Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley

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Название Magie, Schicksal und der Zauberkristall
Автор произведения Jeanny O'Malley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754168219



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ein verträumtes Lächeln auf und meinte leise: „Sie hat mich ein kleines bisschen an die Prinzessin erinnert. Ich weiß zwar, dass ich sie vergessen wollte, aber der Schmerz sitzt noch zu tief.“ Raphael klopfte ihm tröstend auf die Schulter und gab ihm dann ein Zeichen, dass er wieder mit ihm zum Schiff gehen sollte.

      Wieder vergingen Monate auf dem Schiff. Timono konnte schon jede Arbeit an Bord verrichten und er wollte immer mehr dazu lernen. Der Kapitän stellte ihm sogar seine Bücher zur Verfügung, damit Timono sich zwischendurch weiterbilden konnte. Auch versuchte Timono, immer wieder Sachen zu bewegen. Jedes Mal gelang es ihm besser. Doch er hielt seine Zauberei geheim. Er machte es nur, wenn keiner zusah. An Regentagen lernte er sogar von Raphael, wie man näht. Ab diesem Tag nähte er sich seine Hemden und Hosen so, wie er es gerne haben wollte.

      5

      Nach einigen Jahren hatte Timono sehr viele Muskeln bekommen. Er las sehr viel und lernte immer mehr dazu. Außerdem verstand er noch mehr von seinen Zaubersprüchen. Kapitän Ogly schenkte ihm sogar einige von seinen Büchern, damit Timono in seiner freien Zeit studieren konnte.

      Eines Tages geriet die Seemöwe in einen gewaltigen Sturm. Das Wasser rings umher schäumte und tobte, wie ein wildes Raubtier. Alle Männer an Bord mussten die Segel raffen, damit sie nicht heruntergerissen wurden. Timono kämpfte auch, zusammen mit Raphael, gegen die hohen Wellen und den Sturm an. Sie versuchten gerade ein Segel festzubinden, als eine meterhohe Welle auf sie einschlug. Als die Wassermassen wieder fort waren, bemerkte Timono, dass das Wasser seinen Freund Raphael mit weggezogen hatte. Schnell lief er an den Rand des Schiffes und rief: „Raphael! Raphael, hier bin ich. Versuch hier zu meiner Stimme zu schwimmen. Raphael!“ Doch es half nichts. Die Tatsache, dass er nicht sprechen konnte, machte die Sache noch schwieriger. Timono wollte seinen Freund nicht verlieren. Er nahm ein Seil, band es an einem Mast fest und an sich selbst, und sprang darauf mit einem Satz ins Wasser. Diesmal setzte er seine Zauberkraft zum ersten Mal für einen wirklich guten Zweck ein. Er ließ sich von seiner Kraft führen und fand plötzlich Raphael bewusstlos im Wasser. Schnell tauchte er zu ihm hin und hielt ihn fest in seinem Arm. Das Wasser peitschte immer noch um die beiden und das Schiff herum. Timono konnte mit seiner eigenen Muskelkraft nicht mehr zum Schiff zurückschwimmen. Ohne zu überlegen, dass die anderen seine Zauberkraft entdecken könnten, konzentrierte er sich, das Seil am Mast wickelte sich auf und zog Timono und Raphael wieder an Bord. Nachdem Raphael wieder auf dem Schiff war, fassten ihn direkt zwei andere Männer und brachten ihn in den Schlafraum. Dieser war noch bewusstlos, aber Timono blieb an seiner Seite und wollte so lange warten, bis er aufwachen würde.

      Kapitän Ogly kam in den Raum und fragte ihn: „Timono! Seit wann kannst du zaubern?“ Langsam stand er von dem Stuhl auf, welcher neben Raphaels Schlafplatz stand und antwortete: „Es fing an, kurz bevor ich auf dieses Schiff kam. Ich habe es wohl von meinem Urgroßvater geerbt, sagt mein Onkel.“ Der Kapitän lachte und meinte: „Das hättest du uns doch sagen können. Ich dachte, ihr wäret für immer verloren gewesen, als du auch noch ins Wasser gesprungen bist. Das war wirklich mutig von dir.“ Timono senkte seinen Kopf und sagte leise: „Ich musste doch meinem besten Freund helfen. Das Risiko, als Zauberer oder Magier entdeckt zu werden, musste ich eingehen.“ Da schlug Raphael die Augen auf. Vorsichtig tippte er Timono mit dem Finger an. Als dieser sich umdrehte, machte Raphael mit seiner Zeichensprache ein Zeichen, mit welchem er „Vielen Dank mein Freund!“ ausdrücken wollte. Timono nahm seine Hand und sagte: „Das habe ich gerne gemacht mein Freund!“ Kapitän Ogly lächelte und nickte dem Zauberer dankend zu, bevor er wieder ging.

      Timono war so froh darüber, dass er aufgrund seiner Fähigkeiten nicht von seinen Freunden verurteilt wurde. Nachdem er die Erfahrungen mit seinem Ahnen gemacht hatte, der wohl nicht so das Ansehen der Leute genoss, konnte er sich wirklich glücklich schätzen, dass es immer noch Menschen gab, die keine Angst vor seinen Fähigkeiten hatten. Wahrscheinlich, weil sie wussten, dass sie sich auf ihn verlassen und ihm vertrauen konnten.

      In den folgenden Tagen musste das Schiff vor einer Insel den Anker werfen, um dort besser die Sturmschäden reparieren zu können. Raphael war noch sehr schwach und musste sich daher etwas schonen. Timono brachte ihm eine starke Suppe, damit er wieder zu Kräften kommen würde. Dann aber merkte er etwas in seinem Körper, was er noch nie zuvor gespürt hatte. Es fühlte sich so an, als ob seine Zauberkraft stärker werden würde.

      Als Timono neben Raphael saß, meinte er zu ihm: „Damals, als ich neu auf die Seemöwe kam, konnte ich nur ganz kleine Dinge bewegen und tanzen lassen. An Bord dieses Schiffes habe ich geübt und immer wieder geübt, bis ich etwas mehr konnte. Aber so ein Seil bewegen, was uns beide aus dem Wasser zieht, das konnte ich noch nicht. Es ist so, als ob meine Kraft bei diesem Sturm gewachsen wäre. Und gerade jetzt spüre ich, dass meine Kraft aus irgendeinem Grund wächst.“ Raphael machte einige Zeichen und lächelte dabei. Timono lachte und antwortete: „Nein! Das glaube ich nicht, dass ich das für meine gute Tat bekommen habe. Es ist vielleicht etwas anderes. Ich werde der Sache mal nachgehen.“ Dann nahm er die leere Tasse von Raphael in die Hand und ging darauf an Deck.

      Dort wartete der Kapitän auf seine Mannschaft, die mit dem Boot zu der Insel gefahren war. Kapitän Ogly fragte Timono: „Willst du dir auch mal die Insel anschauen? Vielleicht interessiert sie dich ja. Hier vor dieser Insel sind sehr viele Schiffe bei einem Sturm gekentert. Eigentlich ein grauenvoller Ort, dabei sieht sie im Sonnenschein sehr friedlich und schön aus.“ Timono sah sich das Land von weitem an und meinte leise: „Da ist etwas auf der Insel, das mich anzieht. Mit eurer Erlaubnis würde ich mir das wirklich einmal gerne aus der Nähe anschauen.“ Der Kapitän nickte, woraufhin Timono schnell ins Wasser sprang, und an Land schwamm.

      Am Strand stand einer der Seeleute und fragte ihn: „Wolltest du nicht warten, bis wir wieder mit dem Boot zurückkommen?“ Timono schüttelte mit dem Kopf. Dann durchdrang ihn ein kribbelndes Gefühl. Es war ein magisches Kribbeln, was ihn weiter auf die Insel trieb. Vorsichtig kämpfte er sich durch die Bäume und das Gebüsch. Dann kam er nach einiger Zeit an einen sehr großen Felsen mit einem Spalt an der Vorderseite. Neugierig ging er durch die Öffnung. Ein schmaler Gang führte in einen großen Raum mitten in dem Felsen. Langsam und vorsichtig ging Timono weiter in den Raum hinein. Es war gar nicht so dunkel, wie es in anderen Höhlen der Fall war, denn die Wände hatten kleine Kristalle an sich, die scheinbar auch wenig Licht reflektierten und abgaben. Wahrscheinlich gab es kleinere Risse und Löcher in dem Felsen, die auch an anderen Stellen ein wenig Licht in die Räume abgaben. Außerdem war der Stein selbst sehr hell. Plötzlich leuchte vor ihm ein blaues Licht auf. Es war ein Obelisk aus reinem Kristall. So einen riesigen Kristall hatte er noch nie gesehen und er wusste auch, dass etwas Ähnliches nur selten jemand gesehen haben konnte. Durch das Licht, welches von diesem Gebilde ausging, sah er an den Wänden und auf dem Boden der Höhle Stalaktiten und Stalagmiten und viele kleine Edelsteine. Alles war sehr eindrucksvoll. Timono ging auf den großen, blau leuchtenden Obelisken zu. Eine magische Kraft zog seine Hand an die Oberfläche des Kristalls. Auf einmal sah Timono auf der glatten Fläche die Bilder, wie er Raphael mit dem Seil aus dem Wasser zog. Auf einmal durchströmte Timono ein sehr starkes Gefühl von Magie. Der Kristall gab ihm mehr Zauberkraft, als er bis zu diesem Zeitpunkt hatte. Dann sah er auf der Oberfläche, wie Eingeborene in der Höhle gegen ihn kämpfen würden. Dies erschreckte Timono. Er hatte die Vergangenheit und die Zukunft gesehen.

      Plötzlich hörte er Stimmen. Sie kamen vom Höhleneingang immer näher auf ihn zu. Es war aber eine Sprache, die er nicht verstehen konnte. Ängstlich von dem, was er gesehen hatte und von dem, was er hörte, versteckte er sich hinter dem Obelisken. Doch das Leuchten des Kristalls verriet ihn. Die Eingeborenen kamen näher und entdeckten ihn, der sich immer noch in Sicherheit fühlte. Mit lautem Geschrei liefen sie zu ihm. Timono konnte sich zuerst nicht helfen, doch dann klammerte er sich an den Kristall und bemerkte, dass ihm die Eingeborenen nichts anhaben konnten. Sie standen fassungslos um ihn herum und schwiegen. Erst dann merkte Timono, dass er auch leuchtete und kleine Blitze um ihn herum in den Boden schlugen, doch ihm passierte nichts. Als er seine Hand hob, um den Eingeborenen ein Zeichen zu geben, dass er in Frieden kommt, lenkte er damit auch einen Blitz über ihre Köpfe. Beeindruckt fielen die wilden Menschen auf die Knie und verneigten sich vor ihm. Timono wusste zunächst nicht, was er machen sollte, doch dann