Interstate. Robert Lang

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Название Interstate
Автор произведения Robert Lang
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753184258



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er ein weiteres Bier bestellt und erhalten hatte, überprüfte er den zweiten Packen; die ausgebende Bank war eine andere, die Wertpapiere aber offenbar gleicher oder ähnlicher Natur.

      Er nahm einen Schluck von seinem Glas und flüsterte heiser: „Sechshundert mal zehntausend Dollar. Es sind verdammte sechs Millionen Dollar.“

       Was zum Teufel hatte er getan!?

      7 Frankfurt am Main

      Die Verfolger kamen keuchend zum Stehen und blickten sich um. Von ihrem Mann war nichts mehr zu sehen im Gedränge der vollen Fußgängerzone, und er konnte inzwischen überall sein. „Wer sagt es dem Meister? Ich habe eine Höllenangst.“

      „Was soll er schon machen? Es war nicht unsere Schuld. Wir hätten einfach mehr Leute vor Ort haben müssen, das habe ich doch von Anfang an gesagt. Gib her.“

      Er nahm seinem Begleiter das Handy ab und wählte eine Nummer aus dessen Wahlspeicher. Nach dem zweiten Klingelton wurde abgenommen. Ein barsches Ja ertönte am anderen Ende.

      „Es gibt ein Problem, Chef.“

      „Ich mag keine Probleme. Was ist passiert?“

      „Jemand hat in die Operation eingegriffen, und der Kerl hat den Geldkoffer und das Notebook des Bulgaren mitgehen lassen. Wir kannten ja den Treffpunkt und hatten auch rechtzeitig Stellung bezogen, etwa fünfzig Meter entfernt von der Stelle. Und dann war da plötzlich dieser Kerl, der dem Bulgaren gefolgt sein musste.“

      „Das kann nur der Detektiv gewesen sein, den dieser blöde Albino ohne jede Not eingeschaltet hat, wahrscheinlich, um einen Beweis der Übergabe in die Hände zu bekommen. Wir haben jemanden an seine Fersen geheftet, wissen aber nicht zuverlässig, was der Zweck des Auftrags war, den er diesem Schnüffler gegeben hat. Es wussten nur Wenige etwas von diesem Treffen. Warum habt ihr ihn nicht auch abserviert?“

      „Wir haben die Beiden erledigt, wie Sie es befohlen hatten. Von einem dritten Mann war nicht die Rede. Als wir uns dann vergewissern wollten, dass sie auch wirklich tot waren, und uns den Koffer und den Laptop holen wollten, war plötzlich der Teufel los. Eine Horde von Kindern, die durch die Schüsse in Panik gerieten, versperrte uns für eine ganze Weile die Sicht. Wir waren einfach zu weit weg. Als Bert sein Gewehr endlich wieder auseinandergebaut und verstaut hatte, und wir schließlich zu der Stelle kamen, waren Koffer und Computer nicht mehr da, und man hörte schon die Bullen anrücken. Wir sahen den Kerl noch wegsprinten, rannten, was wir konnten, aber irgendwo im Gewühl einer Einkaufsstraße haben wir ihn verloren. Er war spurlos verschwunden.“

      „Ihr seid Idioten! Unser ganze Plan funktioniert nur mit dem Geld und den Dokumenten auf dem Rechner des Bulgaren.“

      „Chef“, jammerte der Kleinere der beiden Attentäter, „wir hatten keine dritte Person auf unserer Rechnung. Einen geeigneten Platz ausfindig machen, auf die Übergabe warten, beide Kerle umnieten, das war unser Auftrag.“

      „Okay, wir müssen das Beste aus diesem Schlamassel machen. Ich rufe den Albino an. Geht aus der Leitung und ruft in fünf Minuten nochmal an!“

      Und wenige Minuten später: „Der Mann heißt Hennings und wohnt in der Gräfstraße in Bockenheim, in direkter Nachbarschaft zur alten Universität; Hausnummer 47, vierter Stock. Fahrt hin, findet ihn. Holt euch das Zeug zurück, das er gestohlen hat. Macht ihn fertig, wenn ihr es habt. Wenn nicht, sucht euch besser ein schattiges Grab aus, denn wenn diese Geschichte schief geht, ist euer Leben nicht mehr viel wert. Dafür werden unsere amerikanischen Freunde sorgen.“

      Mit stockendem Atem hörte der Killer zu, er versuchte zweimal, seinen Boss zu unterbrechen, aber ohne Erfolg.

      „Es gibt eine Kneipe direkt neben seinem Haus; man kann dort draußen auf Bänken sitzen und hat den Eingang direkt vor der Nase. Wenn er in einer Stunde nicht da ist, verschafft euch Zugang zu seiner Wohnung. Stellt alles auf den Kopf und sucht nach Informationen über seinen Umgang. Er wohnt alleine, aber er hat eine Ex-Frau und zwei Kinder. Versucht herauszufinden, wo die sind. Schaut nach Freunden aus, nach einer Geliebten, der Sekretärin, was auch immer. Er muss irgendwo hingehen. Meldet euch sofort, wenn etwas passiert. Vermasselt es kein zweites Mal.“

      Das Gespräch wurde beendet und die beiden Männer blickten sich konsterniert an. „Dann wollen wir mal.“ Es klang eindeutig ängstlich, obwohl sie dies sicherlich empört abgestritten hätten.

      *

      Wassermann: „Können wir diese Exekution noch stoppen?“

      Schütze: „Zu spät. Sie hat vor mehr als zwei Stunden stattgefunden.“

      Löwe: „Warum fragst du danach, Wassermann?“

      Wassermann: „Wir hätten unseren Mann auch anders gekriegt. Unsere Leute haben endlich herausgefunden, was ihn umtreibt. Um ihn unter Druck zu setzen, hätten wir diese grenzdebilen Armleuchter, die sich unseren Deutschen Arm nennen, gar nicht gebraucht.“

      Löwe: „Und, dann erzähl doch mal!“

      Wassermann: „Dieser Bursche steht auf kleine braune Mädchen – und nicht nur das; er hat sich dabei fotografieren lassen, während er dieser höchst fragwürdigen Neigung nachging. Die Frau, die im Besitz dieser Fotos ist, ist eine unserer Hackerinnen, und sie hat ihn in aller Seelenruhe ausgeplündert, während wir uns den Kopf darüber zerbrachen, wozu er das viele Geld braucht.“

      Steinbock: „Dann wäre unsere Operation in Deutschland gar nicht nötig gewesen, weil jemand aus unseren Reihen in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, anstatt uns zu sagen, was Sache ist?“

      Wassermann: „Richtig, und sie hat dadurch die ganze Sache erheblich verkompliziert. Es hat eine Einmischung von dritter Seite gegeben. Ein deutscher Detektiv war vor Ort, und dieser Kerl ist mit dem Geld und dem Notebook des bulgarischen Vermittlers abgehauen, nachdem die Schüsse gefallen waren.

      Ihr könnt euch denken, dass das auch für uns und unseren Mann im Weißen Haus gefährlich werden kann, je nachdem, welche Informationen auf diesem Rechner gespeichert sind.“

      Löwe: „Unsere Freunde in Deutschland suchen nach dem Mann; wenn sie ihn haben, wird er erledigt. Das sollte kein Problem darstellen, er ist nur ein gewöhnlicher Amateur.“

      Skorpion: „Hoffentlich. Wenn sie ihn kriegen, bevor er Unheil anrichtet, sind wir unserem Ziel einen guten Schritt näher.“

      Wassermann: „Wir wissen nicht nur Bescheid über diese Erpressung, wir werden auch bald im Besitz dieser Fotos sein. Wir können die junge Dame mit entsprechendem Druck sicherlich dafür begeistern, sie uns zu überlassen. Die Ärmste wird in ein paar Tagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Potomac in Richtung Atlantik treiben und keine Gelegenheit mehr haben, ihren ergaunerten Wohlstand zu genießen. Schade um die Frau, sie hatte uns bisher gute Dienste geleistet. Aber wir müssen sie natürlich ausschalten.

      Dasselbe wird dem Albino geschehen, wenn er sich noch einmal hier blicken lässt. Wir müssen durchgreifen, sonst tanzen uns die Fußtruppen bald nur noch auf der Nase herum. Seine eigenmächtige Einmischung hat dieses Frankfurter Desaster erst möglich gemacht.“

      Bedächtiges Schweigen herrschte in der Runde der zwölf alten, weißen Männer, die sich und ihre fanatischen Anhänger die „Besorgten Patrioten“ nannten; und jeder machte sich seine eigenen Gedanken, nachdem die kleine Videokonferenz geendet hatte und die Bildschirme erloschen waren.

      Kapitel 2

       1 Aspen, Colorado

      Das Handy klingelte ihn wach, er hatte den Wecker in der vergangenen Nacht gestellt, um den Makler frühzeitig anzurufen. Es wäre zu schade gewesen, wenn ihnen jemand zuvorkam.

      Lisa drehte sich noch einmal um, und Cord schlüpfte aus dem Bett, setzte Kaffee