Sonnenfeuer. J.D. David

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Название Sonnenfeuer
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745067989



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Taskors abzublocken. Der nächste Hieb der Klinge war tödlich.

      Aus dem Augenwinkel erkannte er eine weitere Gestalt, die in den Kampf eingriff. Sie sprang vom Dach eines kleinen Hauses, das an der Gasse lag, und setzte mit schnellen Schlägen einer feinen Waffe dem Feind zu. Die Klinge war aus dreieckigem Stahl, fein, aber anscheinend scharf und spitz. Der Mann trug Kleidung aus Stoff, die wohl einst edel gewesen war, nun aber durchgetragen wirkte. Auf dem Kopf trug er einen Hut mit einer Feder. Seine schwarzen Haare fielen lang unter diesem hervor und wurden von einem säuberlichen Spitzbart untermauert.

      Das Blatt hatte sich gewendet. War es gerade noch ein Kampf sechs gegen eins gewesen, waren es nun drei gegen drei. Und das Überraschungsmoment auf der Seite der Kargatianer. Taskor wusste noch nicht, was er von der fremden Hilfe halten sollte, doch mit Genugtuung stellte er fest, wie sie mit gemeinsamen Kräften die restlichen Feinde innerhalb weniger Momente niedermachten.

      Als der letzte kaiserliche Soldat tot zu Boden fiel, nahm sich Taskor nur kurz Zeit durchzuschnaufen. Dann hob er sofort die Klinge und richtete diese auf die beiden Fremden. Sein Blick ging kurz die Gasse hinunter. Zu seiner Überraschung waren die beiden Damen und Benno noch immer am Ende der Gasse. Allerdings waren auch sie nicht mehr alleine. Neben Hega stand eine junge Frau, vielleicht zwanzig Jahre alt, die in dunklen Farben gekleidet war. Ihre dunkelbraunen Haare waren zusammengebunden, am Gürtel trug sie neben einem Schwert mehrere Dolche und Messer. Und eine Klinge hielt sie dem jungen Benno an den Hals. Daneben war ein Mann, der wie ein Gaukler gekleidet war, mit einer Glockenmütze auf seinen roten Haaren. Er lief etwas hektisch um die kleine Gruppe. Es war aber offensichtlich, dass die beiden Gestalten zu den beiden Kämpfern gehörten, die ihnen gerade noch geholfen hatten.

      „Im Name der Krone, senkt sofort eure Waffen ihr Lumpen.“, knurrte Taskor bedrohlich zu den beiden Männern, die bei ihm standen. „Und befehlt eurer Freundin das Gleiche.“, fügte er warnend hinzu.

      Ob nun durch seine Befehle oder nicht, die beiden Männer steckten ihre Klingen in der Tat in den Gürtel. Nur die Frau schien keine Anstalten zu machen, Benno und die Damen aus ihrer Kontrolle zu lassen.

      „Also, mein Herr.“, sagte der Fechter mit dem charakteristischen Bart mit einer leichten Verbeugung. „Wie mir scheint, steht Ihr nicht in der besseren Verhandlungsposition, um solch gewagte Forderungen zu formulieren. Der Wert der Krone hat in Kargat in den letzten Stunden leider rapide abgenommen.“

      Taskor ging vorsichtig einige Schritte rückwärts auf die Gruppe um die Königin zu, hielt aber die beiden Kämpfer im Auge, während er antwortete. „So lange es Nachfahren von Wulfric gibt, gibt es eine wahrhafte Krone unseres Königreiches. Und du wirst dich dem beugen, Bürger.“

      „Florenzo.“, korrigierte der Mann Taskor mit einem schelmischen Lächeln. „Man nennt mich Florenzo den Fechter. Und da ich genau genommen kein Bürger Kargats bin, erscheint mir auch die Drohung eher hinlänglich.“

      Taskor musste sich auf die Zunge beißen, um nicht in Wut auszubrechen. Doch die Situation gab ein solches Verhalten nicht her. Sie hatten nicht nur zwei ausgesprochen wertvolle Geiseln in ihrer Hand, sondern waren ihm auch überlegen. Denn zumindest die beiden Männer verstanden das Handwerk des Krieges, das hatte Taskor auch in dem kurzen Moment erkennen können.

      „Wer seid ihr?“, fragte er den offensichtlichen Anführer der kleinen Gruppe, „Und was wollt ihr?“

      Florenzo lächelte. „Wir sind wohl das, was euer eins Abschaum nennen würde, ich würde uns als die wirklich freien Menschen des Landes bezeichnen. Eigentlich wollten wir euch nur gegen diese ungebetenen Gäste unterstützen. Aber General Graufels, den schwarzen General, erkennt man eben. Und wie erwartet scheinen wir ja eine gute Beute gemacht zu haben.“

      Taskor hatte noch immer die Klinge erhoben und schnaubte. „Für eine Beute bin ich schlecht zu fangen. Aber wenn ihr gegen die Soldaten kämpft, die unser Reich in Flammen setzen, haben wir den gleichen Feind. Lasst die Frauen und den Jungen frei, und ich werde euch in Frieden und Freiheit gehen lassen.“

      „Aah, ich glaube nicht. Oder…“, sagte Florenzo und schien zu überlegen.

      „Ich habe ne Königin gefangen – edel, schön und hold - und willst du sie zurück erlangen – überschütte uns mit Gold.“, hörte Taskor auf einmal den Gaukler, der die Zeilen in einer Art schiefen Gesangs anstimmte. Er schaute unruhig zu dem Mann, der offenbar verrückt war.

      „Entschuldigt Gilmar. Er ist manchmal etwas direkt.“, sprach nun wieder Florenzo. „Aber ich glaube er bringt es auf den Punkt. Was bringt es uns, euch nun laufen zu lassen?“

      Euer Leben, wollte Taskor antworten. Aber erneut beherrschte er sich. Es war eigentlich recht einfach. Sie hatten nichts bei sich und er konnte nur die Zukunft versprechen. Gleichzeitig würden sich auch die vier Gestalten vor den kaiserlichen Truppen verstecken müssen. Dessen war er sich sicher. Er schaute ernst zu Florenzo.

      „Ich sage es ein letztes Mal: Lass die Frauen frei, dann können wir sprechen. Wenn ihr uns helft, aus der Stadt zu entkommen, sollt ihr gut belohnt werden. Doch im Moment haben wir nichts bei uns. Also: Wollt ihr gute Bürger Kargats sein oder durch meine Klinge sterben?“, sagte er mit einer Mischung aus Drohung und ehrlichem Angebot. Seine Augen blieben auf Florenzo verhaftet, aber es war der ältere Kämpfer, der nun das Wort übernahm.

      „Es reicht, Sinja. Steck die Klinge weg. Gilmar, komm her.“, sagte er mit rauer Stimme. Sofort folgten die beiden den Befehlen des Mannes und ließen von Benno, Hega und Sonya ab. Nun senkte auch Taskor die Klinge.

      „Mein Name ist Eggbert Einauge. Einst diente ich als Soldat in der kargatianischen Armee. Dies ist meine Tochter Sinja Silberhand, sowie meine Gefährten Florenzo und Gilmar Glockenkron.“, sprach er mit ruhiger Stimme. Taskor ging derweilen die letzten Schritte zurück zu den Frauen und blickte dann Eggbert ins Auge.

      „Danke Eggbert, für deine kluge Entscheidung.“, sagte er. Das Gefüge der vier hatte sich sehr schnell geändert. Gerade hatte er noch Florenzo als Anführer gesehen, aber Eggbert strahlte eine andere Art der Autorität aus. Dann wandte sich der General an die Königin.

      „Majestät, geht es Euch gut?“, fragte er und Hega nickte sofort wortlos.

      „Wir müssen uns beeilen.“, mahnte nun Sonya Taskor.

      „Ja, Hoheit.“, gab dieser zurück und schaute dann noch wütend zu Benno, der seine Aufgabe so überhaupt nicht erfüllt hatte. Doch der Junge wich dem Blick aus und Taskor verkniff sich einen Kommentar, der ihnen nun auch nicht mehr helfen würde. Dann drehte er sich wieder zu Eggbert.

      „Mein Angebot gilt. Ihr sollt alle entlohnt werden, wenn ihr uns aus der Stadt helft. Wie ihr seht, bin ich mit dem Jungen alleine für den Schutz der Frauen verantwortlich. Und ich habe gesehen, dass ihr von Hilfe sein könnt.“

      Eggbert zögerte kurz, nickte dann aber. „Wir helfen euch aus der Stadt. Es gibt Wege, die ihr nicht kennt. Und die Kaiserlichen auch nicht. Dann unterhalten wir uns über unsere Belohnung.“

      „Unsere Heimat steht in Flammen, ein Zurück gibt es nicht mehr.“, brachte Eggbert es auf den Punkt, als er den Blick auf Härengar hinunter warf. Sie hatten es geschafft. Es gab viele Winkel und Wege in Härengar, die Adeligen verborgen blieben. Aber Menschen wie sie, Diebe, Streuner, Herumtreiber, fanden diese Wege und Winkel. Mal um einen Schlafplatz zu finden. Mal um die Flucht vor der Obrigkeit anzutreten. Manchmal auch nur, weil einen die Neugier trieb. Der Abwasserweg hatte sie weit aus der Stadt geführt hin zu den Klippen, die nördlich von Härengar die Küste bildeten. Von dort war es noch ein Aufstieg gewesen und schon befanden sie sich auf dem kleinen Hügel, der ihnen den Blick auf die Stadt und den kaiserlichen Belagerungsring davor erlaubte.

      Florenzo nickte. „Ja, und es scheint mir, dass das Leben für unsereins unter den Augen des Kaiserreiches nicht einfacher wird. Also, was wollen wir tun?“ Er schaute skeptisch zu der Gruppe hinüber, die um General Taskor stand. Ein einfacher Soldat, eine Königin und eine Prinzessin. Wahrlich nicht ihre Welt.

      „Traue keinem Adelsmann - weil er nur Adel adeln kann - auf unsereins schaut er hinab - und schlägt uns schnell die Köpfe