Название | Der Nagel |
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Автор произведения | Rainer Homburger |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738043747 |
David lächelte ihn an. »Kannst du behalten, wenn du möchtest.«
Schon in der vergangenen Nacht war dieses gleichmäßige Brummen zu hören gewesen. Es klang ähnlich dem Geräusch eines laufenden Motors. Dann verstummte es plötzlich und kurz danach erfolgte in der Nähe eine schwere Detonation. Die Flak hatte unaufhörlich geschossen und die Flakscheinwerfer den dunklen Nachthimmel mit einem sich ständig ändernden Lichtmaschennetz durchzogen. David war aufgestanden und hatte das Schauspiel beobachtet. Ein paar Mal konnte er ein ungewöhnlich kleines Flugzeug erkennen, das im Strahl der Suchscheinwerfer durch den Himmel flog. Er war über die geringe Größe und die ihm unbekannte Silhouette erstaunt. Obwohl die Zahl der Detonationen deutlich zunahm, konnte es ihn aber nicht dazu bewegen, in den Luftschutzkeller zu gehen. Er hatte keine Angst, sie konnten ihm keine Angst einjagen. Seit Kates Tod war er bei Angriffen nicht mehr in einen Bunker gegangen.
»Hast du alle eingegangenen Meldungen dabei?«
Frank nickte.
»Es sieht ganz so aus, als ob die Deutschen eine neue Waffe einsetzen.« David sah auf seine Uhr, dann wieder nach draußen.
Als sie ein paar Minuten vor dem Termin eintrafen, waren Luftmarschall Harris und der amerikanische General Spaatz bereits im Konferenzraum und unterhielten sich aufgeregt. Duncan Sandys stand bei Ihnen. Auf dem Gang kam ihnen Churchill entgegen. Mantel und Hut hatte er bereits abgelegt. Der Stumpen einer Zigarre hingegen hing noch im linken Mundwinkel. Sie blieben an der Tür stehen und warteten. Churchill begrüßte David und Frank mit einem: »Guten Tag, meine Herren«. Dann ging er zu seinem Platz, blieb aber vor dem Tisch stehen. »General Spaatz, Marschall Harris«, sagte er, ohne zuvor den Stumpen aus dem Mund zu nehmen, dann ließ er sich in den Stuhl fallen. Auf dem Tisch lagen ein Stapel Papier, einige Stifte und ein großer Aschenbecher. Churchill drückte den Stumpen aus. Dann kam er umgehend zur Sache.
»Marshall Harris, können Sie mir etwas über den Angriff von heute Nacht und den jetzigen sagen?«
»Ja, Sir«, antwortete Harris. »Nach aktuellem Kenntnisstand setzen die Deutschen ein neues Fluggerät ein. Es hat, ganz grob gesagt, in etwa die Form eines kleinen Flugzeuges, wird aber nicht von einem Piloten gesteuert. Es trägt eine Sprengladung, die beim Aufschlag auf dem Boden explodiert. Die Fluggeräte, genauer gesagt sind es eigentlich fliegende Bomben, fliegen mit einer Geschwindigkeit von etwa 375 Meilen. Das haben unsere Jäger bei der Verfolgung festgestellt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt setzt dann wohl das Triebwerk aus und sie stürzen ab. Die Fluggeräte kommen aus verschiedenen Richtungen vom Festland, und fast alle hatten als Ziel die Hauptstadt. Es gab einige Einschläge weiter im Süden, doch die sind weitgehend wirkungslos auf dem Land runtergegangen. Die Fluggeräte haben keine Propeller. Das bedeutet, dass sie wohl von einem Strahltriebwerk angetrieben werden, vermutlich ähnlich dem, das bei Raketen zum Einsatz kommt.«
Eine starke Explosion ließ den Bunker erzittern. Churchill blickte kurz zur Decke und es sah so aus, als sollte seine nächste Frage durch den Einschlag mehr Nachdruck erhalten.
»Welche Maßnahmen haben wir bisher ergriffen, um die Angriffe abzuwehren?«
»Die beste Möglichkeit, die wir haben, ist, die Dinger einfach abzuschießen«, antwortete Harris. »Da sie nicht übertrieben schnell und auch nicht sonderlich hoch fliegen, kann man sie mit der Flak recht gut erwischen. Und auch unsere Jäger haben kein Problem, ihnen zu folgen und sie runterzuholen. Ich habe bereits angeordnet, die Flakgürtel an der Küste und südlich der Hauptstadt zu verstärken und die Jagdstaffeln in eine erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen.«
»Von wo aus werden sie gestartet?«
»Letzten Erkenntnissen nach vorwiegend aus Frankreich und Holland.«
»Vermutlich von den Startrampen, die wir bereits vor Monaten entdeckt und bombardiert haben«, ergänzte David. »Und die Form der Fluggeräte entspricht dem, was wir schon auf unseren Luftaufnahmen erkennen konnten.« David nahm ein paar Vergrößerungen aus seinem Aktenkoffer und gab sie Churchill. »Sehen Sie hier, Sir. Auf diesen Fotos können Sie die Fluggeräte gut erkennen.« David zeigte mit dem Finger auf die entsprechende Stelle eines der Bilder.
Churchill betrachtet die Aufnahme. »Gut«, sagte er dann in die Runde, »verstärken sie die Flugabwehr und die Anzahl der Jäger, damit können wir die weiteren Angriffe hoffentlich besser abwehren. Untersuchen sie auch andere Maßnahmen, besonders solche, mit denen wir den Einflug der Bomben schon früher unterbinden können. Wenn wir die Startrampen zerstören, dann können die Deutschen die Flugbomben nicht mehr starten, oder?«
»Das ist richtig, Sir.« Harris vermutete schon, woraus Churchill hinauswollte.
Wieder ein Einschlag ganz in der Nähe. Einen Moment später kam ein Soldat herein. Vom Gang her drangen Schritte und Stimmen in den Raum, die eine gewisse Unruhe und Nervosität vermittelten. Der Soldat ging auf Churchill zu und gab ihm ein Papier. Churchill nickte und las die Meldung.
»Es werden weitere Einflüge aus verschiedenen Richtungen gemeldet. Als Ziel kommt fast ausschließlich London infrage.« Er gab den Anwesenden den Inhalt der Meldung wieder, ohne vom Papier aufzusehen. Dann blickte er zu Harris. »Wir müssen so schnell wie möglich Luftangriffe auf alle bekannten Startplätze fliegen und dadurch die Starts verhindern oder wenigstens einschränken.«
»Sir, mit Verlaub. Seit einer Woche läuft die Landung unserer Truppen in der Normandie. Die Deutschen leisten erbitterten Widerstand und wir kommen an vielen Stellen nicht so voran, wie wir das erhofft hatten. Zudem erwarten wir dort täglich den Ansturm der deutschen Panzerdivisionen, die sie bisher zurückgehalten haben. Wir brauchen die Bomber für die Angriffe auf die feindlichen Verteidigungsstellungen und Nachschubwege. Unsere Aufklärung hat in den letzten Monaten eine Vielzahl von Startplätzen ausgemacht. Eine effektive Bombardierung all dieser Startrampen würde eine große Zahl unserer Flugzeuge erfordern. Ich sehe im Moment keine Möglichkeit, diese Angriffe durchzuführen, solange wir uns in Frankreich nicht eine sichere Basis erkämpft haben. Wir müssen alles daransetzen, die Brückenköpfe zu halten und zu erweitern. Wir haben bereits über dreihunderttausend Mann an Land gebracht, ganz zu schweigen von dem Material. Wir dürfen unsere Soldaten und die Landung in der Normandie nicht gefährden, indem wir jetzt die Bomber abziehen, die wir für die Unterbindung der gegnerischen Maßnahmen dringend brauchen.«
Churchill überlegte, dann wandte er sich an den amerikanischen General.
»General Spaatz. Wie sieht es mit ihrer Luftflotte aus?«
»Mr Churchill. Wie Marshall Harris schon sagte, sind die meisten der verfügbaren Kräfte in Frankreich eingesetzt, einige wenige noch zur Aufrechterhaltung der Luftangriffe gegen deutsche Städte und Rüstungsindustrien. Das gilt gleichermaßen für die amerikanischen Bomber. Da die Situation in Frankreich noch auf der Kippe steht, schlage ich vor, unsere Luftstreitkräfte an dieser Front zu belassen und einige Flugzeuge von den deutschen Städten abzuziehen. Ich würde nicht empfehlen, die Luftangriffe in der Normandie zu reduzieren. Ein vorübergehender Abzug weiterer Bomber von den Städten aber ist vertretbar, und da wir nicht wissen, was möglicherweise noch kommt, vielleicht sogar unabdingbar. Als wir die Flugbomben auf Aufklärungsfotos entdeckt haben, hatte doch niemand ernsthaft damit gerechnet, dass sie gegen uns eingesetzt werden könnten. Zumindest nicht in einer so kurzen Zeit. Ich werde umgehend veranlassen, dass ein Teil der Bomber für Angriffe auf die Startrampen zur Verfügung gestellt wird.«
»Vielen Dank, General«, sagte Churchill. »Mr Harris, auch von Ihnen erwarte ich entsprechende Maßnahmen. Prüfen Sie, wie viele Flugzeuge Sie abstellen können. Stimmen Sie sich mit General Spaatz ab. Ich will über ihr Vorgehen und über jeden ihrer Schritte informiert und über deren Ergebnisse auf dem Laufenden gehalten werden.« Damit gab sich Churchill erst einmal zufrieden. »Kommen wir jetzt auf die neuen Fluggeräte, Flugbomben oder wie auch immer wir die Dinger nennen wollen, zurück, Mr Petrie.« Damit wandte er sich David zu. »Ich vermute, dass das aber nicht die Raketen sind, über die Sie uns bereits vor einigen Tagen berichten wollten. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wie diese Dinger