zurück. Die Musik wird intensiver. „Turned a whiter shade of Pale“ motorisiert ihre Seelen und Herzen, aber auch seine rechte Hand, die von der rechten Taille weiter hinunter zu ihrem körperlich betonten weiblichen Hi…….

      Schluss! Aus! John Feelgood, jetzt reicht es. Was glaubst du, wer du bist? Willst du hier den Macho heraushängen lassen? So kenne ich dich noch gar nicht. War der Schlag auf deinem Schädel zu heftig? Wo bleibt der Respekt? Okay, jetzt komme wieder zu dir. Ganz langsam hast du dich wieder im Griff. Ordne deine Gedankenwelt in einem für dich entsprechend gesünderen Bereich. Versuch, cool zu bleiben. Hey Mann, kühl dich ab.

      „Mr. Feelgood, hallo, Mr. Feelgood. Es ist Zeit für eine Turnübung.“ ließ Schwester Clarissa lächelnd dem Patienten Feelgood wissen, der wohl gerade mit offenen Augen geträumt haben muss.

      James T. war bereits im Zimmer, der mit seinem Patienten eine kleine Runde mit dem Rollator drehen wollte. James T. war ein erfahrener Therapeut aus der Krankengymnastik. Er wusste, dass es heute wieder Probleme mit dem Patienten Mr. Feelgood geben würde. Seit dem dieser Mann auf der normalen Station lag, glaubte er sich so fit, dass das krankengymnastisches Training ein leichtes Ding für ihn wäre. James T. erklärte ihm das Training jeden Tag von neuem: „Mr. Feelgood, ich bin von der physiologischen Abteilung und möchte mit ihnen ein paar Schritte gehen. Mein Name ist James T. McGallum. Bitte nehmen sie jetzt bitte diesen Rollator fest in ihre Hände. Atmen Sie ruhig ein und aus. Fangen Sie mit dem rechten Fuß an und gehen Sie zehn Schritte. Übernehmen Sie sich nicht. Zehn Schritte, okay?“ „Hey, das ist easy, Mann“ antworte John Feelgood übermütig jeden Tag und war aber bereits schon nach wenigen Schritten fertig. James T. hatte als Physiotherapeut gelernt, sehr viel Geduld mit Patienten wie Mr. Feelgood zu haben. Dieser Mann hatte einen schweren Unfall überlebt. Durch die vielen Frakturen und inneren Verletzungen am ganzen Körper war er sehr geschwächt. Sehr viele Operationen am ganzen Körper hatte er überstanden. Eine Menge an Blut hatte er bekommen. Eine schwere Blutung im Schädel wurde gestoppt. Wow, das Quäntchen Glück und ein starker Kampfeswille haben ihn aber am Leben gehalten. Arzt, Krankenschwester und KG Therapeut waren gefordert, John Feelgood wieder herzustellen. Jetzt musste James T. versuchen, den Kampfeswillen dieses Mannes aufrecht zu erhalten, und zwar immer dann, wenn er nach ein paar Schritten sitzen musste, weil er einfach nicht mehr konnte. Nun war es wieder soweit. James wurde aus seinem Bett geholfen, leichte Sportschuhe und ein längs gestreifter Nachtmantel wurden ihm angezogen, der Rollator kam in Johns Hände und so versuchte John mit ganzer Kraft auf seinen Füßen zu stehen. Dabei half ihm der gut durchtrainierte James T. und seine 25 jährige Erfahrung. Wollte John losstapfen, so kam die Anfeuerung von seinem Bettnachbarn Jeff. „Hey John, du alter verbogener Düsenjet. Nutze die Kraft von den vielen Chicken Nuggets, die du täglich verputzt. Benutze deine verfluchten Muskeln und lass deinen Motor laufen, auch wenn du nur auf allen vieren rumkriechen kannst. Hi Ho und yippieh, hau rein junger Mann, gib Gas!! “ Jeff selbst war auch ein Kämpfer. Dieser Aufenthalt war schon sein sechster in kürzester Zeit. Einmal war es der Magen, dann seine Leber, dann spann seine Pumpe. Mit seiner Lunge hatte er ziemliche Probleme. Als Asthmatiker war er fast jeden Tag gefordert, durchzuatmen. Diese Lungenkrankheit bekam er schon als Jugendlicher. Sport und schnelle Bewegungen waren Gift für ihn. Als wenn das nicht genug gewesen wäre, lag er hier nun wegen eines komplizierten Oberschenkelbruches. Er wartete auf eine künstliche Hüfte. Dieser Mann hatte trotz allem einen so stolzen Lebensmut, so dass er immer zu komischen Sprüchen aufgelegt war. Gerade deswegen erkannte John ihn immer wieder. Wenn er fast alles vergaß, aber diesen Mann hatte er in sein Herz geschlossen. Sie wurden sogar Freunde und Freunde vergaß John nie. „Hey du alter Sack“ antwortete John lachend „ich zeige dir nun, wer hier die besseren Muckies hat. Sieh du zu, dass du mit deiner verdammten Pusterei die neue eiserne Hüfte in den Griff kriegst. Das Gehen mit diesem rollenden Kleinvieh hier ist für mich ein Kinderspiel. Alles easy, Mann“ und ging los. Ach ja, John hatte auf seinem Rücken ein Schmerzpflaster. Er sollte ohne Schmerzen sein und durch die vielen Operationen musste es etwas höher dosiert bleiben. Diese Schmerzfreiheit verlieh ihm jeden Tag neue Kräfte und so war er stark motiviert, alles zu versuchen, um wieder gesund zu werden. Das Betäubungspflaster hatte eine lustige Nebenwirkung. Seine Jugendfreundin Cher, die ihn täglich mit seiner Schwester Clara besuchte, bekam auf diese Art unzählige Heiratsanträge, worauf sich die beiden Ladies königlich amüsierten und Cher ihm antworte „ I am not amused, my Dear“ imitierte sie die Queen of England „You are an awful Lier, aren`t you, Mr. Feelgood?“ und küsste ihm herzlich auf seine Stirn. Wie ich schon erwähnte, hatte John sehr gerne Frauen um sich. Kam es aber zu einer Entscheidung, sich in Form einer Heirat fest zu binden, dann war er ein Weltmeister im Rückzug. Naja, das Rückenpflaster und sein Schädelhirntrauma ließen eine Hochzeit in der LCC Kathedrale zu. „Ist ja alles easy, Mann“

      Er holte tief Luft, zählte: „a one.. a two.. a three..come on, come on Johnny, rock on!” und ging los. Wow, wie vor einem 100 Meter Final im Laufen fühlte sich der kranke John Feelgood. Voller Tatendrang aber ohne jede vorher besprochene Lauftaktik wollte er starten. Er erinnerte sich dabei an die Zeit, in der er als, naja, in der er nicht gerade als schlanker 14 jähriger die jährlichen Sportfestspiele in der Cleanwood Bay Jimi Hendrix Highschool antrat. Es war der 100 Meter Endlauf. Keiner von den 56 Mitschülerinnen, die auf dieser gemischten Highschool waren, gaben dem Pummelchen eine Chance. Die Mädels achteten mehr auf den athletisch gebauten Eric Maden, der sich seine Waden von Helena einmassieren ließ. Johnny war neidisch auf ihn, auf den blöden Sonny Boy, der eigentlich nur noch bescheuert aussah. Der war doch kein Typ, der war `ne Memme. So sah Johnny in dem Laufen eine Chance, es ihm und den Mädels zu zeigen. Nach zwei Fehlstarts, von denen Johnny immer den ersten machte, weil er mit seinen Gedanken schon als Sieger auf dem Podest stand, liefen sie los. Johnny lief zum ersten Mal mit den neuen Schuhen, die diese Nadeln unter seiner Sohle hatten. Damit liefen die olympischen Stars auf. Nach den ersten Metern war er tatsächlich schon in ganz leichter Führung. Eric lief in Reihe eins, gleich rechts neben ihm und war einen Laufschritt hinter ihm. Johnny rannte und fixierte ihn und Helena, in die er heimlich verliebt war. Sie war die höchste Motivation, von allen am schnellsten zu sein. Nach schon 25 Metern kam der junge und sehr ehrgeizige Johnny Feelgood ins Straucheln. Die Spikes unter seinen Sohlen waren ihm noch zu neu gewesen. Da lag er schon und rutschte mit seinen Oberschenkeln auf der Aschebahn. Autsch, verdammter Mist. Er fing sofort an zu bluten, aber Johnny ignorierte dieses kleine Unglück, sah seinen Konkurrenten laufen, der ihm höhnisch zulächelte, und schon war er wieder auf den Füßen. Eric war knapp vorne, Johnny mobilisierte seine letzten Kräfte und lief und lief und lief. Er sah die ultimative Linie. Die Linie, die er nach hundert Metern erreichen musste. Die Linie, auf die er Monat für Monat im Schweiße seines Angesichts hintrainiert hatte. Er wollte die Linie als erster erreichen. Nur noch 10 Meter, 9, 8, 7,6, 5, 4, 3, 2 und dann war es soweit. Johnny hatte nach seinem unglücklichen Sturz, an dem nur diese blöden Spikes Schuld waren, die Linie als …… hey, als zweiter erreicht. Oh no, was war das für eine herbe Enttäuschung. Eric war als erster angekommen und er war nur der Zweite. Der Zweite? Mit einem Schock, den nur ein ehrgeiziger Schüler einer Highschool aus Cleanwood Bay haben kann, sah er, dass nicht nur Eric schneller war. Harvey jr. lief auch noch vor ihm durchs Ziel. Johnnys Blicke richteten sich beim Laufen nur auf Eric. Der lief rechts von ihm und auf die Reihe links hatte er nicht geachtet und da lief eben Harvey, der natürlich auch den Ehrgeiz besaß, schneller als andere zu sein. Verdammt, Johnny war für heute erledigt. Nun sah er auch noch zu seinem Unglück, dass Eric von Helena beglückwünschte wurde. Sie lächelten sich dabei an. Da stieg in dem noch sehr jungen Johnny eine unbeschreiblich fiese Eifersucht hoch. Mann hey, tat das weh. Okay, das war vor 44 Jahren und hier in der Sherwood County Universitätsklinik hatte er noch einmal die Chance, hundert Meter zu laufen und das ohne Eric, ohne Helena, nur er. Er hatte sogar einen Aufpasser dabei. James T. sollte darauf aufpassen, dass John die hundert Meter Linie erreichen würde. Ach ja, die hundert Meter waren ja in Wirklichkeit nur ein paar Meter.

      Okay, John, Hey Alter, das schaffst du. Damals mit 14