Paulo am Ende der Seidenstraße (8). HaMuJu

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Название Paulo am Ende der Seidenstraße (8)
Автор произведения HaMuJu
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847655411



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am Nebentisch, es war ein Ehepaar aus Schweden, das eine Chinarundreise machte und in Lanzhou gelandet war, wie ich. Ich verabschiedete mich dann von ihnen und verließ das Hotel, um die „Weiße Pagode“ zu besichtigen, ein weiteres Highlight in Lanzhou. Die „Weiße Pagode“ lag im Norden der Stadt, direkt vor der Zongshan-Brücke am Nordufer des Gelben Flusses.

      Sie hatte die Grundfläche eines Oktaeders, an jeder Seite des Achtecks war ein Buddhabildnis zu sehen. Die Pagode war siebzehn Meter hoch und hatte sieben Stockwerke, sie war komplett weiß, mit Ausnahme des Daches, das grün gehalten war und dem Gebäude eine vornehme Note gab. Die Legende besagte, dass die Pagode zu Ehren eines bekannten tibetanischen Lamas gebaut worden war, der an einer schweren Krankheit starb, als er auf dem Weg zu Dschingis Khan war. Möglicherweise verfiel die Pagode in den späteren Jahren. Die bestehende Pagode wurde von einem Reichsinspektor der Quing-Dynastie gebaut. 1958 wurde sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der ganze Park enthielt drei architektonisch bedeutsame Komplexe, die mit der umgebenden natürlichen Landschaft harmonierten. Nach vielen Jahren Aufforstungsarbeit bekam der Park ein neues Aussehen und in unserer Zeit erhielt er üppige Rasenflächen. Wenn jemand den Park besuchte, sollte er das oberste Stockwerk der Pagode besuchen, weil er von dort einen Blick auf den Park und auf Lanzhou erhielt. Der Blick fiel natürlich auch auf die Zongshan-Brücke, mit der die Pagode eine Einheit zu bilden schien, beide waren ein Symbol für Lanzhou und ein unbedingtes Muss für Touristen. Ich ging am Fuße der Pagode in eine Teestube, trank Tee und aß Gebäck dazu, um die Mittagszeit war an der Pagode nicht viel los.

      Einige Familien liefen mit ihren Kindern durch den Park, die Kinder hatten Spaß daran, auf die Pagode zu klettern und den Blick von ganz oben zu genießen. Anschließend in der Teestube schrien sie herum und die Eltern hatten Mühe, sie zur Ruhe zu ermahnen, so ausgelassen, wie die Kinder waren, war das sehr schwer, aber auch gar nicht unbedingt nötig. Ich lief nach dem Tee zum Fluss hinunter und ging über die Zongshan-Brücke, die mir wie eine Spielzeugbrücke vorkam, so schwach wie sie war, aber sie vermittelte doch einen Eindruck davon, was es bedeutet hatte, vor hundert Jahren erstmalig über den breiten Fluss fahren zu können. Auf der anderen Flussseite hielt ich mich links und ging zu den Anliegern der Hausboote, die dort lagen und auf denen Leute Ferien zu machen schienen. Ich setzte mich am Ufer auf eine Bank und schaute mir das Treiben auf den Hausbooten an, die Sonne schien und es war relativ warm. Auf einem Hausboot sah man Kinder spielen, sie hatten Modellautos und fuhren damit an Deck herum, auf einem anderen Hausboot saß ein alter Mann in einem Schaukelstuhl und las Zeitung und auf einem dritten Hausboot hängte eine Frau gerade ihre Wäsche auf die Leine. Ich dachte an die Hausbootszene in Frankreich, wo das Hausboot sehr verbreitet war und wo die Leute quer durch das Land fuhren, durch unzählige Schleusen. Sicher böte der Fluss nicht immer die nötige Wassertiefe, um mit einem Boot auf ihm entlangzufahren. Im September führte er aber so viel Wasser, dass es locker ausreichte, eine Hausboottour auf dem Gelben Fluss zu machen.

      Plötzlich erschallte eine laute Stimme von einem vierten Boot, von dem jemand zu rufen schien, ich drehte mich um, konnte aber niemanden entdecken, an den sich die Stimme gerichtet hätte. Noch einmal ertönte ein lautes Rufen, ich schaute zu dem vierten Hausboot und erkannte die Ruferin, die offensichtlich mich rief, als ich sie ansah, winkte sie mir wie wild zu, ich sollte zu ihr kommen. Das tat ich dann, lief über einen schmalen Steg auf das Hausboot und grüßte leicht verwirrt ein nettes chinesisches Mädchen, im gleichen Moment kamen ein junger Mann und noch ein Mädchen an Deck. Wir sahen uns alle an und die Ruferin hieß mich auf Englisch willkommen an Bord. Ich sagte, dass ich Paulo hieße und auf einer Reise die Seidenstraße entlang wäre, ich wäre schon seit zwei Jahren unterwegs, ergänzte ich. Die drei hörten mir zu und staunten, sie sprachen zum Glück alle Englisch und stellten sich der Reihe nach vor, der junge Mann hieß Lan, seine Freundin Mayleen und deren Schwester Lo. Lo war die Ruferin und hatte mich aus Neugier an Bord gerufen, wie sie sagte.

      Wir kamen ins Gespräch, sie baten mich, an Deck Platz zu nehmen und brachten Tee. Ich musste erzählen, woher ich kam, was ich machte und wohin ich wollte. Nachdem ich erzählt hatte, dass meine Zukunft noch nicht ganz feststünde, ich aber wohl Philosophie studieren wollte, sagten Lo, Mayleen und Lan, dass sie Kommilitonen wären und an der Universität von Shanghai Politikwissenschaft studierten. Sie wären mit ihrem Hausboot schon seit einer Woche unterwegs und kämen aus Xincheng, sie lägen seit zwei Tagen in Lanzhou und machten eine Pause, sie wollten „The Great Bend“ fahren, das war der große Bogen, den der Gelbe Fluss in seinem mittleren Abschnitt beschrieb, tausend Kilometer nach Norden, fünfhundert Kilometer nach Osten und wieder tausend Kilometer nach Süden. Das fände ich sehr interessant, sagte ich, der Gelbe Fluss übte auf mich eine große Faszination aus, wie ich überhaupt große Flüsse liebte.

      Ob ich nicht ein Stück mitfahren wollte, fragten sie mich, ich könnte ja jederzeit wieder von Bord gehen, wenn es mir nicht gefiele. Sofort sagte ich zu, keine Sekunde überlegte ich, wir kannten uns überhaupt nicht und wussten doch instinktiv voneinander. Dann gingen sie mit mir unter Deck, wo es drei kleine Kabinen gab, in denen jeweils ein Bett und ein Schränkchen untergebracht war, es roch leicht nach Diesel unter Deck, weil natürlich die Maschine auch unter Deck lag. Alles sah sehr gemütlich aus und ich freute mich auf meine Zeit auf dem Hausboot. Ich sagte, dass ich zu meinem Hotel müsste, um meine Sachen zu holen und wäre in einer Stunde zurück. So fuhr ich zum Hotel, packte meinen Rucksack und bezahlte mein Zimmer, der Portier schaute mich an und fragte mich, wohin ich denn weiter reiste. Ich sagte, dass ich mit einem Hausboot nach Norden führe, woraufhin er mich ungläubig ansah und mir alles Gute wünschte. Ich bedankte mich und verließ das Hotel, stieg in einen Bus, mit dem ich bis zur Zongsahn-Brücke fuhr, dort stieg ich aus und lief die hundert Meter bis zum Hausboot. Die anderen warteten schon auf mich und wollten an dem Nachmittag noch zwei, drei Stunden flussabwärts fahren. Lan wies mir meine Kabine zu und ich legte meine Sachen auf das Bett, das zwar sehr schmal aber ausreichend lang war. Er warf die Maschine an, Mayleen löste die Haltetaue und wir setzten uns in Bewegung. Ich schaute noch einmal auf Lanzhou und sah die „Weiße Pagode“ und die Skyline der Stadt. Dann verschwand alles ganz langsam und nachdem wir das Industriegebiet von Lanzhou hinter uns gelassen hatten, gelangten wir in eine scheinbar menschenleere und gebirgige Landschaft, die Eisenbahn folgte eine Zeit lang dem Flusslauf.

      Nach drei Stunden legten wir in Bajiaping an, von dort machte der Fluss eine Wendung nach Norden, der er tausend Kilometer folgen sollte. Wir vertäuten das Boot an der Anlegestelle, ich reaktivierte meine Kenntnisse über das Belegen, über das vorschriftsmäßige Festmachen eines Schiffes also, was ich einmal auf einer Tour mit einer Kutterjacht durch Holland gelernt hatte. Die Eisenbahn bog an der Stelle nach Süden ab, es gab auch keine uns begleitende Straße, sondern nur die menschenleere Landschaft und uns.

      Wir setzten uns an Deck und stellten an Land einen Grill auf, den wir sofort in Gang setzten. Lan holte ein paar Würstchen und Brot, ich machte aus dem, was an Bord zu finden war, einen Salat. Ich müsste am nächsten Tag einige grundlegende Dinge, die in die Küche gehörten, einkaufen. Wir grillten den ganzen Abend lang, ich wurde wegen des Salates gelobt, es schmeckte ganz ordentlich, unter den dreien schien kein guter Koch zu sein. Lan hatte Bier und Schnaps an Bord, wir tranken ordentlich und ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Ich sagte, dass ich es bezeichnend fände, wie wir uns gefunden hätten. Es gäbe doch ein gemeinsames Band, das alle miteinander in Beziehung setzte, ohne dass die Individualität verloren ginge, glichen sich die Menschen unseres Alters im Hinblick auf ihre Vorlieben, Lebensbilder und Geschmäcker immer mehr und zwar unabhängig von ihrer Nationalität.

      Lo, Mayleen und Lan gaben mir recht, sie hätten mich in Lanzhou nur anzusehen brauchen, um zu wissen, dass ich zu ihnen passte. Ich erzählte von meiner Bootstour auf dem Ili, auch der Ili hätte mich in seinen Bann geschlagen, wir hätten aber nur ein Schlauchboot gehabt, da wäre das Hausboot schon deutlich komfortabler. Auch zu den beiden Amerikanern, die mich begleiteten, hätte ich sofort eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut, wir hätten uns auf Anhieb verstanden. Dann sagte ich, dass ich in fünfeinhalb Wochen nach Shanghai wollte, um meine Freunde aus Turpan dort auf einer Weinmesse zu besuchen. Sie hätten noch zwei Monate Semesterferien und wollten in der Zeit dem Gelben Fluss so weit wie möglich folgen, sagten die drei darauf. Sie wollten wissen, wie mir China gefiele und ich musste an meiner Antwort etwas überlegen.

      Ich merkte dann an, dass ich sehr viele schöne Dinge