Sonnenfeuer. J.D. David

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Название Sonnenfeuer
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745067989



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fragte Narthas den Boten, der nachdem er das Zelt betreten hatte sofort niedergekniet war. Es war ein junger Urbe. Einer jener Soldaten, die den großen Khan und die Niederlage gegen Tandor nicht mehr miterlebt hatten. Die bereits in die Knechtschaft unter Herzog Celan hineingeboren worden waren. Dennoch waren sie vollwertige Urben. Das Blut der Ahnen floss durch sie und die Geister der Steppe beseelten sie, schenkten ihnen Kraft. Es war eine gute Generation.

      „Mein Khan, wir haben eine Truppe von Reitern entdeckt, die sich weiter südlich auf die Gronde zubewegt. Es scheinen Gerüstete unter dem Kommando Lumos‘ von Tandor zu sein. Zuletzt verfolgten sie Flüchtende, die nach Fendron unterwegs waren. Einige Dörfer sind auch in Flammen aufgegangen.“, berichtete der Späher seine Erkenntnisse. Er wirkte unsicher und schob so noch etwas nach: „Ihr hattet uns doch befohlen, jegliche Truppenbewegungen, auf beiden Seiten des Flusses, zu berichten.“

      Es hörte sich an wie eine Rechtfertigung. Als hätte der Mann etwas Falsches gemacht. Doch Narthas war äußerst zufrieden über diese Nachricht. Nicht, dass sie ihn erfreute, aber immerhin erreichte sie sein Ohr.

      „Danke. Das ist wertvolle Information. Geh nun. Lass dir von meinem Hauptmann eine Silbermünze geben und richte ihm aus, mein Pferd und einige Männer als Eskorte bereit zu machen.“, befahl Narthas dem Mann, der mit einer wortlosen Verbeugung verschwand.

      Der Khan schaute erneut auf die Karte. Verdammt. Es war, wie Vincent vermutet hatte. Er musste diesen Ritt stoppen, bevor Lumos größeren Schaden anrichten konnte. Wie konnten die beiden Brüder nur so unterschiedlich sein. Irgendwie kamen beide nach dem Vater. Aber während Lumos eher die Kampfkraft und taktische Schläue gewonnen hatte, war Vincent der Stratege, der es schaffte, Menschen für sich zu gewinnen. Leider konnte nur einer den Herzog von Tandor, oder den König von Valorien, beerben. Es würde der Erstgeborene sein…

      Kapitel 8

      Lerke wusste nicht mehr wo sie war. Nun, sie wusste, dass sie zusammen mit Sylvius in einer Höhle saß, die nur spärlich durch die Sonne, die durch wenige Felsspalten fiel, beleuchtet wurde. Doch wo diese Höhle sich befand oder wie sie hierhergekommen war, wusste sie nicht mehr.

      Nachdem sie von den Männern von Arthur gefangen genommen worden waren, hatte man den beiden die Augen verbunden. Dann hatte ein längerer Ritt begonnen. Lerke hatte die ganze Zeit vor dem gleichen Mann im Sattel gesessen, der sie bei der Kutsche mitgenommen hatte. Der Mann mit den mysteriös dunkelroten Haaren. Doch er hatte geschwiegen. Den gesamten Weg.

      Sie vermutete, dass sie sich in den Alrinnen befanden. Oder zumindest deren Ausläufern. Jedenfalls hatte sie das öfter am Hofe ihres Großvaters gehört, dass die Rebellen dort vermutet wurden. Dennoch hatten es weder die Soldaten Rethas‘, noch die Reiter aus Tandor geschafft, den abtrünnigen Ritter festzusetzen. So war auch ihre Hoffnung, hier gefunden zu werden, gering. Trotzdem tat es gut, nun wieder an einem festen Ort zu sein, nicht mehr im Sattel zu sitzen. Alleine mit Sylvius, ohne Fesseln, ohne Augenbinden.

      „Denkst du, dass dein Vater auf die Bedingungen von Arthur eingehen wird?“, fragte Lerke ihren jüngeren Begleiter. Sylvius saß auf einer der beiden Pritschen, die in der Höhle standen. Obwohl sie offensichtlich im Berg waren, war die Höhle nicht unangenehm. Die Wände waren zwar kühl, aber nicht feucht. Die Pritschen hatten mit Stroh gefüllte Kissen und dicke Decken. Doch die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings trugen ihre Wärme in die Höhle, sodass sie diese zumindest tagsüber nicht brauchten. Sie hatten etwas zu trinken bekommen. Einzig der Hunger meldete sich langsam bei ihnen.

      „Ich weiß es nicht.“, antwortete Sylvius ehrlich. Er starrte zu Boden. Obwohl er der Sohn des großen Celan war, wirkte er in diesem Moment viel mehr wie das Kind, das er nun einmal war. „Wir wissen ja nicht mal, was dieser Verräter von uns will.“, fügte er das Offensichtliche hinzu.

      „Ich denke nicht, dass er uns Gewalt antun will. Er braucht uns als Druckmittel, gegen unsere herzoglichen Eltern bzw. Großvater. Dazu muss es uns gut gehen. Uns wird bestimmt nichts geschehen.“, sagte Lerke aufmunternd in fast fröhlichem Ton und setzte sich neben Sylvius. Sie legte den Arm um den Jungen. „Wir werden schon bald wieder hier raus sein. Ich glaube nicht, dass Arthur ein unehrenhafter Mann ist.“

      Er war hart. Das hatte sie schon oft gehört. Und auch gesehen. Der Überfall auf ihre Eskorte war natürlich kalt und brutal gewesen. Dennoch hatte er weder ihr noch Sylvius ein Leid zugefügt. Am Ende war er doch ein Ritter Valoriens, zumindest sah er sich selbst als ein solcher. Oder?

      „Mmh.“, sagte Sylvius und nickte mit dem Kopf. Er war wohl deutlich weniger zuversichtlich. „Ich habe Hunger. Denkst du, die lassen uns hier einfach verhungern?“, fügte er dann hinzu.

      „Dann hätten sie uns die Höhle hier nicht so schön ausgestattet, oder?“, sagte Lerke wieder mit einem Lächeln. Sie konnten die Situation nicht ändern. Also sollten sie wenigstens so zuversichtlich und positiv bleiben, wie es ging. Nicht verzweifeln. Es würde sich schon alles zum Guten wandeln.

      „Ich werde mal nachfragen.“, sagte sie mit einem Grinsen und ging zu der Holztür, die ihre Höhle versperrte. Sie klopfte kräftig an diese.

      „Hey, hört mich jemand? Wir haben Hunger!“, rief Lerke laut. Sie ging näher an die Tür und legte ihr Ohr an das Holz um zu lauschen, ob sie dahinter etwas hörte. Erst meinte sie nichts auszumachen, aber dann schienen da Schritte zu sein. Sie trat erneut zurück.

      „Siehst du, sie haben uns gehört. Wir werden bestimmt gleich etwas bekommen.“, sagte sie zu Sylvius just bevor die Tür aufging. Oder eher aufschlug.

      Zwei Männer betraten die Höhle. Offensichtlich einfache Soldaten im Gefolge Arthurs, in Leder und Stoff gekleidet wie die meisten seiner Männer, die sich aus den einstigen Schwarzen Pfeilen und weiteren Bauern und Freiwilligen aus den Dörfern des Herzogtums zusammensetzten.

      „Einen schönen guten Tag.“, sagte Lerke freundlich. Sie hatte in ihrem Leben oft gelernt, dass man mit Freundlichkeit weiter kam, als mit Befehlen. In dieser Situation schien dies wohl umso mehr zu gelten. „Sylvius und ich haben schon länger nichts zu essen bekommen und würden uns über etwas freuen. Es kann auch etwas Einfaches sein.“

      Die Männer blieben am Eingang stehen. Der eine, ein Mann wohl in seinen Dreißigern mit ungepflegtem Bart und struppigen Haaren, schaute zu seinem Kameraden, einem jüngeren Mann, der zwar seinen Bart geschnitten hatte, dem aber die dunkelbraunen Haare lang auf die Schultern fielen und von Fusseln durchzogen waren. Der Ältere verschränkte die Arme.

      „Was dürfen wir Euer Gnaden denn kredenzen? Einen Fasan vielleicht? Mit frischen Früchten? Oder doch lieber ein paar Süßspeisen?“, fragte er hämisch. Lerke gab aber nicht auf und lächelte offen freundlich zurück.

      „An einem solchen Ort, scheint mir das doch ein bisschen viel Aufwand. Uns würde ein Eintopf reichen, mit ein bisschen Brot. Oder Schinken. Habt vielen Dank.“

      Dann verzog sich das hämische Lächeln des Mannes und wurde düsterer. „Ich habe alles verloren, wegen deinem Großvater und seinem Vater.“, sagte er und deutete auf Sylvius. „Vielen Männern hier geht es so. Und da soll ich, wenn du rufst, wie ein Dienstbote springen?“

      „Es tut mir leid für deinen Verlust.“, antwortete Lerke ehrlich. „Und nein, ich meine…“, stammelte sie, nicht mehr sicher, was sie sagen sollte. Sie spürte, dass die Situation gefährlich wurde. Vielleicht hätte sie nie fragen dürfen. Doch nun war es zu spät.

      Der ältere Mann, der die ganze Zeit gesprochen hatte, ging nun einige Schritte nach vorne und näherte sich Lerke. Diese wich automatisch einige Schritte zurück, stieß aber sofort an die hintere Wand der Höhle.

      „Also, meine Schöne. Wir können dir gerne etwas zu essen bringen. Aber dafür sollten wir zumindest eine Gegenleistung erhalten.“, sagte er, nun wieder mit dem hämischen Grinsen. Und einem lüsternen Blick, der Lerkes Körper hinabwanderte. Als er sie erreicht hatte, packte er ihren Arm und zog sie an sich. Er atmete ihren Geruch ein.

      „Und ich weiß auch schon eine geeignete Bezahlung.“

      „Lass sie sofort los!“ Sylvius