Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley

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Название Magie, Schicksal und der Zauberkristall
Автор произведения Jeanny O'Malley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754168219



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du hast recht. Sie ist eine Königin geworden und keine gewöhnliche Frau.“

      In der Nacht konnte Timono nicht schlafen. Die ganze Zeit dachte er an sein bisheriges Leben. War das, was er jetzt hatte, besser, als das Vorherige? Würde er sein ganzes Leben auf der Insel bleiben wollen? Als er dann endlich eingeschlafen war, träumte er von Joanna.

      Am nächsten Morgen wurde er von Raphael geweckt. Er deutete mit seiner Hand auf die neuen Fenster und zeigte Timono damit, wie schön die Morgensonne in die Höhle schien. Das war ein wirklich schöner Anblick für die beiden. Timono setzte sich aufrecht hin und sagte zu Raphael: „Wir müssen uns eine Vorratskammer anlegen. Noch haben wir genug Früchte aus dem Wald, aber wer weiß, wie lange die da noch auf uns warten. Wir sollten eine kleinere Ernte hier in die Höhle schaffen. Dazu stellen wir mehrere Fallen auf, um frisches Fleisch zu bekommen.“ Nickend stimmte Raphael zu. Danach machte er einige Zeichen mit den Händen und Timono fragte: „Wozu willst du denn eine Küche? Wir haben einen Kleiderschrank, einen Tisch, Stühle und ein Regal hier drinnen. Was wir brauchen, sind Betten.“ Raphael lachte und deutete auf eine Stelle in ihrem Raum, wo noch etwas Platz war. Dann zeichnete er in die Luft, wie er sich die Vorratskammer und die Stelle, wo das Essen zubereitet werden könnte vorgestellt hat. Timono fand die Idee wirklich gut.

      Am frühen Nachmittag machten Sie sich an die Arbeit um die Kochstelle herzurichten. Timono machte für die Feuerstelle noch so eine Art Rauchfang in der Decke mit einem Ausgang aus der Höhle. Raphael staunte wirklich sehr über seinen zaubernden Freund.

      Abends waren Sie mit der Küche fertig. Timono sagte erschöpft: „Wir hätten uns zuerst weiche Betten besorgen sollen, in die wir uns jetzt nach der Arbeit zurücklegen können.“ Raphael lachte und legte sich auf seine Matratze auf dem Boden.

      In den nächsten Tagen erkundeten die beiden Freunde die gesamte Insel. Im Vergleich zu ihrem Heimatland war sie sehr klein, aber man brauchte doch eine Woche um jeden Zentimeter von diesem Land zu entdecken. Ihr Weg führte sie auch an dem Lager der Eingeborenen vorbei. Jetzt wussten die beiden, dass ihre Nachbarn nicht allzu weit weg lebten.

      Am Abend sagte Timono: „Ich glaube, so langsam habe ich mich an das Leben hier gewöhnt. Wir haben alles was wir brauchen. Wir haben Licht, einen trockenen Schlafplatz, eine Küche und jede Menge Bücher um uns die Zeit zu vertreiben. Was wir jetzt noch brauchen, ist ein Schachspiel.“ Raphael lachte und deutete mit seinen Händen, dass sie sich eines bauen könnten. So wie Raphael es vorgeschlagen hatte, machten sie sich auf die Suche nach geeignetem Holz für die Figuren und nach einem flachen Stein für das Spielfeld.

      Die nächsten Wochen verbrachten die beiden mit Schnitzen, Farbe mischen und anrühren, Malen und Essen. Zwischendurch mussten sie die Fallen kontrollieren und eventuell neue Köder auslegen. Während sie schnitzten, erfanden sie Geschichten aus den Abenteuern anderer Leute, von denen sie mal gehört hatten.

      Nach einem Monat schließlich war das Schachspiel fertig. Es war zwar klein, aber sie wollten ja natürlich nicht den ganzen Raum ausfüllen. Die Arbeit hatte sich gelohnt. Die Figuren waren liebevoll geschnitzt und der Stein als Spielfeld wundervoll mit Ornamenten angemalt. Zufrieden lächelten sich die beiden an und Timono fragte: „Lust auf ein Spiel?“ Nickend stimmte Raphael zu.

      Eines Nachts träumte Raphael schlecht. Unruhig wälzte er sich auf seiner Matratze und jammerte dabei etwas. Timono überlegte, ob er ihn wecken sollte, oder ob er es lassen sollte. Da wachte Raphael von selbst auf. Ängstlich sah er seinen Freund an und wischte sich die Tränen aus den Augen. Timono fragte ihn: „Waren es wieder die Eingeborenen, die andere Menschen verfolgten?“ Nickend bestätigte er seinen Traum.

      In der Morgendämmerung verließ Timono für kurze Zeit die Höhle. Außerhalb traf er auf Xien, der nach Obst suchte. Der Zauberer begrüßte ihn freundlich in Zeichensprache und holte auch etwas Obst für Raphael und sich selbst. Xien deutete auf den Himmel und pustete so heftig er konnte und bewegte die Arme dabei. Timono dachte an einen Sturm. In den Himmel schauend dachte er nach, wann der Sturm kommen würde. Bei seinen Jahren auf dem Schiff hatte er so vieles über einen plötzlichen Wetterumschwung gelernt. Er beobachtete die Wolken und stellte fest, dass der Sturm noch an diesem Tag kommen könnte. Dankend nickte er Xien zu und nahm dann sein Obst in die Hand.

      In der Höhle sah er Raphael durch die Fenster in den Himmel schauen. Timono sagte: „Ja du siehst richtig. Ein Sturm wird aufkommen. So wie es aussieht, wird es noch heute passieren.“ Erstaunt blickte Raphael ihn an und gestikulierte mit seinen Händen herum. Timono fragte ihn: „Was? Du willst noch vor dem Sturm etwas von draußen holen gehen?“ Er nickte und ging aus der Höhle heraus. Der Zauberer schüttelte den Kopf und überlegte, was wohl so Wichtiges da draußen herumlag, was nicht in einen Sturm geraten durfte. Aber egal was es auch war, noch hatte der Sturm nicht angefangen. Hungrig nahm er sich etwas Obst und holte sich ein Buch aus dem Bücherregal. Damit machte er es sich auf seiner Matratze bequem und fing an zu lesen.

      Während er las, vergaß er total die Zeit. Der Sturm setzte ein. Plötzlich kam Raphael aufgeregt in die Höhle. Auf seinen Armen trug er einen dicken toten Vogel. Timono fragte ihn: „Ist uns das Vieh etwa in die Falle gegangen?“ Raphael nickte, legte den Vogel auf den Tisch und formte mit seinen Händen in seiner Zeichensprache: „Ein Schiff kurz vor dem Korallenriff! Und der Sturm kommt von dem Meer aus und droht das Schiff auflaufen zu lassen.“ Timono fragte: „Was? Habe ich das richtig verstanden?“ Sein Freund nickte und winkte ihm, dass er ihm folgen sollte. „Draußen ist gleich die Hölle los. Und du willst das Schiff retten?“ fragte er entgeistert. So gerne er auch mit seiner Zauberkraft versucht hätte, das Schiff zu retten, erschien es ihm doch etwas zu gefährlich. Raphael bat ihn mitzukommen, um es zu versuchen. Dann meinte Timono zu ihm: „Du hast ja recht. Es könnten unsere Freunde sein. Und wir überlassen sie nicht den Eingeborenen.“ Dann gingen sie zusammen hinaus in den Sturm.

      Am Strand angekommen sahen sie das Schiff durch eine Regenwand auf sie zukommen. Der Wind peitschte um ihre Ohren. Timono hörte nur noch das Heulen des Windes, gegen den er selbst und gegen den er für das Schiff kämpfte. Innerlich bat er, um Kraft um das Schiff trotz des Windes von dem Riff fernzuhalten und umzulenken. Er konzentrierte sich so stark, dass er um sich herum gar nichts mehr wahrnahm. Aber tatsächlich sah er nach einiger Zeit das Schiff beidrehen und unbeschadet um das Riff weitersegeln. Als Timono sich umdrehte, erblickte er in seiner Nähe einen Baum, der bereits durch den Sturm umgefallen war. Er hatte nichts davon mitbekommen. Der Wind peitschte immer noch den Regen in sein Gesicht. Durch den Regenschleier stellte er jedoch mit Entsetzen fest, dass Raphael unter dem Baum lag. Der Baum hat ihn mitten auf seinen Oberkörper getroffen. So schnell er nur konnte lief er zu seinem Freund hin. Raphael lebte noch. Timono versuchte den Baum mit seiner reinen Muskelkraft anzuheben, doch dies alleine half ihm nichts. Er hatte Angst um Raphael. Es blieb nur noch die Lösung, dass er sich konzentrieren musste, um den Baum von seinem Freund herunter zu bekommen. Er brauchte diesmal mehrere Versuche, aber es klappte.

      Timono half Raphael hoch und stützte ihn so gut er nur konnte. Nach einiger Zeit kamen sie in der Höhle an. Vorsichtig legte er seinen Freund auf der Matratze ab. Dieser hatte große Schmerzen beim Atmen und bei jedem Atemzug hörte er ein Rasseln. Raphael deutete einige Wörter mit seinen Händen an und Timono sagte aufgeregt: „Nein! Du stirbst schon nicht. Ich werde dich wieder gesund machen. Ich werde dir helfen. Du wirst es schon sehen.“ Raphael schüttelte mit dem Kopf und lächelte Timono an. Dieser fing an zu weinen und bat: „Nein! Bitte stirb nicht. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll. Du bist doch mein Freund.“ Flehend hielt er seine Hand fest und weinte leise vor sich hin. Raphael hob die andere Hand hoch, streichelte Timono über die Haare und dann sank seine Hand in einem Rutsch herunter. „Nein! Raphael! Du darfst jetzt nicht tot sein. Lass mich bitte nicht alleine.“ Schluchzend legte Timono seinen Kopf auf die Brust des Freundes, um zu hören, ob er noch atmete, oder ob er noch einen Herzschlag bemerken würde. Beides war nicht zu hören und er war wirklich tot. Unter Tränen brach der Zauberer zusammen und verkroch sich dann in die andere Ecke der Höhle, um dort auf seiner Matratze zu weinen. Er schlug mit der Faust auf den Boden und fragte leise und schluchzend: „Warum nur? Warum wolltest du, dass ich das Schiff rette? Wieso konnte ich dich dann nicht retten? Wolltest du unbedingt