Название | NEW PASSION |
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Автор произведения | Katie Pain |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745085693 |
„Mel, sei keine Spaßbremse. Leg dir lieber etwas Make-up auf. Wir sollten uns gleich auf den Weg machen. Wir kommen eh schon zu spät.“
Sie ist meine beste Freundin. Ich kann sie einfach nicht im Stich lassen.
Ich habe mir ein wenig die Augen geschminkt, damit Amber sich neben mir nicht komplett unwohl fühlt. Im Taxi auf dem Weg zur Bar, zieht sie ihren Lippenstift noch einmal nach und pudert ihre reine Haut ab. Ich verdrehe die Augen.
„Oh mein Gott! Wir sind da! Es geht los! It’s showtime!“, Amber hüpft aus dem Taxi und zieht mich mit sich mit. Ich lasse dem Taxifahrer zwanzig Euro auf dem Rücksitz liegen. In ihrer Aufregung hat sie vergessen, dass wir noch bezahlen müssen.
Ich gehe mit der Erwartung in die Bar, dass ich nach einem netten Gespräch, welches ungefähr in einer Stunde vorbei sein sollte, wieder zu Hause sein werde, um es mir mit einem guten Buch alleine in meinem Bett gemütlich machen zu können.
Amber geht voran und da steht er an der Bar, mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf uns wartend. Wäre meine Freundin nicht zielsicher auf ihn zugegangen, hätte ich ihn nicht erkannt. Nie und nimmer ist er jünger als ich!
Er sieht mindestens vier Jahre älter aus. Amber nimmt er gar nicht wahr. Sein Blick durchdringt mich. So wurde ich noch nie in meinem Leben von einem Mann angesehen.
Amber bleibt verdutzt vor ihm stehen und erst, als ich direkt hinter ihr stehe, bemerkt er sie und schenkt ihr zur Begrüßung eine Umarmung.
„Hi, ich bin Liam“, stellt er sich mir vor und nimmt mich ebenfalls in den Arm. Nachdem ich mich aus seiner Umarmung gelöst habe, teile ich ihm mit, wie ich heiße.
„Melina. Schöner Name. Was wollt ihr trinken?“
Amber schließt sich seinem Rotwein an. Ich bleibe bei einem stillen Wasser. Wir begeben uns in eine gemütliche Ecke mit drei Sesseln. Liam zieht für mich den Sessel zurück, sodass ich mich bequem setzen kann.
So probiert er also, Eindruck zu schinden. Ganz der Gentleman. Amber bemerkt gar nicht, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr; sie scheint total geblendet von ihm zu sein. Hängt an seinen Lippen, als sie anfängt, ihn auszufragen und er höflich antwortet.
Er ist erst seit einigen Monaten in Hamburg, erfahre ich.
„Gefällt dir Hamburg?“, versuche ich, mich wenigstens ein bisschen in das Gespräch einzubringen. Sofort dreht er sich zu mir und sieht mir in die Augen, als er beginnt, mir zu antworten.
„Hm … Ist wie jede andere Stadt auch. Städte beeindrucken mich nicht sonderlich. Das Einzige, was man hier gut unternehmen kann, ist, Kaffee trinken zu gehen.“
„Wie jede andere Stadt auch?“ Ich lache laut auf.
„Bist also ganz der Landmensch? Ansonsten würde dir nämlich auffallen, wie unterschiedlich Städte sind. Warst du schon einmal in Berlin?“
„Ja, dort war ich schon häufiger. Sieht aus wie in Hamburg.“ Will er mich provozieren?
„Oh ja, das finde ich auch! Städte bestehen doch nur aus vielen hohen Häusern“, kriecht Amb ihm in den Arsch. Mädchen, wo ist deine eigene Meinung geblieben?
„Ihr solltet mal aufhören, mit geschlossenen Augen durch die Städte zu laufen. Ihr seid wohl beide blind.“
„Ich bevorzuge die Berge oder das Meer. Am liebsten würde ich in einer kleinen Holzhütte in den Bergen leben oder auf einer einsamen Insel. Abseits der Zivilisation.“
Liam scheint also wirklich durch und durch verbunden mit der Natur zu sein. Irgendwie kaufe ich ihm das nur nicht ab. Ich habe das Gefühl, dass er sich selbst bloß gut darstellen will. Dass er anders als die Typen sein will, die Amber zuvor gedatet hat, dass er nicht das Klischee des Strippers erfüllen möchte.
„Oh, eine Berghütte mit Kamin stelle ich mir unheimlich romantisch vor“, bringt Amber ein, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.
Ich glaube, sie interessiert sich eigentlich überhaupt nicht dafür, was für ein Typ Mann er ist. Sie ist unglaublich oberflächlich.
Ich spüre jedenfalls keinerlei Verbindung zwischen Liam und mir. Auch wenn ich gerne wissen wollen würde, ob er eben nur versucht anders zu sein und in Wahrheit aber doch das volle Klischee erfüllt oder ob er tatsächlich anders ist. Wird sich zeigen. Wenn er Amber heute Nacht flachlegt und sich danach nicht mehr bei ihr meldet, werde ich weiser sein.
Nach Ambers dritten Wein schlägt Liam vor, die Bar zu wechseln. Amber verabschiedet sich kurz von uns und verschwindet auf dem WC.
Liam starrt mich an. Ich frage mich schon die ganze Zeit über, ob er mit mir flirtet. Falls ja, war das ein einseitiger Versuch. Plötzlich steht er auf. Er stellt sich hinter den Sessel, in dem ich sitze, und fängt an, meine Schultern zu massieren.
Was wird das denn jetzt?, schießt es mir durch den Kopf. Mir wird schlagartig heiß. Mein Puls erhöht sich. Dann reicht er mir seine Hand. Ich weiß nicht wieso, aber ich ergreife sie und ohne dass ich reagieren kann, hat er mich zu sich in seine Arme gezogen. Ich spüre seinen harten, durchtrainierten Oberkörper.
Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und hebt ihn an, sodass er mich wieder mit seinen blauen großen Augen durchdringen kann.
„Ich verliere mich in deinen wunderschönen Rehaugen, Melina.“
Er zieht meinen Kopf zu sich heran und schenkt mir den heißesten Kuss, den ich je bekommen habe und vermutlich je bekommen werde. Seine Zunge berührt meine erst sanft und zurückhaltend. Der süßliche Geschmack lässt meinen gesamten Körper mit Hitze erfüllen.
Dann nimmt seine Zunge immer mehr Raum in meinem Mund ein. Das Zungenspiel wird gröber und intensiver. Ich blende alles um mich herum komplett aus. Verliere mich in diesem Augenblick. Spüre die Wärme seines Körpers an meinem. Fühle mich wohl und geborgen und zum ersten Mal empfinde ich einen Anflug von Leidenschaft. Solch ein Augenblick existierte bisher nur in meinen Träumen und in meiner Fantasie. Dachte, es sei unrealistisch, so etwas jemals zu erleben und derartig zu empfinden. Dachte, solch eine Situation gibt es bloß in irgendwelchen kitschigen und unrealistischen Hollywoodstreifen.
Ich dringe in seinen Mund ein. Möchte auch ihn erkunden. Er lässt mich gewähren. Meine Hände halten sich an seiner ausgeprägten Rückenmuskulatur fest. Brauche den Halt, um mich nicht komplett zu verlieren.
Ein Räuspern reißt mich zurück in die Realität. Ins Hier und Jetzt. Amber steht neben uns. Und das wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Ihr steht die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Fertig? Dann können wir ja weiterziehen“, ergreift Liam das Wort und tut so, als sei nichts gewesen.
Ich weiß nicht, ob ihm Ambers Laune entgangen ist oder ob er es schlichtweg ignoriert.
Er hilft mir in meine Jacke. Amber wollte er auch helfen, aber sie hat seine Geste abgeblockt und sich ihre Jacke selbst angezogen.
Amb würdigt mich keines Blickes. Auf dem Weg in die nächste Bar geht Liam zwischen uns. Er hat seinen Arm um meine Taille gelegt. Ich genieße es, denn es ist mittlerweile schon acht Monate her, dass ich Körperkontakt zu einem Mann hatte.
Der Abend scheint ein anderes Ende zu nehmen, als ich es erwartet habe. Mit solch einer Wendung hätte ich nie im Leben gerechnet. Amber tut mir etwas leid. Immerhin unterhält sie sich noch mit Liam. Ansonsten würde der restliche Abend äußerst unangenehm verlaufen. Mir ist die ganze Sache eh schon unangenehm genug. Sie wird es mit Sicherheit unglaublich bereuen, dass sie mich mitgeschleppt hat, obwohl ich es noch nicht einmal wollte.
Und wahrscheinlich darf ich mir später, wenn wir unter uns sind, anhören, was für eine Bitch und schlechte Freundin ich doch bin. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Wer weiß, ob ich eine Begegnung in der Art jemals wieder erleben werde? Daher muss ich es jetzt voll und ganz genießen und gut in mein Gedächtnis einbrennen.
Angekommen in der nächsten Bar setzen