Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley

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Название Magie, Schicksal und der Zauberkristall
Автор произведения Jeanny O'Malley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754168219



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schlug er mit der Faust auf den harten Boden und weinte dann schließlich leise vor sich hin, bis er vor Erschöpfung einschlief.

      8

      Am nächsten Morgen trug Timono seinen toten Freund aus der Höhle heraus und legte ihn neben einem großen Stein hin. Mit Tränen in den Augen schaufelte er ein tiefes Loch, in welches er danach Raphaels Körper hineinlegte. Nachdem er alles wieder mit der Erde verschlossen hatte, meißelte er den Namen seines Freundes in den großen Stein neben dem Grab.

      Traurig und einsam ging er danach in die Höhle zurück und legte dort die Schaufel auf den Boden. Mit beklemmter Atmung schaute er durch die Behausung von den beiden. Jetzt war es nur noch seine Höhle, in der er von nun an alleine leben musste. Sein Herz schmerzte tief in seinem Innersten und er brauchte frische Luft.

      Alleine ging Timono durch den Wald auf der Insel. Seinen Weg suchte er sich nicht aus, sondern seine Beine. Er selbst versuchte, sich nur den Kopf frei zu machen. Vor seinen Füßen sah er plötzlich eine sonderbare Pflanze. Vorsichtig pflückte er diese ab und schaute sie sich ganz genau an. „Dieses Gewächs habe ich schon einmal gesehen. In einem Buch von dem Kapitän. Aber ich weiß nicht mehr, was sie bedeutet. Irgendeinen Warnhinweis habe ich gelesen, aber ich weiß nicht mehr, ob mich diese Pflanze umbringen wird, oder nicht.“ sprach er einfach so vor sich her und ihm wurde erst danach die Bedeutung seiner Wörter bewusst. „Soll ich Raphael folgen? Warum haben mich meine Füße sonst hierher gebracht? Eigentlich will ich noch lange leben, aber alleine nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich kommt hier eh kein Schiff mehr vorbei, welches mich mitnehmen würde.“ Dann schaute er sich einmal um und aß von der Pflanze, die ihn aber nicht tötete, sondern ihn in einen Rausch versetzte, der ihm schöne Träume bereitete.

      Timono lief zwei oder drei Schritte, bevor er sich an einen Baum lehnte und zu lächeln begann. Zufrieden ließ er sich auf den Boden sinken und lachte vor sich hin, bis er vor Erschöpfung einschlief.

      Kurze Zeit später tauchten einige Eingeborenen auf, unter der Führung von Xien. Sie sahen den Zauberer am Baum schlafen und einer der Eingeborenen deutete auf die Pflanze, die Timono noch in der Hand hatte. Xien befahl in seiner Sprache etwas und die anderen hoben den Zauberer vorsichtig hoch und trugen ihn in ihr Dorf.

      Als Timono aufwachte, befand er sich in einer Hütte und eine Frau kühlte mit Wasser seine Stirn. Zunächst erschrak er, aber dann schmerzte sein Kopf und er blieb liegen. Die Frau ging aus der Hütte und Xien betrat den Raum. Er versuchte Timono mit der Zeichensprache zu erklären, was mit ihm passiert war, aber dieser hatte große Mühe ihm zu folgen, weil die Zeichen andere waren, als die, die Raphael benutzt hatte. Schließlich stand Timono auf und zeigte Xien, dass er auch mit einem Stock verschiedene Begriffe in den Sand malen konnte. Dabei kam ihm ein neuer Funke, der seinen Lebenswillen wieder auf Vordermann brachte. Er sah darin seine neue Lebensaufgabe, die Sprache der Eingeborenen zu lernen, und diese dann auch zu benutzen. Zunächst bedankte er sich bei Xien für die Hilfe und ruhte sich danach noch etwas aus.

      Timono wollte den Kopf wieder frei bekommen, und die Trauer hinter sich lassen. Diese Pflanze hatte ihm zwar einen tollen Rausch beschert, trotzdem wollte er auf seinen Kopf hören und dies nie wieder machen. Stattdessen lief er durch den Wald und baute so seine Wut ab und trainierte auch wieder seinen Körper. Nachts schlief er in seiner Höhle und tagsüber lebte er bei den Eingeborenen und versuchte ihre Sprache zu sprechen. Nebenbei baute er mit Xien etwas Obst und Gemüse an, wovon er von einem Handelsschiff Samen übrig hatte. Weiter lernte Timono mit ihnen zu leben, und sich an ihren Lebensgewohnheiten nicht zu stören. Die Menschenopfer erbrachten sie nur an besonderen Tagen und auch nur dann, wenn gestrandete Leute auf die Insel kamen.

      Timono nutzte seine Freizeit mit der Herstellung von Papier. Nach mehreren Monaten gelang es ihm ein Buch anzufertigen, in dem er seine Fortschritte mit den Eingeborenen schrieb und was ihn sonst noch so bewegte. Auch schrieb er über das Schiff, über Joanna, Raphael, Ritter Clarence und über Elaine. Dieses Buch nannte er das Buch der Erinnerungen und er wollte nur hineinschreiben es aber niemals selbst lesen. Auf diese Art und Weise wollte er sich von seiner Vergangenheit verabschieden und sich somit die Last von der Seele nehmen. Aber es klappte nicht so, wie er es sich dies vorgestellt hatte.

      Eines Morgens wachte Timono aus einem eigenartigen Traum auf und fragte leise: „Was willst du mir damit sagen?“ Langsam stand er auf und folgte den Schwingungen der Magie, die er spürte. Diese Kraft zog ihn bis in den Raum mit dem Kristall. Dort angekommen setzte er sich neben den Kristall und fing an seine Gedanken voll auf diesen zu lenken. Plötzlich fing dieser an zu leuchten und zeigte Timono, auf der glatten Oberfläche, verschiedene Bilder, die immer mehr in die Vergangenheit deuteten, bis die Erde entstand. Entsetzt über die Erde als Feuerball, fing Timono an zu zittern. Er wusste mit diesen Bildern nichts anzufangen. Dann zeigte der Kristall ihm einen anderen Kristall, der rot leuchtete und nicht wie er blau. Dieser andere Obelisk zog Blitze an und leitete diese weiter auf die Leute in seiner Umgebung. „Was willst du mir damit sagen? Gibt es noch einen bösen Kristall?“ wollte Timono wissen und sah nur, wie ein anderer Zauberer, mit einem vor Zorn verzerrten Gesicht, versuchte ihn zu beschwören. Timono fragte leise: „Verstehe. Der andere Kristall ist eine Gefahr. Was kann man dagegen tun?“ Wieder leuchtete der Obelisk auf und zeigte, wie die beiden noch ein großer, im gleißenden weißen Licht, leuchtender Kristall war. Zwei Zauberer stritten sich wohl. Bei diesem Streit kam es zu einem Zauberduell und dabei zerbrach die Zauberquelle in einen roten und einen blauen Teil. Jeder der Zauberer nahm einen Teil mit, und jeder brachte ihn an einen anderen Ort. Timono sagte: „Ich habe verstanden. Du bist der gute Kristall und hast mich deshalb hierher geholt um dich zu beschützen. Du hast mich auserwählt, weil ich damals Raphael mit meiner Kraft gerettet habe, und nichts Böses im Schilde führe. Was muss ich tun?“ Der Obelisk zeigte ihm, wie der blaue und der rote Kristall sich wieder vereinen. Dann wechselte das Bild und Timono sah, wie der rote zerstört wird. „Gibt es nur diese beiden Möglichkeiten?“ fragte er leise und es hörte auf zu leuchten und wurde wieder dunkel in der Höhle. Sofort ging Timono in sein Zimmer zurück und malte und schrieb alles in sein Buch, was er zuvor als Bilder gesehen hatte.

      Die nächsten Tage und Wochen beschäftigte sich Timono ausschließlich mit der Zauberquelle. Er wollte so viel wie möglich über die Situation und den Standort des zweiten Kristalls herausfinden. Immer wieder übte er Meditationen in der Nähe seiner Energiequelle aus und versetzte sich mental, durch die Kraft des Kristalls, in andere Orte auf der Welt. Jeden Tag zeigte ihm der Obelisk mehrmals die Bilder auf seiner Oberfläche, die er schon kannte, aber Timono versuchte trotzdem mehr aus diesen Informationen zu verstehen als bei der ersten Nacht nach seinem Traum. Der Versuch mehr Informationen zu erhalten ließ Timono an die Grenzen seiner Kraft gehen. Erschöpft sank er neben dem Obelisken zusammen.

      Zufällig kam Xien in die Höhle und sah Timono auf dem Boden liegen. Vorsichtig ging er zu ihm hin und berührte ihn leicht. Als Timono sich aber nicht bewegte, wurden die Stöße von Xien immer fester. Endlich nach einigen Minuten wachte der Zauberer wieder auf und blickte in die Augen von seinem neuen Freund. Lächelnd schaute er in seine Augen und gab in Zeichensprache zu verstehen, dass es ihm wieder gut ginge. Leider konnte er die Sprache noch nicht so auswendig, wie er es gerne wollte. Xien reichte ihm seine Hand hin und half ihm von Boden aufzustehen. Timono kam der Gedanke, dass sein Freund ihm helfen konnte. Mit gebrochenen Wörtern versuchte er ihn zu fragen, wo der andere Kristall sein könnte. Dabei deutete er auf den Obelisken und dieser zeigte dem Eingeborenen seinen roten Zwilling. Ängstlich schaute dieser sich die Bilder an und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er den Roten noch nie zuvor gesehen. Dankend nickte er Xien zu, der dann auch wieder aus der Höhle verschwand.

      Timono ging in sein Zimmer zurück und nahm eine alte Seekarte hervor, die er aus einem Schiffswrack mitgenommen hatte. Er suchte auf der Karte nach irgendwelchen Inseln, die genauso verlassen schienen, wie diese. Immerhin war er selbst schon viel in den letzten Jahren auf See herumgekommen. Doch er hatte keine Ahnung, nach was genau er dort suchte. Es konnte genauso gut eine bewohnte Insel sein. Lustlos packte er die Papierrolle wieder weg und sagte zu sich selbst: „Immer nur Rätsel. Kannst du mir nicht ein paar Antworten liefern? Ich kann dich leider nicht verstehen. Was habe ich mit der ganzen Sache zu tun? Warum ausgerechnet ich? Was kann ich alleine denn schon ausrichten?“ Verärgert