Название | Magistrale |
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Автор произведения | Robert Lang |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753182247 |
„Nein, Boss. Ich habe mich gründlich versteckt in den letzten Tagen. Die Chinesen hätten den dritten Weltkrieg vom Zaun brechen können und ich hätte nichts davon bemerkt. Immer zur besten Nachrichtenzeit hatte ich soziale Verpflichtungen einer hinreißenden schwedischen Blondine gegenüber, die wie ich alleine reiste. Sie verstehen.“
„Sie sind nur schwer zu ertragen, wissen Sie das?“, brummte Lightbody. „Nun, ist im Augenblick auch nicht wichtig. Gehen Sie nach Hause, packen Sie für zwei oder drei Tage. Claire bucht Ihnen Flug und Hotel. Seien Sie umsichtig und machen Sie dort keinen Lärm. Die Russen sind auf manchen Gebieten immer noch so paranoid wie zu Zeiten des Kalten Krieges, und die Sicherheit ihrer Atomanlagen ist eines dieser Gebiete, bei denen sie sich fast in die Hose machen vor Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Wir wollen niemanden bloßstellen, sondern nur verhindern, dass etwas sehr Böses geschieht, klar?“
Benson verließ das Büro seines Chefs und grinste die Sekretärin an. „Na, haben Sie wieder gelauscht, Sie alte Schabracke?“
„Raus hier!“ Die Dame war kurz vor dem Überkochen.
„Sie buchen mir bitte erster Klasse, wie immer, ja?“
„Raus!“
Ein Radiergummi kam geflogen, aber der Agent duckte sich weg.
*
Frankfurt-Hausen
Igor spürte seine Verfolger. Mal war es ein Mann, der für ihn wie ein typischer Russe aussah und der die S-Bahn direkt hinter ihm betrat oder sie gemeinsam mit ihm verließ; und als er ihn auf Russisch ansprach, tat er so, als verstehe er ihn nicht.
Dann, in der U-Bahnstation, rempelte ihn jemand beinahe um, als er plötzlich stehen blieb, um die Richtung zu wechseln, weil er sich mit den Ausgängen vertan hatte. Dieser Mann sah aus, als sollte man ihm lieber nicht nachts in einem einsamen Wald begegnen. Aber Igor ignorierte diese Zeichen, oder, wenn nicht, parkte er sie irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein, wo sie ihm nicht lästig werden konnten. Er war kein schlechter Kerl, aber er lebte meistens auf der Überholspur des Lebens, was man jungen Leuten in seinem Alter auch zugestehen musste.
Er war heute so stolz auf sich, dass er meinte, platzen zu müssen, wenn er nicht bald jemanden fände, dem er von seinem Erfolg erzählen konnte. Diesmal war es das große Los, das, auf das er immer gewartet hatte.
Seine ersten beiden Versuche waren grandiose Fehlschläge gewesen. Als er bei der deutschen Polizei vorsprechen wollte, um einen Kontakt zum BND herzustellen, sah man ihn nur mitleidig an, und als er dann für seine Informationen auch noch Geld forderte, setzte man ihn einfach mit dem gutgemeinten Rat, zuhause weiter zu träumen, an die frische Luft. Ein russischer Student, der von einem nuklearen Inferno faselte, das den Deutschen bevorstand. Selten so gelacht.
Danach versuchte er es beim amerikanischen Generalkonsulat; er reihte sich in die Schlange derjenigen ein, die vor dem streng bewachten Gelände anstanden, um ein US-Visum zu beantragen. Und als er endlich drankam, verlangte er den Stationsleiter der CIA zu sprechen. Dass es einen solchen gab, setzte er als Liebhaber von Agentenfilmen einfach voraus.
Der Beamte hatte sichtlich schlechte Laune und fragte ihn nur schwach verklausuliert, ob er bescheuert sei? Wenn er etwas zu sagen hatte, möge er dies hier und sofort tun und den Verkehr nicht aufhalten. Der Nächste, bitte!
Igor blieb hartnäckig und sagte ohne Rücksicht auf eventuell mithörende Dritte: „Sie werden es bereuen, wenn Sie mich abweisen. Hier in Frankfurt wird in allernächster Zeit etwas Teuflisches passieren. Mit russischem Atomschrott, falls Ihnen das etwas sagt.“
Der Beamte runzelte die Stirn.
„Wenn Sie einen Beweis für diese schwerwiegende Behauptung haben, dann geben Sie ihn her. Wenn nicht, entfernen Sie sich bitte. Grober Unfug und Irreführung amerikanischer Behörden sind strafbar.“ Allmählich wurde er sauer und in der Warteschlange hinter Igor entstand Unruhe.
„Diese Informationen könnten viele Menschenleben retten und Milliarden Dollar wert sein“ beharrte Igor. Er wollte sich nicht wegschicken lassen wie einen kleinen Jungen, obwohl er gerade den größten Knüller der jüngeren Weltgeschichte anzubieten hatte.
„Ich will eine Belohnung, und deshalb muss ich mit der CIA sprechen. Nur die wird den Wert meiner Informationen zu schätzen wissen.“
Der Botschaftsangestellte hatte genug gehört und winkte zwei MPs heran, die am Eingang Wache standen. Aber Igor erfasste rechtzeitig, was ihm drohte, und er suchte das Weite, bevor sie ihn schnappen konnten.
Als er abgekämpft und niedergeschlagen in seiner U-Bahn Richtung Studentenwohnheim saß und schon aufgeben wollte, hatte er die genialste Idee seines bisherigen Lebens.
Er konnte die geheimen Informationen den eigenen Leuten verkaufen! Den Russen! Die würden jeden Betrag zahlen, um ein PR-Desaster dieses Ausmaßes zu vermeiden. Ein paar Millionen Dollar für ihn und seine Schwester! Es war das Geschäft des Jahrhunderts!
Wie auf Knopfdruck ging es ihm wieder gut. Er wusste nicht, wie nahe ihm seine Jäger schon gekommen waren.
Katja schrak hoch und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Es hatte geklingelt, obwohl sie heute niemanden erwartete. Das war noch nie vorgekommen, außer vielleicht, wenn der Briefträger mal ein Einschreiben hatte oder die Stromableserin kam.
Die Sprechanlage war seit Wochen defekt, und wenn sie den Türdrücker betätigte, würde sie es dem Unbekannten erlauben, das Haus zu betreten und bis an ihre Wohnungstür zu kommen. Gut, sie hatte einen Türspion und konnte sich den ungebetenen Gast anschauen, bevor sie ihn abwies oder in ihre Wohnung einließ - aber wohl fühlte sie sich dabei nicht.
Sie öffnete die Haustür mit dem Summer und wartete hinter der verschlossenen Wohnungstür. Minuten vergingen und ihre Unruhe wuchs. Dann endlich hielt der Fahrstuhl auf ihrem Stockwerk.
Es war Igor.
Was willst du schon wieder?
Er kam nie unangemeldet, das hatte sie ihm so lange eingebläut, bis er es irgendwann kapiert hatte. Sie wollte nicht mit ihrem väterlichen Freund überrascht werden, und deshalb hatte ihr Bruder auch keinen Wohnungsschlüssel bekommen.
Sie sah, wie er schwer atmend vor ihrer Wohnung ankam und öffnete die Tür, bevor er klingeln konnte.
„Was ist denn mit dir los“, fragte sie, als er sich an ihr vorbei in die Wohnung drängte. „Hast du etwas ausgefressen?“ Er zog seine Jacke aus, warf sie auf das Wohnzimmersofa und ließ sich selbst in einen ihrer beiden Sessel plumpsen. Sie schob die Jacke zur Seite und nahm ihm gegenüber Platz.
„Frag mich etwas Leichteres, ich habe keine Ahnung.“
„Sind dir irgendwelche Gläubiger auf den Fersen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe all meine Schulden bezahlt. Ich habe sogar das Geld, das du mir zuletzt gegeben hast, noch nicht einmal angebrochen.“
„Was ist es dann?“
„Ich hatte vorhin im Bus das Gefühl, dass mich zwei Kerle verfolgen, die ich – einzeln allerdings – schon vorher gesehen hatte. Ich glaube, es sind Russen. Keine Ahnung, was die von mir wollen.“
Katja traute ihrem Bruder nicht recht. Aber sie konnte warten, bis er mit der Wahrheit herausrückte.
„Was willst du trinken?“
„Hast du Wodka im Haus?“
„Ist der Papst katholisch?“ Sie ging in die Küche, um welchen zu holen. Igor nutzte die Gelegenheit und steckte die gefährliche Speicherkarte tief in die Erde