Erzählen-AG: 366 Geschichten. Andreas Dietrich

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Название Erzählen-AG: 366 Geschichten
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753171944



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und ich liefen Hand in Hand. Kreuz und quer. Nach etwa anderthalb Stunden waren wir wieder daheim. Wir zogen unsere Schuhe aus. Wir legten Mütze und Handschuhe ab. Dann kamen die Jacken an die Garderobe. Nun erwärmten wir uns wieder und verbrachten den restlichen Tag gemeinsam. Oft Arm in Arm.

      Zwölfter Januar

      Ein neues Jahr hat begonnen. Elf Tage und ein paar Stunden ist es nun alt. Ich wollte mehr Sport treiben. Jede Woche. Doch es funktionierte nicht.

      Die Idee war nicht schlecht. Ich hatte mir vorgenommen, einmal in der Woche Sport zu treiben. Ich wusste noch nicht genau was. Ich wollte einmal in der Woche laufen gehen. Das war eine Möglichkeit. Wenn ich nicht zum Laufen kam, wollte ich mit dem Rad zum Bahnhof fahren. Es gelang mir nicht.

      Es war eine dumme Idee. Vielleicht auch nur naiv. Im Sommer konnte ich Fahrrad fahren. Da war das Wetter relativ schön. Es war oft sonnig und es war warm. Jetzt im Winter war es kalt. Es gab viele Leute, die mit dem Rad fuhren. Ihnen schien die Kälte nicht viel auszumachen. Gut, die Radfahrer, die ich sah, trugen eine Mütze. Die Mütze hielt den Kopf warm. Die Radfahrer trugen auch Handschuhe. Besonders die Hände mussten geschützt werden. Das sah ich ein. Das merkte ich. Meine Hände wurden schnell kalt. Schneller als alles andere. Ab und zu fuhr ich ja mit dem Rad. Im letzten Herbst. Es war kalt. An den Händen spürte ich es zuerst.

      Die Radfahrer, die ich im Winter sah, trugen natürlich auch eine dicke Winterjacke. Ob die Radfahrer unter der Jacke nur ein Shirt trugen oder noch einen Pullover, das weiß ich nicht. Wenn es bitterkalt war, konnte ein Pullover gut sein. Bei leichten Minustemperaturen brauchte ich selten einen Pullover, wenn ich im letzten Jahr unterwegs war. Anfangs war mir zwar kalt. Doch nach wenigen Minuten wurde es warm. Zu warm für mich. Ich begann zu schwitzen. So trug ich beim nächsten Mal keinen Pullover mehr.

      Die Kälte hinderte mich nicht daran, mit dem Rad in diesem Jahr zu fahren. Der Niederschlag war eher das Problem. Durch den Schnee Fahrrad zu fahren, war auf den ersten Blick nicht so schlimm. Wenn es nur eine leichte Schneedecke war, konnte ich ganz gut mit dem Rad fahren. Je höher der Schnee lag, desto schwieriger wurde es. Irgendwann war es besser, mit dem Bus zu fahren. Vor allem dann, wenn ich etwas später zur Arbeit musste. Im Schnee gab es viele Spuren. Das Rad schlitterte hin und her. Her und hin. Es machte keinen Spaß. Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus.

      Erst als der Schnee nicht mehr fiel, wollte ich es noch einmal versuchen. Doch weiterer Niederschlag kam mir in die Quere. Es war kein Schnee. Es war Regen. Der Regen traf auf gefrorenem Boden. Es wurde glatt. Teilweise auch spiegelglatt. Wenn ich dies schon zu Fuß merkte, brauchte ich nicht mit dem Rad fahren.

      Blieb mir also nur noch das Laufen. In der Woche hatte ich dazu keine Zeit. Ich musste früh los. Ich kam spät wieder nach Hause. Das Abendessen musste ich auch vorbereiten. So kam ich nicht zum Laufen. Weder morgens noch abends. Blieb nur noch das Wochenende. Doch da hatte ich auch kaum Zeit. Ich musste samstags einkaufen. Da ich kein Auto besaß, lief ich immer zweimal. Brachte das Eingekaufte nach Hause und fuhr wieder zum Einkaufszentrum. Frühstück, Mittagessen und Abendbrot mussten auch vorbereitet werden. Teilweise auch für die nächste Woche. Sonntags war Badezeit. Ausruhen wollte ich mich auch noch.

      Ich hatte keine Zeit zum Laufen, weder in der Woche noch am Wochenende. Wirkliche Lust hatte ich auch nicht. Wenn es warm ist, werde ich öfter mit dem Rad fahren. Das nehme ich mir jetzt vor. Ob es dazu kommen wird? Ich weiß es nicht. Mehr als es mir vornehmen, kann ich nicht, oder?

      Dreizehnter Januar

      Upps, ich hab es schon wieder getan. Ich es einfach nicht lassen kann. Aber was kann ich denn dafür? Warum müssen die Freunde meiner Freundinnen immer so gut aussehen? Dafür kann ich doch nichts! Ehrlich nicht. Wenn ihre Männer immer so toll aussehen. So stark sind. Da muss ich mich doch verlieben! Ich bin doch nur eine Frau. Ich bin doch das schwache Geschlecht. Da kann ich doch mal richtig schwach werden, oder?

      Wenn die Männer meiner Freundinnen so gut aussehen, wenn ich mich in sie verliebe, darf ich sie dann nicht anhimmeln und küssen? Na ja, meine Freundinnen finden es nicht so toll. Wenn ich mich in deren Freunde verliebe, wäre das noch halbwegs in Ordnung. Das ist ja noch nicht das Problem. Zu mindestens kein großes. Wenn ich mich aber an sie ranmache schon.

      Meinen Freundinnen gefällt es nicht, dass ich deren Männern schöne Augen mache. Irgendwann wird jeder Mann schwach. Die einen früher, die Anderen später. Irgendwann erliegt jeder Mann mir. Zu mindestens wenn ich es will. Ich interessiere mich ja nicht für jeden. Nur für die festen Freunde meiner Freundinnen. Zu mindestens in der Regel.

      Seit Kindestagen habe ich meinen Freundinnen den Freund ausgespannt. Das fing schon in der Grundschule an. Es musste in der zweiten oder dritten Klasse sein. Pinar war meine erste beste Freundin. Sie verliebte sich in einen Jungen, der in der Nähe von ihrem Haus wohnte. Ich kannte den Jungen nicht. Pinar schaffte es irgendwie, dass dieser Junge ihr fester Freund wurde. Als Pinar mich ihm vorstellte, war es um mich geschehen. Ich hatte Interesse an den Jungen. Ich machte keinen Hehl daraus. Pinar bat mich, ich solle nicht eifersüchtig sein. Sie wäre glücklich mit dem Jungen und beste Freundinnen können wir doch bleiben. Sie dachte nicht, das ich ihr den Freund ausspanne.

      Doch das tat ich. Ich spannte ihr den Jungen aus. Es dauerte nur einige Wochen, dann war Pinars Freund meiner. Damit endete dann auch unsere Freundschaft. Sie hielt nur knappe zwei oder drei Jahre. Meine Beziehung hielt nicht so lange. Ich und der Junge blieben ein Jahr zusammen. Dann trennten wir uns. Warum?

      Es lag nicht an ihm. Ich trennte mich von ihm, weil ich einen Neuen hatte. Oder fast hatte. Als Pinar mir die Freundschaft kündigte, wurde jemand anders meine beste Freundin. Zu mindestens für ein Jahr.

      Am Anfang war meine neue beste Freundin noch allein. Sie hatte keinen Freund. Auf einer Reise an die Ostsee lernte sie einen schwarzhäutigen Jungen kennen. Sie verliebte sich in ihn. Als meine neue Freundin mir das erzählte, war ich fassungslos. Wie konnte ein schwarzer Junge schön sein? Ich konnte mir es nicht vorstellen, mit so einem Jungen befreundet zu sein. Meine neue beste Freundin hatte nichts dagegen. Die Beiden wurden ein Paar, doch das blieb nicht lange.

      meine Freundin erzählte mir anfangs nur von ihm. Ein Bild von ihm hatte sie damals noch nicht. Brauchte sie auch nicht. Sie wusste, dass er bald umziehen würde. Bald sollte ich ihn kennenlernen.

      Er kam einige Woche später an unsere Schule. Für einige wenige Wochen war er der Freund von meiner neuen, besten Freundin. Doch dies änderte sich. Als ich ihn kennenlernte, erkannte ich, dass auch schwarze Jungs nett waren. Schön waren. Ich verliebte mich in ihn und machte wieder keinen Hehl daraus. Ich spannte auch ihn meiner besten Freundin aus. Natürlich nachdem ich mit meinem Freund Schluss gemacht hatte.

      Dies geschah öfters. Ich spannte meinen Freundinnen immer wieder den Freund aus. Die sahen einfach immer so gut aus. Erst heute habe ich es wieder getan. Wieder habe ich einer meiner Freundinnen den Freund ausgespannt. Natürlich nicht ohne Konsequenzen. Wieder einmal wurde mir eine Freundschaft gekündigt. Es war nicht das erste Mal und wird sicher nicht das letzte Mal sein. Da bin ich mir sicher. Sicherer als sicher.

      Vierzehnter Januar

      Ich muss jeden Tag zur Arbeit. Da bin ich nicht der Einzige. Viele Menschen müssen zur Arbeit. Die meisten Menschen arbeiten von montags bis freitags. Einige Menschen arbeiten auch am Samstag. Nur ein kleiner Teil der Menschen muss auch am Sonntag oder an einem Feiertag ran.

      Ich habe Glück. Ich muss nur montags bis freitags arbeiten. Acht Stunden am Tag. Ich muss also nur vierzig Stunden in der Woche arbeiten. Jemand, der am Samstag, Sonntag oder Feiertag arbeitet, hat öfters eine längere Arbeitswoche.

      Beispielsweise sind Lokführer und Busfahrer nicht nur montags bis freitags auf der Arbeit, sondern auch am Wochenende und am Feiertag. Das ist auch gut so. Würden die Busfahrer nicht auch am Wochenende arbeiten, nur wenige würden von A nach B kommen. Viele haben kein Auto. Viele haben keinen Führerschein. Mehrere Kilometer zu Fuß zurückzulegen, ist nicht immer toll. Vor allem dann nicht, wenn es regnet oder schneit.

      Zum Glück gibt