Mimikri. Dennis Weis

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Название Mimikri
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия Mimikri
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742769961



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Wald war es bereits duster und Dyako hatte alle Mühe, noch etwas zu erkennen, aber es reichte, um die Umrisse zu sehen, damit er nicht vom Weg abkam. Sein Stab half ihm dabei, nicht an Wurzeln der Bäume oder an Steinen zu stolpern. Dennoch kam er auf diese Weise nur allmählich voran, was ihn störte.

      Gerade, als er sich mitten im Wald befand und die Dunkelheit nun völlig eingekehrt war, hörte er ein Geräusch, welches er nicht zuordnen konnte. Zuerst dachte er, er habe sich verhört oder es sich gar eingebildet, aber dann ertönte es nochmal, denn auch seine Sinne waren nun geschärft. Es klang wie ein Tier oder war es doch ein Mensch? Es war schwach und so blieb der alte Mann stehen, um seine Konzentration komplett dem Geräusch zu geben. Die Zeit war für ihn nun aufholbar, das war ihm bereits bewusst.

      Der Vorteil war, dass er es jetzt nicht mehr überhören würde, sobald es erneut ertönen sollte. Der Nachteil allerdings und dies wurde ihm nach und nach bewusst, war, dass er nun die Laute des gesamten Waldes vernahm, was ihm zunehmend ängstigte. Vielleicht war er bereits in einer Falle von einer Räuberbande.

      Das Heulen der Eulen, den leichten Wind, das Zirpen der Grillen und vielleicht einen Fuchs, der gerade durch das Geäst schlich konnte Dyako wahrnehmen oder bildete es sich nur ein? Er war sich nicht sicher und blieb wie angewurzelt stehen. Eigentlich wusste er es besser, denn das Verharren seiner Person war ein optimaler Angriffspunkt für mögliche Diebe- aber aus einem irgendeinem ihm nicht erklärbarem Grund- blieb er stehen.

      Für einige Momente verharrte er an Ort und Stelle als er dann beschloss, weiter zu gehen, da er den Gedanken hatte, er halluziniere das Ganze nur. Es war ein langer Tag und kein erfolgreicher. Er war erschöpft und seine Sinne fantasierten vor sich hin. Er sollte zusehen, dass er sich schleunigst vom Acker machte, dachte er sich, als der Laut abermals ertönte und wieder kurz innehielt.

      Dieses Mal war Dyako sich sicher, dass es real war. Er drehte sich sofortig in die Richtung aus der er das Geräusch vermutete und schritt vorsichtig voran. Natürlich kam er vom Weg ab, aber das war ihm gleich, da die Neugier in ihm siegte. Er war sich gewiss, dass es sich um eine Stimme einer Frau handelte.

      In ihm regte sich abermals der Gedanke, dass es sich auch um eine Falle handeln könne, denn schließlich hielten sich keine vernünftigen Menschen in diesen Wald auf und schon gar nicht zu dieser späten Stunde. Wer war denn so verrückt? Er selbst war es!

      „Hallo?“ fragte er vorsichtig und mit leiser Stimme.

      Und wieder erwischte er sich, wie dumm er doch war. Nun würden potenzielle Räuber erst recht wissen, wo er sich befand und ihnen würde es leichter fallen, ihn zu auszurauben. Andererseits, was hatte er denn zu bieten? Außer sein Leben?

      War es Neugierde, die ihn weiter herausfinden lassen wollte, was es damit auf sich hatte? Oder war es die pure Dummheit? Dyako hatte keine Antwort auf diese Frage und forschte weiter.

      Es kam keine Antwort, nur ein weiteres Stöhnen folgte, was seine Vermutung, dass es sich um ein menschliches Wesen beziehungsweise eine Frau handelte, extrem verstärkte. Er machte ein paar weitere Schritte und lugte durch das Gebüsch, um zu schauen, wo da jemand liegen könnte.

      „Hallo?“ fragte er dabei abermals, denn wenn Räuber vorhatten, ihn zu überfallen, dann hätten sie es längst getan, denn er- der alte Mann- war doch für solche Diebe kein Gegner, den sie fürchten müssten. Oder sie wussten nicht, dass er ganz allein war.

      Erneut gab es keine richtige Antwort. Vielmehr hatte Dyako den Eindruck, dass die Person verletzt sein müsste, so wie sie klang. Bedingt durch die Dunkelheit konnte er nicht richtig sehen, wer da auf er Erde lag, aber die Umrisse ließen erkennen, dass sich dort jemand befand.

      „Hallo?“ fragte er nun ein drittes Mal und war lauter als de Male zuvor.

      Etwas in ihm machte ihm bewusst, dass die Person Hilfe brauchte. Schnell war seine ursprüngliche Furcht wie verflogen. Zudem machte er sich keine Gedanken mehr darüber, was Gründe für ihre Verletzungen sein könnten. Dyako wollte helfen. Er tastete sich heran und bemerkte, dass die Person an der betroffenen Stelle nackt war.

      Dyako wich ein wenig zurück, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er ihr etwas antun wolle. Ganz im Gegenteil, er wollte wirklich helfen. Er versuchte nochmal, sie zu berühren, da es sein könnte, dass sie nur an dieser einen Stelle und er konnte nicht einmal sagen, wo er genau angefasst hatte, nackt war.

      Aber er irrte sich. Sie war dort ebenso nackt. Schnell schreckte er zurück. Er zitterte, denn unsittliche Berührungen waren nicht seine Absicht. Allerdings hatte er auch noch das Gefühl, nun ihre Brust berührt zu haben, was seine Scham steigerte.

      „Entschuldigung“, sagte er reflexartig und machte einen Satz nach hinten, um einen angemessenen Abstand zu ihr zu halten.

      Dabei stieß er sich an einen Ast, der ihm am Hinterkopf traf. Zuerst dachte er, er würde angegriffen werden und drehte sich um, aber als dann nichts weiter folgte, außer ein weiterer Ast, der sich leicht in seinem Gesicht schlug, wandte er sich wieder der Frau zu. Die entstanden Schmerzen ignorierte er.

      „Es tut mir leid“, sprach er, „ich wollte Sie nicht…“

      Er stockte bei dem Gedanken, das auszusprechen, was er ebengerade gemacht hatte. Er war religiös erzogen worden und er respektierte Frauen. Dyako wusste, dass der Rest der Welt, gerade die Räuberbanden und ebenso die Schergen der Nocta, dies anders sahen und sich anders verhielten. Sie nahmen sich die Frauen und vergewaltigten sie.

      Die Frau entgegnete nichts. Sie versuchte aufzustehen und Dyako eilte zur Hilfe. Sie stützte sich an ihm ab und spürte ihre Nacktheit an seinem Mantel. Es war ihm höchst unangenehm, dennoch blieb er an ihrer Seite, da sie sonst fallen und weitere verletzen würde. Er reichte ihr den Stab, den sie griff, um sich weiter auf den Beinen zu halten.

      „Ich kann Ihnen meinen Mantel geben“, bot er an und er merkte, wie sich sein ganzer Körper erhitzte und besonders, wie sein Kopf hochrot wurde, „damit Sie nicht frieren müssen.“

      Rasch ließ er sie los und sie hielt sich durch den Stab, aber zitterte kräftig. Die Frau kämpfte, um stehen zu können. Dann zog er seinen Mantel aus und legte ihn über ihre Schultern. Der Mantel war lang, sodass er bis zu ihren Waden reichte. Anschließend bot er seine Schulter erneut an, damit sie eine Absicherung hatte, um nicht zu Boden zu fallen.

      Der Überfall

      Der Wald war nun dunkel. Dabei handelte es sich nicht nur um die übliche Dunkelheit, sondern er war stockfinster. Dyako und die Frau konnten kaum die Umrisse erkennen. Selbst der Mond schaffte es nicht mit seinem Licht für eine klare Sicht zu sorgen, denn die Bäume verschlangen alles und ließen nur Finsternis übrig. Irgendwann hatte er entschieden mit der Frau in einer langsamen Geschwindigkeit voranzuschreiten. Er konnte ihr am besten helfen, wenn sie daheim bei ihm waren.

      Es benötigte einige Zeit bis sie an das Ende des Waldes gelangten. Erstaunlicherweise fanden sie überhaupt dort hin. Dyako schrieb es dem puren Zufall zu. Blind und ohne Orientierung aus diesem tiefdüsteren Wald hinauszugelangen und bisher nicht einmal ein gefährliches Tier, geschwiege denn einen Räuber angetroffen zu haben, grenzte reines Glück. Dieser Umstand hatte nichts mit Logik zu tun.

      Dyako wusste nicht einmal mehr wie lange sie unterwegs waren. Er hatte die Zeit völlig vergessen. Es musste Nacht sein, das war klar. Gefunden hatte er einen Ausweg, weil sich an einer Stelle der Mondschein zwischen dem dichten Geäst durchkämpfte.

      Als sie den Wald verließen, konnten sie etwas mehr erblicken, da der wolkenfreie Himmel den Mond erstrahlen ließ. Dyako hatte nun Gewissheit, dass die Frau splitternackt im Wald gelegen hatte, denn das Kleidungsstück, welches er ihr gegeben hatte, zeigte einige Lichtblicke.

      Sie sah jung aus und war zierlich. Dyako hatte die Vorstellung, dass sie Opfer einer Vergewaltigung gewesen sein musste. Und es widerte ihn an. Wie konnte Menschen, nein Männer Frauen so etwas antun? Wenn er es könnte, würde er für Gerechtigkeit sorgen.

      Dyakos Gedanken wurden jäh unterbrochen, da die Fremde anhielt. Er blickte