Mimikri. Dennis Weis

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Название Mimikri
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия Mimikri
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742769961



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und Leute überfielen ausraubten, angriffen und sogar töteten.

      Das Land wurde nun beherrscht von den Nocta, die den Krieg gewonnen hatten. Davor war das Land ein florierender Ort, der von Wohlstand, Handel, Wissenschaft, Kunst und vor allem auch Technik geprägt war. Aber seit dem Ende des Krieges und durch die Gewalt der Nocta ist alles eingebrochen und teilweise lebten die meisten wie vor 500 Jahren. Einzig die Magie hatte überlebt, nur wurde sie gejagt, gefangen und getötet durch die Hand der Nocta, die einzig allein für die Technik lebten und alles verabscheuten, was auch nur im Geringsten mit Magie oder dergleichen zu tun hatte.

      Sie duldeten keine Macht neben sich. Ganz gleich welchen Ursprung sie haben könnte. Die Nocta hatten alles an Technik und anderer Ideen an sich genommen oder nahmen es noch an sich. Da sie sich diese Macht genommen hatten, trauten sie niemandem und streuten sogar Spitzel unter das Volk, um auf diese Weise Feinde aufzuspüren. So wurde manch einer zu Tode geprügelt, hingerichtet oder vergiftet, der in Wahrheit gar kein Feind war, sondern nur zur falschen Zeit am falschen Ort oder er nervte einen der Spitzel, die für seine Beseitigung sorgten.

      Dyako stellte keine Gefahr dar, daher ließ man ihn größtenteils in Ruhe. Nur bei den Abgaben kamen die Soldaten der Nocta und forderten ihren Tribut. Dabei nahmen sie alles mit, was zu Geld gemacht werden könnte. Bei Aufsässigen töteten sie die Kinder, die Frau oder sogar die Tiere. Sollte es all das nicht mehr geben, schnitten sie ihm eine Hand oder einen Arm ab.

      Dyako hatte niemals Probleme damit, da er brav seine Steuer zahlte oder etwas abgab. Er schaute die Soldaten nicht einmal an, wenn sie kamen, sondern senkte seinen Blick zu Boden und war stets in gebückter Haltung, damit sie ihm nichts antaten. Dadurch überlebte er. Durch sein Verhalten verlor über die Jahre mehrere Tiere wie Ziegen oder auch Schafe. Aber was gab man alles für sein Leben? Er selbst sicherlich nichts, denn er hätte es jeder Zeit provozieren können, getötet zu werden, aber dies hätte seine geliebte Frau nicht gewollt.

      Es hätte Zeiten gegeben, in denen wäre er am liebsten gestorben, gerade weil die Nocta für den Tod seiner Frau verantwortlich waren, aber seit er seine Dämonen besiegt hat, hielt er am Leben fest, gerade weil es seine Frau nicht dulden würde. Sie hätte von ihm verlangt, zu kämpfen und nicht aufzugeben, so wie er es schon mehrfach gemacht hatte.

      Ob er die Nocta tatsächlich am Tod seiner Frau beteiligt waren, wusste er nicht. Man erzählte sich, dass Widerständler oder die, die die Nocta dafür hielten, durch ein Gift umgekommen waren. Dieses Gift nannten sie „den schwarzen Tod.“ Aus diesem Grunde schien es für Dyako die naheliegende Erklärung zu sein, ohne dass er sich dadurch hätte freisprechen wollen.

      Noch bevor Dyako den Hof verließ, ging er an das Grab seiner Frau vorbei. Er machte es immer so- stets auf dieselbe Weise. Er erzählte ihr auch jedes Mal seine Gedanken und stellte sich vor, was sie zu ihm sagen würde. Manchmal rollte eine Träne über seine Wange. Gerade dann, wenn er sie vermisste und dies war auch nach all den Jahren immer noch der Fall. Liebe überstand jede Zeit.

      Heute allerdings war es nicht so, dass er eine Träne vergoss. Er grüßte seine Frau und schaute, ob am Grab, welches er sehr pflegte, auch alles soweit in Ordnung war. Dann teilte er ihr mit, dass er nach Ferruma wollte, um einzukaufen und dass er gegen Abend zurück sei. An solchen Tagen musste er sich sputen, da der Weg lang war und er nicht mehr der Jüngste. Abends würde er sicherlich Zeit haben, um einige Worte zu seiner Frau zu sagen. In seinen Gedanken verstand sie es. Sie hatte schon immer ein großes Herz.

      Dyako hatte seinen Wanderstab dabei, denn die Strecke machte ihm schon Mühe, gerade ab der Hälfte. Sein Alter forderte eben auch seinen Tribut. Die ersten Schritte waren auch immer ein wenig anstrengend, denn die Knochen mussten sich erstmal daran gewöhnen. Die Arbeit auf dem kleinen Hof, die er jeden Tag vollbrachte, hielten ihn auf eine Art fit, aber sie war auch kräfteraubend. Meist war es nach einigen Schritten vorüber und er konnte wandern.

      Der Tag begann sehr schön, denn die Sonne schien und nur ein paar Wolken verdeckten ab und zu den die Strahlen. Es sah aber insgesamt nicht danach aus, als würde es heute zu Regen kommen. Es stimmte Dyako ein wenig fröhlich und er ließ sich dadurch ein bisschen von der Natur anstecken, obwohl überall noch Zeichen des Krieges zu sehen waren.

      Dyako ging an verlassenen Höfen, Ruinen und zerstörten Bauten vorbei, die mittlerweile von Gräsern und Pflanzen bedeckt waren und teilweise einige Tiere, wie Hasen, Füchse oder auch Mäuse in sich wohnen hatten. Die Natur hatte sich über die Jahre alles zurückgeholt. Die einstigen großen Krieger und magischen Wesen gab es nicht mehr oder die Anhänger verließen ihre Heimat und versteckten sich.

      Das einzige Stück, welches zum einen schön war, aber auch gefährlich, war der Wald. Er blieb erhalten und breitete sich nach dem Krieg sogar noch aus. Die Natur war hier am schönsten, fand Dyako und er hatte das Gefühl, sie wurde jedes Mal ein wenig schöner. Andererseits befanden sich in diesem Wald auch Tiere, wie Wölfe und Bären, denen man besser nicht begegnen sollte.

      Aber ebenso wenig sollte man sich vor den Räubern fürchten, die es ausnutzten, dass man im sich im Wald sehr gut verstecken konnte. Zumeist raubten sie ihre Opfer nicht nur aus, sondern verschleppten sie, wenn sie Frauen waren. Oder vergewaltigten sie. Die Räuber hatten kein Gewissen und nahmen sich, was sie wollten. Bei Männern kam es drauf an, ob sie als Sklaven herhalten konnten oder wie im Dyakos Fall einfach nur abgeschlachtet worden. Alte konnte man nicht gebrauchen, genauso wenig wie Zeugen.

      Den Wald zu umgehen war zwar möglich, aber sinnlos, wenn man am Abend wieder daheim sein wollte, so wie Dyako. Es war nur ein kleiner Teil, den er zu durchschreiten hatte, ehe er dann den letzten Part in Richtung Ferruma absolvieren konnte. Die meisten hätten aber den Umweg in Kauf genommen oder wären mit mehreren durch das Waldstück gegangen, da die Wahrscheinlichkeit geringer war, überfallen zu werden.

      Die Räuber waren zwar durchtrieben und gierig, aber nicht so dumm, sich mit zu vielen anzulegen, gerade wenn ihre Chancen sanken. Wer es sich also leisten konnte, war zumindest ihnen gegenüber geschützt. Die wilden Tiere interessierte es aber nicht und so kam mancher um, weil er sich zu sicher fühlte und wurde am Ende Bärenfutter. Den Rest der Leiche verspeiste praktisch der Wald durch andere Tiere wie Ameisen selbst.

      In dem Wald kam sich Dyako immer vor, als sei er in einer anderen Welt. Allein das Licht der Sonne wurde beim Eintritt nahezu völlig verschlungen und es fühlte sich an, als sei schon Abend, obwohl es ein anderes Licht war. Der Wind war kühler und es war viel stiller, sodass man seine eigenen Schritte hören konnte- selbst Dyako in seinem Alter. Dadurch war man stets in einer Art Habachtstellung, denn es könnten Diebesbanden oder gefährliche Tiere lauern. Dyako ließ diesen Gedanken kaum Raum, sodass die Reise für seine Verhältnisse rasch voranging. Es machte keinen Sinn, sich ständig seiner Angst hinzugeben. Man konnte dadurch irre werden und Dyako war zwar ein alter verbitterter Mann, aber er war noch nicht durchgeknallt.

      Nach einiger Zeit hatte Dyako es geschafft und den Wald hinter sich gebracht. Es geschah nichts. Tagsüber war die Möglichkeit einer Begegnung mit einem Tier gering, da diese meist abends oder am frühen Morgen jagten. Räuber war unkalkulierbar. Es verhielt sich in diesem Fall wie bei einer Lotterie.

      So wie beim Eintritt, war es ebenso beim Austritt aus dem Wald. Die Wärme der Sonne, der Wind und vor allem die Geräuschkulisse durch Vogelgezwitscher, Summen von Bienen und anderen Insekten machten deutlich, dass Dyako wieder auf dem Pfad Richtung Ferruma war.

      Der alte Mann sputete sich, denn er war langsamer als die letzten Male. Weshalb es sich so verhielt, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht dachte er zu viel nach und wurde so noch träger als er eh schon wegen seines fortgeschrittenen Alters war. Die Verspätung konnte aber maximal eine halbe Stunde betragen, so wie er es laut Sonnenstand abschätzen konnte.

      Er näherte sich den Stadtmauern von Ferruma. Davor standen vier Wachen, allesamt mit allerhand Waffen ausgerüstet, die sowohl Hightech beinhalteten als auch nicht. Dyako hatte kaum Kenntnis über Waffenkunde, deshalb konnte er nicht genau erkennen, was sie alles mit sich führten. Was er aber sehen konnte war, dass diese Soldaten gefährlich waren.

      Sie verfügten über Visiere, die jeden scannten, der sich ihnen näherte und zeitgleich trugen sie Schwerter, die mit verschiedensten Modifikationen